Wo werden wir im Supermarkt beeinflusst?
Ich habe mal eine Liste der "Fallen" im Supermarkt gemacht, denn diese könnte ja für sie alle recht interessant sein. Eine Führung durch den Supermarkt:
• Sie nehmen sich einen Einkaufswagen
Einkaufswagen werden immer größer, denn umso größer der Korb, umso kleiner erscheint ihnen ihr Einkauf und sie legen lieber noch ein paar Sachen dazu.
• Kleine Kindereinkaufswagen
Sie denken, das ist benutzerfreundlich? Von wegen! Kinder packen alles ein was ihnen zwischen die Finger kommt. Ein paar Sachen werden es schon auf das Kassenband schaffen.
• Obst und Gemüse
Gleich hinter dem Eingang werden Sie von Obst- und Gemüseständen abgefangen. Diese sollen eine Markt-Stimmung aufkommen lassen und den Kunden abbremsen, denn die Kaufentscheidung fällt bei individuellen Produkten wie Obst schwerer, als bei Produkten, die alle gleich aussehen. Mitunter sollen Nebelzerstäuber Frische signalisieren.
• Die Gänge
Die Gänge dürfen nicht zu eng sein, sonst fühlt sich der Kunde eingeengt, aber auch nicht zu breit, ansonsten ist der Kunde zu schnell durch. Der schnelle Einkauf wird zudem noch durch Hindernisse in Form von Aktionsware erschwert. Der Preis dieser Aktionsware muss nicht unbedingt günstiger sein, es ist sogar möglich, dass Sie dasselbe Produkt im Regal günstiger finden.
• Falsche Preise
Bei Sonderangeboten wird des öfteren „vergessen“, auch den Grundpreis mit umzurechnen. So kann also das Vergleichen schwer fallen. Selber nachrechnen ist nie verkehrt.
• Regale
Auf Augenhöhe befinden sich immer die teuren Produkte. Diese Plätze lassen sich Supermärkte sogar extra von den Herstellern bezahlen. Wer sparen will, muss sich bücken.
• Gegen den Uhrzeigersinn
Die meisten Supermärkte haben eine Laufrichtung gegen den Uhrzeigersinn, da fast alle Menschen einen Linksdrall haben. Außerdem gibt es deutlich mehr Rechts- als Linkshänder. Die Rechtshänder greifen auch mit der rechten Hand nach den Produkten, deswegen stehen mehr Produkte auf der rechten Seite.
• Beiwerk
Supermärkte stellen gerne Produkte zusammen, die eigentlich nach der Produktkategorie gar nicht zusammen gehören, etwa Spaghetti und Pesto. So wird dem Kunden gezeigt, was er noch alles brauchen könnte.
• Licht
Die einzelnen Bereiche im Supermarkt werden unterschiedlich beleuchtet. So gibt es an der Fleischtheke Rotlicht, was den rötlichen Farbanteil im Fleisch hervorhebt und es frischer erscheinen lässt. Das gleiche Prinzip gibt es an der Käsetheke, nur mit gelbem Licht.
• Duft
Fast jeder Supermarkt hat eine Abteilung für frische Bäckereiwaren. Diese machen uns immer Appetit, das liegt aber nicht an dem Aussehen der Industriebrötchen, sondern an Duftdüsen, die frischen Backwarengeruch verströmen. Der Geruch nach knusprigen Brötchen verleitet die Kunden auch zum Kauf von weiteren Nahrungsmitteln. Solche Beduftungsanlagen gibt es auch bei den Weihnachtsartikeln, dann riecht es dort nach Zimt und an der Frischetheke nach Zitrone.
Experten haben heraus gefunden, dass sich Kunden bis zu 16% länger in einem Supermarkt aufhalten, wenn es gut riecht.
• Lange Wege
Grundnahrungsmittel wie Brot, Fleisch und Milch, Produkte die man oft kauft, stehen meist ziemlich weit hinten im Markt, damit der Kunde möglichst vielen Kaufversuchungen auf dem Weg ausgesetzt wird.
