Viel lesen = seltsam?

vom 02.03.2010, 15:19 Uhr

@ Channale:
Eine Beziehung lebt natürlich von gemeinsam verbrachter Zeit, aber letztendlich lebe ich als Single nicht anders als in einer Beziehung. Ich habe meine Beschäftigungen, meine Freunde, meine Hobbies - und mein Partner eben auch. Vielleicht verbringe ich in einer Beziehung weniger Zeit alleine daheim, aber letztendlich ist es doch so, dass man nicht sein ganzes Leben umkrempelt, sondern das, was man bisher ohnehin schon gemacht hat, dann eben oft zusammen macht. In einer Beziehung gehe ich dann vielleicht nicht alleine ins Kino, sondern mit jemandem zusammen und diskutiere vielleicht öfter mit meinem Partner als mit Freunden. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem normalen Alltag, aber im Grunde genommen führt man doch sein eigenes Leben, ergänzt durch die Gemeinsamkeiten, die man teilt. Es gibt ja nicht plötzlich nur ein "Wir", sondern immer auch noch ein "Ich" - und dazu gehört für mich auch allein verbrachte Zeit mit eigenen Hobbies (zum Beispiel Lesen), Freunden, etc.pp..

Natürlich ist auch die gemeinsam verbrachte Zeit mit dem Kind wichtig für eine Familie. Das Kind ist Teil der Familie und muss natürlich einbezogen sein, es hat seine eigenen Ansprüche, die gestillt werden müssen. Aber ich denke dennoch, dass sich nicht von morgens bis abends wirklich alles (!) um das Kind dreht. Ich habe auch Kommiltoninnen, die mit ein bis zwei kleinen Kindern studieren und es dennoch schaffen, jeden Tag um 8 Uhr im Hörsaal zu erscheinen, teilweise bis 16 oder 17 Uhr an Seminaren und Praktika teilzunehmen und noch nebenher zu arbeiten - und zuhause muss man ja dann noch lernen. Natürlich sind das Einzelfälle und ich kenne gerade mal vier Studentinnen, die so leben, es aber hinbekommen. Daher denke ich schon, dass man den normalen Alltag auch mit Kind bewältigen kann, was sich auch mit den Aussagen dieser jungen Frauen deckt. Nur eine von ihnen hat übrigens einen Partner, so dass sie das alles alleine leisten. Wenn jemand dann "nur" Hausfrau ist, frage ich mich schon, wo die ganze Zeit scheinbar verpufft.

Einen Haushalt hat jeder zu führen, egal ob es sich um einen Single-Mann oder um eine Hausfrau handelt. Daher wollte ich mich auch nicht auf den Faktor "Frau" beziehen, sondern darauf, dass jeder diese Aufgaben zu erfüllen hat und offenbar schaffen die meisten Leute es, ihren Haushalt problemlos zu bewältigen. Natürlich ist in einem Haushalt mit Kind mehr zu tun, aber es ist meistens eben auch sehr viel mehr Zeit vorhanden. Ich verstehe auch normal Berufstätige nicht, die der Meinung sind, sie könnten nicht jede Woche mal durchwischen, weil sie keine Zeit haben. Ich denke, dass die Zeit grundsätzlich in den allermeisten Fällen vorhanden ist, auch die zum lesen, und dass sie einfach nicht optimal eingeteilt wird.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es ebenfalls nicht seltsam, wenn jemand viel und gerne Bücher liest. Auch denke ist, dass es wenig mit der familiären Situation zu tun hat. Ich bin selbst Mutter eines 2,5 Jahre alten Kindes und gehe auch vollzeit arbeiten. Dennoch geht unser Sohn abends zwischen 19 Uhr und 19 Uhr 30 schlafen und danach könnte ich somit noch locker ein paar Stunden lesen.

Ich denke eher, dass sich deine Bekannten etwas geschämt haben, dass sie selbst nicht oder nicht so viel lesen und dich deswegen etwas hinunter spielen wollten. Lesen ist doch niemals etwas schlechtes- es trainiert die Konzentration und sorgt dafür, dass das Gehirn fit bleibt.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich lese auch sehr gerne und ich liebe Bücher über alles. Und ich finde daran wirklich gar nichts komisch. Gerade in der heutigen Zeit finde ich sollte man doch öfter mal den Fernsehr aus lassen und zu einem guten Buch greifen. Im Schlafzimmer gibt es bei uns auch kein TV. Gott sei dank ist mein Mann genau so lesefanatisch wie ich und so kann es schon mal vorkommen, dass wir zusammengekuschelt im Bett liegen und vor schlafen noch lesen. Und da wir beide auch ziemlich den gleichen Geschmack haben, haben wir so auch immer was zu reden.

