Hausärzte/Kinderärzte und Hausbesuche

vom 10.02.2010, 09:46 Uhr

Früher haben die Hausärzte auch bei Bedarf Hausbesuche gemacht. Als ich meine Schwiegermutter pflegte, da kam auch regelmäßig der Hausarzt bei Bedarf vorbei. Sie konnte zwar mit Rollstuhl auch in die Praxis, aber trotzdem kam er, wenn man ihn rief. Auch als meine Kinder noch klein waren und hohes Fieber oder eine ansteckende Krankheit hatten kam der Hauskinderarzt und ich brauchte mit einem so kranken Kind mich nicht in die Praxis setzen und warten.

Heute hört man immer wieder, dass die Praxen voll mit wirklich kranken Menschen und besonders auch Kindern sind und sie dann mit ansteckenden Kinderkrankheiten zwar in einen gesonderten Raum kommen, aber trotzdem auch die anderen Kinder anstecken können, weil der Raum nicht jedesmal desinfiziert wird. Ein Hausbesuch machen besonders die Kinderärzte hier und auch in meiner alten Heimat kaum noch. Eigentlich kenne ich keinen Kinderarzt, der noch Hausbesuche macht,

Der Hausarzt von mir kommt auch nicht ins Haus. Da muss man sehen, dass man sich mit hohem Fieber noch in die Praxis schleppt oder eben sich fahren lässt. Nur bei alten Leuten, die bettlägerig sind, macht dieser Arzt noch eine Ausnahme und geht dann abends spät noch ins Haus.

Welche Erfahrung habt ihr mit Hausärzten und Kinderärzten? Sollten sie nicht auch Hausbesuche machen, damit man nicht die ganze Praxis ansteckt oder sich nicht in die Praxis schleppen muss oder Kinder aus dem Bett reißen muss damit ihnen geholfen wird? Wie verhält man sich, wenn ein Hausarzt oder Kinderarzt einen Hausbesuch ablehnt, obwohl es schwierig ist, eine Praxis aufzusuchen.

Ich kenne viele alleinerziehende Mütter ohne Auto und wenn die Kinder krank sind, dann müssen diese sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Arzt schleppen und dann auch eine Wartezeit in Kauf nehmen. Der Gesundheit dient das sicher nicht und mich würde wirklich mal interessieren, ob die Hauskinderärze oder die Hausärzte wirklich keine Hausbesuche mehr machen. Haben sie es nicht mehr nötig oder warum machen sie es nicht mehr? Ist es nicht klar, dass man sich dann lieber ins Bett legt und versucht selbst zu kurieren und verschleppt möglicherweise dann eine Krankheit, die dann chronisch wird?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mein früherer Hausarzt hat Hausbesuche gemacht. Zumindest war er schon in meinem ehemaligen zu Hause. Allerdings war das halt eine Notsituation, wo ich vor Schmerzen nicht mehr vor und zurück konnte. Es war Wochenende und er hatte Bereitschaft und war auch innerhalb weniger Minuten da.

Er hatte da nur meinen Mann einiges am Telefon gefragt, so das entschieden wurde, das er erstmal selbst schaut. Wäre es noch akuter gewesen hätte er gleich noch einen Krankentransport dazu bestellt. Auch die Kinderärztin hat solche Besuche gemacht, wenn sie notwendig waren.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Mein Hausarzt macht solche Besuche. Die Praxis hat mittags etwa vier Stunden geschlossen, nicht etwa weil der Doktor eine so lange Mittagspause macht, sondern weil er in dieser Zeit Hausbesuche macht. Er macht so etwas aber nicht nur in Terminabsprache, es ist auch schon oft vorgekommen, dass ich auf meinen Termin länger als geplant habe warten müssen, weil der Doktor zu einem Notfall gerufen worden war und die Praxis verlassen hatte. Dabei handelt es sich bei weitem nicht immer nur um alte oder todkranke Menschen, auch bei ganz "normalen" Krankheiten wie etwa einer wirklich schlimmen Erkältung oder einer Magen-Darm-Erkrankung sucht er die Patienten daheim auf, wenn er es für nötig erachtet.

Da ich noch keine eigenen Kinder habe, kann ich nicht sagen, wie es die Kinderärzte hier halten. Ich erinnere mich, dass mein Kinderarzt manchmal bei uns zu Hause war, wenn mein Bruder oder ich richtig krank waren. Der ist allerdings lange im Ruhestand.

