DSDS-Kandidaten als Vorbilder?

In vielen der Meldungen zu Helmuts Rauswurf wegen der Drogengeschichte stand zu lesen, dass er von der Show ausgeschlossen wurde, weil die Kandidaten eine Vorbildfunktion besitzen. Dass er wegen Drogenkonsum rausflog, ist ja absolut okay, aber mich wundert, dass man immer wieder hört, dass DSDS-Kandidaten Vorbildfunktion haben sollen.

Denn wenn ich mir anschaue, was da für Kandidaten bei sind, dann sehe ich ehrlich gesagt nicht, wie man darauf kommen kann, dass Teenager sie sich zum Vorbild nehmen könnten. Menowin ist erst 22, hat bereits eine farbenprächtige kriminelle Karriere, dazu drei kleine Kinder mit einer Frau, die auch noch seine Cousine ist. Kim schmiert sich tonnenweise Schminke ins Gesicht und gibt wahrscheinlich pro Monat eine hübsche Stange Geld dafür aus, denn Make up ist bekanntlich ja teuer. Mit normalem Taschengeldsatz sicherlich nicht zu finanzieren.

Englisch ist bei mehreren Kandidaten ein Problem, nicht nur in dieser Staffel, auch in der vorangegangenen gab es Kandidaten mit miserablen Englischkenntnissen. Auch Bildung und / oder eine feste Arbeit scheinen eher die Ausnahme als die Regel zu sein. Wie kommt man also darauf, dass diese Leute eine Vorbildfunktion besitzen? Und nehmen Teenager sie sich etwa wirklich zum Vorbild? Nicht beim Kopieren mancher Stylings, das ist etwas anderes, sondern wirklich als Vorbild.

Ich hatte mich das auch gefragt und bin bei facebook durch Zufall auf die Seite von Helmut und co. gelangt. Gerade die Pinnwandeinträge bei Helmut ließen meine Meinung, dass sie keine Vorbilder sind ins schwanken geraten. Viele waren der Meinung, er sei ein ganzer Kerl und einer meinte sogar man wäre ja eine Memme, wenn man nicht so leben würde wie Helmut.

Ich denke mal, dass es in Deutschland genug Menschen gibt, die noch dümmer sind als manch ein DSDS-Kandidat und die sich diese Menschen wirklich zum Vorbild nehmen, sonst könnte ich mir auch nicht erklären, warum jedes Jahr diese talentfreien Kandidaten zum Casting gehen.

Genau darüber habe ich mich auch schon gewundert in dem Thread, wo es speziell um den Rauswurf dieses Kandidaten ging. Auf den ersten Blick ist es schon sehr ironisch, dass der Sender sich bewusst für verhaltensauffällige Kandidaten entscheidet und dann von Vorbildfunktion spricht. Wenn sie Leute mit Vorbildfunktion haben wollten, hätten sie sicher kein Problem aus den tausenden von Bewerbern Leute mit "blütenweißer" Weste herauszufiltern.

Auf der anderen Seite geht es bei dieser Sendung natürlich nicht darum jemanden zu finden, der super singen kann und unheimlich viel Talent hat - es geht in erste Linie um die Sendung selber und die Einschaltquote, die diese Sendung bringt. Und natürlich garantieren da Leute aus dem kriminellen Milieu mehr Schlagzeilen, als der Gymnasiast, der im Kirchenchor gesungen hat. Die Verantwortlichen sind sich wahrscheinlich auch sehr bewusst, auf was für einem schmalen Grat sie sich bewegen.

Es wird dabei aber mit Sicherheit nicht darum gehen, dass man fürchtet, dass sich ein paar Jugendliche falsche Vorbilder suchen könnten, sondern, dass die hausgemachten Skandälchen, die durch die Presse geistern, ganz schnell von einem handfesten Skandal abgelöst werden, über den die Macher keine Kontrolle mehr haben und der sich negativ auf die Sendung, deren Image und letztendlich die Quote und damit die Werbeeinnahmen auswirkt.

