Fanfiction über reale Personen

vom 21.02.2010, 13:10 Uhr

Fanfiction sind ja Geschichten, die Fans zu ihren Lieblingsserien oder Lieblingsbüchern schreiben, auch so manches Computerspiel ist schon in Fanfictions verewigt worden. Dazu gibt es im Internet auch mehrere Fanfiction-Archive, in denen eben solche Stories stehen, sortiert nach den einzelnen Bereichen. Ich stöbere dort ganz gerne mal herum, wenn ich Lust darauf habe, etwas zu einer Lieblingsserie zu lesen. Man muss zwar etwas suchen, bis man gute Storys findet, aber es gibt sie.

Was es aber dort auch gibt und was mich ein wenig entsetzt hat, sind Fanfiction zu realen Personen. Schauspieler, Sänger, eben Prominente, die man kennt. Oder auch nicht kennt, wenn es nicht ganz so bekannte Schauspieler sind, aber Fakt ist, dass es sich um reale, noch lebende Personen handelt.

Über ausgedachte Figuren zu schreiben, ist eine Sache, aber in diesen Storys sind die Figuren eben keine Bücher- oder Filmfiguren, sondern reale Menschen. Teilweise sind auch deutsche Prominente dabei, so gibt es zum Beispiel über Tokio Hotel Unmengen an Storys.

Ich finde das reichlich befremdlich, dass Leute über echte Menschen schreiben, noch dazu, weil ein großteil dieser Storys - sehr zurecht - mit ab 18 gekennzeichnet ist. Sicher, die meisten dieser Schreiberlinge sind schwärmende Teenies, die so vermutlich ihre Träume und Fantasien umsetzen, aber seltsam finde ich es doch.

Wie seht ihr das? Nur normale Fantasie? Oder geht das zu weit? Als Fantasie, okay, fast jeder hat ja vermutlich schon bei dem einen oder anderen Schauspieler oder Schauspielerin dran gedacht, dass er ihn oder sie sehr attraktiv findet, insofern also verständlich, wenn man von einem Star träumt. Aber das aufzuschreiben und ins Internet zu stellen?

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe bisher fast nur Fanfictions im Internet über Comicfiguren, Manga Charakteren oder Filmhelden gesehen, beziehungsweise gelesen. Mein Geschmack trifft das ganze nicht. Es ist zwar sicher ganz nett sich selbst eine Geschichte seines Lieblingshelden auszudenken, aber meistens kommt es einfach überhaupt nicht an das Original ran. Ferner bin ich auch schon auf Fanfictions oder Onlinerollenspiele gestoßen bei denen Charaktere auftauchen, die üblicherweise in irgendwelchen Bands spielen. (z.B. Tokio Hotel, Dir En Grey, The Gazette etc.).

Sicher handelt es sich dabei um Teenies und von daher finde ich das ganze nicht sonderlich verwerflich. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht ein Medium zu haben auf dem man seine Fantasien niederschreibt. Solange diese Menschen zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden können ist das völlig okay. Gut, zugegebenermaßen verstehe ich den Sinn dahinter nicht ganz und auch nicht die Gründe warum man sich eine Geschichte über einen realen Menschen ausdenkt. Sich eine Geschichte über eine Comicfigur auszudenken kann ich ja noch nachvollziehen (denn da ist das Original schon nicht real) - aber bei echten Personen? Schon merkwürdig was für Fantasien manche entwickeln.

Wie bereits erwähnt handelt es sich dabei aber wohl um Teenies und deswegen bin ich mir sicher, dass sie nach einigen Jahren selbst lächelnd auf ihre niedergeschriebenen Fantasien sehen werden. Das flaut alles wieder ab. Solange, bis sie wieder auf dem Boden der Tatsachen zurück sind und sie sich im Klaren darüber sind, dass Bill Kaulitz wohl nie mit ihnen ausgehen wird. Ich finde man sollte Teenies einfach die Zeit geben sich selbst zu finden, dann werden sich auch solche "Peinlichkeiten" erledigt haben. :wink:

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» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich treibe mich ebenfalls hin und wieder auf Seiten, die zur Veröffentlichung von Fanfictions gedacht sind, herum und bin demnach auch schon über die diversen Kategorien gestolpert, die sich mit tatsächlich existierenden Personen beschäftigen. Schon als ich gesehen habe, dass hier jeder über fremde Personen schreiben kann, musste ich schlucken, wirklich entsetzt war ich aber erst, als ich mich näher mit dem Inhalt der Geschichten beschäftigte. Die wenigsten Autoren, die über ihre Idole schreiben, berichten dabei über ein lockeres Kaffee-Kränzchen oder über einen ganz normalen Arbeitstag dieses Stars, in geschätzten achtzig Prozent der Geschichten scheinen mir erotische Fantasien im Vordergrund zu stehen; weitere zehn Prozent beschäftigen sich damit, diese Person möglichst lächerlich zu machen.

Nachdem ich einige dieser Geschichten gelesen hatte, versuchte ich mir vorzustellen, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn derartiger Unfug zu meiner eigenen Person im Netz veröffentlicht worden wäre. Natürlich, Stars haben sich ihren grad der Berühmtheit selbst ausgesucht und finden im schlechtesten Fall wöchentlich eine Meldung in der Klatsch-Presse über sich selbst, wodurch sich der Ärger über die Fanfictions im Normalfall wohl in Grenzen halten dürfte, insofern sie überhaupt je die Zeit hatten, sich mit den haarsträubenden Werken zu beschäftigen.

Trotz der Tatsache, dass um eine prominente Person ohnehin schon ein starker Trubel herrscht, finde ich nicht, dass derartige Geschichten im Internet akzeptiert werden sollten. Ich frage mich ohnehin, inwiefern die Betreiber der einzelnen Plattformen für die Veröffentlichung von Geschichten über reale Personen abgesichert sind. Wenn ein Teenager über einen flammenden Liebesakt eines Stars schreibt, könnte das dann nicht als Verleumdung gewertet werden? Ich weiß zum Beispiel, dass einige Autoren, darunter auch Anne Rice, die Veröffentlichung von Fanfictions zu ihren Werken ausdrücklich untersagt haben und damit auch erfolgreich waren. Wenn schon diese Verbote mit Bezug auf das Urheberrecht umsetzbar waren, frage ich mich schon, warum so viele Geschichten über Stars und Sternchen auf derartigen Seiten ihren Platz finden, ohne dass rechtlich dagegen vorgegangen wird. Geht das tatsächlich nicht, oder steckt nur Desinteresse der einzelnen Stars dahinter?

Ich spreche keinem Teenager ab, seinen Fantasien auch in geschriebener Form freien Lauf zu lassen. Erotische Geschichten über Stars gibt es bestimmt schon Ewigkeiten, aber man beschränkte sich eben eine lange Zeit darauf, sie für sich zu behalten oder ausschließlich Freunden zu zeigen, anstatt sie im Internet zu präsentieren. Wenn eine Clique kichernder Mädchen eine solche Geschichte schreibt und Freude daran hat, habe ich nichts dagegen, denn das schadet dem Ansehen eines Stars wohl kaum. Wenn aber eine solche Geschichte im Internet kursiert, womöglich von Seite zu Seite weitergereicht wird und letztlich überall zu finden ist, dann kann das durchaus den Ruf schädigen. Das sollte man den liebestollen Geschichtenschreibern vielleicht einmal verdeutlichen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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