Mir ist es unangenehm Freunde wieder zu treffen!

vom 24.03.2010, 22:26 Uhr

Ich habe 2003 nach 25 Jahren Berlin verlassen um in Hamburg einen beruflichen Neuanfang zu wagen. Über meinen Arbeitgeber bin ich dann 2007 nach Köln umgesiedelt und 2009 in den Ruhrpott. Anfänglich bin ich noch regelmäßig nach Berlin gefahren um meine Freunde zu besuchen. während meiner Zeit in Hamburg gewann ich zwei ganz tolle neue menschen dazu, zu denen ich eine sehr gute Freundschaft aufgebaut habe. Den einen habe ich seit meinem Wegzug aus Hamburg leider nicht mehr gesehen und meine beste Freundin seit Sommer 2008 nicht mehr.In deren sowie in meinem Leben fanden so viel Veränderungen statt, dass jeder sich erstmal ganz auf sich konzentrieren musste und die Zeit, Kraft und Geld für gegenseitige Besuche fehlte.

Im Spätsommer 2008 wurde ich krank und musste aufgrund der zunehmend gesundheitlichen Verschlechterung meine gute Position in der Firma aufgeben. Ich bekomme seit Beginn meiner Krankheit Medikamente die zum Einen die Schmerzen und den Allgemeinen Zustand stabil halten sollen. Seither und mit Beginn der Medikamente habe ich ca. 20 kg zugenommen. Mein Frustfressverhalten, aufgrund der drastischen Veränderung, hat natürlich sein übriges dazu getan.

Nun ist es so, dass meine beste Freundin sowohl auch der andere Freund und ich wieder in einen regelmäßigen Kontakt getreten sind. Ich freue mich auch total darüber, da beide mir sehr wichtig sind. Jetzt wurde auch der Wunsch wieder von beiden geäußert mich wiedersehen zu wollen und beide wollen mich besuchen kommen. Unter normalen Umständen hätte ich wohl gejubelt und gesagt, setzt euch in den nächsten Flieger ich bezahl das Ticket aber leider ist das Gegenteil der Fall. Als ich die Worte mit dem besuchen vernahm, geriet ich irgendwie in Panik und dacht nur oh je, bitte nicht.

Ich habe ein ziemliches Problem damit, mich meinen Freunden in meinem derzeitigen voluminösen Zustand zu zeigen. Natürlich ist mir bewusst, dass es meine Freunde sind und ihnen es auch völlig peng ist wie ich aussehe. Selbst wenn ich 150kg wiegen würde, wäre ihnen das egal aber mein Kopf hat eben seine eigenen Gedanken dazu. Es nützt überhaupt nichts zu wissen, dass meine Figur keine Rolle spielt. Ich bin nun auch nicht Fett aber 20 kg Unterschied, zudem wie sie mich das letzte mal gesehen haben, ist schon eine Menge Holz.

Andererseits will ich ihnen auch nicht vor den Kopf schlagen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass ich sie nicht gerne um mich haben möchte. Irgendwie beißt sich die Katze gerade in den eigenen schanz und das deprimiert mich zutiefst.

» FreeRiderOff » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 18.12.2011, 13:05, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Hallo!

In gewisser Weise kann ich schon nachvollziehen, wie du dich fühlst. Aber wie du schon sagst, sind es nun mal deine Freunde und sie mögen dich doch als Menschen und nicht nur dein Äußeres. Ich denke nicht, dass du dir deswegen große Sorgen machen musst.

