Wenn die Serie wichtiger ist als die Familie

vom 12.03.2010, 19:18 Uhr

Ich frage mal provokant nach, warum das Kind nicht etwas später, also nach der Serie gebracht wurde. Alternativ hätte hier in dem Fall die Großmutter ja auch noch die Serie einfach mal aufnehmen können und sie später oder auch in einer Wiederholung schauen können. Ich bin da selbst etwas zwiegespalten, wenn ich eine Serie oder einen Film schaue. Aber ich muss die Serie nicht unbedingt jetzt und sofort sehen, sondern kann mich dann auch auf ein Gespräch oder eben eine Verabredung einlassen. Dennoch kann ich es verstehen, wenn man eben auch mal an sich denkt, und sich verbittet, einzumischen. Man versetze sich nur mal in die Lage eines Kindes, was eben zu einer bestimmten Uhrzeit etwas schauen darf und das möchte ja auch nicht gestört werden.

Wenn man weiß, es bekannt ist, dass eine Serie geschaut wird, ist es auch durchaus in Ordnung, sich hinterherzumelden, wenn es etwas zu besprechen gibt. Natürlich gibt es Notfälle, bei denen es nicht machbar ist, zu warten, aber hier in diesem Fall schien es zumindest das Bringen des Enkelkindes nicht einem Notfall gleich zu tun. Ich kann daher schon ein wenig die Mutter verstehen, denn es scheint sich um eine Stunde am Tag zu handeln und wenn sie ansonsten eben für Kind und Enkelkind da ist, kann ich es nachvollziehen. Man hätte sich da wohl einfach etwas besser absprechen müssen, auch, wenn ich nicht unbedingt ein solches Verhalten vergleichen kann. Manch ein Fußballfan findet es auch nicht gut oder ignoriert das Telefon, wenn ein Spiel übertragen oder die Sportschau ausgestrahlt wird. Da scheint es dann eher akzeptiert oder auch verstanden zu werden, oder?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich kann das Verhalten deiner Mutter überhaupt nicht verstehen. Gerade bei täglichen Serien ist es gut möglich, dass diese die Realität verdrängen. Das weist auf enorme psychologische Probleme hin und du solltest in einer ruhigen Minute auf jeden Fall mit deiner Mutter darüber reden. Ist sie nicht Gesprächsbereit solltest du dir auch Unterstützung von anderen Familienmitgliedern holen.

» Mia1989 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 11,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es auch sehr gruselig, wenn Menschen ihren Tagesablauf nach dem Fernseher ausrichten und die Fernsehsendungen irgendwelchen richtigen Unternehmungen oder Gesprächen vorziehen. Ich denke ja, dass keine Fernsehsendung so interessant sein kann, dass sie reale Erfahrungen ersetzen kann. Ich schaue nicht besonders viel fern, aber ich würde eine spannende Fototour oder ähnliches sicher auch einer Dokumentation vorziehen, auch wenn ich solche Sendungen hin und wieder ganz gerne mag. Ich käme mir auch ziemlich dumm vor, wenn ich die Fernsehsendung vorziehen würde. Irgendwie ist das etwas, dem ein merkwürdiger Beigeschmack anhaftet.

Ich weiß nun nicht, was du besonders wichtiges mit deiner Mutter besprechen wolltest und wie ihr das sonst handhabt. Wenn es deiner Mutter wirklich nur um diese Serie ging, finde ich ihre Haltung in der Tat etwas seltsam. An deiner Stelle würde mich das auch irritieren und ich würde mich auch fragen, warum ein erwachsener Mensch seine Prioritäten in dieser Weise setzt.

Allerdings könnte man diese Überlegung auch auf andere Gründe ausweiten, die dafür sprechen, dass man vielleicht kein Interesse an einem solchen Gespräch hat. Ich bin eigentlich viel lieber alleine als in Gesellschaft anderer. Würde jemand auf mich zukommen und mit mir etwas besprechen wollen, während ich dazu eigentlich keine Lust habe, würde ich sicher auch versuchen, das Gespräch zu umgehen. Mich kann so etwas nämlich sehr schnell nerven und wenn ich meine Ruhe haben will, dann bin ich eben für andere auch nicht erreichbar. Ich vermute mal, dass eine solche Begründung eher angenommen wird, obwohl es eigentlich egal ist, aus welchem Grund eine Person kein Interesse an einem Gespräch hat. Ich denke einfach, dass meine Aussage, dass ich lieber alleine sein will, nicht unbedingt besser ist als das Argument deiner Mutter, dass sie ihre Serie anschauen möchte. Dennoch finde ich die Sache mit der Serie seltsamer. Vielleicht liegt das aber auch an meiner grundsätzlichen Einstellung dem Fernsehen gegenüber.

