Was ist attraktiver: Diplom oder Batchelor + Master

vom 25.02.2010, 22:21 Uhr

Ich bin aktuell in der Fachschaft (gewählte Studentenvertretung) einer Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät an einer deutschen Uni. Dort stellt sich aktuell die Frage: lässt man den Diplom-Ingenieur bestehen oder wechselt man ausschließlich auf Bachelor-System? Aktuell bestehen die Studiengänge parallel und die Immatrikulationszahlen sind ziemlich gleich. Aus diesem Grund soll die Fachschaft eine Umfrage unter den Studenten starten, inwiefern die Meinungen zu diesem Thema verteilt sind. Es soll gefragt werden, welchen Studiengang der studierende aktuell besucht (Batchelor oder Diplom), weshalb er sich dafür entschieden hat und ob das Diplom abgeschafft werden soll.

Nun würde mich interessieren, was hauptsächlich Schüler die ihr Abitur in Reichweite sehen und studieren wollen, aber auch alle Anderen zu diesem Thema denken. Auch würden mich Vor- und Nachteile interessieren, denn wir werden uns noch mit den Professoren bezüglich dieses Themas auseinandersetzen müssen. Wir haben bereits eine Liste zusammengestellt, doch kann man nie genug davon haben. Ich würde mich freuen wenn ich ein paar Meinungen zu dem Thema erhalten würde um so objektiv darüber entscheiden zu können (ich bin im Diplom-Studiengang und dadurch natürlich etwas vorbelastet)

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Aus meiner Sicht hört sich "Diplom Ingenieur" nach "mehr" an als ein simples Bachelor. Ich würde einen Diplom Ingenieur immer höher stufen als einen der nur Bachelor hat. Das hat größtenteils psychologische Gründe. Diplom hört sich einfach auch an als hätte der Mensch mehr dafür tun müssen und als ob es schwieriger zu bekommen wäre. Und das ist ganz unabhängig ob das so stimmt. Ich habe auch gehört, dass Diplom selbst im Ausland höher angesehen ist als ein Bachelor. Der gute Ruf eilt dem Diplom voraus und ist auch nachhaltig.

» Len4ik » Beiträge: 97 » Talkpoints: 0,51 »


Ich habe vergessen hinzu zufügen, dass es bei uns die Möglichkeit gibt einen Master anzuhängen. Somit würde ein äquivalenter Abschluss entstehen @Len4ik. Es gibt mehrere Zweige in die man sich dann entwickeln kann, äquivalent zu den Ingenieursrichtungen eines Diplomstudiengangs.

Inwiefern jedoch der Master of Science oder der Diplomingenieur höher angesehen wird, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach gleich, doch wäre es auch für mich persönlich interessant das zu Erfahren. Nachdem beim Bachelor 6 Semester Regelstudienzeit angesetzt sind, additiv beim Master 4, ergeben sich 10 Semester. Dies entspricht der Regelstudienzeit des Diplomingenieurs an unserer Uni. Zeitlich nimmt sich das ganze also nichts. Inhaltlich stimmt es bei uns ebenfalls fast überein, lediglich die Wertung der Klausuren variiert.

Somit stellt sich eigentlich nur die Frage, welchen Titel hätte man lieber und welcher könnte einen weiterbringen?

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Ich weiß jetzt nicht wie das an deiner Uni, in euren Fachbereichen so ist, aber z.B. im Bereich Psychologie soll nicht jeder der den Bachlor abgeschlossen hat auch den Master machen dürfen. Aber mit einem Psychologie Bachlor lässt sich leider nicht ganz so viel anfangen wie mit einem Diplom. Dann sitzt man da und wir haben viele 2. Klasse Akademiker in Deutschland die niemand einstellen will weil alle dann einen Master vorraussetzen werden.

Das deutsche Diplom ist weitreichend bekannt, anerkannt und auch sehr gerne gesehen. Ich beneide alle die noch in den Genuss eines Diplomstudiums kommen da ich nur die FH Reife besitze und mich jetzt mit einem Bachlorstudiengang zufrieden geben muss.

» Faultier » Beiträge: 25 » Talkpoints: 9,08 »



Es läuft aktuell so, dass man mit einem Durchschnitt von 2,5 im Bachelor Abschluss einen Master auf ähnlichem Gebiet problemlos machen kann. Das ähnliche Gebiet bezieht sich leider meist nur auf Master der gleichen Fakultät, da an anderen Unis meist andere Schwerpunkte gesetzt werden und so nicht 100% versichert werden kann dass man angenommen wird. Insofern man von einer anderen Uni als Bachelor kommt muss man seine Klausuren einer Prüfung unterziehen lassen inwiefern sie mit den Grundanforderungen übereinstimmen. Meist müssen dann 1-5 Fächer nachgeholt werden um sich als geeignet zu erweisen. Leider sollte der Bachelor gerade einen Uniwechsel erleichtern, jedoch ist ein Bachelor of Science trotz gleichem Titel nicht äquivalent.

