Reformvorschlag der Wirtschaftsjunioren Deutschland

vom 25.03.2010, 18:39 Uhr

Wollte mal wissen, was ihr davon haltet, dass die „Wirtschaftsjunioren Deutschland“ fordern, dass Eltern, die Hartz-IV beziehen und deren Kinder gute Noten in der Schule erreichen, dafür belohnt werden sollen. Das heißt, der Staat (und somit der Steuerzahler) zahlt dafür, dass die Kinder in der Schule gute Leistungen erbringen. Genauer gesagt sollen bei Notendurchschnitten von besser als 2,5 Geldprämien bis zu 100 Euro gezahlt werden. Hierzu muss beim zuständigen Sachbearbeiter das Zeugnis eingereicht werden.Das Geld soll ein Anreiz für die Eltern sein, ihre Kinder entsprechend zu fördern und so durch gute Noten ihnen einen guten Abschluss und damit in Zukunft einen Arbeitsplatz zu sichern.

Ich sehe das erste Problem schon darin, dass die Eltern häufig selber nicht in der Lage sind ihren Kindern bei Hausaufgaben und der Vorbereitung von Prüfungen zu helfen, weil ihnen selbst die entsprechende Bildung dazu fehlt und sie selber nicht auf dem Niveau der Abschlussklasse einer Hauptschule sind.

Es würde mich mal interessieren, was ihr davon haltet. Glaubt ihr, dass 100 Euro tatsächlich genug Ansporn wären um gerade die Menschen zu motivieren, die bisher wenig für die Bildung getan haben und ob die Idee an sich überhaupt sinnvoll ist. Oder läuft die ganze Sache eher in Leere?

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Modell ist dahingehend gut, als dass es richtige Anreize ohne besonders negative systemimmanente Konsequenzen bietet. Im Gegenteil, die Folgen wären langfristig und nachhaltig, eine gute Investition.

Doch leider gibts wie immer ein ABER: Die Kosten für Umsetzung und Bürokratie wären ziemlich enorm, einerseits in Schulen und natürlich auch bei er ohnehin schon überlasteten (oder ineffizient arbeitenden) Arbeitsagentur. Desweiteren sehe ich ein Problem in der öffentlichen Akzptanz: Es sollte eigentlich in jedem Falle OBLIGATORISCH sein, dass mein sein Kind bestmöglich fördert, als Elternteil und auch als Schule. Also warum soll ich für etwas, wozu die Beteiligten den Auftrag und eigentlich die intrinsische Motivation haben sollten, noch einmal extra Anreize setzen?

Das Problem ist dann nämlich eine mögliche Verdrängung intrinsischer Anreize durch extrinsische, monetäre. Also was ich normalerweise mache weil es mir Spass macht und ich es machen will ist intrinsisch. Bekomme ich das auf einmal bezahlt oder sehe dass es andere bezahlt bekommen, dann mache ich es irgendwann eben nicht mehr aus Spass und umsonst, sondern will auch für meine Leistung vergütet werden.

Es würde also irgendwann darauf hinauslaufen, dass alle Eltern Geld für gute Noten ihrer Kinder fordern. Das kann und darf nicht sein, denn das würde eben auch wieder die Bildungsgleichheit zerstören: Reichere Eltern die ihre Kinder sowieso schon mehr fördern können werden dann auch noch dafür bezahlt.

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Von Seiten der wirklichkeitsfernen Wirtschaftsexperten kamen schon unvernüftigere Vorschläge. Ich bin auch Kind aus einem Arbeitslosenhaushalt mit Hochschulabschluss. Meine Eltern konnten mir in der Schule ab der fünften Klasse nicht mehr helfen. Aber sie konnten die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, dass ich meinen Wettbewerbsnachteil gegenüber den Akademikerkids in der Gesamtschule und Obertufe aufholen konnte - durch eine angemessene Erziehung. Interessanterweise waren in dem schulischen Klima der Selektion nach sozialen Gesichtspunkten die Widerstände für mich dabei wesentlich größer als an der Uni. Aber dieses Fass will ich hier für die Diskussion nicht aufmachen.

» Hessi_James » Beiträge: 11 » Talkpoints: 2,84 »



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