Irland als Reiseziel
Bei der Frage nach Reisezielen taucht bei uns immer wieder Irland auf. Allerdings haben wir auch Zweifel, ob das als reiseziel wirklich so ideal ist. Da ist zum einen die politische Situation dort, wir bekommen ja ab und zu in den Nachrichten mit, wenn es Unruhen in Irland gab, aber inwieweit ist das auch in den typischen Touristengebieten zu merken?
Das irische Englisch: Ich hab schon öfter gehört, dass man als Nicht-Muttersprachler Probleme hat, Iren zu verstehen. Stimmt das? Ist das irische Englisch wirklich so schwer zu verstehen? Und wie sieht es umgekehrt aus, kommt man mit dem normalen Schul-Englisch und bisschen erweiterten Kenntnissen dort gut zurecht, verstehen einen also die Iren? Ich spreche eigentlich ganz gut Englisch, hatte es halt in der Schule, bin aber durch englischsprachige Kontakte, englische Bücher und Filme zusätzlich gut in Übung in der Sprache. In London kam ich so zum Beispiel bislang wunderbar zurecht.
Ich war schon einige Male in Irland, auch in Nordirland, und ich habe noch nie etwas von Unruhen mitbekommen. In Belfast wurde mir zwar gesagt, dass ich mich von bestimmten Gebieten eher fern halten sollte, aber leicht heruntergekommene Arbeiterviertel will ich mir eh nicht anschauen und von solche Bezirken würde ich mich auch in Deutschland fern halten.
Bei deiner Frage zur Sprache kann ich dir leider nicht so recht weiter helfen. Ich spreche Englisch genauso gut wie Deutsch und Dank einiger Umzüge fällt es mir inzwischen leicht mich an eine andere Aussprache zu gewöhnen. Aber in Irland ist es natürlich wie in den meisten anderen Ländern - die Leute mit denen du als Tourist zu tun haben wirst sind in der Regel darum bemüht verständlich zu sprechen. Und warum sollte man dich mit deinem Schulenglisch nicht verstehen? In deutschen Schulen wird doch soweit ich weiß britisches "Oxford" Englisch unterrichtet und wenn du nicht einen ganz schlimmen deutschen Akzent hast wird ein Ire dich genauso gut verstehen wie ein Bayer dich verstehen wird, wenn du Hochdeutsch sprichst.
Irland ist inzwischen total ruhig geworden. Ich war schon zweimal in Dublin und beim zweiten Mal gefiel es mir besser, weil wir bei der Hafenparade waren und auch die neue Straßenbahn gesehen haben. Sonst ist die Stadt für mich die unattraktivste Hauptstadt Europas. Der Temple Bar Bezirk ist ganz passabel und die Kathedralen. Die O Connell Street, The Spire und die Fußgängerzone waren nichts, was mich umgehauen hätte.
Cork ist nicht viel besser und wirkt bei bewölktem Wetter eher schmuddelig. Dort kann man ganz gut shoppen und die ein oder andere Kirche sowie die Kathedrale mitnehmen. Cobh war noch etwas besser, weil dort auch das Titanic Museum war. Insgesamt ist für mich Irland total überbewertet. Nicht einmal das Klima und das Wetter sind einladend, sondern meisten trostlos.
Irisches Englisch versteht in den USA kaum jemand sehr gut. Ich finde es total katastrophal und komme mit deren Aussprache schlecht zurecht. Man hört gleich, dass es irisches Englisch ist, weil es so klingt, als würde jemand ganze Sätze verschlingen und gleichzeitig die Wörter wieder ausspucken. Grässlich, sorry, aber das ist für mich kein Englisch mehr, sondern Kauderwelsch pur.
Ich war auch schon in Irland im Urlaub, und in der Republik Irland selber merkt man nichts von irgendwelchen Unruhen. Die beziehen sich vor allem auf die politische Situation in Nordirland, was ja zum United Kingdom gehört. Und wie meine Vorredner schon bemerkt haben, in den Arbeitervierteln von Belfast wirst du dich bestimmt nicht rumtreiben wollen.
Was das irische Englisch angeht: Als Anglistin erlaube ich mir den Einwurf, dass es keine "guten" und "schlechten" Varianten einer Sprache gibt, sondern nur Varianten, die unterschiedlich verbreitet sind. Hast du schon mal den Londoner Akzent gehört? Wenn ja, irgendwas verstanden? Hier in Deutschland gibt es ja auch unterschiedliche Dialekte, aber die allermeisten Leute passen sich ja an und sprechen langsam und deutlich, wenn ein Tourist nicht mitkommt. Die Iren sind da nicht minder zuvorkommend und dank der modernen Medien mit verschiedenen Ausprägungen von Englisch vertraut. Da würde ich mir am allerwenigsten Gedanken machen! Und mit jedem Bäuerlein aus der bayrischen oder irischen Provinz wirst du dich wohl auch nicht über komplexe Themen unterhalten wollen?
Ich muss zum irischen Englisch noch einwerfen, dass sich außer dem Schaffner im Zug und einige offiziellen Beamte noch keiner bemüßigt hat, normales Englisch zu sprechen. Ich rede mit deutschkönnenden Ausländern oder Norddeutschen auch keinen Wiener Slang. Hier wüsste ich schon, dass sie nichts verstehen und ich würde das auch als unhöflich betrachten. Ich verwende auch keine typisch österreichischen Worte. Die meisten Iren reden aber so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist und ich empfinde das als Zumutung. Leider können auch manche nicht nach der Schrift reden, was aber kein typisch irisches Problem ist.
Das Problem in Irland ist eher, dass der Akzent so anders ist, dass man ihn kaum versteht. Zu Deinem Trost, ich verstehe auch kein Vorarlbergerisch und keine extremen Schweizer Dialekte, die bei 3sat immer übersetzt werden. Also wer nach Irland fährt, kann sich auf einiges gefasst machen und dass viele einfach nicht anders sprechen wollen, als sie es tun.Wie man Kinder auf Sprachreise nach Irland schickt, war mir immer ein Rätsel. Dann kann ich Japaner auch in die Schweizer Berge zum Deutschlernen schicken.
Du hast vollkommen Recht, in allem, was Du sagst. Abhalten tut es mich auch nicht, aber ich habe mir mehr von den irischen Städten erwartet. Ein echtes Englisch oder Deutsch gibt es nicht und man kann nur nach der Schrift sprechen und da hat ja auch jeder einen anderen Akzent, sonst würden wir die Deutschen nicht gleich nach 3 Worten erkennen. Woher die sind, weiß ich auch dann nicht immer, aber dass sie nicht aus Österreich sind, schon. Umgekehrt ist das auch so. Irisch ist sehr extrem und so wie kanadisches Französisch sehr mühsam zu verstehen.
Wenn ich Phantasie anwende, geht es schon, aber mir sind sogar die US Slangs lieber, als das Irische. Wer ein wenig Höflichkeit hat, spricht mit Fremden nach der Schrift und zeigt so auch Entgegenkommen und Verständnis. Ich finde es noch schlimmer, wenn wir auf Rundreise sind und Mitreisende labbern in den USA auf Bayrisch oder Wienerisch los und zeigen so keinen Respekt vor der Landessprache.
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