Gleichbehandlung von Geschwistern

vom 26.03.2010, 22:12 Uhr

@ Sorcya: ich glaube, ich sehe das in deinem Fall genauso wie du. Ich denke auch, dass es in deinem Fall wohl eher daran gelegen ist, dass du die Ältere bist, was aber ebenfalls maximal eine Erklärung aber keinesfalls eine Entschuldigung für das Verhalten sein kann!

Ich glaube, es kommt oft vor, dass die Jüngeren Kinder ein wenig mehr verwöhnt werden. So sehr sich meine Eltern um eine Gleichstellung bemüht haben und ihnen das zum Großteil auch sehr gut gelungen ist, so ist es schon so, dass ich als Jüngste schon auch meine Vorteile hatte. Auch die Streitsituationen, die du erwähnt hast, kenne ich von der anderen Seite nur zu gut. Ich war auch so eine fiese und habe auch viel auf meine älteren Geschwister geschoben. Das hat eine Zeit lang sogar recht gut geklappt, aber irgendwann sind meine Eltern dann auch dahinter gekommen. :D

Als Jüngste hatte ich natürlich auch insofern Vorteile, dass ich mir weniger die Ausgehzeiten oder Taschengeld oder dergleichen erkämpfen musste. Das musste wohl in erster Linie meine Schwester als Älteste machen. Allerdings hatte sie auch genügend "Rechte", die nur sie als Älteste gehabt hat. So durfte sie auch immer ein wenig länger fortgehen oder dergleichen. So hat es sich auch wieder ausgeglichen. Auch wenn ich mir so vieles nicht erkämpfen musste, hatte ich dadurch auch widerum ein wenig den Nachteil, dass ich auch gar nicht so groß die Chance hatte, mir meine Wünsche oder Vorstellungen zu erkämpfen, weil so wie es bei meinen Geschwistern war, war es dann eben auch bei mir.

Allerdings gab es zum Glück nur die klassischen Diskussionsthmen, wie Fortgehzeiten und dergleichen und auch da ist eigentlich bei uns allen dreien nie eine wirklich große Streiterei mit unseren Eltern rausgekommen, da eigentlich immer wieder ein Kompromiss gefunden wurde.

Da aber wohl noch immer ein wenig zur Diskussion steht, ob nun Buben zumindest tendentiell mehr bevorzugt werden, habe ich mir auch noch weiter die Frage gestellt, dass es eigentlich irgendwo auch verwunderlich ist, dass vor allem die Buben davon betroffen sind und ihnen mehr verziehen wird oder wie auch immer. Eigentlich würde es mich umgekehrt ein wenig weniger wundern, weil heißt es nicht immer, dass das männliche Geschlecht das Starke ist und robuster sein sollte und so gesehen müsste man doch mehr dazu tendieren, das "arme schwache" Geschlecht zu behüten und zu beschützen! Oder nicht?

Ich höre oft eher die umgekehrten Sprüche, wie dass ein Bub eben zum Weinen aufhören sollte, weil er ja ein "Mann" ist und dergleichen. Seltsam, ich finde da schon vieles widersprüchlich.

Bei Krankheit ist es aber wohl wieder umgekehrt. Mein Sohn ist gerade krank. Die Oma war da und mein Sohn hat sich gerade zu mir gekuschelt und hat gerade etwas bemittleidenswert dreingeschaut. Meine Mama, zwar im Scherz aber doch, hat dann gemeint, och der Arme, leidet so vor sich hin, typisch Mann halt. Wie immer steckt hinter jedem Scherzchen wohl auch ein Funken Wahrheit. Aber es stimmt doch. Ist ein Mann krank, steht ihm wohl allgemein eher zu, alle vier von sich zu strecken und sich auszukurieren. Wenn eine Frau krank wird, und wenn sie dann noch dazu Mama ist verschärft sich das ganze, dann wird sie ihre Tätigkeiten zumindest zum Großteil wohl auch bei Krankheit weiterhin machen.

