Hilfsbereitschaft - Stadt/Dorf
Gestern haben wir ein Aquarium mit Unterschrank über Quoka verkauft. Es kamen Leute aus der Stadt um das Aquarium zu holen. Besser gesagt es kamen 2 Frauen. Das Aquarium mit dem Unterschrank ist aber super schwer, deshalb war es für uns selbstverständlich, dass wir helfen das Teil tragen bzw. auch helfen das Aquarium mit dem Unterschrank ins Auto zu tun. Die Leute waren so erfreut darüber.
Es wäre keineswegs selbstverständlich und vor allem in der Stadt würden die Verkäufer überhaupt nicht helfen, meinten sie. Die würden dann sagen, dass es da steht und man darf zusehen wie man es raus bekommt. Mein Mann hat sogar geholfen den Unterschrank auseinander zu bauen. Wir wohnen auf dem Dorf und bei uns ist das normal und auch Nachbarn helfen einander. Ist das echt so, dass die Leute in der Stadt anders sind in dem Bezug?
Ich komm vom Dorf und wohne jetzt auch wieder in einem kleinen Ort. Auch ich sehe es als selbstverständlich an, anderen zu helfen, wenn diese Hilfe brauchen. Gerade wenn man etwas verkauft oder verschenkt dann ist es doch klar, dass man den neuen Besitzern zur Hilfe kommt, wenn diese es nicht alleine schaffen. Es ist total schade, dass es in der heutigen Zeit nicht mehr "normal" ist, hilfsbereit zu sein. Schließlich ist das ein sehr wichtiger Wesenszug.
Ich wohne ja auch sehr ländlich und kann bestätigen, dass im Dorf mehr Hilfsbereitschaft herrscht, auch dann, wenn man sich nur wenig oder gar nicht kennt. Gerade als Frau hat man es da auf dem Dorf doch leichter. Wenn ich einkaufen gehe und was aus einem höheren Regal brauche, wo ich so nicht beikomme, dann muss ich meist nicht mal fragen, sondern werde gefragt, ob man mir eben etwas runterreichen solle. In Supermärkten in der Stadt dagegen nicht.
Aber: Sind mal welche auf dem Dorf verfeindet, wird das zur reinsten Fehde und wer da dann auf einer der beiden Seiten steht oder nicht klar ist, ob er wirklich neutral ist, hat es auch nicht leicht. Da ist dann alle Hilfsbereitschaft dahin, Zankereien sind auf dem Dorf ein ganz anderes Thema als ein größeren Städten.
Ganz so verallgemeinern kann man die Sache aber nicht. Es ist natürlich nicht so, dass es keine Hilfsbereitschaft in den Städten gäbe. Auch glaube ich nicht, dass sich diese sogar signifikant unterscheiden würde. Aber die Umstände, unter denen man eben die Hilfsleistungen in Anspruch nehmen würde, ändern sich eben.
Ob nun die Frauen das Aquarium mit dem Unterschrank in der Stadt oder eben auf dem Land gekauft haben: ich denke, in beiden Fällen hätten sie mit Hilfe rechnen können, wenn möglich. Wenn nun aber in der Stadt der Verkäufer selbst älter/gebrechlich und allein ist (und hier ist die entsprechende Wahrscheinlichkeit in der Stadt höher), dann ist eben keine Hilfe zu erwarten.
Auch kann es durchaus sein, dass die Leute, die in den Städten unterwegs sind, eher Termingebunden sind (Kinder abholen, Arzttermin, S-Bahn Anschluss, Ladenöffnung) bzw. die Wahrscheinlichkeit eben höher ist, auf so jemanden zu treffen, der dann eben die Hilfe verweigert. Und so entsteht vielleicht der (falsche) Eindruck, hier keine Hilfsbereitschaft vor zu finden.
Ich wohne in der Stadt, bin aber in einem abgelegenen Bezirk zuhause. somit geht es bei uns sehr ländlich zu. Bei uns kennt fast jeder, jeden, geht man einkaufen, benötigt man einige Zeit, bis man sich durchgetratscht hat . Natürlich hilft jeder jeden. Wenn ich dann in die innere Stadt reinfahre, merke ich dann aber schon, das die Leute, sagen wir nicht unfreundlicher sondern eher komischer werden.
Jeder ist im Stress, jeder denkt nur an sich, rennt einfach an den Leuten vorbei, die eventuell Hilfe benötigen würden, sei es mit dem Kinderwagen in die Öffis steigen, oder einfach einer alten Dame über die Straße zu helfen.
