Sind die Schulen in Bayern wirklich die schwersten?

vom 21.12.2007, 22:53 Uhr

Ehrlich gesagt finde ich solche Diskussionen in dieser Form absoluten Unsinn und denke, dass sie mehr oder weniger der Selbstbeweih-räucherungen einiger weniger Bundesländer dienen.

Das es Unterschiede in den Schulsystemen gibt, ist unbestritten, dass einige Länder bei Vergleichen immer wieder besser abschneiden als andere auch. Genauso wie es eigentlich auch klar ist, dass sowohl das Lernziel (z.b. Anwenden vs. Auswendig lernen) und die Motivation die Ergebnisse stark beeinflussen. Und aus eigener Erfahrung kann ich zumindest sagen, dass bei mir in Sachsen-Anhalt die Motivation der PISA-Teilnehmer eher schon irgendwo unter 0 lag.

Das zum Beispiel ein zentrales Abitur oft schwerer ist, liegt auf der Hand, ist aber sicher kein Beweis für eine erfolgreiche oder gute Bildungspolitik. Sonst wäre zum Beispiel oben genanntes Sachsen-Anhalt seit der Wieder-vereinigung Spitze. Ebenso kommt auch erschwerend hinzu, dass ein guter Teil schlechter Vergleichsergebnisse auf den hohen Migrantenanteil wie in den Stadtstaaten zurückzuführen ist. Wenn in einer Klasse die Hälfte der Schüler nicht so perfekt deutsch versteht, dann kann man nunmal nicht so schnell vorankommen, wie in Bayern, die ja niemanden ohne Lederhosen und Weißwurst reinlassen. Das heißt dann zwar auch, dass man in Bayern vielleicht mehr lernt, aber nicht dass es dort schwerer ist.

Zudem zeigen auch neuere Studien, dass es gerade im Grundschulbereich starke Schwankungen und Veränderungen in den Rankings ergeben, wobei die ostdeutschen Länder (ohne Berlin) einen starken Aufwärtstrend zeigen und den "großen Drei" Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen schon recht nah kommen.

Im Endeffekt sagen die Studien aber alle nur aus, dass Schüler aus diesen Bundesländern gut bei Vergleichsstudien abschneiden, nicht aber ob sie es schwerer haben als andere Schüler. Wenn sie etwas mehr gefordert werden, teilweise auch einfach bessere Schulbedinungen vorfinden, ist es gut für sie und bringt sie voran, muss aber nicht gleich schwerer sein.

Es kommt ja auch darauf an, in wiefern die Eltern ihre Kinder unterstützen können, wie die Schüler auf die Schulformen verteilt werden und in wiefern sich die Schüler auch untereinander helfen. Das sind zum Beispiel Sachen bei denen ich denke, dass sich diese in Ländern wie Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg einfach viel besser umsetzen lassen als in Ländern mit hohen Arbeitslosenquoten, dadurch wenig Geld in der Familie, und auch höheren Ausländeranteil (mehr oder weniger Ghettobildung je nach Nationalität, fördert nicht unbedingt den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit der Schüler untereinander).

Deswegen finde ich Diskussionen, die darauf abzielen nur herauszustellen wer der tollste und beste ist, ohne auf Hintergründe einzugehen, recht unsinnig.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich könnte mich darüber unheimlich ärgern. Ich komme aus Sachsen und hier muss man ganz schön für sein Abitur buckeln, ebenso wie in Bayern. Meine Freundin von früher hat es hier nicht geschafft und ist dann aber nach ihrem Umzug nach Mecklenburg wieder ans Gymnasium trotz ihrer schlechten Noten aus Sachsen. Dort hat sie das Abitur nahezu aus dem Ärmel geschüttelt. Ich finde das ganz schön unfair.

Da besteht absoluter Handlungsbedarf von unseren Politikern, wie ich finde! Das kann doch nicht sein, dass die Schüler in dem einen Bundesland scheitern, obwohl sie nicht dumm sind, viel mehr machen müssen als anderswo und in anderen Bundesländern bekommen Leute ihr Abitur für viel weniger Leistung zugesteckt! Wo ist das denn bitte gerecht? Dann haben die Leute aus Bayern und Sachsen viel schlechtere Zukunftschancen als in zum Beispiel Mecklenburg. Natürlich scheitert man dann mit mecklenburgischem Abitur vielleicht eher am Studium, aber es ist ja kein Geheimnis mehr, dass man auch in Betrieben viel lieber Leute mit Abitur nimmt als Leute mit einem sehr guten Mittelschulabschluss. Wo man dann sein Abitur absolviert hat, interessiert ja keinen Arbeitgeber. Das muss dringend einheitlich gemacht werden, wobei es mir jetzt auch nichts mehr nützt. :twisted:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Im Endeffekt hält doch jeder "sein" Abitur für schwer. Ganz objektiv betrachtet sind aber die Bildungspläne in den meisten Ländern leichter als die drei genannten Bayern, BW und auch Sachsen. Ich weiß nicht, wie man darauf kommen könnte, dass Hessen schwer sein sollte. Ich weiß noch, als ich den Realschulabschluss gemacht und im Vorfeld nach Prüfungen geschaut habe. Da gehörten die Prüfungen von Hessen aber ganz sicher zu den leichtesten, die erinnerten schon an die Hauptschulabschlussprüfungen von Baden Württemberg, wenn auch noch einen Tick schwerer, aber wirklich nur einen Tick.

Ich kenne es so, dass ein Abitur aus BW oder Bayern bei Unis und Arbeitgebern immer "mehr zählen" als das Abitur in anderen Ländern. Auch beim Studium ist es so, da sind die Lehramt-Studenten aus Bayern und BW überall gern gesehen, Leute aus Hessen oder NRW haben es da viel schwerer, länderübergreifend einen Job zu bekommen.

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» Blairwitch » Beiträge: 221 » Talkpoints: 9,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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