Leere Versprechungen an Kind

Hallo,

ich arbeite als Kindergärtnerin in einer Kleinkindergruppe mit Kindern im Alter von ein bis drei Jahren. Wir haben in diesem Jahr eine relativ schwierige Gruppe, mit einigen Kindern, die von zu Hause keinerlei Grenzen und Regeln kennen und noch wie Babys behandelt werden (jeder Handgriff wird für sie erledigt).

Nun habe ich diese Woche einige Male beobachtet, dass meine Kolleginnen den Kindern leere Versprechungen gemacht haben und bin etwas besorgt bzw. auch überrascht darüber! In der einen Situation hat das Kind gemeint, dass es gerne mit meiner Kollegin nach Hause gehen möchte. Anstelle einer Erklärung, dass dies ja nicht geht, weil die Mutter das Kind sonst suchen würde (oder etwas in dieser Art), hat meine Kollegin gesagt, dass das Kind brav sein soll, dann nimmt sie es mit!

In einer anderen Situation hat meine Kollegin dem Kind gesagt, dass es brav schlafen gehen soll und im Gegenzug dafür dann nachmittags gemeinsam mit ihr das Essen richten dürfe, usw. Die Kollegin hatte aber nachmittags gar keinen Dienst, sodass es eindeutig eine leere Versprechung war! Ich mache mir nun Gedanken darüber, ob die Kinder nicht irgendwann die Schlußfolgerung ziehen, dass es nur leere Versprechungen sind und irgendwann überhaupt nicht mehr darauf eingehen.

Ich persönlich mache es sowohl im Beruf, als auch zu Hause bei meinem knapp 2,5 Jahre alten Sohn so, dass ich nur dann etwas verspreche, wenn ich es auch einhalten kann und möchte. Wie handhabt ihr das bei euren Kindern? Findet ihr leere Versprechungen schlimm oder nicht weiter tragisch?

Ich habe selber zwar keine eigenen Kinder, was mich an dieser Geschichte aber viel mehr schockiert, ist die Tatsache, dass die Kinder völlig ungezogen in die Welt hinausgeschickt werden. Halten die Eltern das etwa nicht mehr für ihre Pflicht? Scheinbar überlassen sie das euch und denken dann, damit sei es getan. Das halte ich für ausgemachten Schwachsinn.

Wenn die Eltern nicht auch etwas dazu beitragen, dass ihre Kleinen umgänglich werden, dann kann eine Kindergärtnerin auch keinen Idealzustand mehr herstellen, denn schließlich sind die Kleinen eine viel längere Zeit Zuhause als in ihrer Lehranstalt alias Kindergarten.

Nun zu den leeren Versprechungen: Auf der einen Seite kann ich deine Kolleginnen verstehen, wenn sie irgendwann die Geduld verlieren und es sich einfacher machen wollen. Doch kann das auch sehr schnell nach hinten losgehen, mal ganz davon abgesehen, dass ich selber dann ein schlechtes Gewissen hätte. Schließlich sind die Kinderlein nicht dumm und lernen vor allem in ihren ersten Lebensjahren besonders intensiv mit ihrer Umwelt umzugehen. Wenn diese Umwelt sie immer wieder enttäuscht, was bei einem uneingehaltenen Versprechen sicherlich vorkommt, dann werden sie entsprechend auf die Umwelt reagieren. Natürlich ist das nur bei besonders gravierenden oder häufigen Erfahrungen der Fall.

Deshalb würde ich folgenden Kompromiss vorschlagen: Wenn dir die Kleinen auf den Keks gehen, sodass du nicht mehr kannst, dann spar dir deine Energie und nutze eben auch mal eine Notlüge. Solange du aber nicht nach dir selbst schauen musst, erfülle deine Pflicht als Erzieherin (so heißen die Kindergärtner heutzutage doch?) und versuche gradezubiegen, was die Eltern verbockt haben. Das mag zwar undankbar sein, aber du bist mit dir selbst im Reinen. Und so wie ich dich wahrgenommen habe, legst du auf moralisch richtiges Handeln sehr viel wert (dir würde ich meine Kleinen anvertrauen ).

Ich habe früher ab und an bei einem Kollegen mitbekommen, wie er seinem Sohn leere Versprechungen gemacht hat und war damals völlig entsetzt, wie man so etwas seinem kind antun kann. Noch dazu wiederkehrend.

