"Einmal Junge bekommen" Woher kommt das?

vom 17.03.2010, 14:49 Uhr

Immer wieder höre und lese ich von irgendwelchen Tierhaltern, dass es besser sein soll, wenn ein Hund oder eine Katze einmal in ihrem Leben Junge bekommt. Ich bin in vielen Tierforen unterwegs und muss als Moderator und Admin in den Tierforen dann Überzeugungsarbeit leisten, dass es nicht richtig ist, wenn man ein Tier einmal Junge bekommen lässt und das es gesundheitlich für das Tier auf keinen Fall besser ist. Diese Überzeugungsarbeit kostet manchmal sehr viel Kraft und die Tierhalter sind dann auch beratungsresistent und glauben dem Tierarzt, der das angeblich empfohlen hat, bevor er eine Hündin oder Katze kastriert.

Ich frage mich immer wieder, woher dieser Irrglauben kommt und warum Tierärzte das wirklich im ernst empfehlen, dass Tiere vermehrt werden ohne dass der Tierhalter von Zucht und Vermehrung irgendwelche Ahnung haben. Die Tierhalter setzten dann auf eine Minihündin einen großen Hund an, der dann das Weibchen deckt und es vorprogrammiert ist, dass die Hündin bei der Geburt in Lebensgefahr gerät. Warum raten Tierärzte zu so einem Schwachsinn? Wer hat dieses Ammenmärchen in die Welt gesetzt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne es eigentlich nur bei Hunden so und soweit mir bekannt, wird das auch in jeder Tierarztpraxis empfohlen. Das hat mit den Gesäugetumoren zu tun, die Hündinnen häufig bekommen. Und angeblich kann man das Risiko nur vermindern, wenn sie tatsächlich mal stillt.

Ich kenne das bei anderen Tieren aber nicht. Viele meinen vermutlich, dass es in der Natur des Tieres liegt, sich mal fortzupflanzen und das man dieses Erlebnis keinem Tier vorenthalten sollte. Das ist natürlich kompletter Unsinn und sorgt lediglich dafür, dass es zu viele Junge gibt, die unter Umständen umgebracht werden oder im Tierheim landen. Vermehrung also.

Gut, wenn man einen großen Rüde auf eine kleine Hündin lässt ist das nicht schlau. Soviel Verstand sollte aber jeder haben, das nicht zu tun.

Mein Vater hat seine Hündin übrigens auch decken lassen (natürlich als sie jung und vital war). Sie ist 14 Jahre und hatte in der Tat nie einen Gesäugetumor während ihre Schwester, die "kinderlos" blieb in jungen Jahren bereits verstorben ist. Ob Zufall oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings war der Rüde auch klein und die Jungen hatten im Prinzip schon Besitzer, bevor sie gezeugt wurden.

Ich würde eine Hündin auch nicht decken lassen. Darum haben wir auch einen Rüden (der auch nicht decken darf ;))

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


@winny2311 : Dass Hündinnen keine Gesäugetumore bekommen, wenn sie einmal gesäugt haben ist ein großes Ammenmärchen und ich kenne Hündinnen, die Gesäugetumore gehabt haben auch wenn sie schon mal Welpen hatten. Ich kenne aber auch genügend Hündinnen, die ohne Gesäugetumor alt geworden sind und niemals Welpen hatten. Ich kann nicht verstehen, wie manche Tierärzte auf so einen Quatsch kommen.

Diese dummen Ammenmärchen sind nicht nur bei Hunden im Umlauf, sondern auch bei anderen Tieren. Selbst bei meinen Meerschweinchen hat ein Tierarzt schon mal diese Behauptung aufgestellt. Ich kann sowas nicht verstehen und frage mich, wer so ein Gerücht in Umlauf bringt und damit Tierhalter verunsichert. Neulich hat mir sogar eine Bekannte gesagt, dass ihr Rüde unbedingt mal ein Weibchen decken müsste. Auf meine Frage warum meint sie, dass der Tierarzt es empfohlen hat, weil er sonst Hodenkrebs bekommen würde.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne das mit den Tumoren auch nur bei Hündinnen und kann aus eigener Erfahrung sagen, das ich einige Tiere kenne, die nie Nachwuchs hatten und alle daran verstorben sind. Wesentlich früher als das normale Durchschnittsalter bei diesen Rassen war.

