Fahrkarte umsonst bezahlt, wenn kein Kontrolleur kommt?

vom 24.02.2010, 21:59 Uhr

Meine Freundin hat mir neulich etwas komisches erzählt. Sie fährt regelmäßig mit dem ICE, allerdings nur eine kurze Strecke (die in etwa eine Viertelstunde dauert). Sie hat nun mehrfach eine Fahrkarte im Voraus gekauft und wurde dann im Zug gar nicht kontrolliert. Jetzt meinte sie zu mir, dass das ja total umsonst das Geld ausgegeben hätte und es total ärgerlich wäre, dass sie beim nachträglichen Umtausch nur einen minimalen Betrag zurück bekommt. Sie hat mir jetzt als "Tipp" gegeben, dass man sich die Fahrkarte erst im Zug kaufen sollte, da man dann, wenn kein Kontrolleur kommt, gratis fährt.

Aber was soll ich ihr denn dazu jetzt sagen? Ich habe schon versucht, ihr zu erklären, dass sie ja für die Dienstleistung bezahlt, die ja auch ohne Kontrolleur erbracht wird und sie dann ja trotzdem noch relativ gut wegkommt, wenn sie immerhin einige Euros bekommt, wenn sie nicht kontrolliert wird.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Sie kann durchaus die Fahrkarte erst im ICE einlösen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wie es aber aussieht wenn sie keine Fahrkarte kauft kann ich dir rechtlich nicht beantworten. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sie als Fahrgast dafür Sorge zu tragen hat ein gültigen Fahrausweis zu besitzen.

In jedem Fall würde ich ihr aber dringend davon abraten, ein benutztes Ticket zurückzugeben. Das ist ja wohl mehr als eindeutig Betrug! Das Betrug strafbar ist, sollte sie auch wissen. Falls ihr das nichts ausmacht, solltest du Sie darauf hinweisen, dass ihr Verhalten auch aus sozialer Sicht nicht angemessen ist. Stell dir vor jeder würde auf diese Art und Weise handeln, dann würden die Preise der Deutschen Bahn in noch schwindelerregende Höhen steigen.

Ich hoffe du kannst Sie von Gegenteil überzeugen und ihr klarmachen, wie falsch ihr Verhalten ist!

» Rovad Cigeb » Beiträge: 9 » Talkpoints: 5,14 »


Meines Wissens nach kann man im Zug keine Fahrkarte mehr lösen, nur noch in Ausnahmesituationen, wenn z.B. der einzige Fahrkartenautomat an einem kleinen Bahnhof defekt ist, die sich ja dann auch überprüfen lassen.

Ansonsten gilt man, wenn man einen Zug ohne Fahrschein betritt, als Schwarzfahrer und muss dann theoretisch ein Bußgeld zahlen. Natürlich sind wohl einige Kontrolleure dann kulant, je nachdem, wie man es begründet, dass man keine Fahrkarte hat, und man kann dann eventuell nachlösen, aber eine Garantie hat man dann nicht und muss wie gesagt im schlimmsten Fall ein hohes Bußgeld entrichten.

Ich finde die Einstellung auch abgesehen davon moralisch nicht okay. Schließlich nutzt man selbst den Zug, Züge und Strecken müssen gewartet werden, etc., was nun mal Geld kostet. Schließlich nimmt deine Bekannte eine Leistung in Anspruch, und nur, weil nicht kontrolliert wird, ob sie diese bezahlt hat, heißt das ja nicht, dass sie dann das Geld verschwendet hat. Denn die Leistung ist ja erfolgt, sprich sie ist von A nach B gekommen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nein, das stimmt nicht. In Zügen im Nahverkehr (Regionalbahn und -express) ist das wohl der Fall, aber im Fernverkehr (IC/ICE) kann man die Fahrkarten noch (mit einem Aufpreis von 2 €) beim Schaffner kaufen. Man muss dann auch nicht nach dem Einsteigen nach dem Schaffner suchen, sondern kann einfach auf seinem Platz sitzen bleiben, bis der kommt - oder auch nicht.

In jedem Fall würde ich ihr aber dringend davon abraten, ein benutztes Ticket zurückzugeben. Das ist ja wohl mehr als eindeutig Betrug! Das Betrug strafbar ist, sollte sie auch wissen. Falls ihr das nichts ausmacht, solltest du Sie darauf hinweisen, dass ihr Verhalten auch aus sozialer Sicht nicht angemessen ist. Stell dir vor jeder würde auf diese Art und Weise handeln, dann würden die Preise der Deutschen Bahn in noch schwindelerregende Höhen steigen.