Dennoch bin ich mir sicher, das es auch einige nette "Großstädter" gibt, die trotzdem helfen, auch wenn man etwas verkauft hat. Ich bzw. auch mein Mann und meine Kinder sind so erzogen worden, bzw. ich erziehe die Kinder so, das sie jedem helfen. Auch habe ich schon viele Sachen verkauft, die abgeholt wurden, weil sie so groß waren, da war es auch kein Thema, rauszugehen und zu helfen.
Ich kenne beide Varianten auf dem Dorf und in der Stadt. Daher kann man das nicht pauschal sagen, das in der Stadt keine Hilfsbereitschaft vorhanden ist. Jetzt wohne ich in einer Stadt, wo mein Bekannter immer meint, es sei ein grosses Dorf.
60.000 Einwohner haben wir etwa und ich habe schon Hilfe erfahren bevor ich überhaupt hierher gezogen bin. Und hier ist man sehr darauf bedacht mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis zu pflegen, wo man eben auch entsprechend dann mit Hilfe rechnen kann.
Ich glaube auch, dass man das nicht verallgemeinern kann. Hier bei uns würde sich mit Sicherheit noch jemand aus der Nachbarschaft finden lassen, der helfen würde. Die meisten aber müsste man gezielt nach Hilfe fragen.
So ist uns letztens das Auto ausgegangen und wir mussten schieben. Ich und mein Stiefvater konnten den Bus kaum allein wegschieben und da ist auch keiner auf die Idee gekommen, uns mal zu helfen. So musste er warten, bis mein Bruder wiederkommt.
In einer anderen Ecke der Stadt, wird man sogar gefragt ob man Hilfe braucht, obwohl man keine Hilfe benötigt. Ob es nun aber an den einzelnen Menschen lag oder an der Gegend allgemein, kann ich wirklich nicht sagen.
Ein bischen kommt es sicher auch auf die Erziehung an.
Ich denke, wie viele andere hier auch, dass man das nicht einfach so pauschal sagen kann. Ich wohne mittlerweile in einem sehr kleinen Dorf und hier hilft man sich auch gegenseitig; das liegt aber meiner Meinung nach vor allem daran, dass man sich eben sowieso untereinander kennt.
Aufgewachsen bin ich in Berlin, also einer echten Großstadt und es stimmt schon, dass alles allgemein anonymer zugeht und man Fremden vielleicht nicht so schnell hilft. Aber in so einem Fall, wie dem von dir beschriebenen, kann ich mir kaum vorstellen, dass jemand nicht mithelfen würde. Gerade wenn ich etwas verkaufe, möchte ich ja auch, dass der Käufer das tatsächlich mitnimmt, und wenn jetzt zum Beispiel eine Frau alleine gekommen wäre, hätte sie ja gar nicht die Möglichkeit gehabt, das Aquarium alleine rauszutragen.
Ich glaube, dass es in der Stadt einfach in vielen Situationen, in denen Hilfe gefragt ist, leichter ist, so zu tun, als hätte man das nicht mitbekommen. Aber sobald es sich um eine Situation handelt, in der man mit der Person ja schon persönlichen Kontakt hat, würden die meisten Leute, glaube ich, auf jeden Fall mithelfen. Das hat ja auch eigentlich nichts mit der Herkunft, sondern einfach mit der persönlichen Erziehung und Einstellung zu tun.
Ich kenne auch beide Seiten. Ich bin in einer großen Stadt aufgewachsen und lebe nun in einem kleinen Dorf am Land. Ganz verallgemeinernn kann man wie bei so vielem dieses Thema nicht, aber ich tendentiell sehe ich es schon auch so, dass die Hilfbereitschaft am Land größer ist, als in der Stadt.
Vielleicht trügt der Schein aber auch ein wenig, weil in der Stadt kennt man naturgemäß auch automatisch nicht gleich jeden aus dem Bezirk oder gar aus der ganzen Stadt. Im Dorf kennt man einfach mehrere und vielleicht ist man auch deswegen eher hilfsbereiter. Meiner Meinung nach kann man es auch so sagen, dass es sehrwohl eine Hilfsbereitschaft in der Stadt gibt, nur beschränkt sich die eher auf die Personen, die man kennt und weniger Fremden gegenüber. Am Land wird denke ich auch fremden Personen eher Hilfe angeboten.
Das lässt sich konkret an deinem Beispiel feststellen. Ich habe auch schon gehört, dass die Hilfsbereitschaft in Situationen wie du mit dem Kasten und dem Aquarium geschildert hast in der Stadt sehr niedrig oder manchmal sogar gleich null ist. Dieses Verhalten kann selbstverständlich auch am Land zu finden sein, nur kommt es doch eher seltener vor.
