Firmen aus moralischen Gründen ablehnen

vom 19.03.2010, 11:56 Uhr

Die Boykottphase habe ich ehrlich gesagt auch mal gehabt als Jugendlicher und dann relativ schnell abgelegt nachdem man nach und nach desillusioniert wurde, witzigerweise genau wegen der Sachverhalte die hier einige ansprechen und weil die meisten Firmen heute so vernetzt sind, dass ein Boykott praktisch unmöglich ist, da jede Firma sich im Grunde die Hände dreckig macht, oft eben indirekt über Beteiligungen.

Ich glaube das mit dem Boykott ist typisch jugendlich / pubertär: Man will unbedingt die Welt verändern, natürlich zum besseren, und ist natürlich gegen alles "Schlechte" bzw. was man für etwas schlechtes hält.

tournesol hat geschrieben:Ich versuche auch, sogut es geht, vor allem jene Bekleidungsfirma zu meiden, die bekanntlich sehr viele Produkte durch Kinderarbeit anbietet.

Das hat mich früher auch immer irgendwelche Bokyottaufrufe unterstützen lassen. Als ich mich dann mal eher zufällig damit auseinandergesetzt habe bin ich dann nach und nach auf den Trichter gekommen, dass Kinderarbeit, gerade bei den bösen Firmen (!) im Grunde die Kinder vor schlimmeren schützt und deren Familien das Überleben sichert oder Kinder erst hier eine Ausbildung erhalten.

Sprich: Kinderarbeit wird in den Ländern wo sie "passiert" als etwas gutes betrachtet, sowohl von den Kindern als auch den Eltern und nur bei uns als etwas schlechtes weil es nicht in unser Weltbild passt und für uns persönlich natürlich unvorstellbar wäre. Aber wie schon einer meiner Lieblingskabarettisten sagte und das ganze Problem eigentlich damit bestens auf den Punkt brachte.: Mit 12 werden die Finger zu dick zum Teppichknüpfen, aber erst mit 14 darf man bei Nike Turnschuhe zusammenflicken - da entsteht eine Versorgungslücke von 2 Jahren, die meist nur durch Prostitution gedeckt werden kann...

Nachdem ich früher mal gegen jeder Form von Kinderarbeit war habe ich da eine ambivalente Haltung - es ist zwar immernoch schlecht und keinesfalls die beste alle Lösungen, aber leider immernoch der König unter den Blinden wenn man sich vor Augen halten würde wie es ohne aussehen würde.

betty hat geschrieben:Und auch beim Strom habe ich mich für einen reinen Ökostromanbieter entschieden. Denn Atom- und Kohlestrom wollte ich auf keinen Fall länger unterstützen.

So etwas boykottiere ich auch nicht mehr, Grund: Man kann nicht beeinflussen welcher Strom aus der Steckdose kommt, man zahlt lediglich mehr. Diese Überlegung funktioniert theoretisch, aber praktisch bekommt man auch weiterhin Atomstrom / Kohlestrom geliefert.

betty hat geschrieben:Bei CDs oder DVDs zum Brennen achte ich immer darauf, dass sie nicht aus China kommen.
ist ja auch fast kein Kunststück, es gibt ja nur noch 5 Hersteller auf der ganzen Welt: Daxon, Ritek, Prodisc und CMC Magnetics die fast nur in Malaysia, Hongkong und hauptsächlich China produzieren sowie Moser Baer India, die wie der Name schon sagt in Indien herstellen. Da die Label Firmen hier kreuz und quer einkaufen stelle ich es mir interessant vor, da stets den chinesischen Rohlingen ausweichen zu wollen.

Und jetzt zu meinem Lieblingsthema :D, welches eigentlich der Hauptgrund dafür war, dass ich mal als Jugendlicher angefangen habe alles zu hinterfragen bevor ich "Boykott" rufe:

LittleSister hat geschrieben:Grund war irgendwelches nicht ganz sauberes was eine Erdölfirma trieb und damals wurde zum Boykott einer Tankstellenkette aufgerufen. Ich weiss aber nicht mehr welche und möchte nun auch keine Gerüchte ins Internet setzen. Aber die Aktion hat damals durchaus was gebracht.