Wenn du schon einmal da warst, hätte deine Mutter dir eigentlich zuhören sollen. Ich hätte sie in dieser Situation vermutlich auch gefragt, was wichtiger ist – das eigene Kind oder die Serie. Dennoch bin ich mir im Klaren darüber, dass so eine Aussage sehr unfair ist, weil sie den anderen in eine Ecke drängt, die gar nicht richtig für ihn ist. Jeder Mensch hat Dinge, die er mag und die ihm wichtig sind. Und wenn er gerade mit einer Sache befasst ist, die er gut findet, kann man eigentlich nicht erwarten, dass er darauf verzichtet, nur weil jemand etwas von ihm möchte. Dein Vorwurf ist also schon sehr unfair, aber ich finde das Verhalten deiner Mutter auch nicht wirklich gut.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann das Verhalten deiner Mutter durchaus nachvollziehen. Ich selbst bin zwischen 19 und 20 Uhr seit zwei Wochen nicht mehr wirklich ansprechbar, weil ich mein altes Hobby, die Comics, wieder aufgenommen habe. Ich denke, dass man eine Stunde am Tag jedoch verkraften kann, in der man seinen Hobbys nachgehen kann. Das bedeutet nicht, dass die Familie weniger wichtig ist, aber manchmal ist ein geregelter Tagesablauf mit solchen Kleinigkeiten, die einen ein wenig aus der Realität reißen, nicht ganz unwichtig.

Das echte Leben ist mir zwar auch wichtiger, aber ich möchte auf mein Hobby auch nicht mehr verzichten, weil es mir beim Entspannen hilft. So geht es deiner Mutter wahrscheinlich auch und ich würde nicht großartig auf psychische Störungen plädieren. Vielleicht solltest du wirklich einfach mal Rücksicht auf den Tagesablauf deiner Mutter nehmen. An deiner Stelle würde ich mir hier auch keine Sorgen machen und du solltest ihr diese Stunde gönnen. Sie war wahrscheinlich auch immer für dich da und die Serie war während der Zeit deiner Kindheit und Jugend unwichtig.

Außerdem finde ich es offen gestanden scheiße, deiner Mutter nun zu unterstellen, dass sie keine gute Mutter sei. Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen und ein wenig Egoismus soll auch gesund sein, gerade als Mutter, deren Kinder aus dem Haus gehen. Ich werde zwar auch zukünftig für meine Kinder und Enkel erreichbar sein, aber ich werde mir auch Zeit für mich nehmen und auch ab und zu mal nicht erreichbar sein, wenn die Kinder denn erwachsen sein sollte. Man verzichtet als Mutter auf unheimlich viel und wenn man älter wird, wird man halt auch schrulliger und man sollte der Mutter auch Serien als Kleinigkeiten im Alltag gönnen können.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Dass Du das Verhalten Deiner Mutter als seltsam empfunden hast, kann ich insofern nachvollziehen als Du offenbar kein Verständnis dafür hast, dass jemand eine bestimmte Serie für wichtiger hält als das wahre Leben. Allerdings glaube ich, dass Dein eigentlicher Vorwurf etwas ins Leere geht, denn Du beanstandest vor allem, dass Deine Mutter keine Zeit für Dich hatte bzw. sich diese nicht nehmen wollte, obwohl sie Deine Sorgen wichtiger nehmen müsste als ihre Freizeit. Das siehst Du so, aber Deine Mutter sieht es offenbar anders und ich kann sie in diesem Punkt ehrlich gesagt verstehen. Dass Deine Mutter sich einen bestimmten Zeitraum am Tag ganz gezielt freinimmt, um diesen so zu gestalten, wie sie das für richtig hält, kann ich auch durchaus nachvollziehen und nicht wirklich falsch finden. Dass sie für Deine Sorgen dabei kein Ohr hat, kann ich bedingt ebenfalls nachvollziehen, weil ich vor allem glaube, dass Deiner Mutter durchaus klar war, dass es sich hier nicht um Leben und Tod dreht, sondern um den üblichen Stress, den man eben so hat. Sie wollte sich Deinen Stress in diesem Moment nicht aufladen, sondern erst in einem späteren Moment und ich meine ebenfalls, dass das ihr gutes Recht sein sollte. Eigentlich sollte Dir auch durchaus klar sein, dass Du zu diesem Zeitpunkt, der für Dich offenbar kalkulierbar war, nicht mit Deinen Sorgen zu Deiner Mutter gehen brauchst.

Gleichzeitig kann ich Verständnis dafür aufbringen, dass Du enttäuscht von Deiner Mutter warst, weil sie ihre Prioritäten hier so deutlich gesetzt hat. Ich denke, dass es recht normal ist, dass man sich sehr zurückgesetzt fühlt, wenn man als unwichtiger erachtet wird als etwas, das gerade in der Flimmerkiste läuft. Allerdings denke ich eben, dass es sich hierbei um etwas viel Gröberes handelte, nicht um diese Feinheiten, die einen Vergleich zwischen Fernsehen und Zwischenmenschlichem ausdrücken, sondern ganz plump darum, dass Deine Mutter ihre Zeit für sich fordert, wobei ich denke, dass es gar nicht entscheidend ist, wie sie diese genau gestaltet. Und das wird hier meiner Meinung nach überbewertet, denn ich glaube nicht, dass es Deiner Mutter speziell um diese Serie ging, sondern um ihren Freiraum und ihre wenige freie Zeit, die sie täglich für sich einplant. Dass während dieser Zeit diese Serie läuft, ist für mich eher unwichtiges Beiwerk, um das es nicht geht. Es sollte also schwerer wiegen, dass Deine Mutter Deine Sorgen nicht ernst genug genommen hat, um sich Deiner anzunehmen. Aber auch das finde ich in diesem konkreten Fall nun nicht ganz unnormal in einer Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem erwachsenen Kind.