• Aromen
Ein Erdbeerdrink muss zum Beispiel noch nie mit einer Erdbeere in Berührung gekommen sein, auch nicht, wenn „natürliche Aromen“ auf der Verpackung steht. Dieser Geschmack kann auch aus Holz herausgelöst werden. In diesem Fall steht „natürlich“ für pflanzliche Stoffe, also Holz. Nur wenn Früchte auf der Zutatenliste stehen, sind auch Früchte drin.
• Musik
Der Kunde konsumiert besonders gerne bei klassischer Wohlfühlmusik, nicht einschläfernd, aber auch nicht zu hektisch. Vormittags, wenn eher ältere Kunden einkaufen gehen, ist die Musik eher etwas gemächlicher. Am frühen Abend, wenn das Alter der Konsumenten abnimmt, wird auch die Musik etwas flotter. Popmusik ist dagegen eher ein Rausschmeißer, der höchstens zum Ladenschluss ertönt.
• Kassen
Die Kassen sind die Goldgruben des Supermarktes. Hier wird ca. 5% des Gesamtumsatzes gemacht, obwohl der Kassenbereich nur einen kleinen Teil der Fläche einnimmt, nämlich ungefähr 1,5%. Beim Warten langweilen wir uns und fangen an den Wagen, mit noch mehr Waren zu füllen. An der Kasse befindet sich so genannte Impulsware. Damit sind Waren wie Zigaretten, Batterien, Rasierklingen und Süßigkeiten für den quengelnden Nachwuchs gemeint.
Am Ende standen laut einer Studie 70% der gekauften Waren nicht auf dem Einkaufszettel.
Also ich muß hier sagen das ich viele von den Einkauftricks schon gewußt habe, aber viele sind mir doch neu, beziehungsweise wird es einem nicht so bewußt. Zum Beispiel das mit den größeren Einkaufswagen. Das stimmt schon das viele Geschäfte jetzt ihre Einkaufswagen gegen größere austauschen.
Mir ist das letztens beim Lidl aufgefallen. Die haben jetzt so große Einkaufwagen das ich fast nicht mehr hinein komme um die ganzen Waren heraus zu nehmen. Und ich bin nicht wirklich klein. Das ist aber eher nervig als sonst was.
Bei mir ist es immer am wichtigsten das man nicht die Produkte aus der Augenhöhe nimmt. Wenn man die Preise hier vergleicht ist es wirklich schon extrem. Und wenn man dann noch bestimmte Artikel von der Kassa mitnimmt wird es erst recht teuer.
Hallo,
also es wundert mich immer wieder wie leicht man Menschen beeinflussen kann. Wenn man die Psyche des Meschen kennt, kann man also, wie deine ''Fallen'' beweisen, mehr Umsatz machen.
Mache Sachen, wie zum Beispiel die Sache mit dem übergroßen Einkaufswagen oder die Sache mit den teuren Produkten auf Augenhöhe, sind mir schon oft aufgefallen, aber viele dieser Sachen sind mir früher nie bewusst aufgefallen. Jetzt wo ich alles gelesen habe und recht darüber nachdenke, stimmt so ziemlich alles was du da auf deiner Liste hast.
Ich werde, dank dir und deiner Liste, in Zukunft viel mehr auf diese Dinge achten und hoffen, dass ich auch ein wenig beim Einkaufen sparen kann. Vielen Dank
Schön das ich euch ein wenig helfen konnte. Ich habe nämlich vor kurzem eine Jahresarbeit über Werbung und Neuromarketing gemacht. Neuromarketing beschreibt das Phänomen, wie man das menschliche Gehirn manipulieren, bzw. beeinflussen kann.
Wenn ihr gerne noch etwas darüber wissen möchtet, lasst es mich wissen, dann schreibe ich es hier rein.
Das scheint eine sehr interessante Studie zu sein. Ich fand es aufschlussreich, sie zu lesen, wobei viele Aspekte natürlich schon bekannt sind. Trotzdem lassen sich die Kunden immer wieder dazu verleiten, mehr Produkte in den Einkaufswagen zu legen als ursprünglich beplant war. Dass es sich dabei aber tatsächlich um 70% der Einkäufe handelt, kann ich mir nur schwer vorstellen.
Aber meiner Meinung nach ist es das gute Recht der Supermärkte, ihre Filialen so anzupassen, dass die Leute dort mehr erwerben - Schließlich müssen auch sie irgendwie ihren Gewinn zusammenkriegen.