Punktedieb hat geschrieben:Den Mineralölkonzern den du meinst, da ging es damals um eine Bohrinsel. Und dem Konzern selbst hat der Boykott wenig geschadet.

Alles so nicht ganz richtig und zu verdanken haben wir das der Propaganda von Greenpeace! Es ging damals um die Förderplattform Brent Spar die von Shell und Esso (damalige Eigner) in einem Tiefseegraben versenkt werden sollte und laut Greenpeace schwere Umweltschäden verursachen würde, da in ihr noch über 5.000 Tonnen an Ölrückständen waren. Damals gab es eine riesige Hetze gegen Shell / Esso und der Umsatz in Deutschland und anderen Ländern brach um über 50 % ein - dem Konzern hatte der Boykott also schon geschadet, vor allem weil man danach erst mit teuer Geld den Ruf wiederherstellen konnte.

Problem: Das ganze war im Grunde gelogen!
- Brent Spar war keine Förderplattform sondern lediglich ein schwimmender Öltank den man bis zum Bau der Pipelines nutze - wie übrigens hunderte andere in der Nordsee auch!
- Die Greenpeace Schätzung, dass Brent Spar über 5.000 Tonnen Ölreste enthalte war komplett an den Haaren herbeigezogen und von Greenpeace erlogen!

Bei der Verschrottung wurde durch die DNV festgestellt, dass es nur um die 75 Tonnen waren, das gleiche wurde von Shell auch vor der Greenpeace Kampagne festgestellt und das Beste zum Schluss: Greenpeace waren die Zahlen von Shell bekannt und man verwendete sie auch am Anfang - nur dummerweise wäre die Umweltgefahr / Umweltverschmutzung bei einer Versenkung im nicht nennenswerten Bereich gewesen, also hat man bei Greenpeace die Zahlen nach einer "eigenen Stichprobe" ;) manipuliert und die Öffentlichkeit belogen! Das wurde von Greenpeace auch zugegeben, siehe hier, wenn auch hinter schön gefärbten Worten.

Je nachdem war dies übrigens nicht der erste und letzte Fall bei Greenpeace wo man mal etwas kreativer mit der Wahrheit umging, nur das war der wo man bisher am dicksten auftrug. Auf der anderen Seite: Jeder geht kreativ mit der Wahrheit um - mal mehr, mal weniger - je nachdem wie sehr es der eigenen Sache nutzt.

Gleiches gilt übrigens für den anderen großen Umweltverband WWF: Diese lässt sich ganze offen vom Lachsmilliardär John Fredriksen (Marine Harvest) mit Kleingeld bestechen und gibt damit sein Ja und Amen bzw. sein schönes Logo / Siegel für eine Umweltkatastrophe her, die in Chile und anderswo wütet wo Marine Harvest schön billig Lachs produzieren lässt. Wer`s nicht glauben möchte: Ein Ansatz für weitere Recherchen ;). Das wäre so, als ob ein Greenpeace Schriftzug (auch wenn die es auch nicht so mit der Wahrheit haben) auf einem Einhüllen Öltanker prangen würde!

Dass die PETA schlimmer als jede Sekte und eine moderne Version von Tierfaschisten ist habe ich ja schon an anderer Stelle ausführlich gesagt und begründet.