Fakultätsintern darf jeder abgeschlossene Bachelor einen Masterstudiengang belegen. Das resultierte aus Klausuren mit hohen Durchfallquoten in den ersten 6 Semestern und somit auch vielen schlechteren Durchschnittsnoten. Diese Klausuren waren an anderen Unis vom Notenspiegel her weniger extrem wodurch auch Bessere Abschlüsse möglich sind. Somit wurde innerhalb der Fakultät eine Möglichkeit gegeben relativ sicher einen Master anzuhängen.

» Betablocker » Beiträge: 88 » Talkpoints: 0,42 »


An sich halte ich ein solches Zweistufige System gar nicht schlecht. Schließlich ermöglicht es den schnelleren Zugang in den Beruf, man hat aber den Vorteil, dass man später (z.B. durch ein Fernstudium oder Teilzeitstudium) den "vollen" Abschluss relativ problemlos nachholen kann. Außerdem ermöglicht es den einfacheren Übergang von verschiedenen Hochschulformen.

Die Umsetzung ist aber einfach nur schlecht durchdacht. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Das Studium ist dadurch (vor allem für Universitäten) viel zu verschult. Es werden dadurch sehr viele Freiheiten genommen, die einfach zu einem Studium dazugehören. Bei anderen Hochschulformen (FH oder DH) passt dieses verschulte Studium schon eher.
  • Für ein wissenschaftliches Studium, das dazu noch einen berufstauglichen Abschluss liefert, ist es zu kurz oder falsch aufgebaut.
  • Die Vergleichbarkeit zwischen den Studiengängen verschiedener Hochschulen ist eher schlechter anstatt besser geworden.
  • Die Abschaffung des Diploms als deutsche "Marke".


Meine Idee für ein solches zweistufige Studium würde wie folgt aussehen: An der Uni gibt es ein 5-semestriges Grundstudium.

Je nach Leistung und Wunsch des Studenten kann man dann entweder ein 2-semestriges "Berufsstudium" abschließen, das in einer Art "kleinen" Dipl.Ing. (und zusätzlich für den internationalen Vergleich B.Sc.) abschließt. Dies würde dann dem Dipl.(FH) und Dipl.(DH), welche wieder in ursprünglicher Form durchgeführt werden, entsprechen. In diesen Studienformen wird dann eine verkürzte Diplomarbeit (ähnlich Bachelor Thesis) durchgeführt.

Die Studenten, die weitermachen, schließen ein normales 5-semestriges Hauptstudium zum "großen" Dipl.Ing. (und zusätzlich M.Sc. ab). Es wird eine "große" Diplomarbeit (Master-Thesis) durchgeführt.

Jemand mit dem kleinen Diplom könnte dann später das 5-semestrige Hauptstudium (evtl. etwas verkürzt wegen Berufserfahrung) das "große" Diplom nachholen. Das gleiche gilt dann für die Leute von DH und FH.

Das System würde dann ähnlich dem heutigen System sein, nur dass man wieder das Diplom hätte und auch weniger Stress verursachen würde, da man die Leute, die sowieso weiterstudieren wollen, nicht den gleichen Stoff aufdrücken muss wie den Leuten, die direkt in den Beruf gehen wollen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 18.11.2012, 12:49, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Nachdem ich selbst keine Wahl mehr hatte und ein Bachelor-Studium wählen musste, hätte ich wahrscheinlich, wenn ich wählen hätte dürfen, lieber einen Diplom- oder Magisterabschluss (je nach Studienrichtung ja vorgegeben gewesen) machen wollen, wenn es möglich gewesen wäre.

Das Problem in den Bachelorstudiengängen, sehe ich persönlich darin, dass es den Studenten sehr schwer möglich ist, sich, während des Studiums, zum einen intensiver in eine bestimmte Thematik einzuarbeiten und zu spezialisieren. Denn der Lehrplan ist leider ziemlich streng begrenzt und die Auswahlmöglichkeiten sind nicht sehr vielfältig (war zumindest in meinem Studiengang so).

Zum Anderen empfinde ich dieses sogenannte "Bulimie-Lernen" als sehr negativ und nicht förderlich für eine akademische Ausbildung. Die Studenten pauken sich ein Maximum an Lernstoff innerhalb kürzester Zeit in den Kopf, nur um es dann in möglichst vielen Klausuren wieder "aus dem Kopf zu schreiben". Da bleibt dann nicht soviel hängen, da man sich kaum intensiv mit den Themen auseinandersetzen kann. Das ist sehr schade, da man ja ursprünglich mal ein Studienfach gewählt hat, dass einen ja weitgehend auch interessiert hat. Der Spaß am Lernen und Forschen geht in einem Bachelor-Studiengang ziemlich unter, wie ich finde. Man bringt das ganze Studium eigentlich nur schnell hinter sich.