Was nun die Jugendlichen selber angeht - ich denke es gibt viele, die sich heimlich wünschen selber mal in dieser Sendung dabei zu sein, da ist es eigentlich gar nicht so verwunderlich, dass sie sich ein Vorbild suchen, dass ihren heimlichen Traum lebt. Und dann gibt es ja auch immer wieder das Phänomen, dass totale Idioten zum Helden erklärt werden, weil sie im Fernsehen sind.

Naja, also einigermaßen kann ich die Begründung verstehen. Man muss auch bedenken, dass nicht nur über 15 Jährige diese Sendung verfolgen, sondern auch jüngere Kinder, die noch zur Grundschule gehen. Wenn diese nun mitkriegen, dass Stars, die eine Chance auf viel Geld und Erfolg haben, Drogen zu sich nehmen (Kinder müssen natürlich nicht wissen, was das ist), dann sollte man schon vorsichtig sein.

Dass aber wiederum dieser Menowin Fröhlich als Ausnahmetalent gesehen wird und selbst kein Stückchen "besser" als Helmut ist, ist natürlich seltsam. Aber bekanntlich geht es ja vor allem um Schlagzeilen und Skandale bei der Show, um mehr Zuschauer und damit auch Anrufer zu gewinnen.

Ein Star ist im gewissen sinne immer ein Vorbild. Viele nehmen sich eine bekannte Persönlichkeit zum Idol und ein Idol ist nun mal der Mensch, der das Idealbild eines Menschen entspricht oder entsprechen sollte. Sicher sind die DsdS Kandidaten noch keine Stars. Aber wenn sie es werden, dann sollte man auch darauf achten, dass sie eine Vorbildfunktion erfüllen können.

Dass RTL aber eine kriminelle Vergangenheit anders misst als einen Drogenkonsum ist natürlich schon ein Widerspruch in sich und da sollten sie schon bei der Auswahl der Kandidaten drauf achten. Aber es ist ja auch kaum anders machbar, dass man Leute in die Sendung nimmt, die eine schlimme Vergangenheit haben und dadurch im leben noch nicht Fuß gefasst haben. Denn kaum einer, der wirklich einen guten Beruf hat kann mal eben 3 Monate in seinem Beruf pausieren um "Star" zu werden. Und wenn es dann nicht klappt, dann ist der nächste Arbeitslose unter uns.

Ich denke, dass die Kandidaten eine Vorbildfunktion haben sollten und ich denke auch, dass sich RTL die Auswahl einfach zu einfach macht. Menowin zum Beispiel hat Fans in jeder Altersgruppe und ich denke, dass viele es "cool" finden, dass er schon mal im Knast gesessen hat und ihn grade wegen der kriminellen Vergangenheit weiterwählen.

Wenn ich bei RTL die Vorentscheidung mit bestimmen könnte, würden solche Leute nicht mit in die Show kommen. Wie in jedem Beruf zählt auch, dass man eben ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen kann. Und nach den Drogenskandalen (damals, in der letzten Staffel, angeblich mit Hasch) und jetzt, sollte vielleicht auch ein Drogentest bei allen Kandidaten durchgeführt werden. So kommt es nicht zu so unliebsamen Vorfällen und ich denke auch, dass dann so einige Kandidaten nie diese Bühne gesehen hätten.

Die Vorbildfunktion dieser Teilnehmer ist allerdings nicht ganz so gering, wie ich sie mir auch wünschen würde. Während wir hier im Forum wohl eher der Meinung sind, dass da kein einziger Teilnehmer auch nur im Ansatz Vorbild sein könnte, so gibt es "draussen" - in der harten Realität - aber viele Jugendliche, die von den Teilnehmern begeistert sind.

Die Leute, die sich Gedanken über die Vorbildfunktion machen sind - bildlich gesprochen - eher die FAZ- und Zeit-Leser, während die Zielgruppe der Sendung eindeutig Bild-Leser und Analphabeten sind. Ausnahmen möglich!