Ich unterstelle einfach mal, dass so etwas vielfach auch mit der Krankenversicherung des jeweiligen Patienten zusammenhängt, denn so ein Hausbesuch ist sicher teurer als die Behandlung in der Praxis. Viele Versicherungen haben das wahrscheinlich aus ihrem Programm gestrichen, so dass der Arzt die Zusatzkosten wohl selber tragen müsste, oder zumindest nicht mehr dafür bekommt, wenn er Hausbesuche machen würde. Und so mancher Arzt wird auch einfach keine Lust dazu haben, sich diese zusätzliche Mühe für nichts zu machen. Denn lange nicht alle Ärzte sind aus Überzeugung oder Berufung Arzt geworden, mancher tut es auch nur des Geldes wegen. Hat er keinen zusätzlichen Nutzen daraus, dann macht er es auch nicht.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Früher war das wirklich normal, dass ein Arzt Hausbesuche gemacht hat. Mittlerweile geht das wirklich nur noch auf Termin in den meisten Praxen und die meisten wissen ja nicht im Vorfeld, wann sie erkranken und zu Routineuntersuchungen kann man ja auch so mal kommen.

Allerdings muss ich sagen, dass man auch wenn das Kind krank und ist und man kein Auto hat, sicherlich noch zum Arzt kommt. Ansonsten kann man auch den Notarzt rufen. Möglichkeiten gibt es also.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Haben sie es nicht mehr nötig oder warum machen sie es nicht mehr?

Es lohnt sich schlichtweg einfach nicht mehr. Für Hausbesuche gibt es nur mikrige Pauschalbeträge. Ein normaler Hausbesuch bringt knapp 20 Euro und da ist auch schon die Anfahrt drin enthalten. Und wenn man bedenkt, was Sprit kostet, der Unterhalt des Autos und was an Arbeitszeit für so einen Hausbesuch drauf geht, bleibt da nicht wirklich etwas über.

Ein Handwerker würde bei solchen Preisen jedenfalls nicht losfahren, geschweige denn noch irgendwas machen. Das man da als Arzt überlegt, ob man es nicht doch einigen kranken Leuten noch zumuten kann in die Praxis zu kommen und die Hausbesuche auf wirklich extreme Fälle zu reduzieren, finde ich durchaus verständlich.

Ein Hausbesuch ist schließlich nicht dafür da, dass jeder der (übertrieben gesagt) keine Lust hat mal zur Praxis zu fahren und dort etwas warten zu müssen, den Arzt nach Hause ruft. Es geht um die Leute, die einfach keine Möglichkeit haben zum Arzt zu kommen. Und das sind in erster Linie bettlägrige Patienten oder Kranke in einem wirklich bedrohlichen Krankheitszustand. Und Fieber würde ich da nicht sofort dazu zählen und ansteckende Krankheiten, naja man hätte sich ja vorher impfen lassen können, dann müsste man auch keine Sorgen haben, dass da jemand mit einer Grippe im Wartezimmer sitzt.

Klingt vielleicht etwas hart, aber so sieht es eben heute nunmal aus. Aber nichts desto trotz kann man einen Hausbesuch nicht einfach so verweigern. Wenn der Patient nicht in die Praxis kommen kann und krank ist, dann muss der Arzt vorbeikommen. Allerdings kann das je nach Dringlichkeit durchaus aufgeschoben werden und muss nicht sofort erfolgen. Tja und ansonsten gibt es ja für akut Kranke immernoch den Bereitschaftsdienst, der in jedem Fall vorbeikommt, auch wenn das manchmal etwas dauern kann und der Arzt nicht gerade freudestrahlend in die Wohnung kommt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


winny2311 hat geschrieben:Allerdings muss ich sagen, dass man auch wenn das Kind krank und ist und man kein Auto hat, sicherlich noch zum Arzt kommt. Ansonsten kann man auch den Notarzt rufen. Möglichkeiten gibt es also.

Bei einem Notfall wie z.B. Atemnot des Kindes oder einem Fieberkrampf kann man natürlich den Notarzt rufen. Aber wenn ein Kind einfach fiebrig und schlapp ist wohl kaum, denn wenngleich sich das Kind schlecht fühlen mag, ist das kein Notfall - ich würde mich das zumindest nicht trauen! Dann ist es wirklich eine saublöde Situation, wenn man kein Auto zur Verfügung hat, besonders bei älteren Kindern, da man die nicht wie die Kleinen schnell mal im Buggy transportieren kann, wo sie zur Not auch schlafen können.

Ich habe das selbst schon gesehen, wie ein Schulkind total schlapp war und mit der Mutter auf dem Weg zur Arztpraxis auf die Straßenbahn warten musste. Tragen kann man so ein großes Kind ja leider auch kaum mehr. Zum Glück kann ich bei solchen Notfällen meist auf meinen Mann oder die Großeltern zurückgreifen, mir tun aber die Eltern bzw. deren Kinder schon leid, die gar kein Auto zur Verfügung haben.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke das die meisten Ärzte aufgehört haben Hausbesuche zu machen. Ich vermute das das auch daran liegt das viele Leute das ausgenutzt haben und einfach einen Hausbesuch angefordert haben obwohl es kein Problem gewesen wäre in die Praxis zu gehen.

Bei unserem Kinderarzt weiß ich das er keine Hausbesuche macht. Wäre für uns sowieso schwierig da er fast 20 km von unserem Haus weg ist. Das wäre ein wenig zu viel verlangt. Aber hier gibt es so wenige Kinderärzte das man so weit fahren muß.