Vielleicht findet sich diese Tendenz dann auch schon im Kindesalter? Aber auch hier muss man sich dann natürlich hinterfragen warum das so ist. Das triftet jetzt zwar wieder ein wenig in eine Geschlechterdiskussion ab, aber ist ja trotzdem auch für dieses Thema sehr relevant, weil es ja scheinbar noch schneller zu Unterschieden beziehungsweise zu Bevorzugungen kommt, wenn die Kinder unterschiedlichen Geschlechtes sind. Wie man zum Beispiel auch am von Sorcya genannten Beispiel erkennen kann, wo eine Familie drei Söhne hat und ein Mädchen. Die drei Söhne werden eher als eine Einheit gesehen und als zweite Einheit dann das Mädchen. Gleichgeschlechtlich kommt es sich auch immer wieder zu Unterschieden, aber dennoch erscheinen mir hier die Unterschiede nicht so groß zu sein.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir kam es als Kind auch immer so vor, dass ich es schwerer hatte wie mein Bruder. Es gab aber auch Leute die mich vorgezogen haben (z.B. meine Oma). Aber mein Bruder mußte weniger tun und bekam mehr von meinen Eltern an Zuwendung. Aber meine Eltern sind auch schon älter (über 60 Jahre) und früher war das wohl noch so.

Ich selbst habe zwei Söhne und kann nicht beurteilen wie es mit einer Tochter wäre bzw. ob ich mehr Erwartung in sie hätte als in meine Söhne. Aber eins kann ich auf jeden Fall sagen, dass ich die beiden eigentlich schon gleich behandel. Natürlich wenn z.B. mein großer Sohn mehr Unfug macht und ich ihn deshalb schimpfen muß, dass kann man dann nicht zählen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@ tournesol
Wenn deine Theorie mit den Foto´s stimmen würde, dann müssten ja von mir mehr Foto´s da sein, weil ich die Ältere bin. Nach dem Tod meiner Mutter sortierte ich ihren Kleiderschrank aus. Klar war ich da auch an angrenzenden Fächern und so. Und dort fanden sich komischerweise Foto´s. Wo auch immer die her waren oder wie die dahin kamen. aber es waren hauptsächlich Foto´s meines Bruders, alles Kinderbilder. Also keine neueren Aufnahmen. Oder ich konnte nicht klar sagen, welches von uns Kindern es nun ist. Auf einem Bild hält mein Vater strahlend ( den Gesichtsausdruck kannte ich von ihm nicht) ein Baby im Arm. Ich kann nicht sagen ob ich es bin oder mein Bruder. Und meinen Vater brauche ich da nicht fragen, der würde das nicht wissen. Und aufgrund der Erfahrungen war ich kurz davor, alle Foto´s zusammen zu suchen, um an Hand der Anzahl der jeweiligen Aufnahmen die Theorie bilden zu können, das meine Mutter meinen Bruder mehr lieb hatte als mich. Ja doofe Idee und ich habe es auch sein lassen.

Mir ging es bei meinem vorherigen Post nicht um die Anzahl. Sondern mehr darum, wie man ein so liebloses Fotoalbum gestalten kann. Und mich würde halt schon interessieren, ob sie mit den Bildern meines Bruders genau so umgegangen ist.

@ Sorcya

Ich denke du hast da schon wichtige Punkte angesprochen. Einmal das man mit einem Menschen der einem ähnelt wahrscheinlich anders umgeht. Ich glaube viele Kinder haben schon mal den Spruch gehört, vorallem bei negativen Aspekten: Du bist wie dein Vater/ deine Mutter.

Und es ist ja auch irgendwie so, das man als Frau ein Kind mit einem Menschen zeugt, den man liebt. Zumindest in den meisten Fällen. Und ich denke, man empfindet seinem Partner gegenüber eine andere Liebe als zu sich selbst. Und dann hat man vielleicht auch andere Gefühle, dem Kind gegenüber, welches mehr dem Partner ähnelt?

