Firmen aus moralischen Gründen ablehnen

vom 19.03.2010, 11:56 Uhr

Ich war während des zweiten Golfkrieges in der örtlichen Friedensbewegung aktiv. Damals gingen auch Listen rum, welche Firmen in irgendeiner Form den Krieg oder Krieg generell unterstützen. Und man wurde halt unter Anderem dazu aufgefordert, keine Gegenstände der Firman zu kaufen oder halt bei verschiedenen Geschäften nicht einzukaufen oder halt die Firmen nicht zu unterstützen. Mit meinem jugendlichen Idealismus versuchte ich mich auch zeitweise daran zu halten. In einem bestimmten Kaufhaus wurde damals dann halt nicht mehr eingekauft, weil die den Krieg unterstützen. Das klappte auch recht gut, weil es ja noch mehr Kaufhäuser gab. Nur war besagtes Kaufhaus halt auch in vielen Sachen wesentlich günstiger und irgendwann war mir meine Geldbörse wichtiger.

Auch ein grosser Automobilkonzern stand auf dieser Liste. Da ich eh keinen Führerschein hatte, war das scheinbar erstmal unwichtig. War dann nur doof, das sämtliche Busse damals von dieser Firma hergestellt wurden und ich auch öfters mit meinen Eltern Taxi fuhr und auch die Taxi´s hauptsächlich von dem Hersteller waren und meine Eltern es nicht tollerierten, das ich halt lieber ein anderes Taxi nehmen wollte. Mein damaliger Arbeitgeber belieferte auch Firmen, die nachweislich am Krieg beteiligt waren. Noch dazu fuhr mein Arbeitgeber mehrere Fahrzeuge des besagten Automobilherstellers. Mein Arbeitgeber hätte mir was gehustet, wenn ich gesagt hätte, ne ich produziere nicht mehr für die Firma und die Lieferung bringe ich in ihrem Auto auch nicht mehr weg.

Geblieben sind heute Kleinigkeiten, in denen ich sage, nein du unterstützt die Firma nicht. So rauche ich bestimmte Zigarettenmarken nicht, weil da bekannt ist, wo die ihre Finger drinne haben. Und an sich sind mir die Marken eh zu teuer. Und ich kaufe auch bewusst bei einem Drogeriemarkt nicht ein, weil bekannt ist, in welcher Form die Mitarbeiter dort ausgenutzt werden. Wobei ich dem gelegentlich auch mal untreu werde. Aber das ist in dem Fall sie Seltenheit.

Gibt es Firmen oder Geschäfte die ihr meidet oder versucht zu meiden, weil ihr Einkäufe dort nicht mit euerem Gewissen vereinbaren könnt? Oder ist das nur Idealismus?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich mache das auch, allerdings nur in sehr kleinem Rahmen. Ich meide Tankstellen eines bestimmten Konzerns, der früher mal unangenehm aufgefallen war. Dazu kommt, dass in meinem Wohnort zwei Pächter dieser Tankstellenkette auch eher unangenehm aufgefallen sind. Dafür kann der Konzern zwar auch nichts, das hat sich bei mir aber so nachhaltig verankert, dass ich bis heute dort nicht einen Liter Treibstoff gekauft habe und dies auch in Zukunft nicht tun werde.

Dies stößt nicht überall auf Verständnis. Bin z.B. mal mit sehr wenig Benzin unterwegs gewesen und brauchte dringend eine Tankstelle. An der vom erwähnten Konzern bin ich dann auch vorbei und meine Mitfahrer konnten es nicht begreifen, dass ich lieber in Kauf nehme, liegen zu bleiben, also dort zu tanken.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich versuche auch, sogut es geht, vor allem jene Bekleidungsfirma zu meiden, die bekanntlich sehr viele Produkte durch Kinderarbeit anbietet. Ich muss jedoch zu meiner Schande auch gestehen, dass man mich dort auch schon mal als Kundin erlebt hat. :oops: Generell versuche ich einfach gar nicht reinzugehen, aber wenn das Budget sehr knapp ist und Kinderkleidung einfach notwendig ist, habe ich dort auch schonmal ein paar Kleidungsstücke gekauft. Das schlechte Gewissen dabei, hat den Kindern und anderen Betroffenen leider nicht geholfen, das ist mir auch klar.