Ob der Hausarzt hier noch Hausbesuche macht kann ich auch nicht sagen weil wir gerade erst hergezogen sind. Da es aber einen Wochenenddienst gibt vermute ich das sie zumindest am Wochenende ins Haus kommen. Wir sind hier eher in einer ländlichen Gegend und da ist es ja oft anders als in der Stadt.

Wo wir früher gewohnt haben war es überhaupt kein Problem mit dem Hausbesuch. Wir haben angerufen und am frühen Nachmittag stand der Arzt im Wohnzimmer. Das war echt praktisch, vor allem wenn man wirklich krank war. Wenn es nicht nötig war ist man eh in die Praxis. Aber ich bin der Meinung das gerade bei ansteckenden Krankheiten ein Hausbesuch nicht schlecht wäre. Es haben sich schon genug Menschen in einer Arztpraxis angesteckt.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Wir haben einen Hausarzt und für die Kinder einen Kinderarzt. Die machen aber beide keine Hausbesuche. Also beim Kinderarzt bin ich ziemlich sicher, dass der niemals kommt. Wenn es einen Notfall gibt, dann muß man in die nächste grössere Stadt fahren ins Kinderkrankenhaus.

Mein Hausarzt kommt auch nicht nach Hause. Ich war schon oft mit Erbrechen oder hohem Fieber in der Praxis gesessen und manchmal durfte ich trotz dem Zustand (den ich vorher genannt habe) noch 1 Stunde im Wartezimmer verbringen. Der Arzt geht aber wohl noch zu besonderen Patienten die auch alt sein müssen nach Hause.

Aber auch da macht er Unterschiede ob Kassenpatient oder Privatpatient. Neulich wäre eine alte Frau in der Praxis beinahe vor Schwindel umgefallen. Aber auch sie muß zusehen wie sie herkommt. Sie war in Begleitung, aber schön ist das auch nicht gerade.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Der Kinderarzt kam eigentlich immer sofort und ohne murren zu einem Hausbesuch. Es ist ja auch nicht gerade unüblich dass man als besorgte Eltern lieber einen Hausbesuch anmeldet als die überfüllte Praxis aufzusuchen wo die Kinder sich gegenseitig verrückt machen und mit dem Brüllen garnicht mehr aufhören können. Auch ist es ja so dass im Kleinkindalter die kleinen Kranken mehr an den Symtomen zu knabbern haben als Erwachsene.

Der normale Hausarzt kommt auch, man muss aber auf jeden Fall länger warten und auch der Schwester genau und ausgiebig erklären warum der Doktor vorbeischauen möchte. Sicherlich ist da die Praxis immer besonders voll und ich habe auch durchaus Verständnis dafür. Es war allerdings erst zweimal dass wir einen Hausbesuch in Anspruch nehmen mussten und beim letzten Mal konnte ich die Schwester nur dadurch überzeugen dass meine Frau ständig ohnmächtig wird und die Praxis vollbricht. Es half auch nicht mein kleiner Sonderstatus als Privatpatient (finanziell durchaus lohnenswert für Ärzte) sondern wohl mehr die Erkenntnis das eine verschmutzte Praxis und deren Reinigung dann am Personal hängen bleibt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selbst hatte einen Hausbesuch zwar noch nie nötig und deshalb auch nicht erlebt (abgesehen von Notfällen), aber mein jetziger Hausarzt macht noch Hausbesuche. Dazu muss man vielleicht auch sagen, dass er ein Landarzt der alten Schule ist und sich bis jetzt vehement gegen die Zentralisierung der ärztlichen Einrichtungen behaupten konnte.

Trotzdem fordern die Krankenkasse über kurz oder lang eine zentralisierte Praxis, in der sich nicht nur ein Arzt, sondern gleich mehrere Spezialisten tummeln. Dabei ist es natürlich naheliegend, dass diese Einrichtungen in mittelgroßen bis großen Städten landen und die Bevölkerung auf dem Land wird immer längeren Anfahrtswegen ausgesetzt. Doch das nimmt man bewusst in Kauf, denn diese Art der Dienstleistung ist für die Krankenkassen einfach billiger. Der Aufwand einer Anfahrt durch die Patiente ist dabei egal.

Im Endeffekt ist ein Hausbesuch also weder für einen Arzt rentabel (wie ein Vorredner schon erwähnte), noch für die Krankenkassen, weshalb diese auch keinen Anreiz dafür geben. Ähnlich ist es zum Beispiel auch mit Protesen. Ein Krankenhaus hat eine gewissen Anzahl pro Jahr zur Verfügung und sobald sie über diese Anzahl hinauskommen, müssen sie mit roten Zahlen rechnen, da die Kassen nichtmehr dafür aufkommen. Und was lernen wir daraus? Wo kein Geld ist, da ist auch keine Dienstleistung. Deshalb werden Hausbesuche in Zukunft sehr rasch weniger werden und irgendwann so gut wie ausgestorben sein.

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» Muttersoehnchen » Beiträge: 134 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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