Wer wird Millionär: Seit drei Jahren keinen Sieger
Wer hätte das gedacht, bei "Wer wird Millionär" hatten wir seit drei Jahren keinen Sieger. Die Frage ist, woran liegt das? Hat RTL die Fragen extra schwieriger gemacht oder haben die Kandidaten aufgrund der Wirtschaftskriese keinen Mumm mehr? Günter Jauch hatte versucht das Phänomen zu lösen, er meinte, dass es an den vierten Jocker liege. Grund ist, dass die Kandidaten, da sie jetzt mehr Jocker zur Verfügung haben, leichtsinniger damit umgehen. Die Jocker werden schon bei geringen Beträgen benutzt, um sich abzusichern, obwohl sie die Antwort zu achtzig Prozent wussten.
Außerdem hatte Jauch noch die Erklärung, dass die Kandidaten mit einem festen Ziel, wie Australienreise, Wohnung renovieren oder ein neues Auto, ankommen und diese auch nicht gefährden wollen. Wenn sie den nötigen Betrag dafür erreicht haben, steigen sie sicherheitshalber aus. Auf die Andeutung, ob die Fragen schwieriger geworden sind, da RTL unter Sparrzwang stehe, antwortete Jauch, dass es nicht daran liegt, ganz im Gegenteil, man wünsche sich einen neuen Millionär. Aber es liegt vielmehr daran, dass keinen Draufgänger mehr gibt, zumindest bis jetzt nicht.
Ich denke auch, dass es am vierten Joker liegt. Wenn man keine Absicherung mehr hat bei 16000 Euro, dann ist man vorsichtiger und man wird nicht so schnell auf Risiko gehen um dann wieder auf 500 Euro runterzufallen. Die Geldspanne von 500 Euro zu 16000 Euro ist nun mal sehr groß und ich würde auch lieber meine Joker verballern, als auf 500 Euro herunterzufallen.
Wenn jemand bis 16000 kommt und nicht diese Risikovariante genommen hat, dann ist er auch meistens auf das Geld sehr angewiesen und ist froh, wenn er 16000 Euro gewinnt und kann damit schon einben Traum erfüllen. Dieser Mensch ist dann eben sehr vorsichtig und das bedeutet auch, dass er nach den 16000 nur noch die 32000 Euro Frage versucht zu beantworten, weil da nichts passieren kann und dann wird derjenige aufhören.
Und für diejenigen, die die Risikovariante nehmen ist der Fall von (ab)16000 Euro nach 500 Euro einfach zu tief. Ich würde auch nicht auf Risiko gehen, wenn ich bei 125000 Euro angelangt bin und es nur zu 80 % weiß. Denn dan falle ich ja auf 500 Euro.
Ich finde auch diese Risikovariante nicht besonders gut. Der 4. Joker ist zwar ein wertvoller Joker, aber ich denke, dass es wieder interessanter wird, wenn die Kandidaten nur 3 Joker haben und wieder einen "Ruheplatz" auf 16000 Euro haben. Dann wären die Leute auch wieder risikobereiter. Sie würden dann auch bei 64000 Euro noch was riskieren, weil sie dann auf 16000 und nicht auf 500 Euro fallen. Sicher können sie die Variante frei wählen. Wählen sie aber diese Risikovariante nicht, kommen dumme Bemerkungen von Jauch.
Das RTL oder die Produktionsfirma kein Interesse an einem Sieger hat, glaube ich nicht. Ich denke, dass auf der Kostenseite hier locker genug abgeworfen wird, so dass man es sich leisten könnte, regelmäßig einen Millionär aus dem Studio zu entlassen. Kostendruck mag zwar allgemein vorhanden sein, aber die Produktionsfirma wird hier sicher entsprechend rechnen können. Außerdem ist es ja eine gute Werbung, wenn es einen Gewinner oder eine Gewinnerin gibt. Wohingegen das Ausbleiben eins Hauptgewinns dem Image der Spielshow sicher eher schadet.
Vielleicht hat Jauch also durchaus Recht, wenn er sagt, dass die Leute, die sich anmelden und das Casting zur Show überstehen mit genauen und realistischen Vorstellungen kommen. Was übrigens auch an der Bekanntheit des Formats liegen mag. Schließlich läuft das Ganze schon seit zig Jahren. Kann schon sein, dass zu Beginn der Show die Leute einfach eher bereit waren, Risiken einzugehen.
Ob da dann der neue Joker zusätzlich den Ausschlag gibt, weiß ich nicht. Aber selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass nach einer Regeländerung das Spielgeschehen so weiterläuft wie bisher. Denn dann hätte man keine Regeländerung gebraucht. Also wird bewusst ein anderes Verhalten in Kauf genommen worden sein.
Wenngleich ich auch denke, dass man so eher die Spannung hat erhöhen wollen. Also nicht im Sinne, dass der Kandidat nun freizügiger mit den Jokern umgeht, sondern vielmehr diese in den oberen Gewinnregionen einsetzt und sich dann noch mehr auf äußere Eingebungen verlässt. Würde mich nicht wundern, wenn die Macher an weiteren Verbesserungen tüfteln, um der Sendung die Spannung zu erhalten.
Die Fragen sind schwer wenn es Richtung Millionengewinn geht - aber ich finde, die Kandidaten sind teilweise auch nicht gerade die Klügsten. Wenn ich schon 2 Jocker verbrauche und die 16.000 Euro sind in weiter ferne, da kann nicht viel dabei herauskommen. Zudem überlegt man es sich zweimal auf Risiko zu spielen und wenn man z. B. bei der 125.000 Euro Stufe ist, dieses Geld zu riskieren. Schließlich braucht man ziemlich lange, um dieses Geld nur durch Arbeit zu bekommen. Da nimmt man lieber das Geld und spielt nicht auf Risiko. Diese Spielchen können und wollen sich nur wenige leisten, die meist auf das Geld nicht unbedingt angewiesen sind.
Es ist klar, dass RTL nicht daran gelegen ist, dies zu ändern und die Fragen leichter zu machen. So lange "Wer Wird Millionär" ein Millionenpublikum anzieht und somit Werbegelder eintrudeln, so lange wird RTL nichts an seinem Konzept ändern. Ich bin gespannt, wann es mal wieder einen Millionengewinner geben wird.
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