Jugend - kulturell bewandert?
Ich habe mich schon oft gefragt, warum ich anders bin als die 'Durchschnitzteenies'. Warum ich mir zum Beispiel viel lieber alte Stummfilme von Asta Nielsen, Charlie Chaplin und co. anschaue, als das, was uns Teenagern ja eigentlich so heute angeboten wird. Warum höre ich mir Musik an, die Brahms komponierte, anstatt mir diese (ich hoffe ich schreibe es richtig) 'Rihanna' oder co. anzuhören. Antwort: weil ich etwas von Kultur verstehe, was die Teenies von heute kaum noch verstehen. Sie kennen es kaum noch durch einen schönen Park zu spazieren. Sanssoucci ist wunderschön und meine Lieblingspark. Sich auf eine Bank zu setzen und einen Zeichenblock zu nehmen und mit stift und raddiergummi einfach mal die landschaft zu zeichnen.
Sie kennen es nicht mehr, sich Dokumentationen über besondere Menschen anzusehen, die im 20. Jahrhundert die Welt veränderten. (Außer in der Schule - doch das Desinteresse der Schüler überwiegt den Unterricht mehr)
Mit ihren Eltern abends am Tisch zu sitzen und einfach mal etwas zu spielen. Oder zu basteln etc...
Was unternehmt ihr, um euren Kindern, eurer Zukunft, Kultur beizubringen? Sind sie damit auch einverstanden?? Oder gibt es manchmal streit deswegen?
eure Charlie
Tach.
Ich bin 17 Jahre alt, damit bin ich wohl noch die "Jugend". Ich bin eigentlich der typische Durchschnittsjugendliche, den du ansprichst. Rihanna höre ich zwar auch nicht, aber bei einer Überdosis Mozart wird mir nach einer Weile schlecht. Sonderlich an Kultur interessiert bin ich eigentlich auch nicht, ist zwar schön an einem sonnigen Tag mit Kumpels durch einen Park zu latschen, aber extra den Urlaub für eine Städtereise herzugeben, das würde mir nicht im Traum einfallen.
Eigentlich find ich das nicht weiter schlimm, die Jugend von heute will eben nichtmehr soviel mit der Vergangenheit und der "Kultur" zu tun haben, wir konzentrieren uns lieber auf das heute: Was so an Musik aktuell ist, was Paris Hilton jetzt schon wieder verbockt hat, etc.
Der Jugend Kultur aufzwingen zu wollen halte ich für blöd, wen es interessiert, der hat genügend Möglichkeiten, sich zu informieren.
Ich will es einfach mal wissen. Auch habe ich nie behauptet, dass jemand den Teens Kultur aufzwingen will. Es ist mir bewusst was ihr so macht. Ich bin selber von euch 'Durchschnittsteenies' in der Schule umgeben. Und sie sind alle meine Freunde. Allerdings würde es mich schon einmal freuen in der Zeitung auch mal etwas anderes zu lesen, als Jugendliche verprügeln Rentner fast tot. Oder wen interessiert es jeden Tag zu hören, ob Paris Hilton einen Schlüpfer anhat oder nicht?
Wo sind denn Kinder, die auch mal was außergewöhnliches können? Was kulturelles? Mozart muss nicht immer Kultur sein. Es muss nichtmal Mozart sein. Du scheinst nichts von Kultur zu verstehen, sonst wüsstest du was ich damit meine. oder stoße ich bei euch auf ein
Es heißt doch immer 'Du bist Deutschland. Aber wo sind sie denn? Die wirkliche große Zukunft???'
Um was großes zu können, muss man ja nicht unbedingt ein zweiter kleiner Mozart sein.
Es gibt schon viele Jugendliche, die können ein Instrument wirklich toll spielen, aber das ist nun mal heutzutage eher eine Gitarre als eine Violine oder ähnliches
Und zeichnend im Park sitzen ja immer noch einige aber das hat eben auch ne ganze Menge mit Talent zu tun, was leider nicht jeder hat (ich leider auch nicht) und wenn da bei mir nur ein paar krumme Striche bei raskommen, habe ich keinen Spaß daran, mich stundenlang hinzustzen und zu zeichnen.
Auch in einer Gruppe kann man doch den Park genießen und der ist bei uns im Sommer immer voll von Jugendlichen, die sicherlich auch ihren Spaß haben.
Und in vielen Familien wird auch abends zusammen am Tisch gesessen, ich denke, das darf man nicht verallgemeinern und dass die Jugendlichen, die andere in der U-Bahn halb tot prügeln sicher nicht 2 Stunden vorher noch mit ihren Eltern gebastelt haben, ist auch klar.
Aber solche Jugendlichen gab es sicherlich auch schon vor 200 Jahren, genau wie es eben auch jetzt noch viele Jugendliche gibt, die auch klassische Musik mögen und gerne ins Theater gehen.
Naja... was heißt denn kultiviert? Ab wann ist man kultiviert?
Ich selber stehe nicht sonderlich auf Stummfilme und klassische Musik höre ich auch nur ab und zu. Aber ich interessiere mich sehr wohl für Kultur, lese viel, und besuche auch gerne Museen. Ich liebe es spazieren zu gehen und bereise auch gerne fremde Städte um diese zu erkunden und kennenzulernen.