Und darüber hinaus: Lassen wir uns denn nicht alle von Zeit zu Zeit gerne mal beeinflussen?
Ich glaube, du hast noch etwas vergessen. Denn das Umräumen des Sortiments wenigstens alle halbe Jahre ist auch noch sehr beliebt. Gerade bei Kunden wie mir, die sich einen Einkaufszettel machen, der genau den Weg durch den Supermarkt, der engeren Wahl beschreibt, ist es ein enormer Kaufanreiz, wenn das Sortiment um geräumt wird und der Kunde suchen muss. Dabei landet dann das eine oder andere Produkt, was nicht auf dem Zettel stand im Einkaufswagen.
Diese Taktik ist übrigens nicht nur in Lebensmittel/ Supermärkten zu beobachten sondern auch in Kaufhäusern. Meine Mutter hatte mal in einem Kaufhaus gearbeitet und da sie nur Halbtags dort war, war sie immer sehr irritiert, wenn die Kleidung schon wieder um geräumt war. Sie fragte darauf mal ihren obersten Chef, warum das denn immer so gemacht wird. Die Antwort war eindeutig: Der Kunde soll suchen und wenn er sucht, dann kauft er noch etwas mehr.
Ich kann diese Liste fast ausnahmslos bestätigen. Ich kaufe in verschieden Läde ein, die sich jedoch meistens dahingehend ähneln. Ich für meinen Teil fühle mich zB. regelrecht unwohl, wenn ich nicht gegen den Uhrzeigersinn laufen muss. Aber da man solche Läden eh kaum in Deutschland findet ...
Auch das mit der Obsttheke am Eingang. Bisher ist mir nicht wirklich aufgefallen, dass es wirklich bei den meisten Läden genauso gehandhabt wird. Ich für meinen Teil gehe stellenweise nur wegen dieser Abteilung in einen Supermarkt, und so muss ich gar nicht noch mehr kaufen. Immerhin. Aber den meisten wird es da wohl anders gehen.
Ich finde nicht alle genannten Punkte sollten als reine Kundenmanipulation angesehen werden. Manche Punkte haben durchaus auch einen anderen Zweck.
Das Licht an den Fleischtheken ist auch besser für die Ware. Wenn da "normales" Licht auf die teilweise empfindliche Wurst trifft, wird die ruckzuck grau und unansehnlich. Und die wenigsten Verbraucher haben in ihrer Küche eine Beleuchtung wie sie in einem Supermarkt nun mal ist. Die Supermarktbeleuchtung ist ja eher sehr hell und eher krell. Das in Verbindung mit Fleisch- und Wurstwaren ist recht unansehnlich. Auch aus diesem Grund haben die Fleisch- und Wursttheken Speziallampen.
Die grösse der Einkaufswagen. Ich kaufe an sich hauptsächlich bei Plus. Mittlerweile Netto. Die Einkaufswagen sind da an sich in der letzten Jahren von der Grösse her gleich geblieben. Im letzten Jahr musste ich leider ein paar Mal bei einem Lidl einkaufen. Die beiden Märkte ( also Plus/ Netto und Lidl) liegen an sich in der Nähe, beides Randbezirke der Innenstadt. Also keinen Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese, die man mit dem Auto anfährt. Und ich war bei meinen Einkäufen bei Lidl an sich regelmässig über die wirklich kleinen Einkaufswagen angepisst. Ich kaufe an sich Standardmässig zwei Sixpacks mit 1,5 Liter Flaschen. Bei Plus/ Netto bekomme ich die ohne Probleme in den Einkaufswagen, zusätzlich noch meine sonstigen Einkäufe und kann nachher auch bequem im Einkaufswagen meinen Rucksack vollpacken. Bei Lidl hatte ich schon Probleme die zwei Sixpacks in den Wagen zu bekommen. Und das Einpacken in meinen Rucksack wurde eher zu einer strategischen und logistischen Angelegenheit.
Und gerade in Supermärkten und Discountern auf der grünen Wiese finde ich dann grosse Einkaufswagen schon sehr sinnvoll. Immerhin kaufen dort viele Kunden ihren ganzen Wochen- oder gar Monatseinkauf ein. Da muss in die Einkaufswagen schon was reinpassen.