Ich denke, dass ich an Deiner Stelle mit meiner Mutter reden würde, um ihr zu sagen, dass ich es enttäuschend fand, dass sie sich in diesem Moment keine Zeit genommen hat. Möglicherweise kann sie Dir nun im Nachhinein erklären, weshalb das so abgelaufen ist und vielleicht wird das alles für Dich auch tatsächlich verständlicher. Ich würde jedenfalls versuchen, keine Rückschlüsse auf die Bindung meiner Mutter zu mir zu ziehen, weil ich denke, dass dies nicht der richtige Ansatz sein dürfte. Ein Gespräch wird in diesem Fall jedenfalls sicherlich dabei helfen, die gegenseitigen Forderungshaltungen zu offenbaren und die eigenen Ansprüche an den anderen möglicherweise auch nochmal zu überdenken und anzupassen. Allein das dürfte für Deine Mutter und Dich schon überaus hilfreich sein.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke, dass ich beide Seiten verstehen kann. Ich kann auf jeden Fall nachvollziehen, dass du sehr verletzt bist, dass deine Mutter die Serie dir vorgezogen hat. Immerhin wolltest du ja mit ihr über deine Sorgen sprechen und dir lag es auch am Herzen, mit ihr ein Gespräch führen zu können. Du wolltest über ein ernstes Thema sprechen, wobei deine Mutter sich nicht dafür zu interessieren schien. Stattdessen hat sie dich quasi rausgeschmissen, weil ihr in dem Moment die Serie wichtiger war. Ich denke, dass es völlig normal ist, dass man in so einem Fall verletzt ist. Man bekommt dann sicherlich automatisch das Gefühl, dass die eigenen Sorgen unwichtig sind und dass eine Serie wichtiger ist, als man selbst. Immerhin hat die Mutter dir ja klipp und klar gesagt, dass du sie störst und dass du dich nachher melden sollst, auch wenn sie wusste, dass dir etwas auf dem Herzen liegt. Das ist durchaus sehr verletzend und ich denke, dass ich in so einem Moment sicherlich auch sehr enttäuscht, traurig und auch wütend wäre.

Gerade dann, wenn es sich um solche Serien handelt, die jeden einzelnen Tag kommen, ist es auch wirklich nicht so schlimm, wenn man eine Folge verpasst. Immerhin dauern die einzelnen Folgen ja meistens auch nur zwanzig Minuten und so viel Handlung passiert da auch nicht. Außerdem werden die einzelnen Folgen am nächsten Tag noch einmal kurz zusammen gefasst, so dass man trotzdem weiß, worum es geht. Den Anschluss verliert man aber auch nicht, wenn man mehrere Folgen hintereinander verpasst. Dabei könnte deine Mutter sich die Folgen ja auch einfach im Internet anschauen, wenn sie etwas verpasst hätte. So wäre sie zeitlich flexibler.

Andererseits kann ich es aber auch gut verstehen, wenn deiner Mutter die Serie wichtig ist. Wenn das ihr größtes Hobby ist, dann ist es klar, dass sie wütend wird, wenn sie dem Hobby nicht nachgehen kann. Gerade dann, wenn sie die Serie wirklich seit Jahren täglich sieht, kann ich es gut nachvollziehen, wenn es ärgerlich für sie ist, wenn sie eine Folge verpasst. Dabei finde ich es normal, dass man gereizt reagiert, wenn irgendetwas Tolles im Fernsehen kommt und jemand anderes stört. Immerhin denkt man sich, dass man das Gespräch ja verschieben kann, was mit der Serie nicht geht. Und wenn es gerade richtig spannend ist und man sich den ganzen Tag auf die Serie gefreut hat, dann wird man dann schnell wütend. Das ist besonders dann der Fall, wenn die einzelne Folge nur so kurz läuft. Immerhin ist da schnell eine wichtige oder spannende Szene verpasst und das kann durchaus sehr ärgerlich sein. Das kenne ich auch von mir und auch wenn es nicht schön ist, wenn ich da ein Gespräch verschiebe, mache ich es trotzdem hin und wieder. Das ist jedoch nur dann der Fall, wenn es sich nicht gerade um einen Notfall handelt. Braucht jemand wirklich ein Gespräch mit mir, dann nehme ich mir natürlich auch die Zeit, wobei ich eher unwichtige Gespräche dann doch lieber verschiebe.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^