Das man diese Krankheit ausschliessen kann, wenn eine Hündin einmal Junge hatte, wird auch so nirgends behauptet von Fachleuten. Aber man kann das Risiko dadurch minimieren. Und man muss nicht unbedingt Ahnung von Zucht haben, wenn man einmalig Hundenachwuchs möchte. Vorallem nicht, wenn es keine Rassenzucht sein muss.

Das man bei den Grössenunterschieden bei den Elterntieren aufpassen muss, sollte doch dem vernünftig denkenden Menschen klar sein. Wobei halt auch Trächtigkeiten nicht immer gezielt passieren, sondern wirklich ungewollte Vorgänge sind. Und da kann man der Hündin ja nicht beibringen, das sie nur Rüden ranlässt, welche maximal die selbe Größe wie sie selbst haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Wenn ich höre, sie sollte doch einmal Junge haben, stellen sich mir gleich die Nackenhaare auf. :twisted: Ich kann jetzt nur für Katzen sprechen, da ich von Hunden zu wenig Ahnung habe. Bei Katzen jedenfalls gehört das einmal Junge gehabt haben müssen in den Bereich von Großmutters Ammenmärchen. Ich hatte wirklich schon mit ein paar tausend Katzen zu tun und keine hatte gesundheitliche Probleme, wenn sie nie Kitten hatte.

So mancher Landtierarzt pflegt aber diesen Quatsch auch heutzutage noch zu verbreiten. Er hats wahrscheinlich auch von seinem Großvater gehört, da das Wissen über Katzen bei einer bestimmten Spezies von Tierärzten eher als sehr dürftig zu bezeichnen ist. Die Ergebnisse dieser wilden Vermehrerei landen dann im Tierheim und in manchen Gegenden auf dem Land noch ganz woanders. Sprich an der Wand oder in der Regentonne. Und so was gibts durchaus noch.

In der derzeitigen Situation der hoffnungslos überfüllten Tierheime noch Tiere nachzuproduzieren ist unverantwortlich. Ich schließe hier Hunde mit ein. Katzenkastration ist Tierschutz. Wer je das Elend von unterernährten und kranken Tieren gesehen hat, kann da eigentlich nur zustimmen. In meinen Augen ist es Dummheit, Geiz oder eventuell Geldgier, die Menschen dazu bringt, ihre Tiere zu vermehren.

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» berthe » Beiträge: 300 » Talkpoints: 4,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meine Tierärztin meinte zu mir auch dass ich mein Kaninchen mal decken lassen könnte, damit ein hormoneller Umschwung erzeugt wird und ihre ständigen Scheinschwangerschaften aufhören. Bei ihr ist es ganz schlimm, sie hat immer dick geschwollene Zitzen weil die voller Milch sind. Und sie baut auch jedes mal ein Nest und rupft sich Fell aus. Das ist letztes Jahr ca. sechs Mal passiert.

Aber da meine Dame bereits 4 Jahre alt ist, ist sie sowieso schon zu alt um noch Junge zu bekommen. Und ich hätte Angst davor das mein Kaninchen dabei stirbt, denn ich habe auch keine Ahnung von sowas und würde deswegen auch nie einfach irgendein "dahergelaufenes" Böckchen nehmen.

Ich habe meinen Bock extra kastrieren lassen, bevor ich ihn zu meinem Weibchen gesetzt habe. Aus gutem Grund, damit es eben keine Vermehrung gibt. Um die Scheinschwangerschaften zu verhindern könnte ich meine Kleine auch kastrieren lassen. Aber die Ärztin meinte die Überlebenschance wäre 50:50. Ist natürlich keine gute Prognose.

