USA: Obama hält an den Termin mit dem Dalai Lama fest

vom 14.02.2010, 15:08 Uhr

Ich finde es gut, dass Barack Obama China die Grenzen aufzeigt. Grund für die erneute Diskrepanzen ist, dass Amerika den tibetischen Oberhaupt Dalai Lama ins Weiße Haus einlädt. Die chinesische Regierung verlangte, das Obama den Termin absagt.

Doch Barack Obama denkt nicht daran und hält an den Termin für den kommenden Donnerstag fest. Dalai Lamam wird nicht in den Oval Office eingeladen, sondern in einen weniger repräsentativen Raum, den Map Room. China regt sich sofort auf, wenn der Westen etwas macht, was denen nicht gefällt und drohen mit diplomatischen Konsequenzen. Aber wenn der Westen Forderungen gegenüber China hat, dann stoßen diese auf taube Ohren. Was Menschenrechte betrifft, haben sie ihre eigene Meinung. Vor kurzem wurde der prominente Oppositionelle Liu Xiaobo in einem Kurzverfahren von 10 Minuten zu 11 Jahren Haft verurteilt. Die Reaktion aus dem Ausland kümmert der chinesischen Regierung kein bisschen.

» Hallimasch » Beiträge: 198 » Talkpoints: 0,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das Weiße Haus lädt einen Staatsfeind Chinas (und nun gilt er seit den Protesten in Tibet vor Olympia in China vermutlich auch als Terroristenführer) ein und natürlich ist die Reaktion auf Seiten Chinas entsprechend. Man stelle sich mal die Reaktionen in den frühen Achzigern in Bonn vor, wenn jemand aus der Baader-Meinhoff Gruppe offiziell in den Kremel geladen worden wäre.

China nimmt eben genau in der Frage eigentlich nur die Rolle ein, die primär den Staat ausmacht und zu seinen ureigensten Aufgaben gehört. Es schützt sich! Ebenso würde sich China all jenen gegenüber verhalten, die zu Taiwan engere Beziehungen aufbauen. Schließlich gilt Taiwan auch als chinesisch, was ja noch nicht einmal aus historischer Sicht falsch ist.

Anderseits wollen die USA selbst natürlich auch zeigen, sich über die Befindlichkeiten anderer Weltmächte hinwegsetzen zu können. Wenngleich sie sich nicht trauen, in so einem Fall das gewöhnliche Programm für Staatsgäste durchzuziehen. Es wird wohl nicht der wirkliche Konflikt mit China gesucht. Und die USA wären im Moment auch gar nicht in der Lage, diesen Konflikt zu führen.

Persönlich finde ich es falsch, den Sektenführer, der sich selbst tatsächlich für die Reinkarnation eines Gottes hält und die Restauration des ehemaligen Tibets unter seiner geistigen Führung letztlich anstrebt, zu empfangen. Das war schon von Merkel falsch. Es eröffnet einem Scharlatan eine Bühne, die er und seine Propagandamaschinerie natürlich zu nutzen weiß. Und Esoteriker auf der ganzen Welt finden das toll.

Die Kritik an seinem Empfang mit der fragwürdigen Menschenrechtssituation in China in Verbindung zu bringen ist übrigens recht komisch (zurückhaltend ausgedrückt). Denn würde das den bedeuten, dass die Menschenrechte in China nicht mehr zu beachten sind, wenn die offizielle Seite Chinas sich nicht gegen den Empfang beschweren würde? Wenn nein, wem hilft dann diese Themenvermischung?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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