Mein Vater konnte mit mir wohl recht wenig anfangen. Mein Vater war total sportlich und ich so gar nicht. Und mein Bruder war auch eher sportlich. Da gab es einen Bezugspunkt. Ich wurde für meinen Vater erst interessant, als ich eine Lehre in einer Metzgerei machte. Wir hatten gemeinsame Gesprächsthemen. Und heute ist es bei gemeinsamen Treffen zwischen meinem Vater und uns Kindern eher so, das die beiden sich viel über Sport unterhalten. Aber ich und mein Vater selten ein gemeinsames Thema haben.

Sorcya hast du dich denn mit deiner Mutter mal zusammen gesetzt und darüber gesprochen? Dazu würde ich dir nur raten. Nach dem Tod meiner Mutter sprach mich jemand an, die in den letzten Wochen meiner Mutter einen engen Kontakt zu ihr hatte. Meine Mutter muss zu der Frau gesagt haben, das es ihr leid tut, das ich so habe hinter meinem Bruder habe zurückstehen müssen. Ich weiss nicht, ob das der Wahrheit entspricht. Die Frau hat meine Mutter erst ein paar Monate vor ihrem Tod kennengelernt. Also kann sie es nicht aus Erzählungen von mir haben. Aber mir tut es heute noch weh, das meine Mutter mir das nicht mehr gesagt hat. Für mich wäre das wichtig gewesen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



@LittleSister:
Das habe ich. Mein Vater ist an Krebs gestorben und während seiner Erkrankung und nach seinem Tod musste meine Mutter leider feststellen, dass ihr "gutes" Kind sich in erster Linie um sich selber sorgt. Er war weder bereit bei der Pflege zu helfen, noch meine Mutter nach dem Tod meines Vater bei irgendetwas zu unterstützen. Zunächst nahm sie meine ganze Unterstützung als selbstverständlich hin und erklärte die arrogante Art und die komplette Verweigerung meines Bruders auch nur den kleinen Finger zu krümmen mit seiner Trauer. Anfangs hat sie ihn mir tatsächlich noch als Beispiel vorgehalten, wenn er dann mal eine Wasserkiste für sie nach oben getragen hat. Da ist mir dann irgendwann der Kragen geplatzt und ich habe ihr gesagt, dass ich sie gerne ebenfalls im Regen stehen lassen kann, wenn sie nicht endlich zur Vernunft kommt.

Durch diese Situation kam meiner Mutter so eine Art Erleuchtung, zumal sie in diesem Zusammenhang auch erneut von ihrer Schwester darauf angesprochen wurde. Daraufhin ist sie wohl im Kopf noch mal so einiges in den letzten Jahren durchgegangen und erlebte quasi eine Überraschung. Ihre neue Sichtweise wurde ihr dann auch von allen Beteiligten, die sie fragte bestätigt und sie hat sich sehr unwohl damit gefühlt. Daraufhin haben wir so einiges besprochen und sie hat sich für so manches entschuldigt. Und ihr Verhalten hat sich ganz massiv geändert, vor allem die Art wie sie über mich spricht. Ansonsten würde ich auch nicht mehr mit ihr im selben Haus wohnen. Trotz all der Vorteile die es hat, ist es auch anstrengend für mich und meinen Freund und wenn wir nicht ins Reine gekommen wären, wäre ich ausgezogen.