Gerade bei Kindern finde ich es auch wichtig, diese Leidenschaft zu fördern, wenn sie denn vorhanden ist und ihnen nicht einzureden oder einreden zu lassen, dass sie komisch sind, nur weil sie lieber lesen, als fern zu sehen oder vor der Spielekonsole sitzen. Unser Kind wird jedenfalls von Anfang an dabei gefördert, sich mit Büchern zu befassen.

Komische Blicke habe ich auch schon bekommen. Vor allem wenn ich erzähle, dass es für mich die größte Entspannung im Urlaub ist, nur dazuliegen und ein gutes Buch zu lesen.

» schokohaeschen » Beiträge: 187 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sag mal so, für viele Leute ist es seltsam, wenn eine Person soviel liest. Die Gesellschaft hat sich nämlich so sehr verändert, dass die Mehrheit nicht mehr freiwillig Bücher liest. Die Menschen sind nur auf Unterhaltung aus, die sie ohne Mühe erhalten (fernsehen, Computerspiele spielen etc.).

Jemand der Lesen will, findet auch Zeit dafür. Leute die sagen ich habe keine Zeit zum Bücher lesen, haben aber sicherlich Zeit um auf einen Bildschirm zu gucken. Denen sollte man dann raten, statt sich durch elektronische Medien unterhalten zu lassen, Bücher zu lesen.

Ich kann sehr das berühmte Buch "Fahrenheit 451" empfehlen, in dem eine Gesellschaft dargestellt wird, die keine Bücher liest, keine Kommunikation unter den Leuten stattfindet, und die nur darauf aus ist unterhalten zu werden. Sicherlich ist das ein extremes Beispiel, doch sind wir denn nicht auf dem Weg zu so einer Gesellschaft, wenn man die heutige Gesellschaft mit der vor 30-40 Jahren vergleicht?

LG Anjitsch

» Anjitsch » Beiträge: 39 » Talkpoints: -0,04 »



Anjitsch hat geschrieben:Ich sag mal so, für viele Leute ist es seltsam, wenn eine Person soviel liest. Die Gesellschaft hat sich nämlich so sehr verändert, dass die Mehrheit nicht mehr freiwillig Bücher liest. Die Menschen sind nur auf Unterhaltung aus, die sie ohne Mühe erhalten (fernsehen, Computerspiele spielen etc.).

Da könnte etwas dran sein. Ich hab ja auch beruflich mit Büchern zu tun und habe da schon gehört "Da bist du ja bald arbeitslos." Auf mein erstauntes Nachfragen hin kam dann: "Na, weil Bücher doch aussterben, hat doch kaum einer mehr Zeit zum Lesen und Geld ist auch knapp, da kauft man sich doch keine Bücher." Nun, zum Glück gibt es immer noch genügend begeisterte Leser, aber krass ist das schon, dass wohl recht viele glauben, dass das Medium Buch bald aussterben wird. Und wenn Lesen mit derjenige hat (zu viel) Zeit gleichgesetzt wird, bekommt das einen negativen Beigeschmack.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Morgaine hat geschrieben:hat doch kaum einer mehr Zeit zum Lesen und Geld ist auch knapp, da kauft man sich doch keine Bücher

Solche Aussagen kenne ich auch und ich muss darüber jedesmal lachen. Denn meistens kommt so etwas von Leuten, die auf der anderen Seite hunderte von Euros für Fernseher, Computer und Spielkonsolen ausgeben - Dinge, die bei mir nicht vorgesehen sind oder erst sehr weit hinter den Büchern kommen.

Anjitsch hat sicher Recht: Wer lesen will, findet die Zeit sicher. Auch fehlendes Geld ist kein Faktor, der den Zugang zu Büchern erschwert. Entweder wird es für irgendwelchen Krempel ausgegeben, so dass nichts mehr für Bücher übrig bleibt, oder die Leute, die glauben, dass sie gar kein Geld für Bücher entbehren können, haben noch nie etwas von der Stadtbücherei gehört.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Da ist meines Erachtens nach gar nichts seltsam dran, ich finde das sogar toll, denn ich gehöre auch zur Leserattenfraktion und das auch schon seit meiner Kindheit. In der 2. Klasse haben wir einen Schulausflug in die Bücherei gemacht und seit dem Tag war ich immer Stammkunde dort. Ich finde sogar eher, daß viel zu viele Leute zu wenig lesen, darum lesen auch immer weniger Kinder, weil sie eben nicht sehen, daß es gut und normal ist und nicht langweilig und uncool. Ich bin nach wie vor überzeugt, Kinder kopieren viel von den Eltern.

Ich lese zwar heute nicht mehr so viel wie früher, weil mein Alltag seit ich arbeite und vor allem auch nicht mehr bei Mama wohne, weit stressiger geworden ist, aber ich versuche, doch wenigstens ein Buch pro Woche zu lesen, das gehört für mich einfach dazu.