Ich zeichne die Landschaft zwar nicht, aber ich bin oft draußen um zu fotografieren. Ich genieße es in einem einsamen verschneiten Park zu spazieren und die Landschaft zu bertrachten.
Was die Definition von Kultur angeht, ich verstehe auch was du meinst und ich finde es auch sehr schade, dass die meisten Jugendlichen heute ziemlich oberflächlich sind und keinen Sinn mehr für die Schönheit der Natur und beeindruckender Städte haben. Die wenigsten können sich heute noch über "Kleinigkeiten" freuen.
Meine Oma findet es immer wieder schön, wenn sie sieht, wie ich mich für die schönen Altbauten begeistern kann, wenn wir zusammen durch München schlendern. Sowas sehen viele Leute einfach als selbstverständlich an, laufen einfach daran vorbei und schenken dem keinen weiteren Blick. Ein Beispiel von vielen.
Also ich sehe es wie der Rest hier,
Charlie Chap hat geschrieben:Ich habe mich schon oft gefragt, warum ich anders bin als die 'Durchschnitzteenies'. Warum ich mir zum Beispiel viel lieber alte Stummfilme von Asta Nielsen, Charlie Chaplin und co. anschaue, als das, was uns Teenagern ja eigentlich so heute angeboten wird. Warum höre ich mir Musik an, die Brahms komponierte, anstatt mir diese (ich hoffe ich schreibe es richtig) 'Rihanna' oder co. anzuhören. Antwort: weil ich etwas von Kultur verstehe, was die Teenies von heute kaum noch verstehen. Sie kennen es kaum noch durch einen schönen Park zu spazieren. Sanssoucci ist wunderschön und meine Lieblingspark. Sich auf eine Bank zu setzen und einen Zeichenblock zu nehmen und mit stift und raddiergummi einfach mal die landschaft zu zeichnen.
ist für mich keine Definition von Kultur, sondern mehr ein Hobby, in deinem Fall eben ein ausgefallenes Hobby.
Ich hab auch jede Menge davon, aber ich würde mich nicht zu der Aussage hinreißen lassen, deswegen besonders stark kulturell bewandert zu sein - vor allem da sich der Begriff sehr weit dehnen lässt. Zudem kann man trotz ausgefallener Interessen noch ein Durchschnittsteenie sein, zumindest habe ich mich so gefühlt, auch wenn ich nicht mit jedem alle Interessen teilen konnte.
Nur weil ich beispielsweise einen Abend lang mit Freunden über den Geschmack eines guten Whiskeys, dessen Variationen oder über das Aroma von Zigarren und die Besonderheit daran rede und das in Loungeatmosphäre würde ich das nicht als Besonderheit bezeichnen in der sich Kultiviertheit ausdrückt, sondern eher als gemeinsames Hobby, so wie alte Filme oder Zeichnen im Park. Ein Museumsbesuch ist für mich genauso ein Hobby, dem ich gerne nachgehe aber nichts das auf Kultiviertheit schließen lässt.
Charlie Chap hat geschrieben:Allerdings würde es mich schon einmal freuen in der Zeitung auch mal etwas anderes zu lesen, als Jugendliche verprügeln Rentner fast tot. Oder wen interessiert es jeden Tag zu hören, ob Paris Hilton einen Schlüpfer anhat oder nicht?
Dann liest Du definitiv die falschen Zeitungen, in denen die ich lese steht sowas gar nicht (und trotzdem hat auch das nichts mit Kultur zu tun).
Und so blöd wie es klingt, auch die derzeitige Jugendkultur ist eine Form von Kultur, halt Popkultur - die Frage ist also, welchen Kulturbegriff Du genau zugrundelegen willst. Bzw. ob ein anderer Begriff nicht besser passen würde als einer der sich soweit dehnen lässt, z. B. ob die heutige Jugend eher ein hohes Niveau in diesem Sinne (Eröffnungspost) pflegt oder nicht - gerade die Verwendung des Begriffes Kultur für einen eng umrissenen Ausschnitt aus dieser spricht eigentlich dagegen, "kulturell bewandert" zu sein, sonst würde man erkennen, dass es sich hierbei nur um einen Teil des ganzen (was man schätzen sollte) aber nicht um das Ganze an sich handelt , auch wenn das sehr Oberlehrerhaft klingt.
Nein du hast Recht. Ich spreche im allgemeinen. D.h. ich lege mich nicht sonderlich fest, welche Kultur es nun zu sein hat, denn jeder Mensch sieht Kultur anders. Also warum auf eine kulturelle Ader beschrenken, wenn man nach einer Weile angegriffen wird mit der Tatsache, dass es ja noch andere Formen von Kultur gibt. Wenn ich es mir so überlege meine ich damit die Kultur von Jugendlichen, die sich für nichts mehr zum Anregen bewegen lässt. Die Kinder, die lieber vor ihrem PC hängen, als zum Beispiel etwas 'anständiges' zu tun.