Wissen deine Freunde denn von deiner Krankheit? Hast du ihnen erzählt, dass du an Gewicht zugelegt hast? Falls nicht, kannst du ihnen doch ruhig offen sagen, dass du etwas Angst vor ihrem Besuch hast, weil du dich eben verändert hast. Geh doch ruhig offen damit um, dass wird sicher alles vereinfachen. Es wäre doch schade, wenn du deswegen deine Freunde nicht wiedersehen würdest. Du würdest es sicher bereuen, wenn du ihnen aus solchen Gründen absagen würdest. Gib dir einen Ruck und gehe offen damit um und sag ihnen doch ruhig, dass du wegen deiner Gewichtszunahme Probleme hast und dich schämst, dass sie dich so sehen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann dich sehr gut verstehen und ich schreibe jetzt aus eigener Erfahrung. Ich habe nach meiner ersten Schwangerschaft sehr viel zugenommen und ich bin von sonst unter 70 kg auf fast 100 kg "gewachsen". Ich habe immer noch im gleichen Wohnort gewohnt. Wenn ich durch die Stadt gegangen bin und Bekannte getroffen habe, habe ich ganz schnell die Straßenseite gewechselt und mich weggedreht, weil ich mich fürchterlich geschämt habe.

Ich hatte absolut keinen Kontakt mehr mit meinen alten "Freunden" bzw., Bekannten und wollte einfach kein dummes Gerede haben. Ich habe schon die Sätze wie "Mensch, bist du fett geworden" im Kopf gehabt, wenn ich durch die Stadt ging und habe mich immer mehr und mehr in meiner Wohnung eingeigelt. Das ist aber keine Lösung und so habe ich dann mir vorgenommen an meinem Selbstbewußtsein zu arbeiten. Dabei habe ich auch wieder abgenommen und ich fühlte mich selber wieder wohl. Für mich war es ein Ansporn wieder an Gewicht zu verlieren.

Damals habe ich noch kein Internet gehabt. Wenn ich damals schon Internet gehabt hätte und die Bekannten dort wiedergetroffen hätte, hätte ich sie wahrscheinlich "vorgewarnt" . Das Glück was ich aber hatte war, dass mich keiner in meinem dicken Körper wiedererkannte oder nur die wenigsten Menschen. Deswegen konnte ich mich sehr gut hinter mir selber verstecken. Aber eine Lösung ist es nicht. Denn ich habe auch gemerkt, wie sehr mir diese Leute fehlten und als ich ihnen dann von meinem Problem erzählt habe, haben sie nur den Kopf geschüttelt und gemeint, dass ich doch immer noch die selbe Person bin und es doch völlig egal ist, wie man aussieht. Die anderen hätten gar nicht das problem damit gehabt. Das Problem habe ich nur selber im Kopf gehabt.

Ich würde mich an deiner Stelle mit den Leuten treffen. Aber sage ihnen schon vorher, welche Probleme du hast und dass du keine Kommentare hören willst. Denn schließlich bist du der gleiche Mensch wie vor ein paar Jahren und charakterlich hast du dich nicht verändert. Man sollte wirklich offen damit umgehen und vielleicht ist es ja ein Ansporn für dich ein paar Kilogramm abzuspecken.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie ihr schon sagt, was mir ja auch bewusst ist und ich auch schon erwähnt habe, sind es Freunde. Ich weis ja, dass es kein Problem für sie darstellt, ich mach mir das Problem selber. Wie schon gesagt, denen ist das völlig peng.

Ein klein wenig konnte ich an Gewicht verlieren, da meine Frustfressphase ein Ende genommen hat. Zumal ich anfangs überhaupt nicht damit zurecht kam nicht mehr zu arbeiten. Sicherlich war es anfangs mal ganz erholsam. Ich hatte auch noch nicht realisiert, dass ich nicht mehr arbeiten gehe. Anfangs war es eher sowas wie Urlaub aber schon nach kurzer Zeit fiel mir die Decke auf den Kopf. Man weis im wahrsten Sinne des Wortes nicht, was man mit der vielen Zeit anfangen soll. Irgendwann sind alle Sehenswürdigkeiten abgelaufen, die Waldwege sind irgendwann auch immer die Gleichen, Museen ändern auch nicht jeden Tag ihre Sonderausstellungen, so hat man irgendwann eine ganz große Leere.

Mittlerweile Studier ich nebenher. Auch wenn ich körperlich erstmal nicht mehr arbeiten kann so schläft jedoch der Geist nicht. Außerdem denke ich, dass ich irgendwann wieder arbeiten kann aber eben nicht mehr auf körperlich belastbarer Ebene. So fülle ich meine "Freizeit" sinnvoll und steuer auf eine berufliche Alternative hin.