Ich denke, das Hobby ist heutzutage so verschrien, weil viele Leute glauben, es wäre ein Stubenhockerhobby. Leseratten kommen nicht raus, haben keine Freunde, sind blasse Kellerhocker. Totaler Schwachsinn, wenn man mich fragt, aber hab ich schon öfter gesagt bekommen :roll:

Mach dir keinen Kopf, du bist vollkommen normal. In jedem Fall normaler als Leute, die den ganzen Tag die Flimmerkiste laufen haben, bloß weil sie irgendeine Berieselung nebenher brauchen.

» kuyashinaki » Beiträge: 113 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich halte es ganz und gar nicht für seltsam viel zu lesen. Auch wenn ich selbst wenig Zeit habe viel zu lesen (Bücher, die ich nicht für die Uni lese). Wenn ich jedoch die Zeit finde ein Buch meiner Wahl zu lesen, artet es meist so aus, dass ich nur 1-2 Tage dafür brauche.

Selbstverständlich verstehe ich es auch, wenn jemand das Lesen nicht so schätzt - jeder nach seiner Facon. Diese Einstellung würde ich mir allerdings ebenso von einigen Weniglesern wünschen. So kann man tatsächlich "leben und lesen", inklusive Parties zu feiern, zu studieren, und vorallem auch einen Haushalt zu führen. So habe ich ein Bekannte, die zwei Grundschulkinder hat, sowie einen Teilzeitjob, mit den Kindern viel unternimmt, einen tadel-
losen Haushalt führt, abends auch mal rausgeht und ganz nebenbei soviel liest, dass man ihr kaum irgendein Buch empfehlen kann, weil sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso schon gelesen hat.

Gerade wegen dieses Beispiels denke ich auch, dass man gerade Kindern so schnell wie möglich den Zugang - und damit meine ich nicht nur den physischen Zugang - zu Büchern ermöglichen sollte. Viele Kinder entwickeln gerade durch das Lesen einen höheren Grad an Kreativität und Fantasie. Und ich glaube auch, dass es sowohl die Aufmerksamkeit als auch Auffassungsgabe in einem enormen Maße beeinflusst. Des weiteren hilft das Lesen auch dabei ein Gefühl für Grammatik und Interpunktion zu entwickeln. Und schließlich erweitert sich häufig auch der Wortschatz um ein Vielfaches.

Mal ganz abgesehen davon, dass es kaum etwas Interessanteres gibt, als mit Freunden über ein schönes Buch zu quatschen, und dabei zu sehen wie verschieden man ein Buch und seine Welt sehen kann.

» threnody83 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 4,69 »


Ich finde es überhaupt nicht seltsam, wenn jemand viel liest. Ich lese zwar nicht so viel, aber trotzdem lese ich sehr gerne. In meinem Schlafzimmer habe ich auch keinen Fernseher und wenn ich gerade ein spannendes Buch lese, dann lese ich abends im Bett auch noch etwas. Das finde ich ganz normal.

Abfällige Kommentare darüber finde ich überhaupt nicht in Ordnung. Es ist einfach eine Interessensfrage. Der eine liest halt gerne und beim anderen läuft den ganzen Tag der Fernseher. Meine Freundin mag Bücher überhaupt nicht und kann das nicht nachvollziehen, aber jeder muss selbst wissen, womit er seine Zeit verbringt. Es ist auch überhaupt nicht vom Familienstand abhängig. Egal, ob man Single ist oder mit Partner und Kindern zusammenlebt, wer Lesen möchte, der findet die Zeit dazu, ohne dabei andere Sachen zu vernachlässigen.

» Bibi78 » Beiträge: 224 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


kuyashinaki hat geschrieben:Ich denke, das Hobby ist heutzutage so verschrien, weil viele Leute glauben, es wäre ein Stubenhockerhobby. Leseratten kommen nicht raus, haben keine Freunde, sind blasse Kellerhocker. Totaler Schwachsinn, wenn man mich fragt, aber hab ich schon öfter gesagt bekommen :roll:

Ja, den Eindruck habe ich auch. Dabei ist es so toll, sich bei schönem Wetter gemütlich irgendwo mit einem Buch hinzusetzen. Trotzdem denken dann sofort viele, man hat das Buch bei sich, weil kein menschlicher Partner dabei ist. Ich denke, da tragen die Klischeebilder in Filmen und Serien auch viel dazu bei. Die Leseratten und Bücherwürmer sind da meist leicht freakig, ohne Partner, oft auch nicht besonders attraktiv. Und helfen dem Helden, die Lösung zu finden. Weil der natürlich keine Zeit hat, viele Bücher zu lesen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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