Etikettenschwindel bei Lebensmittel

vom 26.02.2010, 14:26 Uhr

Immer öfter werden von den Verbraucherschützern von Foodwatch die Mogeleien von Herstellern von Lebensmittel angeprangert. Wir bekommen immer wieder auf Gläsern, Dosen oder Packungen gesagt, wie toll sich die Rezepte verbessert haben, aber das Gegenteil ist oft der Fall. Man könnte hier auch boshaft von vorsätzlichem Etikettenschwindel sprechen.

Bestes Beispiel ist der Hersteller einer Pastasauce mit gegrilltem Gemüse, die im Glas verkauft wird. So wird seit Oktober 2009 mit einer verbesserten Rezeptur geworben. Das heißt im Einzelnen, das jetzt ein zusätzlicher Geschmacksverstärker in der Sauce steckt oder das echter Zitronensaft durch einen Zusatzstoff ersetzt wird. In einer anderen Sauce werden im neuen und verbesserten Rezept Tomaten, Tomatenmark und Basilikum im Gewicht reduziert und stattdessen mit günstigerem Weißwein und Zwiebeln ersetzt. Auch wird gutes natives Olivenöl von Öl aus Sonnenblumen ersetzt, die Liste ist unendlich lang.

Dies alles ist laut Foodwatch leider kein Einzelfall. Es wird an allen Ecken gespart um den Profit zu erhöhen. Natürlich will man Geld verdienen, uns aber die Einsparungen als neues und verbessertes Rezept zu verkaufen, ist gelinde gesagt, eine Frechheit.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es müssen aber in Deutschland auf Lebensmitteln alle Zutaten aufgeführt werden. Und da steht dann nunmal auch drauf, was genau drin ist. Meist auch, in welchen Anteilen. Wenn also irgendwo eine Erdbeere außen drauf gedruckt ist, bedeutet das nicht, dass da zu 90 % Erdbeeren drin stecken, das kann auch einfach nur Fruchtgranulat sein. Aber auch das steht mit drauf. Es hilft also, aufmerksam zu lesen.

Natürlich ist das nicht schön, und je mehr Zusatzstoffe, desto eher auch die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas davon nicht verträgt. Aber dem kann man ja entgehen, indem man eben genau drauf schaut.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass sich die Lebensmittelfirmen auf Kosten des Käufers und Verbrauchers immer mehr bereichern, was in erster Linie eben dadurch geschieht, dass die Produktionskosten und die Kosten für die Inhaltsstoffe so weit wie möglich gesenkt werden.

Allerdings muss ich sagen, dass ich keinen wirklichen Etikettenschwindel erkennen kann, denn sie schreiben ja wohl auf ihre Produkte drauf, dass nun z.B. statt Olivenöl nur einfaches Sonnenblumenöl verwendet oder die Tomaten und das Basilikum durch Weißwein und Zwiebeln ersetzt wird. Wenn sie das nicht in den Inhaltsstoffen erwähnen würden, dann wüsste man es vermutlich auch nicht, gehe ich nun mal von aus.

Sie schreiben auf ihren Etiketten ja nicht, dass es nun noch alles hochwertiger und gesünder ist, sondern einfach eine neue, verbesserte Rezeptur ist. Verbessert heisst in diesem Fall allerdings besser für den Geldbeutel des Herstellers. Und neue Rezeptur heisst wohl, dass es geschmacklich neu und besser geworden ist, was nun einmal leider mit Geschmacksverstärkern erreicht wird, auch wenn diese nicht so gesund sind.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es ist ja interessant wie die Formulierung verbesserte Rezeptur so interpretiert wird. Meines Wissens wird damit nicht versprochen, dass diese Rezeptur dann auch für den Verbraucher so viel besser ist; obwohl das natürlich schon schön wäre. Hier liegt meines Erachtens auch viel an blauäugigen Verbrauchern.

Dass die Produzenten Profit machen wollen ist sicherlich eine Sache der Medaille. Auf der anderen Seite sind aber auch Discounter und Supermärkte, die die Großhändler und Lieferanten im Preis drücken, damit diese die Produkte günstiger an die Konsumenten abgeben können und/oder mehr Profit machen. Gerade in Deutschland schaut der Durchschnittskäufer eher auf den günstigen Preis als auf hohe Qualität. Und da wird dann eben die aus Kostengründen veränderte Rezeptur mit verändertem Geschmack als verbesserte Rezeptur verkauft, auch wenn die billiger in der Produktion und nicht mal selten nicht günstiger im Verkauf ist.