Und wenn man sich nun die Zielgruppe anschaut, dann ist es wohl leider tatsächlich so, dass die DSDS-Mitstreiter durchaus auch für manche eine gewisse Vorbildfunktion haben. Und sei es nur um zu zeigen, dass man vom kriminellen Weg auch weg kommen kann.

DSDS kann in dem Bereich etwas Positives bewirken. Englisch lernen, dringend nötig, um die Songtexte wenigstens im Ansatz richtig zu interpretieren, keine Drogen nehmen, weil man damit die Karriere gefährden kann, usw.

Die Unterhaltung und natürlich die Einschaltquote stehen im Vordergrund, aber wenn nebenbei noch etwas anderes transportiert werden kann, dann kommt das bei der Zielgruppe sicher auch an. Es ist nicht viel, aber besser als gar nichts.

Aber die Kandidaten dort spiegeln doch unsere Gesellschaft wider. Von daher finde ich es gar nicht so abwegig, dass man sie als Vorbilder bezeichnet oder für sich sieht. In meinem Umfeld schaut jeder DSDS (außer ich!) und die Leute gehören so ziemlich jeder Schicht an - Da wundert es einen aber irgendwann auch nicht mehr, dass die eigenen Kinder anfangen herumzulaufen wie schlecht bezahlte Prostituierte und das sind komischerweise dann auch immer die Eltern die üüüberhaupt nicht wissen, wie ihr Kind denn nur so werden konnte.

Für mich sind die Teilnehmer da wirklich die soziale Unterschicht. Das sind meistens Schulabbrecher, haben noch vor ihrer Volljährigkeit ihre erste Schwangerschaft hinter sich und meistens können sie eben wirklich gar kein Englisch. Alleine die Tatsache, dass sie sich bereit erklären in so einer Show mitzumachen, zeichnet sie nicht gerade als geistige Überflieger aus. Von der Talentlosigkeit mal ganz abgesehen: Wenn so jemand das Vorbild meines Kindes wäre, würde ich mir ernsthaft überlegen was ich falsch gemacht habe.

Natürlich haben die Kandidaten eine gewisse Vorbildfunktion. Dennoch sollten die Kandidaten nicht zu perfekt sein, weil die Verbundenheit zum Publikum nicht mehr da ist.

Es gab durchaus Kandidaten, die geradezu einen weiße Weste zu diesem Zeitpunkt hatten, als sie in der Show waren. Man hat gesehen, dass diese eben doch nicht so gut ankommen. In gewisser Hinsicht hat es natürlich noch immer was mit Profit zu tun. Und so bietet man den Zuschauen eben genau die Kandidaten, die sie sehen wollen.

Die Sache mit Helmut ist recht umstritten. Zum einen bin ich der Meinung, dass man Drogen nehmen wohl kaum mit Schminken vergleichen kann und sollte. Und Menowin hat tatsächlich viel falsch gemacht, es scheint aber, dass er seine Fehler eingesehen hat und daraus gelernt hat. Und das wiederum ist auch etwas anderes, als wenn man dem Stress nicht gewachsen ist und Drogen nimmt.

Zum anderen ist es einfach auch so, dass Bohlen der Meinung war, dass Helmut nicht in die Sendung passt und nicht den nötigen Ehrgeiz hat. Ich bin durchaus der Meinung, dass das auch nicht gerade dazu beigetragen hat, dass er Sympathiepunkte sammeln konnte.

Aber die Kandidaten dort spiegeln doch unsere Gesellschaft wider. Von daher finde ich es gar nicht so abwegig, dass man sie als Vorbilder bezeichnet oder für sich sieht. In meinem Umfeld schaut jeder DSDS (außer ich!) und die Leute gehören so ziemlich jeder Schicht an

Also Sippschaft, da möchte ich Dir aber doch widersprechen. Die Teilnehmer kommen alle aus einer einzigen gesellschaftlichen Gruppe, mit der ich mich zu sehr beschäftigen möchte, sonst unterstellt man mir zu viele Vorurteile. Aber einige Merkmale möchte ich doch aufführen, um sie zu beschreiben: Migrationshintergrund, bildungsfern und schwere Jugend. Bevor sich jetzt jemand die Mühe macht bei einzelnen Teilnehmern mir das Gegenteil zu beweisen, es gibt Ausnahmen, aber jedes Merkmal trifft zumindest auf 8 von 10 Teilnehmern der Endrude zu, auf manche auch alle drei.