So in der Art habe ich es ihr auch erklärt, woraufhin sie mir nur sagte, dass ja niemand wüsste, dass das Ticket schon benutzt wurde, da ja kein Kontrolleur es entwertet hat. Ich weiß nicht, ob man das dann auch als Betrug bezeichnen kann, aber zumindest kann es ihr ja auch niemand nachweisen.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



pepsi-light hat geschrieben:Man muss dann auch nicht nach dem Einsteigen nach dem Schaffner suchen, sondern kann einfach auf seinem Platz sitzen bleiben, bis der kommt - oder auch nicht.

Das soll stimmen? Soweit ich weiß, auch nur aus Erfahrung, kann man dem Schwarzfahrerverdacht nur dann entgehen wenn man sich unverzüglich nach dem Einsteigen beim Schaffner meldet. Ansonsten wäre Betrügern auch Tür und Tor geöffnet wenn man sich nur hinsetzen bräuchte und auf den Schaffner warten müsste.

Ich lasse mich da gerne eines besseren belehren - gibt`s das irgendwo schriftlich (von der Bahn) oder ist es nur Schwarzfahrermythos :D.

EDIT: Ich habe es gerade selber nachgeschlagen, das stimmt ja wirklich :D. In den AGB (Beförderungsbedingungen für Personen durch die Unternehmen der Deutschen Bahn AG) steht unter Punkt 3.9.2 (Erhöhter Fahrpreis / Bordpreis) dass man sich erst bei einer Kontrolle der Fahrkarten unaufgefordert beim Schaffner melden muss, dass man keine Karte - und eine kauft.

Da muss ich mal eben überschlagen wie oft ich da als Jugendlicher beim versuchten Schwarzfahren zuviel bezahlt habe weil mir der Schaffner immer mit dem Argument kam, dass ich mich bei ihm nach Einstieg zu melden habe oder es wäre schwarzfahren :D.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wenn man ohne Fahrkarte in einen Zug steigt, ist man als Fahrgast verpflichtet sich beim zuständigen Schaffner zu melden und eine Karte zu lösen. Wenn erst der Kontrolleur kommt, dann gilt man als Schwarzfahrer. Ansonsten kann ja jeder ohne Fahrkarte einsteigen und wenn man kontrolliert wird sagen, dass man eine Karte kaufen will und es gäbe keinen mehr, den man beim erwischt, wenn er schwarzfährt.

Ich sehe keine Logik darin, wenn man sagt., man hat die Karte umsonst gelöst. Schließlich bezahlt man nicht den Kontrolleur sondern die Fahrt von A nach B. Deine Freundin soll früh sein, wenn die Bahn dann so ist, dass man die Karte, wenn sie nicht abgestempelt ist zurückgeben kann und wenigstens noch einen Teil zurückbekommt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Das soll stimmen? Soweit ich weiß, auch nur aus Erfahrung, kann man dem Schwarzfahrerverdacht nur dann entgehen wenn man sich unverzüglich nach dem Einsteigen beim Schaffner meldet. Ansonsten wäre Betrügern auch Tür und Tor geöffnet wenn man sich nur hinsetzen bräuchte und auf den Schaffner warten müsste.

Also Quellen habe ich keine, aber als ich selbst mal mit der Bahn gefahren bin und vorher keine Fahrkarte gelöst hatte, hat der Schaffner nichts Derartiges gesagt, als ich auf dem Sitzplatz auf ihn gewartet hab (das waren allerdings längere Fahrten als die oben angesprochenen). Aber vielleicht hatte ich ja auch einfach nur Glück?

Auf der Website der Bahn habe ich jedenfalls auch keinen Hinweis dazu gefunden, dass man verpflichtet ist, sich beim Schaffner zu melden, wenn man eine Fahrkarte kaufen will. (Hier würde ich einen solcher Hinweis erwarten, wenn es diese Pflicht gibt).

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



pepsi-light hat geschrieben:Also Quellen habe ich keine, aber als ich selbst mal mit der Bahn gefahren bin und vorher keine Fahrkarte gelöst hatte, hat der Schaffner nichts Derartiges gesagt, als ich auf dem Sitzplatz auf ihn gewartet hab (das waren allerdings längere Fahrten als die oben angesprochenen).

