Was genau ist Exorzismus?
Hallo,
ich habe vor ein paar Tagen den Film "Der Erxozismus der Emily Rose" im Fernsehen gesehen und ich fand den Film sehr spannend vor allem die Darstellung der Emily. In meiner Fernsehzeitschrift habe ich einiges über die Hintergründe dieses Films erfahren. Der Film bassiert wohl auf wahren Tatsachen, den im Jahr 1976 ist in Klingenberg am Main eine junge Frau namens Anneliese Michel an Unterernährung gestorben. Vorher soll an ihr der sogenannte "Große Exorzismus" vollzogen worden sein, dass sie vom Teufel und Dämonen besses gewesen sein soll.
Aber was genau heißt das wenn an einem der Exorzismus vollzogen wird? Ich persönlich kann nicht glauben, dass man von Dämonen besessen sein kann und der Exorzismus dann hilft dass man wieder gesund wird. Anneliese Michel litt wahrscheinlich an Epilepsie, was im Jahr 1976 aber anscheinend nicht erkannt wurde, und war nicht besessen wie die Kirche behauptet hat.
Ich habe zwar im Internet ein bisschen darüber gelesen, aber so richtig verstanden habe ich es nicht. Was genau geschieht denn beim Exorzismus und gibt es wirklich Menschen die danach "geheilt" waren.
Auch hier versetzt der Glaube Berge. Es gibt Fälle bei denen das wirklich funktioniert. Das liegt dann allerdings nicht daran, dass diese Menschen tatsächlich von einer dämonischen Macht besessen gewesen wären, sondern daran, dass sie überzeugt sind, dass das der Fall sei. Wenn diese Menschen dann außerdem noch an das Ritual des Exorzismus glauben bewirkt die Durchführung desselben, dass die kranken Menschen sich geheilt fühlen. So wie man kleine Kinder davon überzeugen kann, Mama oder Papa hätten den Schmerz weggezaubert. Man kann also von einer Art Placebo Effekt sprechen.
Bei der Durchführung eines Exorzismus werden einige ganz bestimmte Lithurgien gesprochen, die eigens dafür zusammengestellt worden sind. Diese finden sich im "Rituale Romanum". Die Gebete werden in einer bestimmten Reihenfolge gesprochen und mehrfach wiederholt, außerdem wird der Wirt mit Weihwasser besprengt. Das soll dazu dienen, die innewohnenden Dämonen einzuschüchtern und sie schließlich dazu bewegen, den Körper des Besessenen zu verlassen. Wie das genau von Statten geht, kann ich dir leider auch nicht sagen, aber grob musst du es dir eben so vorstellen, dass der Priester auf die besessene Person einredet und die übrigen Anwesenden beten. Schon in etwa so, wie es auch in dem Film dargestellt worden ist.
Du hast aber Recht mit deiner Annahme, dass die meisten der Zustände, die man über Jahrhunderte hinweg als dämonische Bessenheit interpretiert hat, "natürliche" Ursachen wie etwa psychische oder körperliche Erkrankung oder Drogenmißbrauch haben. Im Fall der Anneliese Michel wird neben einer nicht diagnostizierten Epilepsie z. B. auch vermutet, dass der massive Druck, den ihr streng religiöses Elternhaus und auch ihre sonstige, ebenso fundamentalistische Umgebung auf die junge Seele ausübten, zur Entwicklung einer Neurose geführt hat, die ihre Aggressionen gegen sich selbst und ihre Umwelt, sowie die Verweigerung der Nahrungsaufnahme ausgelöst hat. Weil man sich all dieser Einflüsse und Erklärungen heute bewusst ist, werden Exorzismen auch nur noch in Ausnahmefällen genehmigt.
Als dieser Film im Kino angelaufen ist gab es im Fernsehen einen recht guten Bericht über die Hintergründe dieses Falles und Exorzismen im allgemeinen, den ich mir als alter Horror Film Fan natürlich angeschaut habe.
Die "Heilerfolge" bei solchen Ritualen sehen wohl so aus, dass es tatsächlich Leute gibt, denen es danach besser geht, andererseits gibt es aber auch Fälle von Menschen, deren Zustand sich nach einem Exorzismus beträchtlich verschlechtert hat.
Eigentlich ist das auch logisch, denn während die einen davon überzeugt sind, dass die Dämonenaustreibung erfolgreich war sind es die anderen wahrscheinlich nicht. Denn es gibt ja auch bei Medikamenten oder anderen Behandlungsmethoden immer einen gewissen Prozentsatz von Patienten, die nicht von der Wirksamkeit überzeugt sind. Die Exorzismus "Patienten" haben dann aber zusätzlich zu ihrer eigenen Überzeugung, dass sie besessen sind, auch noch eine "wissenschaftliche" Meinung, die das bestätigt, das Thema wird also realer und gewinnt dadurch natürlich an Bedeutung und Bedrohlichkeit.
