"Lücken" im Lebenslauf sinnvoll ausfüllen?

vom 18.03.2010, 01:46 Uhr

Ich beziehe seit ein paar Jahren aufgrund einer psychischer Erkrankung eine Erwerbsminderungsrente auf Zeit. Die wird aber irgendwann auslaufen und ich möchte die nicht verlängern und möchte aber auch nicht im Hartz 4 Bezug landen. Deshalb würde ich mich gerne frühzeitig um eine Arbeitsmöglichkeit kümmern.

Ich habe eine abgeschlossene Berufsausbildung und auch in meinem erlernten Beruf Zusatzqualifikationen, die ich auch belegen kann. Allerdings war ich recht lange im elterlichen Betrieb beschäftigt und habe danach recht oft die Stelle gewechselt. Ausser einem Mal ( Eigenkündigung, die ich auch gut begründen kann)alles betriebsbedingte Kündigungen. Während arbeitsloser Phasen ( maximal ein paar Monate) hatte ich immer einen Nebenjob. Leider gibt es dafür keine Zeugnisse und den Betrieb gibt es auch nicht mehr, ich kann da also auch keine Zeugnisse mehr anfordern. Genauso habe ich zum Teil über meine Berufstätigkeiten keine Arbeitszeugnisse. Da ich aber auf keinen Fall mehr in meinem erlernten Beruf arbeiten kann, sollte das ein kleineres Problem sein.

Vorrangig grösstes Problem ist aber die letzten vier Jahre zu erklären. Ich könnte zwar in den Lebenslauf reinschreiben, das ich eine Erwerbsminderungsrente aufgrund einer Erkrankung bezogen habe. Aber ich denke, das mich da viele Arbeitgeber von vorneherein aussortieren. Auslandsaufenthalte oder ähnliche kann ich auch nicht einfach angeben, weil ich absolut keine Sprachkenntnisse, noch sonst irgendwas habe. Kinderbetreuungszeiten fallen auch weg, weil ich kinderlos bin. Die Pflege kranker Familienangehöriger fällt auch weg, da nachweisbar meine Mutter schon 2007 verstorben ist und mein Vater topfit ist.

Hat jemand eine Idee wie ich die vier Jahre irgendwie, möglichst wahrheitsnah, kaschieren kann? Mein Lebenslauf hat eh schon über zwei Seiten, auch aufgrund der Vielzahl an Fortbildungen. Aber ich glaube kaum, das da vier Jahre einfach mal so untergehen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ich war vor meinem Studium Personalsachbearbeiterin und sage dir mal ganz ehrlich, dass ich ziemlich entsetzt darüber bin, dass du deinen Lebenslauf "tunen" willst. Ich kann dir versprechen, dass das auf jeden Fall auffallen und sich negativ auf dich auswirken wird. Bereits beim Bewerbungsgespräch werden deine Beschönigungen aufgedeckt und dann stehst du da wie ein begossener Pudel. Wie fühlt man sich wohl, wenn der Personaler die Lügen im Lebenslauf aufdeckt? Versuch schon mal an die Situation zu denken.

Wenn man irgendwie krank war oder auch arbeitssuchend, dann hat man in den meisten Fällen auch nicht den ganzen Tag zuhause gesessen und die Decke angestarrt. Zumindest sollte das so sein. Daher ist es immer empfehlenswert, bei der Wahrheit zu bleiben und dann z.B. zu erwähnen, dass man eine Sprache gelernt hat, ehrenamtlich tätig war, vielleicht an einem Buch gearbeitet hat usw.

Nicht zuletzt ist mein Bruder in derselben Situation wie du. Er ist nun 6 Jahre wegen psychischer Erkrankung ausgefallen, hat aber in der Zeit ein Buch geschrieben.

» eatmyshorts » Beiträge: 187 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

ich muss da ganz ehrlich meinem Vorredner zustimmen. Sicherlich wirkt es auf den ersten Blick in einem Lebenslauf schöner, wenn die vier genannten Jahre Ausfall aufgrund von Krankheit nicht dort drinnen stehen. Doch solltest du - so denke ich - ernsthaft darüber Gedanken machen, ob du wirklich glaubhaft vertreten kannst, keine vier Jahre Krankheit gehabt zu haben. Die Personaler sind gerade dafür eingestellt, dass sie sehr gut Menschen lesen können und ich glaube, dass es nicht möglich sein sollte - ohne wirkliche emotionale Distanzierungsfähigkeit - diese Personaler hinters Licht zu führen.

Ob es dir also ein Versuch wert ist, deswegen eine potentielle Arbeitsstelle nicht zu erhalten, solltest du für dich wissen. ;)

» Goldenboss » Beiträge: 396 » Talkpoints: -6,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hi,
also ich persönlich kann dich sehr gut verstehen, da ich genau das gleiche Problem habe wie du. Auch ich habe aufgrund psyschicher Probleme eine Lücke im Lebenslauf und mache mir auch so meine Gedanken darüber wie ich diese Lücke füllen könnte.

