Freundin enttäuscht - wie wieder gutmachen?
Zur Erklärung muss ich ein bisschen weiter ausholen. Ich habe eine Freundin, die vom Alter her meine Mutter sein könnte - wir haben zusammen gearbeitet und uns so besser kennengelernt. Seit ca. 8 Jahren kennen wir uns und seit ca. 7 Jahren sind wir wirklich sehr gute Freundinnen. Wir haben uns gegenseitig irgendwie immer ergänzt. Da es in unserer Abteilung oft zwischenmenschliche Probleme gegeben hat und ich nah am Wasser gebaut bin, hat meine Freundin mich extrem oft verteidigt. Und da sie mit ihren Computerkenntnissen nicht so gut unterwegs war, habe ich oft Einiges für sie unter der Hand miterledigt.
Wir waren wirklich jahrelang unzertrennlich, sind jeden Tag gemeinsam Mittagessen gegangen und haben zum Teil auch noch privat Zeit miteinander verbracht. Dann wurden wir nach 8 Jahren Zusammenarbeit in verschiedene Abteilungen versetzt und gleichzeitig wurde ich schwanger. Wir waren anschließend von 4 Personen auf 2 reduziert und waren zu viert arbeitsmäßig schon total überfordert. Das hat dazu geführt, dass ich neben meiner ganztägigen Übelkeit fast jeden Tag Migräneanfälle hatte und nach ca. 5 Schwangerschaftsmonaten in vorzeitigen Mutterschutz gehen musste.
Irgendwie war meine Freundin darauf nicht gut zu sprechen, weil ich sie somit in der Firma unter der Hand noch früher nicht mehr unterstützen konnte. Sie hat mir aber dann mails nach Hause geschickt und ich habe sie von dort aus unterstützt.
Seit meine Tochter da ist, geht das aber klarerweise nicht mehr, weil ich was Anderes zu tun habe. Ich bin auch viel unterwegs und komme nicht immer dazu, sie anzurufen. Wenn ich nach erst 2 oder 3 Tagen bei meiner Freundin anrufe, ist sie schon etwas kühl und ist enttäuscht, dass ich mich "so lange" nicht gemeldet habe. Sie sagt immer, dass sie nicht anrufen möchte, um die Kleine nicht zu wecken, obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie das via Handy nicht tun würde. Die ganze Situation hat irgendwie dazu geführt, dass ich mich vor den Anrufen drücke, sobald ich mich 3 Tage nicht gemeldet habe, was das Ganze natürlich noch schlimmer macht.
Es war schon damals so, dass sie auch erwartet hat, dass ich mich aus meinen Urlauben aus Italien oder Griechenland jeden Tag bei ihr in der Firma melde. Das habe ich aber deshalb nie gern getan, weil sie mich dann Sachen über die Firma gefragt hat und ich natürlich in meinem Urlaub jeden Tag an die Arbeit erinnert wurde.
Das Einzige Mal, wo ich ihr gesagt habe, dass ich mich 2 Wochen nicht melden werde, waren meine Flitterwochen. Und genau in dieser Zeit wurde sie damals aus der Firma ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie Probleme mit dem Herz hatte. Sie hat mir irgendwie bis heute nicht verziehen, dass ich nicht für sie da war und nicht einmal angerufen habe. Aber es hatte sich damals halt einfach dumm ergeben und ich wollte meine Flitterwochen eben für mich haben.
Vor 5 Wochen habe ich mich nun mit meiner Freundin getroffen und sie hat mir gesagt, dass sie bald eine Operation haben wird. Das letzte Mal habe ich sie vor 2 Wochen angerufen und seither hat es einfach länger gedauert, bis ich wieder zu einem Anruf gekommen bin, weil meine Kleine nachts dauernd wach ist und ich auch tagsüber viel vorhatte.
Somit habe ich die Operation vergessen bzw. hatte ich mir den Termin auch nicht aufgeschrieben. Ich habe meine Freundin also heute angerufen und dummerweise war die Operation schon und da es ein paar Komplikationen gegeben hat, war sie 1 Woche im Krankenhaus. Und ich habe mich genau in dieser Zeit nicht gemeldet.