Mit steigendem Alter und Interesse bricht das Boykottverhalten meiner Meinung nach zusehends zusammen - eben weil sich die ganzen "Boykotte" zusehends entzaubern und man mehr und mehr zu der Erkenntnis kommt, dass es nichts nutzt (im Sinne von: etwas positiv verändern) sondern man sich nur aussucht, von wem man jetzt lieber verarscht werden möchte ;). Denn auch bei Boykotten schwingt immer ein Eigeninteresse / Fremdinteresse mit - oder warum unterstützen auf einmal Konkurrenten von Firma XY den Boykott Verein XZ, den sie vorher nicht mit dem Hintern angesehen haben und die im Grunde nichts anderes machen aber dafür nicht öffentlich an den Pranger gestellt werden?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wenn es in Geschäften öfters Überfälle gibt, weil in den einzelnen Filialen keine Telefone sind und die Angestellten keine Polizei rufen können- sorry habe ich kein Verständnis für. Und das ist für mich auch ein Grund, in dem Geschäft, beziehungsweise der ganze Kette, nicht einzukaufen. Und ich finde es in dem Fall der Sicherheit der Angestellten nicht dienlich, wenn so gehandelt wird. Und wenn das Geschäft schliessen muss, weil mehr als ich da nicht mehr einkaufen, dann stehen zwar die Verkäuferinnen erstmal auf der Strasse, aber sie müssen auch nicht mehr mit der Angst vor Überfällen zur Arbeit gehen. Wohlbemerkt gibt es die Artikel die das Geschäft verkauft, zum selben Preis in vielen anderen Läden. Da kann ich auch einen anderen Laden aufsuchen, als sowas noch zu unterstützen.

Wenn langjährige Mitarbeiter der selben Kette auf einmal Änderungsverträge bekommen und nun für zum Teil die Hälfte des bisherigen Lohns arbeiten sollen - sorry habe ich auch Verständnis für. In dem Fall werden auch die Waren nicht billiger, sondern bleiben genauso teuer. Nur die Familie hat damit weniger Einkommen, eventuell sind ergänzende Leistungen notwendig und vorallem auch die Kaufkraft sinkt enorm. Auch hier ich bekomme die selben Waren in anderen Läden zum selben Preis. Zum Teil noch günstiger.

Und im genannten Fall geht es um Drogerie Artikel. Also nichts spezielles. Die werden benötigt, ob es den Laden nun gibt oder nicht. Und ob nun 10 Läden der Kette A mit 100 Kunden ( rein fiktive Zahlen) schliessen und die 100 Kunden sich auf die 10 anderen Läden anderer Ketten verteilen- Ergebnis: man braucht dort mehr Personal und von den Angestellten der Kette A sind die gekündigten Leute somit auch fast alle untergebracht. So rein theoretisch. Und es geht keiner hin und sagt, wenn es Kette A nicht mehr gibt, kaufe ich gar keine Drogerieartikel mehr.

Und wenn ich den Namen PETA nur sehe oder lese, bekomme ich schon die Krätze. Die sind mir eindeutig zu militant.

Und irgendwie war es früher auch einfacher was zu boykottieren. Da war so gut wie sicher, wenn man von Firma X nichts kaufen mag, dann war auch nur Firma X betroffen. Heute sagt man, ich boykottiere Firma X. und stellt dann irgendwann fest, das Firma Y., die man halt nun nutzt, zu Firma X. gehört.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Also ich gehe, seitdem ich mal eine Anti-Pelzaktion gesehen habe direkt vor einem großen Bekleidungsgeschäft, da nicht rein. Ich werde diese Frage oft am Ende von Umfragen gefragt und dann fällt mir meist das ein oder andere Mal ein, wo ich etwas nicht gekauft habe, aufgrund einer Information, die ich über das Produkt oder die Firma hatte.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Bei mir ist es auch der Fall, dass ich einige Firmen oder Hersteller generell ablehne. Dies hat zum großen Teil mit Tierschutzgründen zu tun. So kaufe ich beispielsweise keine Nudeln mehr von dem großen Hersteller mit den blauen Pappschachteln, weil diese mit Eiern aus Käfighaltung hergestellt werden. Seitdem ich dies weiß, könnte ich den Verzehr dieser Produkte nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren. Das gleiche gilt für eine Fastfood-Kette, in welcher nur Produkte aus Huhn angeboten werden. Dort stimmen weder die Haltungsbedingungen der armen Tiere noch die Arbeitsbedingungen der Menschen. Daher kommt es für mich nicht in Frage, dort etwas zu kaufen.

Ein weiteres, sehr heftiges Beispiel sind Grabsteine. Natürlich kauft man diese nicht so oft und wenn man in der Situation ist, dann denken die meisten Leute nicht darüber nach. Es ist aber wichtig zu wissen, dass der Großteil der hier verkauften Grabsteine aus Kinderarbeit in Indien stammt! Die Steine sind dann für den Käufer noch nicht einmal viel günstiger denn die Händler machen einen enormen Gewinn!

