easyJet lässt Rollstuhlfahrerin stehen

Wieder einmal steht easyJet in den Negativschlagzeilen. So durfte eine querschnittsgelähmte Frau in Paris nicht mitfliegen, weil sie niemanden als Begleitperson hatte, der nicht behindert ist. So ist die Frau von einem Flugbegleiter am Mitflug gehindert worden. Er wies sie auf die Regel hin, dass Behinderte einen Nichtbehinderten als Begleitperson haben müssen, damit sie bei einer eventuellen Evakuierung schnellstmöglich das Flugzeug verlassen können. Nachdem sich spontan ein anderer Fluggast als Begleitperson angeboten hatte, wurde dieser abgelehnt.

Die Fluggesellschaft bestätigte dies zwar, betonte aber, es sei so durchaus richtig gewesen, diese Bestimmungen durchzusetzen. Einen faden Nachgeschmack gibt es, weil die Frau auf dem Hinflug von Nizza nach Paris auch niemanden dabei hatte und dennoch mitfliegen konnte, ohne dass jemand nach einer Begleitperson gefragt hatte. Im Flughafen fand sie jedoch jemanden, der sich als Begleitperson ausgab und sie durfte dann nach einer mehrstündigen Verspätung den nächsten Flug mit easyJet antreten. Was lernen wir daraus? Nicht immer ist billig auch gut.

Der Fehler liegt hier ja im Grunde schon darin, dass sie überhaupt nach Paris fliegen durfte, obwohl sie da keine Begleitperson hatte. Wäre man da schon konsequent gewesen, dann hätte es das Folgeproblem auch nicht gegeben. Wobei es natürlich sicherlich dann ärgerlich für die Frau gewesen wäre, hätte man sich geweigert, sie mit nach Paris zu nehmen. Andererseits stehen ja diese Beförderungsbedingungen sicherlich irgendwo, und man muss ihnen zustimmen, wenn man einen Flug bucht. Also hätte die Rollstuhlfahrerin das doch eigentlich wissen müssen, oder?

Dass man sie dann allerdings in einem fremden Land einfach stehen ließ, das ist natürlich noch einmal schlimmer. Zumal es nicht hätte sein müssen, wenn sich spontan eine Begleitperson anbot. Ich verstehe nicht, wieso man es dann nicht durchgehen ließ. Gab es dazu eine offizielle Begründung? Geht es darum, dass es eine fremde Person war, die sich spontan meldete, und man glaubte, diese sei im Notfall nicht zuverlässig genug?

Wobei ich sagen muss, ich kann trotz allem das Flugunternehmen auch verstehen. Wenn es um die Sicherheit geht, dann muss man sich eigentlich daran halten. Zumal die Bestimmungen, wie gesagt, sicher irgendwo veröffentlicht sind, und der Fluggast davon eigentlich wissen müsste. Wenn das Flugunternehmen gegen die Bestimmung verstößt, hat das, wenn etwas passieren sollte, für das Unternehmen sicherlich auch sehr negative Folgen. Dass man das nicht riskieren möchte, ist doch logisch.

Also, ich bin mir nicht sicher, wem man hier eine Schuld zuschieben kann, wenn überhaupt. Einerseits hat die Fluglinie die Frau stehen lassen, andererseits hat die Frau wissen müssen, dass sie ohne nicht-behinderte Begleitung nicht fliegen darf, aber hat sich darum nicht gekümmert. Wo liegt also der Fehler?

Ich würde außerdem nicht sagen, dass das typisch für eine Billig-Fluglinie sei. Im Gegenteil, wo es doch immer heißt, bei diesen sei man weniger kontrolliert und daher seien die Flüge unsicherer, wurden hier die Sicherheitsbestimmungen ja sehr penibel beachtet. Aber selbst, wenn man das außer Acht lässt: Wer sagt denn, dass all das bei einem teuren Flugunternehmen nicht hätte passieren können? Bei denen mit ihren strengen Sicherheitsregeln vielleicht sogar erst recht, oder nicht?