Homeschooling - In Deutschland nicht erlaubt
Eben kam ein Bericht (der zur Zeit auch noch dran ist) im Stern TV, dass ja in Deutschland kein Homeschooling erlaubt ist. Eine Familie ist im Studio, die deswegen nach Gran Canaria ausgewandert sind, weil ihre Kinder mit psychosomatischen Beschwerden zu kämpfen hatten und deswegen nicht in die Schule gegangen sind. Sie wollten einfach nicht mehr in die Schule. Die Mutter hat sie 3 Jahre zu Hause unterrichtet. Nachdem dann 7500 Euro Bußgeld zusammengekommen sind, sind sie ausgewandert.
Eine andere Familie ist nach Amerika ausgewandert aus dem gleichen Grund und hat dort ein politisches Asyl beantragt und auch bekommen, weil Deutschland eine Minderheit benachteiligt. Was haltet ihr vom Homeschooling? Sollte es in Deutschland auch erlaubt sein? Was spricht für und gegen Homeschooling? Warum ist Homeschooling in Deutschland nicht erlaubt?
Ich muss sagen, dass ich es gut finde, dass in Deutschland eine Schulpflicht ist. Die Kinder haben dann wenigstens auch den sozialen Kontakt, den Kinder kaum haben, wenn sie zu Hause von den Eltern unterrichtet werden.
Ich persönliche halte nichts von diesem Homeschooling. Zwar sollen die Eltern die Rechte haben, darüber zu entscheiden, wie ihre Kinder gelehrt werden sollen, aber in Bezug auf die Schule würde das nur Nachteile mit sich bringen. Jedes Kind, das hier in Deutschland lebt und später hier auch eine Ausbildung (sei es Studium oder eine Ausbildung im Betrieb) machen will, soll auch in der Lage sein mit anderen Kameraden Kontakt aufzunehmen oder zumindest mit diesen zurecht zu kommen.
Und genau das verhindert Homeschooling. Zu Hause könnte es zwar unter bestimmten Umständen besser (fachlich) gelehrt werden, aber es hat dafür nicht den sozialen Kontakt, den man in der Schule täglich hat.
Ein weiterer Nachteil des Homeschoolings wäre auch eine beschränkte Sicht dadurch, dass sie NUR von ihren Eltern unterrichtet werden. In der Schule haben sie verschiedene Lehrer und können sich auch mit ihren Kameraden austauschen, um verschiedene Meinungen zu diskutieren. Im schlimmsten Fall könnten die Kinder etwas komplett Falsches beigebracht bekommen und würden keine Chance haben darüber zu diskutieren, bzw. überhaupt zu merken, dass daran etwas faul ist.
Auch finde ich, dass die Schulzeit eines der wichtigsten (und auch schönsten) Zeiten im Leben ist, in der man seine Freunde suchen soll und Lebenserfahrungen für später sammelt. Die Schulzeit ist die Zeit, in der man sich am meisten entwickelt und auch verändert - die Zeit des Erwachsenwerdens eben.
Man möge sich doch mal vorstellen, ein Kind würde von Geburt an nur zu Hause sein, von Eltern gelehrt werden, kaum Freunde haben und später dann in die Berufswelt gehen. Ist das überhaupt möglich für dieses Kind da zurecht zu kommen?
Ich glaube ich habe diesen Bericht auch gesehen gestern Abend und ich habe mir dazu auch meine Gedanken gemacht.
Die Wissensvermittlung wäre beim Hausunterricht wahrscheinlich gar nicht so ein großes Problem. Den Eltern könnte ja der Lehrplan und eine Materialliste zugänglich gemacht werden und der Wissensstand der Kinder könnte halbjährlich von einem ganz normalen, unabhängigen Lehrer überprüft werden. Problematisch wird es höchstens in den höheren Klassen, wo von dem Unterrichtenden eben mehr verlangt wird als nur dem Lehrplan zu folgen, nicht zuletzt auch eine gewisse Begeisterung für den Unterrichtsstoff.
Aber auch wenn die Kinder so durchaus eine gute Bildung bekommen können und auch, wenn sie natürlich in ihrer Freizeit in Vereinen und anderen Einrichtungen soziale Kontakte pflegen können, denke ich trotzdem, dass diese Art des Unterrichts die Kinder nicht gut auf das Leben vorbereitet. In dem Bericht den ich gesehen habe, wurde zum Beispiel ein Kind gezeigt, das gesagt hat, dass es ihm in der Schule zu laut war und dass es deshalb schlecht lernen konnte. Aber wie will denn so ein Kind später mal mit einem überfüllten Hörsaal mit 500 Leuten klar kommen?