Ich denke schon dass es möglich ist, sein Lebenslauf ein bisschen zu beschönigen, natürlich sollte man nicht das Blaue von Himmel lügen, aber wenn es gut gemacht ist, muss es meiner Meinung nach nicht auffallen. Du könntest zum Beispiel behaupten, dass du einen 400 Euro Job hattest, auf einem Gebiet in dem du dich auch fachlich gut auskennst. Ausserdem könntest du noch angeben, dass du zum Beispiel in der restlichen Zeit Sprachen gelernt hast oder ehrenamtlich gearbeitet hast. Du hast doch auch geschrieben dass du im elterlichen Betrieb gearbeitet hast, das wäre sicherlich auch eine Möglichkeit, die Zeit zu "kaschieren".

Ich denke es muss einem immer klar sein, das so eine "Beschönigung" immer auffallen kann, muss aber nicht sein. Du musst dir überlegen ob es dir das wert ist, denn falls die Wahrheit rauskommt, hast du wohl kaum noch Chancen auf den Job.

» josey » Beiträge: 346 » Talkpoints: 4,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kann Dir nur den sprichwörtlichen "Mut zur Lücke" empfehlen. Schließlich kannst Du die Lücke ja erklären und es gibt heute kaum noch jemand, der einen lückenlosen Lebenslauf hat.

Aber Du kannst ja auch Sachen angeben, die Du während dieser vier Jahre gemacht hast. Gerade soziales Engagement kommt bei Unternehmen oft sehr gut an. Also versuche doch einfach mal alle Aktivitäten, die Du in dieser Zeit unternommen hast zu sammeln und dann unter Interessen nach dem Lebenslauf unterzubringen.
Einige Beispiele:
- Jugendarbeit in (Sport-, Musik-)Vereinen
- Mithilfe im Tierheim
- Mitarbeit in einer Bürgerinitiative
Irgendsowas findest Du vielleicht und dann ist die Lücke schon deutlich kleiner.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Tunen und absolut unwahre Angaben wollte ich nie machen. Es geht darum, wie ich das einigermassen sinnvoll unterbringen kann, das ich halt Erwerbsminderungsrente bezogen habe. Und da hinschreiben, ja bei mir wurde, noch während meiner letzten Anstellung eine Borderline-Persönlichkeitsstörung festgestellt, meine letzten Arbeitgeber haben mir während meinem letzten Krankenhausaufenthalt gekündigt und ich habe dann halt mal Rente beantragt, habe die letzten Jahre zum Teil in der Akutpsychiatrie zugebracht, sieht absolut dämlich aus. Schon alleine die Erkrankung nennen. Da gibt es nur drei Möglichkeiten wie andere reagieren: entweder man kennt die Erkrankung, was nicht unbedingt positiv ist. Man kennt die Erkrankung gar nicht oder man hat schon mal gehört, das Borderliner doch die sind, die sich ständig sinnlos selbstverletzen.

Und es gibt auch nichts, was ich halt ehrenamtlich oder so gemacht habe. Weil es halt einfach nicht möglich war. Und selbst wenn ich ein Buch geschrieben hätte ( Material hätte ich mit Sicherheit mehr als genug), wäre das etwas, was ich einem potentiellen Arbeitgeber nicht gerade unter die Nase halten würde.

Klar kann man mir nun "vorwerfen" ich hätte mich ja die letzten Jahre weiterbilden können. Aber das war halt definitiv nicht möglich. Ich habe zwar während der letzten Jahre relativ viel Ergotherapie gemacht und da auch einiges mitgenommen an Ideen, Umsetzungsmöglichkeiten etc., was mich aber halt beruflich nicht wirklich weiterbringt.

Meine grösste Sorge ist halt, das ich in den Hartz 4 Bezug falle. Und das möchte ich auf alle Fälle vermeiden. Zumindest mal nicht aus dem Rentenbezug in den Hartz 4 Bezug zu fallen. Was später kommt, ist nicht wirklich planbar. Deshalb würde ich halt auch gerne schon während dem Rentenbezug eine Anstellung haben, mit der ich meinen Lebensunterhalt finanzieren kann und aus dem Rentenbezug aussteigen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Du könntest zum Beispiel behaupten, dass du einen 400 Euro Job hattest, auf einem Gebiet in dem du dich auch fachlich gut auskennst. Ausserdem könntest du noch angeben, dass du zum Beispiel in der restlichen Zeit Sprachen gelernt hast oder ehrenamtlich gearbeitet hast

Ja, behaupten kann sie viel. Aber solche Lügen kommen dann beim Bewerbungsgespräch mit großer Wahrscheinlichkeit raus.

Im Übrigen will ich dir nicht zu nahe treten, aber Borderline ist keine Erkrankung wegen der man nicht irgendwie trotz Krankschreibung sinnvoll tätig werden kann. Jetzt ist es jedoch sowieso zu spät. Vorwürfe bringen da auch nichts. Schön finde ich allerdings, dass du dir ganz intensiv Gedanken darüber machst, dass du schnell eine Arbeit findest.

» eatmyshorts » Beiträge: 187 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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