Jedoch, um auf das Gewicht zurück zu kommen, lag es eben nicht nur an der Phase mit dem Essen sondern eben auch an den Medikamenten, die ich weiterhin nehmen muss. Es verunstaltet, finde ich, auch meine Äußerlichkeit. Es ist also nicht nur, dass man zugenommen hat sondern eben auch irgendwie deformiert. So als wenn man einen Schauspieler auf dick trimmt, irgendwie unnatürlich. Denn eigentlich bin ich doch recht tageslichttauglich und nicht sehr übergewichtig. Es ist eben nicht nur eine Sache des Abnehmens aufgrund des Essens. Vielleicht macht das noch mal 2-3 kg aus aber dann kann ich machen was ich will.

» FreeRiderOff » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Im Moment geht es mit genauso. Ich bin auch vor einigen Jahren 350km weggezogen und hab den Kontakt zu vielen verloren. In der Zwischenzeit habe ich dann 2 Kinder bekommen und gut und gerne 15 kg zugenommen, die ich immer noch mit mir rumschleppe.

Durch Einsamkeit, Langeweile und Frust kamen dann auch immer mal wieder Fressattacken dazu. Wenn ich mir dann mal vorgenommen habe, Sport zu treiben und es loszuwerden, hab ich mich immer wieder gefragt wofür überhuapt und hab es einfach nicht durchgehalten. War ja auch kein Problem, die Leute aus meinem jetzigen Leben, sag ich mal, kennen mich ja nur so.

Nun hab ich seit einiger Zeit wieder guten Kontakt mit einem alten Freund, der schon öfters gesagt hat er will mich besuchen kommen. Ich habe es immer als Gerede abgetan und es war auch nie wirklich ernst gemeint. Bis er mir gestern bei einem Telefonat plötzlich ein konkretes Datum gesagt hat an dem er gerne herkommen würde. Das hat mich dann auch schon wieder etwas geschockt.

Es kommt auch noch dazu, dass ich mittlerweile eine Brille trage. Es ist keine sehr auffallende und Brillen können ja auch recht attraktiv sein, aber ich habe mich einfach nie damit wohlgefühlt, komme aber mit Kontaktlinsen nicht klar. Ich würde mich natürlich sehr ffreuen, wenn ich ihn wiedersehen könnte, denn es sind schon einige Jahre vergangen und wir haben uns früher sehr gut verstanden. Es wäre schön, wenn etwas davon noch erhalten wäre. Allerdings ist auch der Gedanke, dass er vielelciht gar nciht kommen würde, wenn ich ihm sagen würde, dass ich mich so verändert habe.

Natürlich völliger Blödsinn, denn wahrscheinlich hat auch er sich in 7 Jahren verändert. Ich denke es ist einfach so, dass man selber die größten Probleme damit hat, dass man sich verändert hat, vor allem wenn man sich selber nicht wohl fühlt damit. Aber dafür andere Leute die einem wichtig sind vor denKopf zu stoßen und ihnen quasi Oberflächlichkeit vorzuwerfen, ohne ihnen eine Chance zu geben ist wohl nicht fair. Also lass uns unsere alten Freunde wiedersehen ;)

» Nikky » Beiträge: 815 » Talkpoints: -0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich verstehe dich voll und ganz. Bei mir gab es kurz nach der Matura ebenfalls dieses Problem des schnellen Zunehmens. Mir wurde es zusehend unangenehmer rauszugehen oder gar ältere Bekannte und Freunde wiederzusehen. Teilweise habe ich Ausreden erfunden und erlogen, damit diese nichts bemerken. Jetzt bereue ich es, denn damals habe ich genau mit diesem Verhalten sehr viele treue Freundschaften verraten und auch verloren. Zwar nicht vollkommen, aber wie früher wurde es nie wieder.