Von diesem Tag an habe ich mir fest vorgenommen, sollte ich jemals Kinder haben, dass mir das nicht passieren darf. Denn die enttäuschten Augen des Sohnes vom Kollegen haben sich in meine Netzhaut eingebrannt und das möchte ich meinen Kindern ersparen. Bis jetzt ist es mir auch gut gelungen, glaube ich und ich habe den Vorsatz, meine Kinder diesbezüglich nicht zu enttäuschen.

Leere Versprechungen an Kinder find ich nicht in Ordnung. Die Kinder wissen es ja nicht besser und glauben daran.

Irgendwann werden die dann an gar keine Versprechungen mehr glauben da sie ja im Prinzip immer belogen wurden. Ich bin auch der Meinung das man es den Kindern einfach erklären soll worum es geht. Ich kann nicht einem kleinen Kind versprechen das ich es mit nach Hause nehme, wenn es doch nicht geht. So Babymäßig sind die Kinder in eurem Kindergarten ja auch wieder nicht das man es ihnen nicht kindgerecht erklären kann warum das oder das nicht geht.

Ich mache bei meiner Tochter auch nur Versprechungen die ich auch halten kann. Ich möchte nicht das sie mir mal sagt, das hast du versprochen und ich habe keine Möglichkeit es einzulösen.

Kinder sind schlauer als man denkt und das Verhalten der Kollegin geht gar nicht. Wenn man ihnen das so "vorlebt" machen sie es nämlich irgendwann auch so und das kann nicht das sein, was man erreichen möchte bei der Kindererziehung. Gerade als Erzieherin sollte sie das eigentlich wissen.

Ich habe auch schon zu einem Kind gesagt, dass es am nächsten Tag unten in der "Höhle" (unter einer Hochebene ist es etwas dunkler) schlafen darf, wenn es lieb ist. Da ich am nächsten Tag nicht da war, habe ich es dann einfach mitgeteilt und am nächsten Tag dürfte es da schlafen, weil es wirklich lieb war.

Ich fände es schlimm, wenn man Versprechen nicht einhält, zumal es wirklich Bedeutung für ein Kind hat, was man für eine Antwort auf bestimmte Dinge gibt und was man für Versprechungen macht. Was vielleicht gerade noch so geht ist, dass man sagt, dass man "erstmal schauen muss". Sowas habe ich schon nicht gern, weil ich ein "mal sehen" als Kind schon nicht gemocht habe, aber bei manchen Sachen kann man weder eine Zusage machen, noch will man gleich eine Absage erteilen.

Also ich als Mutter versuche auch meiner Tochter keine leeren Versprechungen zu machen und ich kann mich den vorherigen Meinungen nur anschließen. Auch kleine Kinder sind schon schlauer als man denkt, denn gerade so Versprechen, die ja eingentlich "Lockmittel" sein sollen, werden nicht vergessen.

Aber ob ich als Kindergärtnerin so konsequent sein könnte und immer alles einhalten könnte, was ich verspreche, kann ich leider nicht sagen. Ich kann mir vorstellen, daß es manchmal ganz schön anstrengend sein kann und man vielleicht hie und da einmal zu "Notlügen" greift. Denk mir mal diese Frage kann man nur beantworten, wenn man schon einmal in einen Kindergarten oder mit einer größeren Gruppe von Kleinkindern gearbeitet hat.

Das was deine Kolleginnen gemacht haben ist doch irgendwo nicht mehr nachvollziehbar und ich würde mich da fragen in wie weit sie sich dessen bewusst sind, was sie da anstellen. Das solltest du bei den entsprechenden Personen dringend ansprechen. Wie kann man denn einem Kind versprechen es mitzunehmen?

Ok, das mit dem Essen anrichten, würde ich jetzt nicht direkt überbewerten. Allein, weil du vermutlich nur einen Teil des Gespräches mitbekommen hast. Ansprechen würde ich es aber trotzdem. Denn man kann sowas versprechen und dann eben der Erzieherin mitteilen, welche den Dienst zu dieser Zeit hat.

Ansonsten sollte man leere Versprechungen einfach nicht machen. Denn die Kinder merken sehr schnell, das sie in bestimmten Situationen einfach mit sowas nur ruhig gestellt werden sollen. Und es wird nicht lange dauern, bis sie damit nicht mehr zu locken sind.