Ich unterstelle einfach mal, dass die meisten Eltern dazu tendieren eines ihrer Kinder dem anderen aus den verschiedensten Gründen vorzuziehen. Der wesentliche Punkt ist einfach, sich dessen bewusst zu werden und zu versuchen es zu vermeiden. Es ist ganz schön stressig sein Handeln zu hinterfragen, das weiß ich aus Erfahrung. Meine beiden Patentöchter sind auch zwei Persönlichkeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine ist wild und frech und hat ein Talent mich auf die Palme zu bringen, die andere ist sehr ruhig und pflegeleicht. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich bei ersterer schneller die Geduld verliere und bemühe mich darum, genau zu überlegen, ob ich wegen der Sache an sich so verärgert bin, wie ich bin oder weil sie sie gemacht hat. Dadurch habe ich mich dann schon so manches Mal ein bisschen wieder abgeregt, bevor ich losgeschimpft habe. Ich hoffe mein Beispiel macht klar, worauf ich hinaus will.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



@ little sister: nochmal kurz zu den Fotos, das habe ich schon so verstanden, dass es dir hauptsächlich um die liebevolle Gestaltung geht, ich habe es dann ein wenig mit meiner Fotosituation vermischt, weil es von mir fast gar keine Fotos gab, in Verdindung mit der These, dass ich vielleicht deswegen soviele Fotos von meinem Sohn mache, um diesen Mangel ein wenig auszugleichen.

Und dass ich das in deinem Fall genauso sehe wie du, dass es von dir dann ja auch mehrere Fotoalben geben müsste, habe ich im letzten Beitrag schon geschrieben. So gesehen stimmt diese Therorie / These bei dir sicher nicht.

Im letzten Beitrag habe ich auch vergessen zu erwähnen, dass ich auch finde, dass Sorcya bezüglich der Ähnlichkeit vielleicht auch einen Punkt getroffen hat. Eine Freundin von mir, deren Eltern geschieden sind, konnte sich auch lange im Streit anhören, dass sie so sei, wie ihr Vater. Das waren ebenfalls lauter negative Beispiele die genannt wurden. Vielleicht hatte sie viele Eigenschaften oder das Aussehen von ihrem Vater, das kann ich nicht beurteilen, da ich den Vater nie kennengelernt habe, aber sie wird wohl sicher nicht nur negative Eigenschaften von ihm haben und die Positiven wurden in ihrem Fall auch nie erwähnt.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:Im letzten Beitrag habe ich auch vergessen zu erwähnen, dass ich auch finde, dass Sorcya bezüglich der Ähnlichkeit vielleicht auch einen Punkt getroffen hat. Eine Freundin von mir, deren Eltern geschieden sind, konnte sich auch lange im Streit anhören, dass sie so sei, wie ihr Vater. Das waren ebenfalls lauter negative Beispiele die genannt wurden. Vielleicht hatte sie viele Eigenschaften oder das Aussehen von ihrem Vater, das kann ich nicht beurteilen, da ich den Vater nie kennengelernt habe, aber sie wird wohl sicher nicht nur negative Eigenschaften von ihm haben und die Positiven wurden in ihrem Fall auch nie erwähnt.

Das ist immer so eine Sache mit Trennungen. Als die Eltern noch zusammen waren, sind der Mutter sicherlich auch die positiven Ähnlichkeiten aufgefallen und da fand sie das toll. So nach dem Motto: "Guck mal, sie lacht genau wie du!". Ist die Beziehung dann beendet, fangen manche Leute ja regelrecht an Minuspunkte zu sammeln und auch Pluspunkte werden ins Gegenteil verkehrt. Da werden dann sogar die positiven Gemeinsamkeiten zu Ärgernissen und die negativen sind doppelt so schlimm. Gerade in solchen Situationen vergessen Eltern dann gerne, dass ihre Kinder gar nichts dafür können, gewisse Eigenschaften geerbt oder übernommen zu haben und bestrafen sie stellvertretend für den Expartner.

Aber es gibt das ja, wie gesagt, auch durchaus im positiven Sinne. Mein Großvater fand z.B, dass ich optisch nach seiner Mutter, meiner Urgroßmutter geraten sei, die er angebetet hat. Je älter ich wurde, desto mehr prägte sich diese äußerliche Ähnlichkeit aus. Und mein Opa betonte darum mit jedem Jahr begeisterter, wie sehr ich seiner Mutter ähneln würde und hat dies auch stolz jedem erzählt. Es kommt eben immer in hohem Maße darauf an, ob das jeweilige Elternteil eingebildetete oder tatsächliche Übereinstimmungen als Gewinn wahrnimmt oder als Mangel.