Generell versuche ich aber auch speziell auf fair-trade Produkte zu achten, zum Beispiel bei Blumen oder Bananen und dergleichen. Die Preise sind zwar durchaus ein wenig höher, jedoch halten die Blumen muss ich sagen dann aber auch ein wenig länger. So gesehen gleicht es sich auch wieder aus.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Leider sind bei mir auch nur Kleinigkeiten übrig geblieben, aber trotzdem finde ich, dass man auch damit etwas bewegen kann.

So kaufe ich nichts von Müller Milch, da die zuliefernden Bauern teilweise genmanipuliertes Futter verwenden. Bei Campina, unter anderem die Marke Landliebe, hat das große Interesse der Verbraucher und der Boykott etwas genützt: sie machen inzwischen sogar Werbung damit, dass auf ihren Zulieferbetrieben kein Genfutter (mehr) eingesetzt wird.

Ich versuche auch so gut es geht Produkte von Nestlé zu vermeiden. Viele Produkte, darunter vor allem auch die Süßigkeiten, enthalten Palmöl. Und Nestlé bezieht das Palmöl von der Firma Sinar Mas. Der Konzern ist bereits mehrfach negativ aufgefallen, weil sie in Indonesien illegal Urwald fällen, um dort reine Monokulturen für Palmöl anzubauen. Damit werden in Indonesien auch noch die letzten Rückzugsgebiete der Orang-Utans zerstört.

Ich gehe auch nicht zu Lidl, Schlecker und Aldi. Bei allen drei Anbietern sind teilweise schreckliche Arbeitsbedingungen an die Öffentlichkeit gelangt. Und auch bei Aldi sieht es wohl nicht so gut aus, wie viele bisher dachten. Gerade arbeiten Journalisten an einem "Schwarzbuch Aldi". Sowas gibt es für Lidl ja schon. Zudem bin ich nicht bereit die Aktionswaren dort zu kaufen, auch wenn es manchmal wirklich den Anschein hat, als seien es geniale Schnäppchen. Die meisten dieser Schnäppchen kommen aus China, und die Arbeitsbedingungen sind allgemein dort nicht die besten. Zudem gab es ja bei allen mehrere Rückrufe wegen bedenklicher Materialien (Blei in Farben, zu viele Weichmacher in Spielzeug, usw.)

Und auch beim Strom habe ich mich für einen reinen Ökostromanbieter entschieden. Denn Atom- und Kohlestrom wollte ich auf keinen Fall länger unterstützen. Nicht nur, dass ich damit kein CO2 mehr verursache, die Stromrechnung ist sogar niedriger als bei den Stadtwerken. Immerhin um zwölf Prozent bei der Grundgebühr und um neun Prozent bei den Verbrauchskosten. Umwelt geschont und Geldbeutel entlastet.

Bei CDs oder DVDs zum Brennen achte ich immer darauf, dass sie nicht aus China kommen. Man muss zwar länger suchen, aber es gibt sie noch. Zumindest Made in Japan, früher hatte ich auch mal welche aus Luxemburg, aber leider hab ich die beim letzten Kauf nicht mehr gefunden.

Wir kaufen auch nicht mehr bei IKEA ein, Mc Donalds und andere Fast-Food-Ketten sind auch tabu. Bücher kaufen wir nicht bei Thalia und auch nicht bei Weltbild ein, da sind uns die Unternehmensstrategien unheimlich.

Es ist zwar doch recht viel geworden fällt mir da gerade so auf, aber auch wenn es vielleicht übertrieben erscheint, es stellt jedenfalls keine Einschränkung dar, die irgendwie im Alltag belastend wäre.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Gibt es Firmen oder Geschäfte die ihr meidet oder versucht zu meiden, weil ihr Einkäufe dort nicht mit euerem Gewissen vereinbaren könnt? Oder ist das nur Idealismus?

Ich muss ehrlich sein. Ich meide keine Geschäfte oder Firmen bewußt, weil ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Ich muss da auf meinen Geldbeutel achten und die Firmen, die unter "guten" Bedingungen herstellen und verkaufen sind meist auch teuer und nicht für meinen Geldbeutel geeignet.