Letzten Endes ist der Verbraucher also gar nicht mal so unschuldig an der Entwicklung. Bevor man sich aufregt sollte man daher auf jeden Fall auch sehen, ob man vielleicht selbst nicht auch etwas zu dieser Entwicklung beiträgt. Mich bestätigt diese Meldung auf jeden Fall auch weiterhin möglichst immer frisch zu kochen, da weiß ich dann, was im Topf ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich muss ja echt zugeben, dass ich das bisher von dieser Seite noch gar nicht gesehen habe, dass verbesserte Rezeptur nicht unbedingt etwas Positives bedeuten muss, sondern das Produkt dann unter Umständen minderwertigere Zutaten enthalten kann. Also ist das wirklich alles nur Auslegungssache und die Frage stellt sich also für wen diese Verbesserung gilt. Das ist schon seltsam, dass sie das Rezept dann als "verbessert" bezeichnen.

Jedenfalls werde ich mir das für die Zukunft im Hinterkopf behalten und die Liste der Inhaltsstoffe möglichst noch genauer lesen und wenn dann da zum Beispiel was von Geschmacksverstärkern steht, dann kaufe ich es nicht mehr. Normalerweise kenne ich meine "Stamm"-Produkte, die ich regelmäßig kaufe und schaue da eigentlich nicht mehr jedes Mal auf die Inhaltsstoffe. Das werde ich jedoch in Zukunft nun ändern und wieder gründlicher nachlesen. Es ist schon echt anstrengend, dass man nicht einfach mal etwas in den Einkaufswagen legen kann ohne sich zu vergewissern, ob dieses Produkt überhaupt noch den Qualitätsstandard hat, den man gewohnt ist :( .

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich dachte auch gleich, verbesserte Rezeptur, muss ja nicht heissen, das die Rezeptur für den Kunden besser ist. Wobei das wohl auch Auslegungssache ist. Im Grunde wird jeder Produzent zusehen, das er so günstig wie möglich produzieren kann. Und zum Teil kommt das ja auch dem Verbraucher zu Gute. Zum Beispiel in dem halt die Preise gesenkt werden- immerhin heisst es ja auch oftmals bei Produkten die eine verbesserte Rezeptur haben, das der Artikel oftmals erst mal zu einem Probierpreis rausgeht. Oder halt zehn Prozent mehr Inhalt mehr sind und so weiter. Oder der Artikel wird halt im Preis nicht angehoben, was mit den vorherigen Zutaten aber eventuell nötig gewesen wäre.

Wie gesagt, ist es sicherlich sinnvoll, die Zutatenliste von Lebensmittel immer mal wieder genauer anzusehen. Und nicht alles was als vermeintlich billiger "Trick" rüberkommt, muss unbedingt Nachteile für das Produkt oder den Verbraucher mit sich bringen. Ob im genannten Beispiel, Weisswein wirklich günstiger ist, als die anderen genannten Zutaten? Da bin ich mir nicht so sicher. Was mich da mehr stören würde, das einem Lebensmittel, bei dem ich es nicht erwarten würde, oder was ich halt anders kannte, auf einmal Alkohol enthalten ist. Ja auch wenn der Alkohol verkocht, möchte ich keinen Alkohol im Essen haben.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Man kann die Anbieter ruhig beim Namen nennen: es sind vor die Giganten von Nestle, Unilever, Dr. Oetker, MüllerMilch und Co.

Warum sollte man nicht erzählen, dass Dr. Oetker einen Pudding mit 75% Kakao-Anteil auf seinem Becher bewirbt, aber nur 2,5 Prozent Scholokade in dem Pudding enthalten sind. Inhaltlich ist es natürlich richtig, nur die wenigsten Verbraucher schauen auf der Zutatenliste auch nach, wie viel Schokolade denn wirklich drin ist.

Was selbst einem Blinden letztes Jahr aufgefallen sein dürfte: Philadelphia von Krafft wurde selbst im Fernsehen beworben, dass er jetzt in einer neuen, runden Verpackung angeboten wird. Welchen Nutzen dies für den Verbraucher hat ist mir zwar nicht klar, aber der Inhalt ist um 20 Prozent geschrumpft, beim Preis gab es keine Änderung.

Und so ist es mit vielen anderen Produkten: um den Calzium-Bedarf mit der "Extra-Portion Milch" zu decken hat man ganz nebenbei 43 Würfelzucker und 125 Gramm Fett verputzt. Dann greift man doch lieber zur Flasche: Milch natürlich.