Übrigens stimmt es was du sagst: Die Älteren fechten viele Kämpfe auch für ihre jüngeren Geschwister aus. Der Erstgeborene hat sich etwas erkämpft und die anderen übernehmen dieses Privileg dann ganz selbstverständlich. Dafür dürfen die Größeren diese Sachen dann in der Regel auch schon eher, auch wenn dieser Vorsprung oft enttäuschend zusammen schmilzt. So hat z.B die älteste Tochter meiner Gastfamilie in England lange um ihren MSN-Account betteln müssen, weil ihre Eltern das Internet für gefährlich für Teenager halten. Schließlich bekam sie zu ihrem 16. Geburtstag die Erlaubnis einen einzurichten. Ihre jüngere Schwester durfte das dann - zwei Jahre später - schon mit 13, weil die Eltern durch die Erfahrungen der Ältesten gemerkt hatten, dass das Netz gar nicht so furchtbar ist, wie sie dachten. Wirklich fair ist das nicht, zumindest kann man da kaum von Gleichbehandlung reden, aber hin und wieder merken Eltern eben, dass sie vernagelt sind. Dazu gibt es auch ganz spannende Studien, wie es sich auf Durchsetzungsvermögen, Konfliktfähigkeit etc. auswirkt an welcher Stelle man geboren wird. Eben weil Eltern Geschwister nie ganz gleich behandeln.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Naja wirklich um was kämpfen, was mein Bruder nachher zum Vorteil hatte, habe ich an sich nicht. Ich kann mich zumindest nicht erinnern. Aber ich war das Versuchskanninchen für alles mögliche. Unter anderem war die Kommunion meines Bruders viel schöner, weil man die Fehler die man bei meiner Kommunion gemacht hatte, nicht mehr wiederholt hat.

Um das Weggehen habe ich auch lange gekämpft. Ich war die Jüngste in der Klasse. Und dank Sitzenbleibern waren ein Teil meiner Klassenkamerade halt zwei Jahre oder sogar drei Jahre älter. Irgendwann fing die Disko Zeit an. Und das wäre in meinem Fall noch eine eher Kinderveranstaltung gewesen und ich wäre da so gerne mit. Die Veranstaltung begann glaub um 18 Uhr oder 18.30 Uhr. Heimweg wäre etwa 30 Minuten gewesen. Ich erzählte meiner Mutter davon. Ja klar kannst du hingehen, um 20 Uhr bist du wieder daheim. Klar lohnt ja auch total in die Disko zu gehen und nach einer guten Stunde wieder zu gehen. Aber ich hatte keine Chance. Und ich habe mir das eingeprägt. Irgendwann kam mein Bruder zu mir. Er möchte gerne in die Disko. Ja und? Mama hätte gesagt, er müsse mich fragen, ob er gehen darf. Ach ja er dufte natürlich nicht. :lol: Meine Mutter meinte nur zu mir, was will der in der Disko? Der nimmt eher noch seinen heissgeliebten Fussball mit. Sprich ich hätte ihn gehen lassen sollen. Aber mir ging es einfach ums Prinzip.

Ach ja meinen Eltern waren die Geschlechter ja an sich nicht so wichtig. Eines Sommers, ich müsste so 17 Jahre alt gewesen sein und mein Bruder dann 16 Jahre alt, waren wir Nachmittags im Schwimmbad und wollten uns Abends bei einem Freund treffen. Meine Mutter hielt mir einen endlosen Vortrag, als Frau Nachts alleine und so weiter. Meinen Bruder hat sie kommentarlos gehen lassen. Ach ja wir wären gemeinsam bei dem Freund gewesen, aber ich wollte irgendwie später gehen oder so. Ich muss allerdings dazu sagen, das in dem Zeitraum ein Vergewaltiger in unserem Stadtviertel sein Unwesen getrieben hat.