Und das ist ganz Gewiss kein Spiegel unserer Gesellschaft, sondern nur ein Ausschnitt. Wobei man leider zugestehen muss, dass dieser Teil der Gesellschaft wohl zunimmt.

Ich sehe es wie viele andere hier: Klar sind die DSDS Kandidaten nicht für jeden Vorbilder - aber für bestimmte Schichten und Altersgruppen eben schon! Auch würde ich wie betty hier mal bestimmte Kandidaten teilweise ausklammern die nicht ins Hartz IV und Schulversager Milieu fallen, beispielsweise die Blondie (hab schon wieder den Namen vergessen) in dieser Staffel. Aber nun gut, die kam ja auch nicht weiter wegen ihres tollen Abis, sondern aufgrund der Optik was es dann schon wieder bestätigt.

Und zu Kim: Kim entspricht doch vielen jungen Mädchen in der Altersgruppe. Natürlich nicht allen, aber gerade wenn man Richtung Realschule / Hauptschule blickt... Auf meinem Weg zur Uni hab ich da immer ein Rudel genau solcher Mädchen vor den Schulen gesehen die so aussahen als hätten sie frisch den nächsten Douglas geplündert. Gleiches gilt für andere Kandidaten, deren "Ableger" man hier auch in gewissen Vierteln reihenweise finden würde.

Natürlich fühlen diese Menschen sich dann davon angesprochen und DSDS ist doch nicht für diejenigen gemacht, die solche Sendungen in der Mehrheit ablehnen und lieber bei einem Rotwein Sartre diskutieren, sondern für diejenigen, die auch ihr weniges Geld dafür ausgeben genauso zu sein oder um da wie blöd anzurufen. Und ganz ehrlich: Wenn ich aus der gleichen Abteilung käme und es im Leben sonst zu nichts bringe würde mir auch vor dem geistigen Auge schweben "Einer von uns / der hat es auch geschafft!". Dass es bessere Vorbilder gibt, keine Frage, aber man himmelt da ja auch genug andere Menschen an die nicht bei DSDS auftreten und wo man sich wünscht so zu sein.

Und nehmen Teenager sie sich etwa wirklich zum Vorbild? Nicht beim Kopieren mancher Stylings, das ist etwas anderes, sondern wirklich als Vorbild.

Beileibt bestimmt nicht alle, aber doch viele (je nachdem)! Und das Vorbild ist doch hier nicht, dass man auch Hartz IV beziehen, sich nuttig aufbrezeln oder Bildungsversager werden möchte, sondern dass diese Menschen (denen es genauso geht / ging wie einem selbst) es trotzdem "geschafft" haben und jetzt "reich und berühmt" sind aber "Genauso sind wie ich!" sind. Gerade "reich und berühmt" ist da doch oft so ein irrationaler Wunsch, dem man immer hinterhertrauert und man vergisst dann ganz gerne, dass diese Personen im Gegensatz zu eigenen wirklich nur die gleiche Leidensgeschichte haben, aber doch irgendwo Talente (? - und sei es die Selbstdarstellung) die man nicht hat.

Ich würde sogar fast behaupten wollen, dass jemand der ein sorgloses Leben geführt hat und alles erreicht hat was man gesellschaftlich erwartet keine Sympathien bei DSDS genießen würde, denn Neid macht wenig Freunde. Aber ob so jemand überhaupt dort hinwollen würde?

Ist denn nicht jeder nur ein verkannter großer Künstler, der nur darauf wartet entdeckt zu werden ? Warum dann also kleine Ziele stecken, wenn man doch an die Spitze gehört auch wenn es noch keiner gemerkt hat .