Mein Anliegen beruht nicht auf der Tatsache, dass alle nun im Park sitzen sollen und zeichnen. Das war ja nur ein Beispiel von vielen. Das schoss mir so in den Kopf als ich mal wieder in den Nachrichten hörte, dass Jugendliche mal wieder einen alten Menschen zugrunde gerichtet haben. Nun frage ich mich, wie kann sowas passieren. Sicherlich haben die Eltern bestimmt ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt. Aber das ist nicht der Inhalt meines Themas.
mir geht es mehr darum, den Kindern von heute noch ein bissel Kultur zu übermitteln, und ihr die Eltern sollt ihnen dabei helfen. Denn nur wenn die Eltern etwas dabei leisten, werden ihre Kinder auch schlussfolgerungen daraus ziehen. Z.B. ein Tipp, wie ich es mache. Ich interessiere mich für einen Freizeitpark, aber Mom sagt zu mir 'Nein'! Sofort verfällt das Kind in 'Depressionen' LOL weil es nicht das bekommt was es will.
Sagt euren Kindern zum Beispiel einfach, 'wenn du da unbedingt hinwillst, dann kommst du das nächste mal auch mit mir dahin, wo ich will.'
In meinem Fall hat mich meine Mom dann gleich nach Sanssoucci verschleppt mit dem Fakt, dass sie sagt, 'sowas kann auch mal schön sein' und ganz ehrlich, mir hat es gefallen! Die statuen! Die Schlösser. Oder in general eifach mal duch die Gegenden deiner Stadt zu laufen, in denen noch ganz alte Häuser stehen und dir ihre Geschichte erklären lassen.
(nur so nebenbei: Keiner muss das hier machen, es sind einfach nur Tips.)
Du kapierst aber offenbar nicht, dass jede Jugend doch ihre Kultur HAT und niemand ihnen irgendeine Kultur näher bringen muss. Wieso denn die Eltern? Welche Kultur sollten denn die Eltern ihren Kindern beibringen, bitte? Subbotnik hat ja schon erwähnt, dass Kultur im Allgemein nicht bedeutet, dass man den Kinden Bac und Mozart vorspielt und mit ihnen Aquaraelle zeichnet oder sowas, sondern eine Kultur kann auch Heavy Metall sein und eine Kultur kann auch das Interesse an Ratten sein oder sonst was. Mir scheint eher, du hast die Definition von Kultur nicht verstanden.
Finde es ebenfalls sehr problematisch, Kriterien (normative Wertung) für Eigenschaften/Tätigkeiten zu geben, welche dann das Prädikat "kultiviert" rechtfertigen sollen.
Natürlich IST "Kultur" ein normativ sehr aufgeladener Begriff und wird leider genau wie "Bildung" leider allzu oft in einem verklärt-konservativen Sinn gebraucht.
Kultur ergibt sich zwangsläufig aus dem Zusammenkommen und Gedankenaustausch von Menschen, welcher schließlich in der Fertigung kultureller Artefakte (Handlungen, Gegenstände, Kunst, oder auch nur ein "cooler Spruch", etc) mündet.
Bevor man also klären möchte, wann jmd "kulturell" (interessiert/bewandert) ist, sollte man die Verwendungsweise des Begriffs unter den Diskutierenden klären. Der eine sieht es so, der eine halt anders - geschieht beides mit guten Begründungen, sollte man sich gegenseitig friedlich seiner Wege ziehen lassen
Sippschaft hat geschrieben:Du kapierst aber offenbar nicht, dass jede Jugend doch ihre Kultur HAT und niemand ihnen irgendeine Kultur näher bringen muss. Wieso denn die Eltern? Welche Kultur sollten denn die Eltern ihren Kindern beibringen, bitte?
Naja, es wurde ja schon indirekt klar, dass hier mit Kultur eigentlich etwas anderes gemeint ist / sein soll (nehme ich mal an).
Ich würde eher sagen, viele Jugendliche von heute haben ein niedriges Niveau was allgemeine Normen angeht. Da mangelt es an Bildung und guter Erziehung, kurz gesagt. Sei es das Desinteresse mangels Verständnis (nicht jenes, weil man es nicht mag, gibt es ja auch), fehlende Manieren, fehlendes richtiges Deutsch oder ein Verhalten welches allgemein total daneben ist (von oben betrachtet).
Also ich würde mich, auch wenn da gleich wieder jemand rumjammern wird, nicht mit dem typischen Hauptschüler, es gibt ja auch Ausnahmen, abgeben - nicht nur aus intellektuellen Unterschieden heraus sondern auch weil ich bei Angehörigen des Prekariats nicht das Niveau wiederfinde, welches ich mir von Freunden wünsche (und ich erwarte da nicht viel, nur etwas Bildung und Erziehung, Rest kann man ja dazulernen wenn eine Basis da ist), also dass es da einen gewissen Umgang gibt, den man pflegt - wenn auch zwangloser unter Freunden. Und bevor es da zu Divergenzen kommt, kann man sich die Mühe auch gleich sparen, da bei den meisten nicht einmal diese Basis da ist (etwas Bildung und Benehmen), was bedauernswert ist.
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