Aktuelle Autoren, die die Zeit überdauern
Als Klassiker kennen wir heute ja die Werke von Autoren wie Schiller, Goethe, Kafka, usw. Sie werden im Schulunterricht gelesen, sind immer noch aktuell, wenn das Wort literarische Bildung fällt, sind sie auch gleich auf dem Tisch.
Aber es gibt ja auch von noch lebenden, sehr aktiven Autoren tolle Bücher. Wer meint ihr, wird davon auch in fünfzig oder hundert Jahren oder mehr noch gelesen werden und bekannt sein? Ich könnte mir vorstellen, dass man Ken Follett und John Irving dann noch lesen und lieben wird, während ich bei Dan Brown denke, dass er zwar einen enormen Hype erlebt, aber es immer wieder Thriller geben wird, die schnell ins Gespräch kommen, dann aber auch recht schnell wieder verschwinden.
Natürlich gibt es lebende Autoren, die mit ihren Werken auch noch in zig Jahrzehnten gelesen werden und vermutlich auch noch zahlreiche Schülerinnen und Schüler als Pflichtlektüre beglücken werden. Dabei kann man z.B. an die deutschsprachigen Nobelpreisträger Jelinek oder Grass denken (bei Herta Müller denke/hoffe ich eher, dass sie nur als Preisträgerin in Erinnerung bleibt und ihre Werke niemanden quälen müssen - aber Kunst und Literatur ist ja so eine Sache).
Und auch jenseits der Nobelpreise kann man aus dem deutschsprachigen Raum ganz klar Peter Handke nennen, der sicher zu den ganz Großen gehört und gehören wird. Der wird mit seinen Werken aber auch mit seinem Wirken sicher die Zeit überdauern und hat sich auch jenseits der Feuilletons ein Denkmal gesetzt.
Charlotte Roche oder ähnliche Autorinnen und Autoren hingegen werden vermutlich ihren Ruhm überdauern und in Laufe der Zeit entweder in Vergessenheit geraten oder sich durch anderer Aktivitäten (Dschungelcamp?) im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft halten. Nicht aber auf Grund des schriftstellerischen Wirkens.
Ein schönes Gedankenspiel. Dann versuche ich mal einen Blick in die Zukunft und beginne mit den deutschen noch lebenden Roman-Autoren: Peter Handke zähle ich unbedingt dazu, ebenso Elfriede Jelinek. Wen ich gerne noch dazuzählen würde sind Christoph Hein. Von den jüngeren vielleicht Jakob Arjouni.
Europaweit fallen mir neben John Irving auch noch David Lodge und Connie Palmen ein. Alle drei verbinden auf eigene und sehr lesbare Weise einen absolut überdurchschnittlichen Intellekt mit der Fähigkeit Geschichten zu erzählen, Charaktere zu gestalten und Gefühle auszudrücken.
Weltweit lohnt sicherlich eine Liste auf die Literaturnobelpreisträger, da möchte ich Kenzabure Oe nicht unerwähnt lassen.
Wem ich dauerhafte Chancen gebe, nicht nur wegen seiner Fernsehpräsenz, sondern weil er gebildet und intelligent scheint und auf eigene Weise etwas zu sagen hat, ist Richard David Precht. Mal gespannt, wann er anfangen wird weitere Romane zu schreiben.
Ich wage es zu behaupten, dass eine Stephenie Meyer nicht so die Zeit überdauern wird, wie z.B. ein J.R.R. Tolkien. Nur, um jetzt mal eine aktuell sehr beliebte Autorin zu nennen. Man darf es solchen Autoren aber auch nicht verdenken, wer verdient schon so viel mit dem Schreiben wie eine Meyer oder eine Rowling? Mit Werken, welche die Zeit überdauern, lässt sich momentan wohl keine Familie ernähren.
Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass Bücher von Paul Auster oder Markus Zusak auch in einigen Jahrzehnten noch bekannt sein werden.
Spontan fällt mir "Das Parfüm" von Patrick Süskind ein. Das Buch wird heute schon in den Schulen gelesen und besprochen alleine deshalb hat es wahrscheinlich gute Chancen ein echter Klassiker zu werden.
Ich denke bei Thrillern hat man oft das Problem, dass sie sehr schnell unheimlich "dated" wirken. Es gibt dafür keine wirklich gute deutsche Übersetzung, denn "veraltet" trifft es nicht so ganz. Was ich damit meine ist, dass in aktuellen Thrillern die Technik oft eine entscheidende Rolle spielt und, dass sich diese Technik sehr schnell weiter entwickelt. Man kann anhand dieser Technik dann als Leser sehr schön sehen, wann der Roman geschrieben worden ist und wenn die Technik überholt ist, verliert der Thriller dann auch irgendwie an Attraktivität und Glaubwürdigkeit. Ich sehe deshalb keinen einzigen Thriller als zukünftigen Klassiker, es sei denn er wird irgendwann wieder entdeckt und dann als eine Art historischer Roman behandelt.
Die Romane, die tatsächlich historische Romane sind, haben da sicher bessere Chancen, wobei man aber auch hier nicht vergessen sollte, dass historische Romane mal ziemlich angesagt waren und im Moment eher auf dem absteigenden Ast sind. Ähnlich sieht es natürlich mit den ganzen aktuellen Vampirromanen aus und überhaupt mit allem, was unter "paranormal romance" einsortiert wird. Das ist ein Trend und wahrscheinlich nicht mehr.
Sicher wird erst die Zeit zeigen, was zu einem Klassiker wird und was nicht. Aber oft sind es Romane, die ein Genre begründen oder definieren. Wo liegt zum Beispiel der große Unterschied zwischen Dracula und Twilight? Oder warum ließt man heute immer noch Sherlock Holmes, obwohl die meisten Geschichten nicht mal Romane sind sondern Kurzgeschichten, die ursprünglich nur in einer Zeitschrift abgedruckt worden sind?
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