Diese Hilfsbereitschaft kann man natürlich auch auf viele andere Gebiete ausweiten. In meinem Fall geht es zur Zeit darum einen guten Kindergartenplatz für meinen Sohn zu finden, was ein wenig kompliziert ist, da bei uns eine Gemeindepflicht ist und es deswegen nicht leicht ist, ihn woanders unterzubringen. Seine Ärztin ist total engagiert und setzt sich voll für ihn ein und hat auch schon einiges erreicht. Das ist aber denke ich auch in erster Linie möglich, da sie halt auch viele kennt. Dennoch sehe ich ihren Einsatz als äußerst hilfsbereit und kommt in der Stadt eher weniger vor. Dort ist man eher eine Nummer. Zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht, als ich noch in der Stadt gewohnt habe.
Dieses gegenseitige Kennen im Dorf kann aber auch zum Verhängnis werden. Viele Dorfbewohner, die schon ewig im Dorf wohnen halten ganz fest zusammen und helfen sich so auch jederzeit gegenseitig. In manchen Regionen ist es aber besonders schwer, wenn jemand zuzieht. Da kann sich die Hilfsbereitschaft schnell einmal aufhören. Da wird also sehrwohl unterschieden, wem man hilft und da ist Hilfsbereitschaft nur zwischen den eingesessenen Dorfbewohnern üblich oder eben auch um einem Fremden kurz einmal wo zu helfen (eben zum Beispiel den Kasten abzubauen).
Meine Schwester wohnt in Tirol und dort sind solche Anfangsschwierigkeiten sehr häufig der Fall! Zumindest in sehr kleinen Dörfern. Sie wohnt zum Glück in einer kleineren Stadt und dort ist das Problem nicht so gegeben.
Ich denke ebenfalls, dass man nicht pauschal sagen kann, dass die Menschen auf dem Dorf grundsätzlich hilfsbereiter sind als die Stadtbevölkerung. Es gibt in allen Lebensräumen hilfsbereite Menschen und es gibt auch solche, die ihre Hilfe eben nicht unbedingt anbieten. Ich wohne in einer kleinen Stadt mit etwas mehr als 200.000 Einwohnern. Viele Leute würden dieses Städtchen sicher als große Stadt bezeichnen und daher davon ausgehen, dass Hilfsbereitschaft hier eher ein Fremdwort ist. Das Gegenteil ist aber der Fall. Gerade hier in meiner Nachbarschaft sind die Menschen sehr hilfsbereit und verhalten sich ganz anders als man das von Städtern vielleicht gewohnt ist. Es ist durchaus auch schon vorgekommen, dass die Hilfsbereitschaft mir zuviel war, da ich meine Sachen lieber alleine mache und mir nicht unbedingt helfen lasse.
Als mein Freund vor einiger Zeit aus einer großen Stadt hierher gezogen ist, hat selbst ein Nachbar gefragt, ob er mit anpacken kann, als wir die ganzen Kartons in die Wohnung getragen haben. Das ist mehr als man normalerweise erwarten kann und ich finde so etwas sehr hilfsbereit.
Dass ihr den beiden Frauen beim Tragen des Aquariums geholfen habt, ist natürlich sehr nett, sofern die beiden es sonst nicht geschafft hätten. Wobei man immer aufpassen muss, dass die anderen Leute auch gerne Hilfe annehmen möchten. Es gibt auch immer wieder Leute, die sich bevormundet fühlen, wenn man ihnen selbst bei kleineren Dingen helfen will, die man gut alleine bewältigen kann. Wenn ich etwas verkauft hätte, das sehr schwer oder unhandlich ist und besser von mehreren Leuten getragen werden sollte, hätte ich sicher auch mit angepackt. Für mich ist das nicht außergewöhnlich hilfsbereit, sondern einfach normal.
Wenn ich größere Sachen gekauft habe, habe ich es durchaus schon erlebt, dass mir die Sachen auch zum Auto gebracht wurden - auch in großen Städten. Es hängt sicher auch vom jeweiligen Geschäft ab, in dem man kauft. Wenn man in riesigen Läden etwas kauft, ist man dort nur einer von unzähligen Kunden, die da am Tag durchlaufen. Wenn man in kleineren Geschäften kauft, wird man meistens zuvorkommender behandelt und die Verkäufer verhalten sich auch hilfsbereiter. Zuletzt habe ich das erlebt, als ich in einem kleinen Shop ein teures Sound-System gekauft habe. Der Verkäufer brachte es mir bis ins Auto, ohne dass ich darum gebeten habe und obwohl der Wagen relativ weit weg geparkt war. So etwas erwarte ich allerdings auch. Bei Saturn oder Media Markt hingegen würde ich das nicht erwarten - weder in einer kleinen noch in einer großen Stadt.
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