Ich finde es außerdem komisch, dass in einer Familie angeblich alle Kinder Probleme mit der Schule hatten und ich frage mich da schon, in wie weit das wirklich ein Problem der Kinder war oder ein Wunsch der Eltern, der auf die Kinder projiziert worden ist. Es wurde nämlich auch mit keinem Wort erwähnt, ob die Eltern sich mit den Lehrern zusammengesetzt haben um gemeinsam mit der Schule eine Lösung für die Kinder zu finden, oder ob sie sich nach einer anderen Schule umgeschaut haben.
Ich halte absolut nichts von Homeschooling und finde es gut, dass dies zum einen in Deutschland verboten ist, und zum anderen eine zehnjährige Schulpflicht in Deutschland besteht (auch wenn einige diese Schulpflicht schon nach der siebten oder achten Klasse erfüllt haben *g* ).
Als angehender Lehrer kann ich sagen, dass es den Eltern im Normalfall am nötigen Wissen und der pädagogischen Ausbildung fehlt, um ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. Nicht umsonst unterrichtet heute nicht mehr ein Lehrer alle Fächer, so wie es früher an den Volksschulen auf dem Dorf der Fall war. Der Unterrichtsstoff ist einfach so umfangreich geworden mittlerweile, dass ein Lehrer alleine das gar nicht alles entsprechend vermitteln kann. Zudem wären ja dann auch die Lehramtsstudiengänge alle hinfällig, wenn man zu Hause von den Eltern unterrichtet werden könnte.
Zudem habe ich selber die Erfahrung gemacht, dass es zu noch größeren familiären Problemen kommen kann, als vielleicht eh schon zwischen pubertierenden Teenagern und Eltern bestehen, wenn innerfamiliär Unterricht stattfindet. Allerdings war es bei mir genau umgekehrt: ich hätte meinen Vater musikalisch unterrichten sollen, aber das ging absolut nicht gut, obwohl wir sonst ein ganz gutes Verhältnis haben.
Darüber hinaus würde mit Homeschooling die Vergleichbarkeit der Leistungen der Schüler untereinander noch schwieriger als sie eh schon ist. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass dazu doch ein wirklich großes Maß an Selbständigkeit, Durchhaltevermögen und disziplin gehört, wenn man konsequent jeden Tag zu Hause Unterricht durchführen soll. Es ist doch etwas anderes, ob man zu Hause in seier gewohnten umgebung sitzt, wo man von vielen Alltagsdingen abgelenkt wird, oder ob man sich auf den Weg in die Schule macht, die ja in erster Linie den Zweck des Lernens und Lehrens erfüllen soll.
Die einzige Einrichtung, die man mit homeschooling vergleichen könnte, und die in Deutschland erlaubt ist, sind die Zirkusschulen. Da werden die Zirkuskinder von einem Lehrer betreut und haben täglich in der Zirkuschule Unterricht. Dies ist so vorgesehen, da es für die Kinder nicht wirklich sinnvoll wäre, wenn sie alle zwei Wochen in eine andere Schule gehen würden. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass diese Zirkusschulen aber auch nur bis zur vierten oder sechsten Klasse unterrichten dürfen. Danach müssen dieKinder eine normale allgemeinbildende Schule besuchen, da der Stoff zu umfangreich wird.
Tja, das ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist es ausgesprochen gut, dass es in Deutschland die Schulpflicht gibt, denn anderenfalls hätten wir ganz sicher einige Analphabeten mehr. Andererseits ist Schule oftmals auch reiner Stress, manche Kinder sind die reinsten Überflieger und langweilen sich beim normalen Unterrichtstempo, andere brauchen mehr Zeit. Beim Unterricht zu Hause könnte genau auf die jeweiligen Bedürfnisse eingegangen werden.
Aber: Wer gibt den Unterricht zu Hause? Wenn es die Mutter ist, muss sie den ganzen Stoff entsprechend beherrschen und auch verständlich vermitteln können (was schon mal nicht geht, wenn die Mutter nur eine geringe Bildung genossen hat oder bei ihr einfach nicht viel an Talent für Mathematik, Sprachen, usw. vorhanden ist). Wer stellt sicher, dass auch wirklich gelernt wird? Eine jährliche externe Prüfung müsste dann natürlich Voraussetzung sein.