Ich kann dir nur raten, überwinde den Schweinehund. Wenn es dir unangenehm ist, solltest du generell etwas gegen dein (Über)gewicht tun. Man ist automatisch wieder motivierter und spontaner. Das Glücksgefühl ist sehr wichtig und man geht einfach viel lieber wieder an die frische Luft und trifft sich eben mit alten Freunden wieder. Vielleicht kann dir eben dieses Treffen mit deinen Freunden Kraft und Motivation geben.

Auch wenn du nichts gegen dein Gewicht tun möchtest oder kannst, wird dir das Treffen sicher gut tun. Freunden ist es wirklich egal, wie man aussieht. Die Personen, die negativ auf einen reagieren weil man sich äußerlich verändert hat, kann man sowieso abschreiben als Freunde.

Also mein Tipp, auf jeden Fall die Freunde nicht vor den Kopf stossen. Triff' dich mit ihnen oder bespreche vielleicht sogar im Vorfeld deine Sorgen. Sonst quälst du dich vielleicht noch bis zu dem besagten Treffen. Freunde haben für alles Verständnis und ich wette sie können dir sogar weiterhelfen, wenn du es möchtest. Freunde sind sehr wichtig und es wäre sehr schade sie wegen so einer "Kleinigkeit" zu verlieren.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nikky hat geschrieben: Also lass uns unsere alten Freunde wiedersehen ;)

Das nenne ich jetzt mal in die Hände gespuckt, sehr süß.

Also um es noch mal aufzugreifen, was ich an Gewicht abnehmen kann, dass setzte ich auch in die Tat um, ist also keine "nicht wollen" Angelegenheit. Irgendwann greift aber einfach das "nicht können" zumindest nicht solange ich die Medikamente noch nehmen muss. Wenn ich sie, hoffentlich, dann mal absetzen kann, dann geht das Gewicht von alleine wieder zurück. Ich bin eh niemand der sich von Süßkram ernährt oder Limonade, ebenso Salzgebäck. Damit fällt schon mal ein großer Suchtfaktor weg. Ich koche meistens frisch und esse unglaublich gerne Obst und Gemüse. Nudeln gehören auch nicht zu meinen bevorzugten Lebensmitteln. Ich bin eher ein Kartoffel- und Reisanhänger. Also da mache ich mir jetzt nicht so große sorgen, dass ich auf irgendwas speziell verzichten muss, zum Glück.

Oh je, ihr habt ja alle Recht aber es ist schon eine blöde Situation die ich mir da schaffe.

» FreeRiderOff » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 11.09.2010, 09:18, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mir geht es manchmal auch so, wenn ich mich körperlich total unwohl fühle und ich schäme mich dann auch immer für das Gefühl, dass ich meine Freunde so nicht treffen möchte. Ich hatte mal eine Zeit, da hatte ich ständig Herpes. Es war zwar zwischendurch immer wieder weg, aber wenn es da war, wollte ich wirklich nicht ausgehen. Nicht nur, dass ich dann am Abend nicht raus wollte, sondern ich habe mich auch dafür geschämt und wollte dann nicht einmal meine Freundinnen sehen. Ich habe einfach gedacht, sie ekelt das an und sie finden mich dann nicht mehr so 'gut' wie vorher.

Dabei ist das natürlich totaler Müll und man darf sich da nicht so reinsteigern. Ich verstehe dich aber sehr gut. Du hast einfach Angst, dass sie über dich reden und zwar vorneherum so tun als sei alles gar nicht so schlimm, es insgeheim aber doch denken. Das ist traurig, aber ich glaube, man kann dagegen nichts tun. Vielleicht bist du einfach auf eine bestimmte Art und Weise sehr eitel. Das den Freunden dann aber zu erklären ist wiederum sehr umständlich und ich würde da auch nicht wirklich auf Verständnis hoffen. Logisch, wenn zu mir jemand sagen würde, er mag sich nicht mit mir treffen, weil er dick geworden ist oder Herpes hat, würde ich mich auch fragen, ob der noch ganz sauber ist im Oberstübchen. Das kann man aber nicht verstehen, wenn man selbst nicht davon betroffen ist. Du solltest einfach probieren dich zu dem Treffen zu überwinden.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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