Heterofrauen, die schwule Liebesgeschichten lesen

vom 12.03.2010, 15:53 Uhr

Was mir schon sehr oft aufgefallen ist, ist ein Phänomen, das ich mir nicht erklären kann. Es gibt ja durchaus recht viele Liebesromane mit schwulen Pärchen. Die Hauptzielgruppe dieser Bücher scheinen aber keineswegs homosexuelle Männer zu sein, sondern sie werden überwiegend von heterosexuellen Frauen gekauft und gelesen.

Auch ein Blick auf die großen Fanfiction-Archive bringt eine Menge solcher slash-Stories (Harry Potter mit Draco Malfoy, Snape mit Lucius und andere abentuerliche Kombinationen) zutage, die Verfasser sind fast durchweg weiblich, die Kommentar-Schreiber ebenso.

Was fasziniert also heterosexuelle Frauen an Liebesgeschichten zwischen zwei Männern? Ich habe in die Geschichten und auch Romane (übrigens von Autorinnen) zwar auch schon reingelesen, bzw. hatte einige der Romane auch komplett gelesen und es waren auch welche bei, die ich ganz gut fand, aber die Sexszenen habe ich dann überblättert, da sie mich einfach nicht anregen, wenn da dann seitenlang über Sex zwischen zwei Männern geschrieben wurde, war das für mich halt einfach langweilig.

Als ich einem schwulen Freund von mir dann mal eines der Bücher gab - einen historischen Liebesroman zwischen zwei Männern -, gab er mir nach einigen Tagen und bis zur Hälfte gelesen das Buch wieder zurück mit dem Kommentar "Das ist Mädchen-Lektüre, sowas lese ich nicht." Was ganz gut die Theorie untermauerte, dass diese Bücher wohl wirklich eher Frauen (und hier besonders junge Frauen, ganz gut auch bei den Fanfiction-Archiven zu sehen) ansprechen.

Was ist es also, dass diese Leserinnen da so fasziniert? Neugier kann es nicht sein, denn aus Neugier liest man eines oder zwei dieser Bücher und dann ist die Neugier ja auch befriedigt. Auch in Bücherforen sind die Rezensionen zu diesen Büchern ausnahmslos von Leserinnen. Eine habe ich mal gefragt, die meinte dann, die Bücher würden ihr besser gefallen als Liebesromane mit Mann und Frau. Warum, konnte sie mir nicht sagen. Ich selbst konnte handlungsmäßig übrigens keine Unterschiede feststellen, die Romane mit den zwei Männern hatten das gleiche an Abenteuern, Verwirrungen, Missverständnissen und Konflikten drin, wie man es in Liebesromanen mit Mann und Frau findet.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo!

Ich habe bisher noch keinen Roman gelesen, in dem es um ein homosexuelles Paar ging. Aber vielleicht gibt es einige Frauen, die es eben anregend finden, über zwei Männer zu lesen, die sich lieben und auch sexuell aktiv sind. Es ist ja auch bei sehr vielen Männern so, dass sie es anregend finden, wenn sich zwei Frauen miteinander vergnügen. Den meisten Frauen ist es vielleicht peinlich, offen zu zugeben, dass sie so etwas mögen.

Vielleicht ist diese Literatur aber auch besonders gut geschrieben und findet deswegen so viel Anklang. Zu dieser Literatur kann ich eben leider nicht viel sagen, da ich ein solches Buch noch nicht gelesen habe. Es könnte ja auch sein, dass sich Frauen dadurch erhoffen, etwas mehr über schwule Männer zu erfahren.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Dass Slash-Fanfiction hauptsächlich von Frauen gelesen wird und auch verfasst wird (und meist von jüngeren), stimmt. Man kann aber nicht sagen, dass es nur Frauen wären. Ich kenne auch Männer, die solche Geschichten gerne lesen, und auch einige, wenn tatsächlich auch eher wenige, die solche auch schreiben. Verallgemeinern kann man also nicht.

Ich lese manchmal auch solche Geschichten, wobei ich glaube, meine Motivation kann man nicht als die gewöhnliche auffassen, die die anderen Leserinnen dazu bringt, sich mit homosexuellen Liebesgeschichten zu befassen. Bei mir ist es so: Obwohl biologisch weiblich, rechne ich mich selbst schon eine ganze Weile keinem Geschlecht mehr fest zu. Mein Lebensgefährte meint oftmals, ich würde mich irgendwie auch mehr wie ein Junge benehmen, denn wie eine Frau. Scherzhaft gehen wir bei vielen Menschen als "schwules Paar" durch. Finde ich nicht schlecht. ;) Das heißt, wenn ich eine Geschichte lese, dann ist es mir egal, ob es da um Frauen oder Männer geht, um Heterosexuelle oder Homosexuelle. Ich kann mich mit einer Figur identifizieren, oder eben nicht, unabhängig von ihrem Geschlecht. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich mich eben selbst irgendwie als queer verstehe, nicht zwangsläufig als Mann oder Frau.

