Ossis in Westdeutschen Medien
20 Jahre ist Deutschland wieder vereint, Zeit für eine Studie, die untersucht, wie die Ostdeutschen wohl in den überregionalen westdeutschen Medien dargestellt werden. Einige mögen es traurig finden, aber die Ostdeutschen werden noch immer als fremdartig dargestellt und auch nicht auf Augenhöhe wahrgenommen. Dies geschähe durchaus auch, um die eigene Identität zu stärken. Daher sieht der Historiker Rainer Gries die Studie durchaus auch als Plädoyer den Blickwinkel der westdeutschen Medien zu erweitern.
Festzutstellen ist einerseits, dass sich die Berichterstattung auf wenige Themen konzentriere. Im Bereich Politik und Geschichte ist die Stasi immer noch Hauptthema, im Bereich Wirtschaft werden die neuen Bundesländer meist als Objekt westdeutscher politischer Aktivitäten oder (noch schlimmer) als Empfänger staatlicher Zuwendungen dargestellt. Das sind nur zwei Beispiele. Übrigens wurde auch festgestellt, dass jedes Medium seinen eigenen Blickwinkel hat. Die taz ist enttäuscht darüber, dass sich die Ostdeutschen sehr schnell den westdeutschen Konsumgewohnheiten angepasst hätten, die FAZ dagegen sieht die Ostdeutschen als unbelehrbare Nostalgiker.
Positives gibt es aber auch zu berichten: der Ton ist nicht mehr so rau wie noch in den 90er Jahren des vergangenen Jahrzehnts. Trotzdem werden die Vorurteile auch noch einige Jahrzehnte bestehen bleiben. Kein Wunder: die unterschiedliche Wahrnehmung begann ja auch schon 1945. So lange wird es wohl auch noch dauern, bis die überregionalen Medien aus den alten Bundesländern auch in den neuen Bundesländern ähnlich verbreitet sind.
Zwar fehlt eine Studie, die untersucht, wie die Westdeutschen in ostdeutschen überregionalen Medien dargestellt werden. Eines ist aber Fakt: mit der Zeitschrift "Super Illu" und dem rein ostdeutschen Fernsehsender MDR wird die Seele der Ossis dann aber doch ein wenig gestreichelt.
Wen das Thema mehr interessiert, dem sei das Buch zur Studie empfohlen. Der Titel lautet Die Ostdeutschen in den Medien, das im Leipziger Universitätsverlag erschien und 24 Euro kostet.
Diese herablassende Sicht des Westens gegenüber dem Osten ist nicht nur durch die mediale Präsentation des Ostens zu erklären. Richtig ist natürlich, dass in erster Linie über negative Schlagzeilen berichtet wird. Seien es Überfälle durch rechte Schlägertrupps, sei es bei Berichten von rechtsextremen Hooligans, die erschreckend hohe Arbeitslosigkeit, das geringere Lohnniveau oder die Landflucht in weiten Teilen des Landes. Und obwohl natürlich solche Probleme auch im Westen existieren, fokussiert man gerne auf den Osten. Dies hilft nicht, das Image zu verbessern. Hinzu kommt jedoch auch, dass die genannten Probleme real sind und tatsächlich vorhanden sind!
Und jeder Bürger im Westen glaubt ja nun auch, persönlich dafür zahlen zu müssen (Soli), vergisst aber, dass natürlich auch jeder im Osten den Soli mitbezahlt. Außerdem wird gerne unterschlagen, was mit den Geldern gemacht wird bzw. wie der Westen (genauer: Unternehmen aus dem Westen) durch die Ost-Hilfen profitiert.
Gut geht so was eigentlich immer dann, wenn im Westen alles rund und problemlos läuft. Leider stockt auch hier die wirtschaftliche Entwicklung (besonders deutlich für den "kleinen Mann"). Und das befeuert wieder die Suche nach Schuldigen. Und da nimmt man immer gerne entweder Minderheiten vor Ort oder aber beschuldigt einen anderen, der weit weg ist. Das hilft der eigenen Befindlichkeit und lenkt von eigenen Unzulänglichkeiten ab.
So schließt sich dann der Kreis auch wieder. Denn der Mensch mag sich gerne bestätigt sehen und so wird jedes (Massen)Medium, das Erfolg haben will, auch nach seinem Publikum schreiben. Da wären zu viele Erfolgsgeschichten aus dem Osten oder kritische Analysen bzgl. der Zustände im Westen kontraproduktiv.
So wird es wohl noch mal zwei Jahrzehnte dauern, bis eine echte Angleichung stattgefunden hat. Eine mediale Gleichsetzung bzw. das Ende der Unterscheidung wird es eben erst geben, wenn die Verhältnisse gleich gut (nicht aber gleich schlecht!) geworden sind. Da genügt es nicht, eine Ostdeutsche Frau als Kanzlerin zu haben.
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