Ein schönes Beispiel dafür, dass ein solcher Boykott auch etwas bringen kann, ist Ferrero. Die haben nun nämlich endlich bekanntgegeben, dass sie nun die Verwendung von Eiern aus Käfighaltung beenden werden und auf Eier aus Bodenhaltung umsteigen. Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Es gibt noch einige weitere Geschäfte und Firmen, bei denen ich nichts mehr kaufe und die nicht nicht mehr unterstützen möchte. Die Aufzählung würde aber den Rahmen sprengen, daher verzichte ich darauf. Eine Firma möchte ich aber dennoch nicht ungenannt lassen. Und zwar möchte ich noch sagen, dass ich seit der Öl-Katastrophe nicht mehr bei der blauen Tankstelle tanke! Diese gehört nämlich zu BP. Ich finde es sehr wichtig, dass die Menschen die Macht ihrer Kaufkraft nutzen um solch wichtige Zeichen zu setzen! Jeder hat nämlich mehr Macht als er denkt!

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich selbst lehne auch einige Firmen ab, die Kosmetik herstellen, weil ich genau weiß, dass sie Tierversuche machen. Mir selbst liegt dabei wirklich sehr viel an Tieren und auch wenn ich finde, dass Tierversuche zu medizinischen Zwecken erlaubt sein sollte, finde ich es absolut nicht in Ordnung, wenn das auch noch zu kosmetischen Zwecken geschieht. Kosmetik ist absolut nicht lebensnotwendig und ich sehe es nicht ein, dass Tier leiden und sterben müssen, nur damit ich eine bestimmte Creme benutzen kann. Das kann ich einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren und ich könnte auch niemals so eine Creme benutzen, ohne die ganze Zeit daran zu denken, wie diese hergestellt wurde. Von daher vermeide ich solche Firmen immer ganz bewusst und greife nur auf Kosmetik zurück, die ohne Tierversuche hergestellt wurde.

Heutzutage gibt es auch Unmengen an Firmen, die bei der Herstellung ihrer Kosmetik ganz bewusst auf Tierversuche verzichten. Es gibt wirklich sehr viele Alternativen und von daher ist man auch nicht darauf angewiesen, Produkte zu kaufen, die mit Tierversuchen hergestellt wurden. Stattdessen hat man genügend andere Möglichkeiten, auf die man zurück greifen kann und deshalb greife ich da auch zu Kosmetik von Firmen, die keine Tierversuche machen. So kann ich es dann auch richtig genießen, mich einzucremen und muss kein schlechtes Gewissen haben.

Leider weiß man aber auch nicht von allen Firmen, ob sie Tierversuche machen oder nicht. Von daher kann es durchaus sein, dass ich dennoch hin und wieder versehentlich solche Produkte kaufe. Das finde ich zwar schlimm, wobei ich jedoch auch keine Lust habe, mich erst stundenlang im Internet zu informieren, bevor ich einkaufen gehe. Das ist mir dann doch zu anstrengend und von daher versuche ich immer, die Firmen, die Tierversuche machen, bewusst zu vermeiden.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Spontan fällt mir da nur eine deutschlandweite Buchhandelskette ein, die ich komplett meide. Vor fünf Jahren habe ich als Aushilfe für einige Monate in einer der Filialen gearbeitet und wurde von vorne bis hinten ausgenutzt. Mir wurde ein Ausbildungsplatz versprochen und naiv wie ich war (erste richtige Arbeit nach der Schule), habe ich das auch noch geglaubt. Ich wurde jeden Tag pausenlos von der Chefin fertig gemacht, sollte Sachen können, die noch nicht mal ausgebildete Buchhändler wissen und andere Kollegen erzählten Lügen über mich. Jedenfalls war ich nach dem Weihnachtsgeschäft weg vom Fenster, weil dann der Betrieb nachließ.

Zufällig habe ich von anderen Filialen erfahren, in denen die Aushilfen genauso behandelt werden und das war für mich der ausschlaggebende Punkt, warum ich diesen Buchhändler meiden werde.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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