Zu der Breite der Gänge. Mein Plusmarkt hat erst vor ein paar Wochen umgebaut. Nun ist es halt Netto. Vorher kam man problemlos durch die Gänge. Auch wenn mal ein Kinderwagen oder ein anderer Einkaufswagen in einem Gang stand. Das ist heute so gut wie gar nicht mehr möglich. Ach ja für mich einer von vielen Gründen einen Teil meiner Einkäufe lieber bei einem Discounter zu erledigen, der breitere Gänge hat.
Bei unserem Lidl ist es noch schlimmer. Allerdings ist der Markt schon recht alt und befindet sich in einem Wohnhaus. Da kann man nicht viel dran ändern. Auch hier ein Grund für mich, lieber wo anders hinzugehen.
Der Aldi in der Innenstadt hat auch letztes Jahr umgebaut. Vorher war es ähnlich wie bei Lidl. Enge Gänge und kaum ein Durchkommen. Vorallem weil es halt auch der einzige Aldi in der Innenstadt ist. Seit dem Umbau gibt es breite Gänge und viel Platz. Wenn es mir nicht zu weit zu laufen wäre, würde der Markt mich öfters sehen.
Das es im Kassenbereich viele Waren gibt, die man halt "spontan" noch einpackt, zusätzlich zu den "Kinderfallen" ist ja an sich seit Jahrzehnten bekannt. Man weiss es und gut ist. Allerdings befinden sich im Kassenbereich auch die Zigaretten. Und ich finde das durchaus sinnvoll. Einmal können so Teenager nicht unbedingt zum Klauen animiert werden, weil die Sachen unter den Augen der Kassiererinnen weilen und es kann generell weniger geklaut werden. Ein Päckchen Kaugummi und ähnliche Sachen schaden dem Verbrauchermarkt nicht so sehr wie ein Päckchen Zigaretten.
Die Obst- und Gemüseabteilung bei meinem Netto ist nun auch im Eingangsbereich. Vorher war sie eher am Ende des Marktes, gegenüber von den Molkereiprodukten. Was ich persönlich auch sinnvoller fand. Und ich muss ganz ehrlich sagen, mich animiert die Obst- und Gemüseabteilung im Eingangsbereich so gar nicht zum Kauf.
Musik und Geruch kenne ich weder aus meinem Netto noch aus dem genannten Lidl- Markt. Und in grossen Supermärkten auf der grünen Wiese geht Hintergrundmusik, in meinen Augen und Ohren, eh im Verkaufsbetrieb unter. Dazu ist die Geräuschkulisse in einem grossen Supermarkt einfach zu gross und wird noch dazu ständig von irgendwelchen Ansagen ala Heute im Angebot oder Frau Xyz bitte an Kasse 123 unterbrochen.
Die größte Gefahr aus meiner Sicht ist für Erwachsene und auch für Kinder eindeutig der Kassenbereich. Zumindest schaffe ich es stets, mich und auch meinen Sohn an den Süßigkeiten vorbei zu bringen, ohne dass wir etwas kaufen. Bei der Kassa- besonders, wenn wir länger warten müssen- sehen wir all die leckeren Dinge und kommen dann durchaus manchmal in Versuchung.
Die von dir angeführte Liste kann ich nicht in jedem Supermarkt bestätigen. Beispielsweise bei der Musik hätte ich noch nicht gemerkt, dass klassische Musik läuft. Viele Supermärkte haben ja mittlerweile eigene Radioprogramme, bei denen es moderne Lieder oder Oldies spielt. Auch die Positionierung des Gemüses und der Grundnahrungsmittel kann ich in einigen meiner Supermärkte nicht bestätigen.
Natürlich trifft diese Liste nicht auf alle Supermärkte zu, dass ist ja klar.
Außerdem gehört Musik, also dem Hören, zu der Sensorik und diese beeinflusst besonders unterschwellig. So konnte man zum Beispiel bei einer Studie sehen, dass franzsösiche Musik in einer Weinhandlung zu einem dreimal höheren Umsatz von franzsösischem Wein führte. Umgekehrt funktionierte dies mit deutscher Musik und deutscher Musik. Bei der anschließenden Befragung konnten sich die Konsumenten nicht einmal mehr an die Musik erinnern.
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