Besonders bedenklich finde ich die ganzen Produkte, die angeblich die Abwehrkräfte stärken, die Verdauung anregen und ähnliche Wunder verbringen sollen. Teilweise wird sogar damit geworben, dass man die Wirkung in vielen Studien untersucht hat. Leider werden die Ergebnisse der Studien nicht genannt. Ergebnis: normaler Joghurt hat die gleiche Wirkung. Aber allein die Tatsache, dass man erwähnt, dass das Produkt in wissenschaftlichen Studien untersucht hat reicht schienbar aus, um an die versprochene Wirkung zu glauben. Achtet beim nächsten Mal darauf, was bei den TV-Spots genau gesagt wird. Kein Hinweis darauf, zu welchem Ergebnis die Studien denn kamen.

Bedenklich finde ich auch auf Schogetten die Hinweise, dass man ohne künstliche Aromen, ohne Konservierungsstoffe und ohne künstliche Farbstoffe auskommt. Erstmal hatte ich erwartet nichts davon in Schokolade zu finden. Richtig stutzig hat mich dann aber das Sternchen hinter den werbeversprechen gemacht. Denn die Aussagen gelten nur "laut Gesetz". Und laut Gesetz sind natürliche Armomen nur solche, die natürlich erzeugt werden, also z.B. auch mit Bakterien. Es kann also durchaus Vanille aus dem BASF-Baukasten enthalten sein, sofern mit Bakterien erzeugt. Natürliche Vanille muss nicht drin. Und Aromen sind drin, das findet man in den Inhaltangaben auf der Verpackung.

Die Liste ist endlos, das sind nur ein paar Beispiele. Wer mehr dazu wissen möchte, dem sei Greenpeace oder foodwatch empfohlen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich meine da glattweg mal, wer sich von solchen Sprüchen blenden lässt, der soll sich auch nicht aufregen. Als Kunde sollte man eben auch die Inhaltsstoffe anschauen und eben nicht glauben, das sich bei verbesserter Rezeptur auch bessere Zutaten im Produkt befinden.

Wobei es auch nicht heissen muss, das es nun schlechter schmeckt, nur weil das Olivenöl gegen Sonnenblumenöl ausgetauscht hat. Selbst wenn man meint, das es nun Minderwertiger sein müsste, kann es sich doch insgesamt verbessert haben.

Was auch schon angesprochen wurde ist der Endpreis für den Kunden. Wenn man sich die Kosten ansieht, welche regelmässig steigen, kann es oftmals nur durch solche Veränderungen möglich sein den Preis zu halten. Denn würde man die Inhaltsstoffe so belassen und den Preis dafür anheben würden auch wieder genug Kunden etwas zu meckern haben. Im Endeffekt, kann man es nie allen recht machen.

Und wer meint, das die viel beworbene extra Portion Milch was gesundes sei, dem wird wohl nie auffallen, das es sich schlichtweg um Süssigkeiten handelt, welche da beworben werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ganz ehrlich, auch wenn "Extraportion Milch" irgendwo drauf steht, muss doch jedem mit ein bisschen Nachdenken klar werden, dass diese Extraportion sehr gering ist und mit einigem anderem zusammen kommt, nämlich viel Zucker und noch mehr Fett. Das ist aber auch kein Lebensmittel zum Sattessen, sondern Naschwerk, und Süßigkeiten isst man doch sowieso in Maßen und nicht in Massen, um den täglichen Calciumbedarf zu decken.

Und wenn man sich statt irgendwelcher aromatisierter Schokolade richtige Schokolade mit hohem Kakaoanteil holt, dann hat man da auch nichts an Aromastoffen und künstlichen Sachen drin. Es wird doch wohl jeder Wissen, dass bei diesen Schokoladen mit besonderen Geschmacksrichtungen wie zum Beispiel Erdbeer oder Himbeer keine echten Früchte drinstecken. Das ist meist Granulat mit Fruchtaromen. Mag sein, dass tatsächlich etwas von der echten Ursprungsfrucht mit reingeflossen ist, aber eben nicht viel. Ein Kirsch-Lutscher hat mit einer echten Kirsche ja auch nicht viel gemeinsam.

Für mich ist das kein Aufreger. Die Hersteller bewerben ihre Produkte eben so, dass es verkaufsfördernd ist. Gesund ist in, also wird mit gesundheitsfördernden Slogans (bessere Verdauung, Extraportion Milch, usw.) geworben. Das ist normal und völlig legal.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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