Ja, aber noch ausschlaggebender ist wohl, dass ich Männer mag. ;) Da ist es tatsächlich genauso billig und banal, wie bei Männern, die sich gern Lesben ansehen (oder Frauen, die sich darstellen, als seien sie Lesben, um genauer zu sein). Ich mag halt Männer, auch mit anderen Männern zusammen (wobei ich gegen heterosexuelle Geschichten auch nichts einzuwenden habe, also, ich unterscheide eher gar nicht, ob eine Geschichte ein heterosexuelles oder ein homosexuelles Paar beinhaltet). Ich weiß auch nicht, was daran verwerflich sein sollte. Wieso sollten Frauen nicht so sein dürfen, wenn es Männern zugestanden wird?

Wobei ich betonen sollte, ich bin eigentlich nicht so die Porno-Leserin und Liebesschnulzen mag ich auch nicht zwingend. Aber es gibt schon Geschichten, die drehen sich halt nicht hauptsächlich um Liebe oder um Sex, aber beinhalten trotzdem eine schwule Beziehung als Teil ihrer Handlung. So etwas lese ich schon manchmal gerne. Aber mir muss der Rahmen gefallen und ein gewisses Niveau sollte schon da sein. Leider kann man letzteres von der meisten Fan Fiction nicht erwarten, das stimmt schon. Aber ab und zu macht man mal einen Glücksgriff (gute Handlung, sinnvolle Weiterführung der originalen Charaktere, angenehmer Sprachstil, dichte Atmosphäre), und das lese ich dann manchmal auch ganz gerne. Auch in meinem Alter noch. ;)

Zu der Aussage des Vorposters noch: Wie soll man denn bei Literatur, die von Frauen für Frauen geschrieben wurde, tatsächlich etwas über das Empfinden schwuler Männer lernen, wenn die mit dem Werk an sich nichts zutun haben, außer, dass sie als (vielleicht aus weiblicher Sicht idealisierte) Figuren darin auftauchen?

Zuletzt fällt mir auf: Hier wurde ja extra nach heterosexuellen Frauen gefragt, die Schwulenromane lesen. Wieso denn nur heterosexuelle? Wenn bisexuelle Frauen schwule Geschichten lesen, dann ist das in Ordnung, sonst seltsam? Verstehe ich nicht so recht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe auch schon Liebesromane gelesen, wo schwule Pärchen dabei sind. Aber erregt hat mich das ganze nicht. Es ist für mich eben eine normale Sache, dass sich auch zwei Männer lieben und ein Paar sind. Deswegen finde ich einfach nichts ungewöhnliches dabei.

Ich denke bei solchen Romanen nicht anders, als wenn ich eine Liebesgeschichte lese, in der nur Heteropaare vorkommen. Wenn man darüber nachdenkt, dann ist das meines Erachtens schon fast diskriminierend der schwulen Menschen gegenüber. Was ist denn an einer Schwulenbeziehung anders als an einer Heterobeziehung? Und ob ich nun einen Heteroliebesroman lese oder einen Roman in dem schwule Paare vorkommen, sehe ich nicht als anregend an. Auch Liebesromane mit Heteropaaren turnen mich in meinem Liebesleben nicht an. Ich muss mich auch nicht mit einer Figur aus dem Roman identifizieren. Ich lese ihn, weil mich die Geschichte an sich interessiert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ach ja, das weite Gebiet der Slash Fanfiction. :D Schon allein darüber könnte man einen Roman schreiben. Es gibt da übrigens sogar wissenschaftliche Abhandlungen bzw. Doktorarbeiten. Wenn ich mal Muße habe, suche ich ein paar Links dazu raus. Ich bin selbst vor beinahe 20 Jahren das erste Mal damit konfrontiert worden, war zunächst entsetzt, dann erstaunt und bin schließlich zum Fan geworden.

Warum liest Frau solche Stories? Wie meine Vorrednerin schon schrieb, ich mag auch Männer und wenn man sie gleich im Doppelpack hat... Irgendwie hat die Sache einen gewissen Reiz, schließlich schauen sich Männer ja auch gern lesbische Pornos an, denen ich nun wieder so gar nichts abgewinnen könnte.

Diese Art Fanfiction gibt es übrigens seit den 70er Jahren. Alles ging mit Star Trek los und so war die allererste Slash Story eine K/S (Kirk/Spock) Geschichte. Slash kommt vom Schrägstrich, der zwischen den beiden Namen gemacht wird. Davon leitet sich die Bezeichnung für das ganze Genre ab. Heutzutage gibt es eigentlich nichts, was nicht "verslasht" wird und das in den verrücktesten Kombinationen. Von ganz soft bis zu Hardcore.

Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht viele deutsche Stories, gleich in welchem Fandom gefunden, die des Lesens wert gewesen wären. Hier merkt man allzu sehr, dass da meist ganz junge Schreiberinnen am Werk waren. Anders im englischsprachigen Raum. Es gibt da wirklich sehr gute Sachen, die auch professionell geschrieben sind. Es soll sogar Profi Autorinnen geben, die unter Pseudonym Slash schreiben. Diese Schreiberinnen zählen dann aber auch eher zu den älteren Semestern.

Alles in allem, irgendwie macht das Ganze Spaß, man kann seine Fantasie ausleben und mit seinen Lieblingscharakteren die abgefahrensten Sachen anstellen. Wen diese Art Geschichten interessieren, der muss nur mal bei Google Slash und den Namen der Lieblingsserie oder des Lieblingsfilms eingeben. Ihr werdet da ganz bestimmt schnell fündig.

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» berthe » Beiträge: 300 » Talkpoints: 4,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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