Ich habe such kein schlechtes Gewissen, wenn ich in ein Bekleidungsgeschäft gehe, wo ich weiß, dass mit Kinderarbeit die Sachen gefertigt werden, weil ich denke, dass man den Kindern und der Kultur in dem besagten Land keinen Gefallen tut, wenn man ihnen die Einnahmequelle nimmt. Die Kinder sind es nicht anders gewöhnt und sie wissen von klein auf, dass sie auch für die Familie sorgen müssen. Das mag hart klingen und für manche wird es auch so sein. Aber wenn man diese Geschäfte total boykottiert, wird es den Familien in diesen Ländern nicht besser gehen. Sie leben von solchen Läden. Ausserdem glaube ich auch, dass viel nur auf Gerüchte aufgebaut ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


@ betty
Wow du hast ja echt einiges auf deiner Liste. Da sind auch einige Sachen dabei, an die ich nie im Leben gedacht hätte. Oder auch Sachen die mittlerweile untergegangen sind.

Ich war während meiner Jugend auch eine ganze zeit lang eher grün eingestellt. Aber ich käme heute nie auf die Idee, den Stromanbieter deshalb zu wechseln. Einfach weil ich mir das auch nicht mehr leisten kann. Und ich allerdings auch aus anderen Gründen gerne dem örtlichen Stromversorger gegenüber treu sein möchte.

Kaufen bei Discountern ist eine Sache für sich. Bei einem den du nanntest, habe ich mal gearbeitet. Und im grossen und ganzen wurde da fair mit den Angestellten umgegangen. Und die Arbeitsbedingungen waren zum Teil besser als in anderen Betrieben in denen ich war. Wobei das dann alles kleine Fachgeschäfte waren.

Kinderarbeit ist generell ein Thema für sich. Auf der einen Seite denke ich auch, muss nicht sein und finde ich nicht gut. Aber die andere Seite ist halt auch, das die Familien ohne die Arbeit der Kinder gar nicht überleben könnten. Und für uns mag zum Beispiel ein Euro Stundenlohn wenig sein, aber wo anders ist das ein Vermögen. Klar finde ich die Arbeitsbedingungen nicht gut, keine Frage. Und da könnte sicherlich auch einiges getan werden, damit die Kinder mindestens ordentliche Arbeitsbedingungen haben.

Früher habe ich, als Metzgerstochter, auch nicht nachvollziehen können, warum man Fleisch und Wurst abgepackt im Supermarkt kauft. Vorallem auch weil das einer der Gründe war, warum soviele Metzgereien haben schliessen müssen. Heute habe ich selbst wenig Geld und kaufe mein Fleisch und meine Wurst nie beim Metzger. Wobei das nicht nur finanzielle Gründe hat.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Natürlich hört man oft Gerüchte davon, dass Produkte mancher Geschäfte durch Kinderarbeit produziert werden, aber mal ganz ehrlich, es gibt nur sehr wenig Leute, die diese Geschäfte meiden oder sogar gar nicht hingehen, um dort einzukaufen, da die Preise dort einfach besser sind (aus der Sicht des Kunden). Aber ich denke auch nicht, dass jemand beim Einkaufen und Auswählen verschiedener Produkte an die Herstellung denkt, da am Anfang erst einmal der Preis am wichtigsten ist.

Außerdem glaube ich, dass man deutlich mehr ausgeben muss, wenn man Produkte kaufen will, die aus tadelloser Produktion stammen. Ich bin der Typ Kunde, der fast nur auf den Preis achtet. Dabei habe ich auch kein schlechtes Gewissen. Wenn ich das Produkt mit dem bestem Preis nicht kaufe, dann tut es jemand anderes. Klar man könnte jetzt sagen, dass das zu hart ist, aber es ist doch so oder etwa nicht? Wenn man auch nur ein kleines bisschen erreichen will, dann muss man schon dafür sorgen, dass auch alle mitmachen und meiner Meinung nach klappt das nicht.