Naja, ich habe es jetzt schon selber in den AGB gefunden (siehe oben), dass man sich eben wie bisher auch von mir angenommen nicht direkt beim Schaffner melden müsste, sondern wirklich sitzenbleiben kann bis eine Kontrolle durchkommt - wie gesagt, hätte ich so nicht erwartet.

Für Schwarzfahrer ist das natürlich ein offenes Tor, gerade wenn man weiß, dass auf bestimmten Abschnitten kaum kontrolliert wird und man dann im Fall des Falles maximal einen Aufpreis von bis zu 10 Euro berappen muss. Gerade bei den teureren ICE Verbindungen ergibt sich da schon "Sparpotential", klar dass man da auf so Ideen kommt.

Wenn man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, tja - als Bahnhasser fällt es mir schwer da moralisch gegen anzugehen :D. Es ist natürlich trotzdem eine Leistungserschleichung, auch wenn man nicht erwischt wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also, als gelernter Kaufmann für Verkehrsservice, der bei der Bahn gelernt hat, hier mal was, damit ihr wisst, was wo gilt:

1. Im Nahverkehr darf man NUR mit gelösten Ticket einsteigen. Ausnahme bilden einige Privatbahnen, die bei uns in NRW sogar Automaten im Zug drin haben, da nicht überall Automaten stehen. Der Grund ist einfach: Der Nahverkehr ist manchmal so überfüllt, da bräuchte man 10 Kundenbetreuer im Nahverkehr pro Zug, das würde kein Kunde zahlen wollen! Diskussionen nicht mit dem Zugbegleiter, sondern mit der angegebene Stelle auf dem gelben Schein auf der Rückseite!

2. Im Fernverkehr (IC/EC, ICE) darf man sich einfach hinsetzen und dem Zugbegleiter dann sagen, wohin man möchte. Aber direkt, wenn er einen kontrollieren möchte, nicht erst diskutieren oder Geschichten erzählen! Dafür gibt es dann einen Aufpreis, den Bordpreis, so wie beim Kauf im Reisezentrum. Grund: a) mehr Personal, was auf längeren Strecken viel weniger Fahrgäste kontrollieren kann und so fast niemand durchrutschen kann b) Bordpreis gibt es auch im Nahverkehr für Ausnahmesituationen, aber hier eher für den faulen Menschen, der sich nicht am Schalter / Automaten anstellen möchte, so ne Art Luxusgebühr!

Klar, man kann frech sein und es versuchen, ich habe damals auch das ein oder andere ausprobiert, nachdem ich nicht mehr bei der Bahn war und habe mich auch mal durchgemogelt und so. Legal ist es natürlich nicht und sozial noch weniger! Warum denkt ihr denn bitteschön, dass die Preise für Tickets so hoch sind? Weil viele einfach nur denken, da habe ich umsonst bezahlt!

Umsonst? HALLO? Es wird eine Dienstleistung angenommen! Wenn ihr einen Herd reparieren lasst, zahlt ihr auch und sagt am Ende nicht, och, der ist ja ganz, jetzt habe ich ihn umsonst reparieren lassen.

Und noch eins:
1. Deutsche Bahn nicht Bundesbahn oder Reichsbahn.
2. Kundenbetreuer im Nahverkehr (KiN) oder Zugbegleiter (Fernverkehr), denn die Schaffner gibt es nicht mehr! Hier wird weniger geschafft, hatte ich damals den Eindruck ;-) und
3. Vorher Ticket kaufen erspart einem ggf. viel Streß!

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Was ist das denn für eine Einstellung? Für so etwas wie Bahn- oder Busfahren muss man einfach bezahlen, egal ob das von einem Kontrolleur kontrolliert wird oder nicht. Ohne Fahrkarte zu fahren ist Schwarzfahrerei und das ist zurecht strafbar.

Bus und Bahn werden davon finanziert, dass die Leute für diese Dienstleistung zahlen. Die Fahrer müssen ihr Gehalt bekommen, die Züge und Busse müssen gewartet werden und der Kraftstoff ebenfalls. Das bezahlt sich alles nicht von selbst.

Auch wenn die Fahrpreise teilweise echt unverschämt hoch sind, finde ich es nicht fair, wenn die Hälfte der Leute schwarz fährt. Da werden die Tickets für die zahlende Gemeinschaft nur noch höher. Auch wenn ich Menschen verstehe die das machen, weil sie einfach das Geld anderweitig gut gebrauchen können, finde ich doch, dass jeder auch für seine Fahrt zahlen sollte.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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