Ich denke auch, dass vielleicht viele Tierbesitzer aufgrund solcher Aussagen handeln. Wenn ich auf die Ärztin gehört hätte, hätte mein Kaninchen jetzt Babies. Und ich hätte zwar genug Platz die zu behalten, aber die Cance das die überleben wäre gering gewesen weil mein Kaninchen sehr aggressiv ist, ich fürchte sie würde ihre Babies angreifen oder verstossen.

Also, für mich gilt auch: Nein zur Tiervermehrung ohne Grund! :shock:

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» jenny7488 » Beiträge: 324 » Talkpoints: 2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


winny2311 hat geschrieben:Ich kenne es eigentlich nur bei Hunden so und soweit mir bekannt, wird das auch in jeder Tierarztpraxis empfohlen. Das hat mit den Gesäugetumoren zu tun, die Hündinnen häufig bekommen.

Davon habe ich ja noch nie etwas gehört und schon gar nicht, dass diese Praktik angeblich in jeder Tierarztpraxis empfohlen wird. Beim besten Willen, aber das halte ich für kompletten Unsinn. Wenn es tatsächlich so viele Tierärzte gibt, die solche Pseudoweisheiten von sich geben, braucht man sich wirklich nicht zu wundern, dass immer mehr Menschen die Kompetenz der Ärzte in Frage stellen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, warum diese Argumentation nur für Hunde gelten sollte. Katzen können ebenso häufig an Gesäugetumoren erkranken wie Hunde.

Generell steigt das Risiko an Gesäugetumoren zu erkranken um ein Vielfaches, sobald die Hündin zum ersten Mal läufig wird bzw. eine Katze rollig wird. Auch die Gefahr der Zystenbildung oder gar einer Gebärmutterentzündung ist unweit größer, wenn die Hündin nicht vor der ersten Läufigkeit kastriert wird.

Mal abgesehen davon, dass eine Trächtigkeit auch immer mit einem gesundheitlichen Risiko für die Hündin (und auch deren Welpen) verbunden ist, würde ich es niemals verantworten wollen, einfach unüberlegt einen Haufen Welpen in die Welt zu setzen. Wenn jeder so denken würde, könnten die Tierheime nämlich wirklich bald dicht machen.

Punktedieb hat geschrieben:Das man bei den Grössenunterschieden bei den Elterntieren aufpassen muss, sollte doch dem vernünftig denkenden Menschen klar sein. Wobei halt auch Trächtigkeiten nicht immer gezielt passieren, sondern wirklich ungewollte Vorgänge sind.

Dann sollte sich der "vernünftig denkende Mensch" aber auch darüber im Klaren sein, dass man sehr wohl Ahnung vom Züchten haben sollte. Nicht umsonst gelten bei den meisten Züchtern strenge Vereinsvorschriften, an die sie sich zu halten haben, da sie nämlich ansonsten ihre Zucht abschreiben können. Außerdem müssen Züchter über einen Sachkundennachweis verfügen, der u.a. grundlegende Aspekte der Geburtsvorbereitung, Welpenaufzucht, genetische Grundlagen oder auch rassespezifische Besonderheiten beinhaltet. Dieses Wissen lässt sich nicht mal eben so aus den Fingern saugen.

Und das Argument, dass man der Natur doch ihren Lauf lassen sollte, da ja Trächtigkeiten sowieso meist ungewollt sind, mag ja vielleicht bei Wildtieren oder Naturvölkern durchaus zutreffen, aber so was lässt sich nun mal nicht mit den Vorstellungen unserer zivilisierten Welt vereinbaren, da unsere Haustiere nun mal domestiziert sind und nicht in der Wildnis leben. Wenn du wirklich danach gehst, müsstest du nämlich auch so konsequent sein und im Ernstfall auf die Inanspruchnahme eines Tierarztes verzichten.