Klar ist es nicht in Ordnung wenn große Firmen den Krieg unterstützen, aber meiner Meinung nach kann man dagegen rein gar nichts tun, solange nicht alle mitmachen und beispielsweise das Einkaufen dieser Produkte nicht boykottiert wird. Außerdem denke ich, dass es für die Firmen keinen großen unterschied macht, wenn jetzt ein Kunde weniger kommt, aber wenn es dann mehrere Tausend sind, die nichts mehr bei dieser Firma, dann kann man wirklich etwas bewegen.

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» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich weiss nicht wie alt du bist ich322. Denn man kann durchaus auch was bewegen. Ich kann mich an einen Boykottaufruf in den 90er Jahren erinnern. Grund war irgendwelches nicht ganz sauberes was eine Erdölfirma trieb und damals wurde zum Boykott einer Tankstellenkette aufgerufen. Ich weiss aber nicht mehr welche und möchte nun auch keine Gerüchte ins Internet setzen. Aber die Aktion hat damals durchaus was gebracht.

Und diverse Fernsehsendungen berichten ja auch immer mal wieder über Kinderarbeit, oder auch Ausbeutung von Arbeitnehmern und ähnlichem. Und was meinst du was in den darauf folgenden Tagen in den genannten Geschäften los ist? Die Kunden stürmen die Läden mit Sicherheit nicht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


@LittleSister: Ich glaube, dass du mich nicht richtig verstehst. Ich meine, dass man sogar sehr viel erreichen kann, aber das geht nur wenn es jeder macht und nicht nur eine einzelne Person. Meiner Meinung nach kann keiner alleine ein Geschäft boykottieren, dazu sind einfach mehrere Personen nötig. Oder siehst du das anders? Wenn das jeder machen würde, dann würde ich verständlicherweise mitmachen, weil dann die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, dass man etwas bewegt und erreicht. Aber um so etwas erreichen zu können, braucht man natürlich solche Aufrufe aus dem Fernseher oder aus dem Radio, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas in einer Gaststätte oder sonst irgendwo verbreitet wird, wo wenig Leute sind.

Und diverse Fernsehsendungen berichten ja auch immer mal wieder über Kinderarbeit, oder auch Ausbeutung von Arbeitnehmern und ähnlichem. Und was meinst du was in den darauf folgenden Tagen in den genannten Geschäften los ist? Die Kunden stürmen die Läden mit Sicherheit nicht.

Das mag ja alles sein, aber, so hart es auch klingen mag, ich glaube, dass das einige Leute nach 1 Woche wieder vergessen, was sie über die Kinderarbeit gesehen und gehört haben. Ich habe zwar noch keine dieser Fernsehsendungen mitbekommen, in denen über Kinderarbeit berichtet wird, aber ich kann mir nur sehr schlecht vorstellen, dass hier irgendwelche Firmennamen genannt werden. Dass die Läden nach so einer Aktion nicht gestürmt werden, ist ja verständlich, aber auch hier glaube ich, dass viele Leute das nach einiger Zeit einfach vergessen.

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» ich322 » Beiträge: 797 » Talkpoints: -1,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ehrlich gesagt, interessiert mich das alles nicht. Gerade beim Thema Kinderarbeit sehe ich es ähnlich, wie hier schon geschrieben wurde. Das ist in diesen Ländern nunmal so, die Familien sind auf diese Verdienste angewiesen und besser, die Kinder nähen Kleidung, als wenn sie im Bordell landen würden.

Und warum sollte ich diverse Geschäfte meiden nur weil die Angestellten dort (angeblich) schlechte Arbeitsbedingungen haben? Wenn das viele Leute machen würden, dann hätten diese Angestellten gar keinen Job mehr. Also wieder ein paar Leute mehr, die zum Amt gehen müssten.

@LittleSister
Den Mineralölkonzern den du meinst, da ging es damals um eine Bohrinsel. Und dem Konzern selbst hat der Boykott wenig geschadet. Eher den kleinen Pächern der Tankstellen, die dadurch massig Einbussen hatten und nichtmal was dafür können, was oben entschieden wird.

Was auch auf alle anderen angesprochenen Themen passt. Man schadet immer denen die auf den Verdienst angewiesen sind und nicht den Grossen, die die Gewinne machen. Also im Endeffekt den Leuten, wie wir sie sind. Und das sollte doch nicht das Ziel von Idealismus sein, oder?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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