Einen weiteren Nachteil an dem Bachelor-Master System sehe ich darin, dass in bestimmten Studiengängen es sehr von Nachteil sein kann, wenn ein Student nicht die Gewissheit hat, einen anschließenden Master machen zu dürfen. Gerade bei Leuten, die zum Beispiel auf Lehramt studieren ist das ein Problem. Nach dem Bachelor Abschluss hätten sie gerade mal den Status eines Hilfslehrers. Und wenn dann keine Garantie besteht einen Master zu machen, wird es wohl kaum möglich sein, beruflich damit vernünftig unterzukommen und angemessen Geld zu verdienen. Mal davon abgesehen, dass ja nichteinmal "normale" Lehrer alle in einem Beschäftigungsverhältnis stehen. Zu denen würden sich dann noch die Bachelor-Studenten gesellen, die noch weniger Aussichten auf einen Job haben. Daher war das für mich damals schon ein Grund, warum ich auf keinen Fall auf Lehramt studiert habe.

Der Vorteil der Bachelor Abschlüsse soll ja unter Anderem darin liegen, dass sie international anerkannter sind und man damit im Ausland besser einen Job finden kann. Nur wenn man daran als Absolvent aber kein Interesse hat, dann sehr ich persönlich da keinen Vorteil. Mal davon abgesehen, dass hier in Deutschland viele Personalchefs mit dem Bachelor-Abschluss auch bisher noch nicht so wahnsinnig viel mit anfangen konnten, wie ich oft gehört habe und den Magister- und Diplomabschluss noch eher bevorzugt haben. Obwohl ja ein Master wiederum mehr „wert“ sein soll als Diplom und Magister. Da aber nicht jeder den automatisch auch machen darf, ist das denke ich, ein Problem.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Betablocker hat geschrieben:Nun würde mich interessieren, was hauptsächlich Schüler die ihr Abitur in Reichweite sehen und studieren wollen ... zu diesem Thema denken.

Ist es aber nicht so, dass hier nur ein Muster ohne Wert herauskommen würde? Denn woher soll jemand, der bisher nicht studiert hat bzw. im Berufsfeld keine Erfahrung gesammelt hat, hier eine Meinung haben können, die auf mehr fußt, als ein undefiniertes und unbegründetes Bauchgefühl?

Mir kommt das so vor, wie wenn man Nichtschwimmer darüber abstimmen lässt, ob Kraulschwimmen oder Brustschwimmen besser ist. Und das ohne zu sagen, ob unter "besser" die Geschwindigkeit oder Ausdauer gemeint ist.

Entscheidend ist doch für so eine Entscheidung, wenn man sie irgendwie sinnvoll begründen will, wie die Akzeptanz auf der Seite der Arbeitgeber ist. Dazu ist es notwendig, die Personalentscheider zu befragen. Ebenso könnte man Absolventen befragen, ob sie das Gefühl haben (wenn man schon Umfragen macht, die auf dem nicht verifizierbaren Bauchgefühl beruhen), mit dem jeweils anderen Abschluss leichter eine Stelle bekommen zu können bzw. ob sie explizit auf Grund des Abschlusses schon abgelehnt/angenommen wurden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:
Betablocker hat geschrieben:Nun würde mich interessieren, was hauptsächlich Schüler die ihr Abitur in Reichweite sehen und studieren wollen ... zu diesem Thema denken.

Ist es aber nicht so, dass hier nur ein Muster ohne Wert herauskommen würde? Denn woher soll jemand, der bisher nicht studiert hat bzw. im Berufsfeld keine Erfahrung gesammelt hat, hier eine Meinung haben können, die auf mehr fußt, als ein undefiniertes und unbegründetes Bauchgefühl?

Mir kommt das so vor, wie wenn man Nichtschwimmer darüber abstimmen lässt, ob Kraulschwimmen oder Brustschwimmen besser ist. Und das ohne zu sagen, ob unter "besser" die Geschwindigkeit oder Ausdauer gemeint ist.

Entscheidend ist doch für so eine Entscheidung, wenn man sie irgendwie sinnvoll begründen will, wie die Akzeptanz auf der Seite der Arbeitgeber ist. Dazu ist es notwendig, die Personalentscheider zu befragen. Ebenso könnte man Absolventen befragen, ob sie das Gefühl haben (wenn man schon Umfragen macht, die auf dem nicht verifizierbaren Bauchgefühl beruhen), mit dem jeweils anderen Abschluss leichter eine Stelle bekommen zu können bzw. ob sie explizit auf Grund des Abschlusses schon abgelehnt/angenommen wurden.


Das mag ein essenzieller Teil sein, jedoch geht es auch darum was Studienanfänger tun würden. Würden sie eher Bachelor oder Diplom anstreben ? Welche Kriterien würde man für diese Entscheidung zugrunde legen ? Es geht mir nicht nur um die Meinung von Personalchefs, die kann ich mir selbst besorgen. Mich interessiert vor Allem was Otto-Normalverbraucher tun würde und weshalb. Es geht um die Studienwahl des Studenten und nicht um die Wunschvorstellung der Wirtschaft.

» Betablocker » Beiträge: 88 » Talkpoints: 0,42 »


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