Wie ein Exorzismus genau abläuft kann ich dir aber auch nicht sagen. Das wurde in dem Bericht zwar angedeutet und man ließt ja auch in verschiedenen Artikeln immer mal wieder etwas und natürlich gibt es auch diverse Filme, in denen solche Rituale eine Rolle spielen. Aber in Filmen ist es ja wichtiger die Szenen für den Zuschauer spannend zu gestalten als sich an der Realität zu orientieren und ich glaube die christliche Kirche tut auch ihr Möglichstes um solche Information von der Öffentlichkeit fern zu halten.
Deine Frage ist ein bisschen vage gehalten . Exorzismus ist nicht immer gleich Exorzismus, auch wenn im von dir genannten Film nur die eine Art behandelt wird. Im Gegenteil - im Christentum lassen sich gleich drei Arten des Exorzismus unterscheiden. Es gibt Exorzismen zur Eingliederung in die Kirche, etwa wenn der Bischof bei der Taufe seine Hand dem Täufling auflegt, um böse Geister zu vertreiben. Bei der Taufe findet sich auch die zweite Art, die so genannten Sachbeschwörungen, hier am Beispiel des Öls, mit dem der Täufling gesalbt wird. Das Öl wird beschworen, um Gottes Kräfte entgegen zu nehmen um dann selbst exorzistisch auf den Täufling zu wirken und Spuren der Sünde zu vertreiben. Als dritte Form des Exorzismus findet sich die bekannteste Art und gleichzeitig die offiziell am seltensten durchgeführte, der Exorzismus über Besessene (Tiere und Menschen). Hier handelt es sich wahrhaftig um Teufelsaustreibungen, die mithilfe von speziellen Gebeten, Handlungen und Befehlen ihr Ziel erreichen sollen. Diese ist auch im Emily Rose-Film zu sehen.
Teufelsbesessenheit ist vielerorts Teil des christlich-katholischen Glaubens und orthodoxe Priester sind in den meisten Fällen auch gleichzeitig Teufelsaustreiber. Im dritten Jahrhundert hatte nahezu jeder Geistliche gelernt, irgendwie den Teufel auszutreiben, schließlich führte Papst Paul V. 1614 das Rituale Romanum (RR) ein, ein verbindliches, liturgisches Buch als Ritenverzeichnis der katholischen Kirche, das auch die Teufelsaustreibung strukturieren und einheitlich regeln sollte. Hauptsächlich wird hierbei der „Große Exorzismus“ behandelt, also die Befreiung eines Besessenen vom Bösen, aber es führt auch weitere „kleine“ Exorzismen auf, wie etwa den Taufexorzismus.
Um den Großen Exorzismus einheitlich zu machen, ist er ritualisiert worden, insbesondere durch das RR. Bevor überhaupt exorziert werden darf, sollte im besten Fall eindeutig festgestellt werden, ob es sich wirklich um eine Besessenheit handelt und nicht etwa um eine psychische Erkrankung. Für teuflisches Wirken nennt das RR einige Erkennungszeichen, wie etwa hellseherische Fähigkeiten, übermenschliche Kräfte, Abscheu vor heiligen Namen, Reliquien und Weihwasser, starke Reaktion auf den Exorzismus oder die plötzliche Kenntnis fremder, nie erlernter Sprachen. Als eindeutiges Indiz für Besessenheit gilt es, wenn die betreffende Person selbst auf einen vom Priester nur gedanklich formulierten Exorzismus stark abwehrend reagiert. Zur Sicherheit sollten aber trotzdem medizinische und psychologische Fachkräfte um ein Gutachten gebeten werden.
In einer einundzwanzig Punkte beinhaltenden Liste wird im RR der Ablauf des Exorzismus ausführlich beschrieben. Der am besten geeignete Ort dafür sei eine Kirche oder ein ähnlich religiöser Ort, nur wenn triftige Gründe vorliegen, wie etwa Krankheit, dürfe im Haus der besessenen Person exorziert werden. Der Priester solle ein Auge darauf haben, ob während der Prozedur am Körper des Exorzierten Schwellungen oder Rötungen entstehen, die er dann sofort mit Weihwasser besprengen soll und außerdem darauf achten, auf welche Worte die Teufel die größten negativen Reaktionen, wie Zittern, Schreien, Schlagen, zeigen, diese solle er dann vermehrt wiederholen.
Das RR enthält den Exorzismus betreffend mehr als 60 Seiten voller Psalmen, Gebete, Beschwörungen und Ausschnitten aus Evangelien, die der Priester beim Exorzismus verlesen soll. Es wird angemerkt, dass er so viele Stunden ausharren und die Texte so oft wiederholen soll, wie seine Kräfte es zulassen oder bis ein Erfolg erzielt ist.
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