Ich habe ihr ganz ehrlich gesagt, dass ich zwar schon an sie gedacht habe, aber einfach den Termin der Operation vergessen habe. Mir war auch klar, dass das nicht verzeihlich ist, aber ich wollte einfach ehrlich sein und nicht irgendwelche Ausreden erfinden.
Daraufhin ist sie in Tränen ausgebrochen (was bei ihr fast nie passiert) und hat mir gesagt, dass ich ihr so wichtig bin und sie deshalb sehr gekränkt ist. Sie hat dann gesagt, dass sie auflegen muss, weil sie sich nicht beruhigen kann, was ich auch verstehe. Denn wenn man nur mehr schluchzt, bringt das Telefonat auch wenig.
Tja, ich weiß nicht, wie ich das Ganze je wieder gutmachen soll. Meine Freundin ist mir irrsinnig wichtig, aber da sie sehr fordernd ist (vor allem im Bezug auf die Anrufe), ist es neben meinem Baby für mich schon auch anstrengend, den Kontakt so eng zu halten, da ich auch eine riesige Familie und viele Freunde habe. Man kann eben nicht jeden Tag alle anrufen, sonst würde man ja den ganzen Tag nur telefonieren.
Wie würdet ihr jetzt weiter agieren? Ich habe mir gedacht, dass ich mich in nächster Zeit eben verstärkt um sie kümmern werde und meinen Verwandten und Bekannten erkläre, dass ich demnächst nicht so viel Zeit haben werde. Soll ich ihr einmal sagen, dass mich diese Forderung mit den Anrufen so unter Druck setzt und mich deshalb oft sogar daran hindert, anzurufen?
Zunächst finde ich es bewundernswert, dass du dich noch immer so um deine Freundin bemühst, sie scheint dir wirklich sehr wichtig zu sein nur leider ist es ihr wohl nicht bewusst. Ich denke es ist einfach auch ein kleines Problem bei euch, dass der Altersunterschied zwischen euch sehr groß ist und ihr euch dementsprechend in unterschiedlichen Phasen eures Lebens befindet. Du stehst da noch ziemlich am Anfang einer neuen aufregenden Lebensphase, da du ja gerade dein Baby bekommen hast.
Ich finde es nicht richtig, dass du in der Hinsicht so unter Druck gesetzt wurdest von deiner Freundin. Hat sie selbst denn Kinder? Dann wüsste sie vielleicht auch, wie das ist, wenn man ein Baby zu Hause hat, und dass man sehr viel Zeit investieren muss/möchte, um sich um das Kleine zu kümmern. Noch dazu hast du ja auch noch einen Mann, der auch Teil deines Lebens ist und für den du Zeit haben willst.
Irgendwie finde ich, du hast schon mehr getan, als in einer gleichberechtigten Freundschaft normal ist, wenn du sogar von Zuhause aus Arbeit übernommen hast. Es ist in meinen Augen kein Drama, wenn man sich mal 3 Tage nicht meldet. Das ist keine lange Zeit, schon gar nicht als frischgebackene Mama. Hätte sie jetzt immer bei dir angerufen und hätte stets einen Korb von dir bekommen, würde ich sie ja noch verstehen, aber so kann ich das Verhalten deiner Freundin nicht nachvollziehen. Das ist dann einfach zu einseitig und da ist auch die Ausrede, sie wollte das Baby nicht wecken wenig glaubhaft, gerade weil du ihr gesagt hast, sie könne jederzeit auf dem Handy anrufen. Es kann ja nicht sein, dass du ihr hinterher telefonieren sollst. Freundschaft ist keine Einbahnstrasse.
Nun ist die Situation aber wie sie ist und da deine Freundin dir ja, wie du sagst, noch sehr wichtig ist, hilft wohl letztendlich nur reden. Dann würde ich aber wirklich Tacheles reden und nicht in eine andauernde Entschuldigungshaltung verfallen, denn entschuldigt hast du dich ja schon und das sollte ausreichen. In einer Freundschaft muss auch Verständnis für die Belange und Lebensumstände des anderen herrschen und es kann nicht sein, dass du dein übriges Leben jetzt auf "Pause" stellst, nur um dich verstärkt um deine Freundin zu kümmern. Das geht wirklich zu weit. Du hst ja außerdem nicht mehr so oft angerufen, weil du dir dann oft Vorwürfe anhören musstest, da hätte ich auch keine Lust drauf gehabt. Wäre das nicht gewesen hättest du dich vielleicht öfter nach ihrem Befinden erkundigt und hättest vielleicht den Termin der OP nicht vergessen.