Wobei ich nicht ausschliessen will, das man Versprechen auch mal nicht einhalten kann. Nur muss man das dann auch dem Kind erklären. Ich hatte für gestern meinen Kindern auch zugesagt, das wir zu ihrer Bank gehen und sie wollten gleich ihre Sparschweine mitnehmen, um das Geld auf ihrem Konto einzuzahlen. Nun hatte sich das Wetter aber so entwickelt, das ich auf die Fahrt aus Sicherheitsgründen verzichten wollte. Das habe ich auch meinen Kindern so erklärt und es wird halt demnächst nachgeholt.

Ich finde es eine Unverfrorenheit was deine Kolleginnen mit den Kindern machen. Sie entziehen sich der Erklärung an die Kinder dadurch, dass sie ihnen falsche Versprechungen machen. Auch wenn es Kinder sind, sollte man sie doch nicht so willkürlich belügen, das würde ich an deiner Stelle eventuell sogar an die Leitung der Gruppe weiter geben.

Das es in vielen Elternhäusern leider so ist, dass die Kinder verzogen oder gar nicht erzogen werden, ist eine traurige Tatsache, aber viel Hoffnung liegt genau dann auf den Erziehern, dass diese den Kindern vielleicht (im Rahmen des Möglichen) etwas zum "lernen" mit auf den Weg geben, nicht aber noch die Not der Kinder weiter ausreizen, indem sie sie belügen.

Wenn ich mir vorstelle, das von dir beschriebene Kind geht davon aus, dass es mit der Erzieherin nach Hause kommen darf, freut sich, ist erleichtert (denn ein solcher Wunsch kommt von einem Kind wohl nur, wenn es wirklich kein schönes zu Hause hat) und ist dann enttäuscht wenn es merkt, dass es nur hinters Licht geführt wurde, dass tut mir richtig leid. Viel eher sollte Deine Kollegin hinterfragen warum das Kind einen solchen Wunsch hegt.

Hallo!

Ich denke auch, dass man Kindern nichts versprechen sollte, was man nicht einhält oder einhalten kann. Gerade als Erzieherin sollte man doch wissen, dass sich so etwas einfach nicht gehört und welche Folgen das haben kann.

Wenn ich einem Kind immer etwas verspreche, um eine Gegenleistung von ihm zu bekommen, dann macht das Kind vielleicht irgendwann nur noch Dinge, wenn es auch etwas dafür bekommt. Oder in dem Fall mit den leeren Versprechungen, merkt das Kind, dass es sowie so nichts dafür bekommt, wenn es brav ist.

Ich denke, dass du deine Kolleginnen mal darauf ansprechen solltest. Erkläre ihnen doch, dass du die Situationen mitbekommen hast und es einfach nicht für richtig hältst, dass sie den Kindern Versprechungen machen, die sie von vorn herein nicht einhalten können. Vielleicht wussten sich beide keinen Rat mehr oder ihnen war es einfach nicht so bewusst, dass sie dem Kind etwas versprochen haben, was so nicht eingehalten werden konnte. Ich würde meinen Kindern nichts versprechen, was ich nicht einhalten kann. Sie lernen ja von klein an und wir leben ihnen dann so ein Verhalten vor.

Ich würde es schon als bedenklich einstufen, wenn man den Kindern alles verspricht und dann nichts halten kann, nur damit die Kinder ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen.

Zum einen projizieren die Kinder das "negativ Gelernte" vom Kindergarten dann auch auf ihr Zuhause und auf ihre Eltern und Geschwister, was sicher nicht von den Erzieherinnen vom Kindergarten gewollt sein kann und zum Anderen ist irgendwann das Verrauen zwischen Erzieherin und Kind zerbrochen, wenn dauernd nur haltlose Versprechungen kommen. Die Kinder lernen, dass ihr Versprechen, nämlich lieb zu sein, um dann etwas zu bekommen, nicht honoriert wird und verhalten sich beim nächsten Mal dann eben nicht mehr brav, weil sie ja dann genau wissen, dass die Erzieherin ihr Versprechen sowieso nicht einhält. Das haben Kinder ganz schnell heraus.

An deiner Stelle würde ich deine Kolleginnen einmal darauf ansprechen und sie bitten ihr Verhalten gegenüber den Kindern zu überdenken und nur solche Versprechen zu geben, die sie auch einhalten können. Darüber freuen sich dann nämlich auch die Kinder. Oder sie müssen eben den etwas unangenehmeren Weg gehen und den Kindern erklären, warum bestimmte Dinge nicht gehen bzw. dass die Kinder bestimmte Dinge nicht haben können.