Und als Jüngere gegen die Ältere argumentieren kann auch in die Hose gehen. Ich hatte eine Freundin, die musste immer ihre Schwester mitnehmen. So waren wir auch oft gemeinsam im Schwimmbad. Der Schwimmbadeintritt wurde von den Eltern übernommen. Irgendwann meinte die Jüngere zu den Eltern, das die Grosse ja viel mehr Taschengeld hat und ja auch Älter sei und die könne ja den Eintritt selber zahlen. Ok, Ältere zahlt den Eintritt selber. Nur fiel der Älteren ein Gegenargument ein. Ergebnis: Beide zahlten das Schwimmbad nun selbst von ihrem Taschengeld.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Wenn du das jetzt so erwähnst mit dem Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Fortgehen, muss ich sagen, dass dieser Punkt bei uns auch so war. Meine Eltern haben sich vor allem bei meiner Schwester auch mehr Sorgen gemacht, wenn es um das Nachhausegehen ging. Ich glaube, sie waren dann wirklich erleichtert, als mein Bruder dann immer wieder mitging und er fungierte dann glaube ich auch ein wenig als Beschützer, hatte dadurch jedoch weder mehr noch weniger Vor- oder Nachteile.

Meine Eltern haben dennoch versucht das möglichst gerecht zu verteilen, aber bei meiner Schwester hatten sie doch ein wenig mehr Sorge und Bedenken, was aber vielleicht auch ein wenig daran lag, dass sie eben auch die erste war, die in Diskos und Co ging. Bei mir war das dann schon gar kein Problem mehr, weil sie diese Sorgen von meinen Geschwisternn wohl schon gewohnt waren. Deswegen hätte ich jetzt jedoch auch nicht länger fortbleiben dürfen oder so. Es ging da glaube ich in erster Linie um das Empfinden für meine Eltern. Die Regeln waren die Gleichen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:Wenn du das jetzt so erwähnst mit dem Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Fortgehen, muss ich sagen, dass dieser Punkt bei uns auch so war. Meine Eltern haben sich vor allem bei meiner Schwester auch mehr Sorgen gemacht, wenn es um das Nachhausegehen ging. Ich glaube, sie waren dann wirklich erleichtert, als mein Bruder dann immer wieder mitging und er fungierte dann glaube ich auch ein wenig als Beschützer, hatte dadurch jedoch weder mehr noch weniger Vor- oder Nachteile.

Ich denke, das ist allgemein so eine fixe Idee, die Eltern sehr oft haben. Natürlich können Mädchen theoretisch auf dem Nachhauseweg überfallen und vergewaltigt werden. Davor ist man niemals zu hundert Prozent gefeit. Aber auch ein männlicher Teenager kann einem Rowdie in die Arme laufen, der ihn ausraubt und absticht. Ich glaube die Gefahren sind für beide Geschlechter ähnlich hoch, je nachdem in welchem Umfeld man sich bewegt oder wie vorsichtig man sich verhält. Ich hätte einem potentiellen Vergewaltiger mit Sicherheit die Augen ausgekratzt, mein Bruder dagegen ist ein Feigling der sofort den Schwanz eingezogen hätte. Körperlich wäre er sicher eher in der Lage gewesen sich zur Wehr zu setzen, aber er hätte das nie gewagt. Ich hätte im Notfall mit allem gekämpft, was ich hatte. Aber Jungs gehören eben noch zum starken Geschlecht und das ist drin in den Köpfen.