Es spricht ja nichts dagegen sie zu besuchen und sie anzurufen, aber auch nur in dem Rahmen, wie das für dich möglich ist und wie du es gerne handhaben möchtest. Eine Freundschaft in der einer sich gezwungen sieht Dinge zu tun, die einem der andere bewusst oder unterschwellig abverlangt, kann auf Dauer nicht funktionieren. Und auf eine solche Ebene, die für mich ein bisschen den Anschein von emotionaler Erpressung erweckt (bitte nicht falsch verstehen) solltest du dich nicht herunterziehen lassen. Da würde ich wirklich ganz deutlich mit ihr sprechen.
Du kannst ihr ja sagen, dass du sie gerne hast und sie Teil deines Lebens ist aber dass du jetzt auch andere Prioritäten hast und eben nicht mehr soviel Zeit hast, deswegen hast du sie ja nicht weniger gern. Das muss sie verstehen, sonst macht das alles keinen Sinn und du kannst keine postive Energie (mehr) aus eurer Freundachaft ziehen. Daher würde ich dir ruhig sagen, was in die vorgeht, ohne etwas zu beschönigen. Und dabei auch darauf eingehen, warum du dich nicht mehr so oft gemeldet hast, weil du dir eben nicht ständig Vorwürfe anhören wolltest. Wenn ihr was an einer ausgeglichenen Freundschaft liegt, sollte sie das auch nachvollziehen können.
Danke für deine Worte! Das mit dem Baby ist für meine Freundin leider keine "Ausrede", da sie das nicht nachvollziehen kann. Sie hat zwar ein Kind, aber sie ist damals alleine in die Stadt gezogen und hatte keine Freunde - ihre Schwangerschaft war damals auch nicht geplant. Deshalb hatte sie keine Freunde und nicht einmal viel Bekannte.
Ich weiß, dass sie damals wirklich stark unter dieser Wochenbettdepression gelitten hat und sich oft sehr alleine gefühlt hat. Sie wäre wahrscheinlich froh gewesen, viele Menschen zu treffen. Ihr Mann war viel unterwegs und war auch nicht treu. Fernsehsender hat es damals 2 gegeben und um 22h (glaub ich) war dann Ende.
Sie kann auch nicht nachvollziehen, wieso manche Mütter heutzutage überfordert sind. Sie hatte das Kind damals überall mit und es hat auch überall geschlafen. Den Haushalt hat sie anscheinend mit links geschupft, obwohl sie ziemlich bald ganztags gearbeitet hat.
Ihr Sohn und sie haben sich vor Jahren zerstritten - ich habe auch oft versucht, ihr bei der Versöhnung mit ihm zu helfen, aber sie kommen einfach auf keinen grünen Zweig mehr.
Mein Mann meint, dass sie einfach furchtbar einsam ist - sie sieht mich wahrscheinlich als Tochter-Ersatz. Sie hat auch einen Freund, der sie oft versetzt und viel arbeitet - sie hat zwar viele Freundinnen von damals, aber die trifft sie eben auch nicht so oft.
Ich habe manchmal einfach das Gefühl, dass sie vielen Freundinnen und auch ihrem Freund vieles verzeiht, nur mir nicht. Ich muss immer funktionieren und wenn ich ihr einmal etwas vergesse, gibt es ein Drama und sie wirft mir vor, dass sie mir nicht so wichtig ist wie ich ihr .
Ich weiß auch genau, was sie jetzt denkt. Sie glaubt, dass sie für mich nicht wichtig genug ist, dass ich mir ihren Operationstermin merke. Sie glaub, dass sie mir egal ist. Aber sie müsste mich eigentlich schon gut genug kennen - meine große Schwäche ist einfach, dass ich mir vieles nicht merke. Das heißt für mich aber nicht, dass mir meine Freunde nicht wichtig sind - ich könnte mich jedes Mal ohrfeigen, wenn so etwas passiert.
Ich werde wohl wirklich mal ein bisschen warten und schauen, ob sie mir das irgendwie verzeihen kann. Und wenn sich die Situation beruhigt hat, werde ich ihr in aller Ruhe erklären, wie ich mich fühle.
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