Daniel Brembor - Aus dem Dunkel bricht das Licht

vom 20.03.2010, 21:03 Uhr

Heute soll es bei mir mal wieder um einen Bildband gehen, und zwar dieses Mal um "Aus dem Dunkel bricht das Licht" von Daniel Brembor, einem, wie ich schätze, doch etwas jüngerem, Fotografen. "Fotografien aus Europas größtem Parkfriedhof" lautet der Untertitel des Buches, und wer sich mit Friedhöfen auskennt, weiß sofort, es geht um den Friedhof Hamburg Ohlsdorf.

Ich habe mir den Bildband zugelegt, nachdem ich einige Rezensionen gelesen hatte. Es hieß, dass das Buch hauptsächlich von schwarzweißen Fotografien mit starkem Kontrast lebe, Text gäbe es kaum. Im Grunde sei da nur eine zweiseitige Erklärung über den Hamburg-Ohlsdorfer Friedhof, der Rest seien eben bloß Fotografien.

Da ich das ganz interessant fand (und ich allgemein künstlerische Fotos von Friedhofs-Skulpturen liebe, auch ohne Begleittexte), habe ich zugegriffen, zumal ich das Buch reduziert für etwa 10 Euro bekommen hatte. Früher stand der Preis bei 20 Euro. Für ein über 200 Seiten umfassendes Buch im Format A 4 finde ich das in Ordnung. Wobei es natürlich nicht nur um das Material geht. Viel wichtiger ist natürlich der Inhalt.

Ja, was kann ich dazu sagen? Die Fotografien an sich finde ich toll. Nur das Layout des Buches an sich gefällt mir nicht so. Und es hat mir schon zu viel Text, wenn man das so sagen kann, und irgendwie auch zu blöden, nach meiner subjektiven Meinung. Dazu später mehr Details.

Da sind also schwarzweiße Fotos im diesem Buch zu sehen, manchmal eines pro Seite (oftmals auch ein winziges mit einem riesigen Rahmen, was ich auch etwas schade finde), manchmal erstreckt sich auch ein Bild über zwei Seiten (dabei unschön: Dass ein Knick durch das Bild geht, dann auch noch genau durch das Gesicht der Skulptur). An sich finde ich die Fotos von Skulpturen gelungen. Man sieht auf einigen Bildern auch nur Details, wie einen kleinen Teil eines Reliefs, oder den Faltenwurf eines Kleides einer Statue. Alles ist in schwarzweiß gehalten, was ich passend finde. Atmosphärisch ist das schon gelungen.

Aber dann sind da auf vielen Seiten übertrieben große Seitenzahlen angegeben, in einer verwischten, schnörkeligen Schrift, die wohl verfallen aussehen soll. Diese ragen oftmals in die Fotografien hinein, und befinden sich nicht immer am Rande der Seite, sondern auch mal mittig. Eben wirr, einfach irgendwo auf den Seiten. Dabei haben manche Seiten Seitenzahlen, manche nicht. Einem System folgt dies nicht. Oftmals sind die Zahlen übrigens auch beschnitten, ragen also nur zum Teil quasi in das Blatt hinein. Sehr obskur.

Ebenso halb in die Seiten hinein und hinaus ragen einzelne, in derselben verfallenen Schrift gehaltene, Sprüche oder Phrasen. Auch bedecken sie manchmal Teile des Bildes, was ich persönlich als eher störend ansehe, wenn ich mir ein Bild intensiv ansehen möchte (dasselbe gilt für die Seitenzahlen).

Was mir an den Sprüchen aber hauptsächlich missfällt, ist, dass sie für mich zu den Bildern nicht zwangsläufig passen. Auch subtil kann man kaum einen Zusammenhang finden. Ich finde, dass das einfach nicht zum Stil des Buches passt. Sinnbildlich, würde man einem Hundebild die Bildunterschrift "Eisenbahn" geben, dann hätte das etwas Bizarres, was ich bei einigen Bildbänden schätzen würde. Hier aber wirken die Phrasen eher misslungen.

Ebenso finde ich es übrigens unnötig, dass diese Phrasen zu einem großen Teil auf Englisch gehalten sind, bei einem Buch mit deutschsprachiger Einleitung, von einem deutschen Autor, über einen deutschen Friedhof. Ich frage mich, ob das auf irgendwelche Jung-Grufties "hip" wirken soll, oder wie? Wieso kann man keine lyrischen Gedanken zu den Fotos verfassen, einfach auf Deutsch?

An sich fehlt mir übrigens die Bedeutungsfülle dieser Phrasen. Da steht dann beispielsweise neben dem Foto eines Grabes "I wish you an unhappy birthday" ("Ich wünsche dir einen unglücklichen Geburtstag"). Den Zusammenhang kenne ich nicht. Ich habe geschaut, ob man vielleicht das Todes- und Geburtsdatum des Toten auf dem Grabstein erkennen kann, und die Phrase dadurch eine Bedeutung gewinnt, aber Fehlanzeige. Ebenso steht bei einem Bild von einem Grab, auf dem sich scheinbar auch eine Kinderstatue befindet, das Wort "school" ("Schule"). Auf einer anderen Seite steht "loss" ("Verlust"). Also, das ist sicher Geschmackssache, aber für mich mindert das die Qualität des Werkes als Gesamtheit. Ich frage mich aber, was dachte der Autor sich dabei tatsächlich?

Bei einer abgedroschenen Bewertungsskala von null bis fünf Punkten würde ich übrigens drei Punkte vergeben. Für die ansehnlichen Fotografien. Der Rest überzeugt mich leider nicht! Aber in meine Friedhofsbuch-Sammlung kommt dieser Bildband natürlich dennoch. Und demnächst schaue ich mal, was sich vom neuesten Amazon-Gutschein noch dazu gesellt. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bildbände finde ich persönlich sehr toll, wobei ich nun Bildbände mit Fotografien aus verschiedenen Friedhöfen nicht so toll finde. Ich muss sagen, dass ich einfach immer ein mulmiges Gefühl habe, was Friedhöfe angeht. Ich halte mich absolut nicht gerne freiwillig auf Friedhöfen auf und ich freue mich auch immer, wenn ich wieder den Rückweg antreten kann, da ich mich nicht so wohl darin fühle. So einen Bildband zum Thema Friedhöfe könnte ich mir daher wohl nicht einfach so gut gelaunt anschauen und Freude dabei empfinden.

So wie es sich anhört, scheint der Bildband aber auch nicht besonders gut gelungen zu sein. Wenn du schreibst, dass es teilweise englische und teilweise deutsche Texte beinhaltet und teilweise Seitenzahlen, teilweise aber auch nicht, dann hört sich das für mich wirklich sehr wirr und durcheinander an. Immerhin sollte es ja nicht so schwer sein, die Seitenzahlen ordentlich in einem Buch zu platzieren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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