Außerdem spielt es überhaupt keine Rolle, ob man nun vor hat mit Rassehunden zu züchten oder ob man zwei Promenadenmischungen aufeinander loslässt. Rassehunde haben i.d.R. einen Stammbaum, aus dem hervorgeht, ob der Hund überhaupt zuchttauglich ist, welche Blutgruppe er hat oder welche Krankheiten in den früheren Generationen vorlagen. Diese Angaben wirst du bei Mischlingshunden vergeblich finden und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Menschen, die ernsthaft solche naiven und egoistischen Ambitionen hegen, auch gewillt sind, die erforderlichen kostspieligen Gesundheitschecks bei der Hündin und dem Rüden durchführen zu lassen.

Man stelle sich nur einmal vor, was passieren könnte, wenn jemand aus lauter Unwissenheit zwei weiße oder merlefarbene Tiere miteinander verpaart oder etwa die Welpen an einer Blutgruppenunverträglichkeit leiden, was hätte verhindert werden können, wenn man die Blutgruppen der Elterntiere hätte testen lassen. :evil:

» Kolibri » Beiträge: 90 » Talkpoints: 22,94 »



@Kolibri

Da kommt es wohl eher darauf an, wie jeder das Wort Zucht definiert. Denn Zucht heisst für mich, das ich gezielt nach den Eigenschaften des Tieres die Verpaarungen vornehme, um möglichst hochwertige Jungtiere zu bekommen. Sprich als ein finanzieller Aspekt der eigentliche Grund dabei ist.

Alles andere, wie eben einmal decken lassen und dabei halt nur aufpassen, das keine deutsche Dogge eine Dackeldame besteigt, ist etwas natürliches was es schon seit der Zeit gibt, seitdem der Mensch Hunde hat. Denn nur aus entsprechend gemischten Verpaarungen konnten dann gezielt neue Rassen gezüchtet werden.

Und das gewisse Krankheiten weniger vorkommen, wenn man einmal Junge bekommen hat, ist halt kein Ammenmärchen. Selbst beim Menschen sinkt das Brustkrebsrisiko, wenn die Frau einmal ein Kind bekommen und auch gestillt hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@ Punktedieb: Wie willst du denn dieses medizinische Wunder erklären? Saugt das Kind oder beim Hund die Welpen, die Krebszellen, die vorhanden sind aus dem Körper raus? Ich habe in meinem Bekanntenkreis sehr viele Menschen, die im Alter an Brustkrebs erkrankten. Alle hatten Kinder und haben gestillt. Ich kenne keinen Brustkrebskandidaten, der kinderlos war.

Wenn alle so denken würden, gäbe es wirklich nur noch total überfüllte Tierheime und wahrscheinlich würden noch mehr Menschen am Existenzminimum leben, weil man ja nicht an Brustkrebs erkranken will und Kinder in die Welt setzen muss. Hast du eine seriöse Quelle, die sowas auch beweist? Wenn sowas wirklich der Fall wäre, dann würde die Medizin wahrscheinlich schon etwas entwickelt haben, was dem Körper vorgaukelt ein Kind bekommen zu haben und irgendwelche Medikamente entwickelt haben, die den Hormonhaushalt einer stillenden Mutter vorgaukeln.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


@Diamante

Ja, ich habe eine Quelle die dieses, wie es nennst, medizinische Wunder belegt. Kannst du mit Klick auf diesen Link nachlesen. Und die Minderrung des Risikos pro Schwangerschaft ist nicht gerade gering. Wobei es leider nicht bei allen Arten von Brustkrebsrisiko funktioniert.

Wobei man nun wieder streiten könnte, warum die Tierheime so überfüllt sind. Allein der Grund, das Tierhalter daran glauben, das einmal Jungtiere das Risiko von entsprechenden Tumoren senkt, wird wohl nicht der einzigste sein. Denn ich kenne genug Halter von Hündinnen, die sie haben erst decken lassen, als auch genug Interessenten für die Jungtiere vorhanden waren. Sprich man hat da schon überlegt gehandelt und deren Hündinnen sind auch gesund geblieben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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