Übrigens fiel mir, als ich so darüber nachdachte noch ein Beispiel für die Bevorzugung älterer Geschwister ein: Einer meiner Cousins war zwar ein absolutes Wunschkind, war aber auch ausdrücklich als Einzelkind geplant. Als seine Mutter dann nochmal schwanger wurde, betrachtete sie dies nicht als freudiges Ereignis, sondern als Fehler, für den man eben gerade stehen muss. Diese Ablehnung hat sich auch niemals so ganz gegeben, was man ihrer Erziehung deutlich anmerkt. Sie hat sich zwar stets um Gerechtigkeit bemüht, aber auch Aufmerksamkeit und liebevolles Verhalten, das man seinen Kindern mehr oder weniger zuteil werden lässt, prägt meines Erachtens ganz massiv. Meine Kusine sagt immer, dass ihre Mutter sie weniger liebt als ihren Bruder und in diesem Fall bin ich ziemlich sicher, dass sie die Situation korrekt einschätzt. Der "Unfall" kann eben auch manchmal das zweitgeborene Kind sein, es muss nicht unbedingt das erste Kind sein, das ungeplant ins Leben der Eltern platzt.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Noch mal zum Weggehen und so. Ich bin ja eine ganze Zeit lang mit meinem Bruder und unserer/ seiner Clique rumgezogen. Eines Samstags haben wir uns dann Nachts verabredet. Irgendwie waren die vorher irgendwo und ich hatte da keine Lust zu und stiess dann halt später dazu. Unsere Eltern hatten das wohl nicht mitbekommen und ich glaube ich war da auch schon volljährig.

Wir trafen uns und irgendwie landeten wir dann bei einem Bekannten meines Bruders und es wurde eine nette Nacht. Wir beiden Kinder tauchten pünktlich zum sonntäglichen Frühstück unserer Eltern daheim auf.

Meine Mutter hatte die Angewohnheit, wenn sie wusste mein Bruder ist unterwegs, das sie Nachts halt mal schauen gegangen ist, ob er daheim ist. Also die Zimmertür kurz aufgemacht und reingeschaut. War er da, war alles ok. War er nicht da, liess sie die Zimmertür auf und ist wieder ihr Bett. Und jedesmal wenn sie auf Toilette ist, hat sie halt einen Blick in Richtung seines Zimmers geworfen. War die Tür auf, wusste sie, Sohnemann ist noch unterwegs. War die Tür zu, war er daheim.

Genauso lief es wohl auch in der Nacht. Komischerweise hat sie das halt bei mir nie gemacht. Und naja als er zum Frühstück ( zu dem keine Anwesenheitspflicht bestand- sprich wenn wir halt noch schliefen, mussten wir nicht aufstehen) immer noch nicht da war und so, da fing sie sich wohl doch mal an Gedanken zu machen. Und umso erstaunter war sie, als wir zusammen auftauchten. Kommentar von ihr war sowas in der Art, wenn sie gewusst hätte, das ich mit dabei bin, hätte sie sich weniger Sorgen gemacht. Tja Problem wäre ja gelöst gewesen, wenn sie ihre Türaktion auch bei mir gemacht hätte. Allerdings weiss ich nicht mehr, ob mein Bruder da auch schon volljährig war.

Und mein Bruder ist auch nie dazu erzogen worden, das er auf mich Mädchen aufpassen muss. Meiner Mutter war es eher unrecht, das wir zusammen weggingen. Als ich um die 25 Jahre alt war und ich mit meiner Freundin in unserer Stammkneipe landeten und irgendwann mal heim wollten, sagte mein Bruder, nein so als Frauen und überhaupt und wir sollen auf ihn warten. Tja um zwei rum wollten wir gehen- Stunden später ist er dann mit uns gegangen. Soviel zum Aufpassen.

Und ich bin an sich nie wirklich belästigt worden auf dem Heimweg. Klar unangenehm wars mal. Allerdings ist mein Bruder auch schon mal verprügelt worden. Deshalb halte ich das Risiko zwar für gegegeben, aber manchmal auch übertrieben. In unserem Fall war es so, das wir in der Innenstadt wohnten. Da sind immer Leute unterwegs. Nur bei uns in der Strasse war es manchmal unheimlich.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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