Als eine der schönsten Zeiten im Leben würde ich die Schulzeit nun nicht bezeichnen, und was die sozialen Kontakte angeht, so lernt man in der Schule wohl vor allem, wie gemobbt wird, wie sich geprügelt wird, usw. Denn es geht doch schon teilweise ziemlich hart zu, gerade in den unteren Klassen (etwa bis zur 8.). Da gibt es so etliche Aspekte, auf die man sicherlich gut und gerne verzichten könnte und die beim Unterricht zu Hause eben ganz wegfallen würden. Wie bei Kindern, die gemobbt werden zum Beispiel. Und es herrscht oft ja auch eine ziemliche Brutalität an Schulen.
Morgaine hat geschrieben:Und es herrscht oft ja auch eine ziemliche Brutalität an Schulen.
Im Berufsleben herrscht aber oft auch eine ziemliche Brutalität, auch wenn es hier natürlich andere Methoden gibt und eine handfeste Prügelei sicher die absolute Ausnahme ist. Und eine Aufgabe der Schule ist es ja, auf das spätere Leben vorzubereiten.
Die von dir angesprochenen Dinge, mit denen manche Kinder in der Schule zu kämpfen haben sind natürlich nicht schön, aber sie sind eben nicht nur in der Schule Realität sondern ziehen sich durch das ganze Leben. Wenn jemand später in der Ausbildung oder im Job gemobbt wird, wird aber keine Mama da sein, die die Person dann ans Händchen nimmt und sagt, dass sie da nicht mehr hin gehen muss.
Ich finde, dass negative Erfahrungen auch ein ganz wichtiger Teil des sozialen Lernens sind. Wenn man eine negative Situation durchlebt und bewältigt hat ist man für ähnliche Situationen in der Zukunft besser gerüstet.
Ich halte von dem Homeschooling überhaupt nichts. Man hört es immer wieder und sogar in unserem Bundesland Steiermark, Österreich gibt es 300 Kinder die zu Hause unterrichtet werden. Ich habe nicht einmal gewußt das es hier erlaubt ist. Aber ich habe es erst in der Zeitung gelesen.
Allerdings halte ich nicht wirklich etwas davon. Ich denke wenn die Kinder in die Schule gehen haben sie soziale Kontakte die sie vermutlich sonst nicht hätten. Es ist ja so, das die Familie die in die USA ausgewandert ist Asyl bekommen hat weil sie hier ihre Religion nicht ausüben dürfen oder nicht so wie sie es wollen. Hab ich zumindest im Fernsehen gehört. Der Sexualkundeunterricht ist in ihren Augen was schlechtes und damit durften die Kinder nicht mehr zur Schule.
Sicher geht es in vielen Schulen auch gewalttätig zu aber im Endeffekt lernen die Kinder ja auch etwas. Und damit meine ich nicht nur den Schulstoff.
Cloudy24 hat geschrieben:Ich finde es außerdem komisch, dass in einer Familie angeblich alle Kinder Probleme mit der Schule hatten.
Hatten sie ja nicht. Es sind ja nur 2 von 5 Kindern überhaupt zur Schule gegangen und wurden zügig wieder von der Schule geholt. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden die anderen Kinder sofort zu Hause unterrichtet.
Ansonsten halte ich auch nicht viel vom Homeschooling. Gerade wenn dann Argumente kommen, dass in den Schulen keine christlichen Werte vermittelt werden, wie es da bemängelt wurde, frage ich mich, warum die Eltern ihre Kinder dann eben nicht zu einer konfessionellen Schule schicken. Und dann die Probleme mit den Mitschülern. Sollen die Kinder jetzt ihr ganzes Leben alleine leben und vor allen Konfrontationen wegrennen? Was machen die denn, wenn später mal ein Arbeitskollege oder Chef "Nein" sagt?
Und es wird ja nicht jeder lieb und nett mit ihnen später umgehen. Da kann man auch nicht immer wegrennen, sondern muss auch mal lernen, sich damit abzufinden und einen Kompromiss zu finden. Derzeit scheint es ja so, als würden die Kindern nur das machen was sie gerne wollen und nur mit den Leuten, mit denen sie gerne etwas machen wollen. Klar kann man sie in Sportvereine schicken oder mit anderen Kindern spielen, aber dass kann man sich ja später nicht immer alles aussuchen.
Also von der Seite sehe ich da schon gewisse Probleme. Und von daher finde ich auch die Schulpflicht gut. Allerdings sollte man sie schon versuchen auch härter durchzusetzen. Ansonsten gibt man den Homeschooler ja nur ein gutes Argumten an die Hand, wenn auch so viele Kinder nicht zu Schule gehen.
Ich halte ehrlich gesagt nicht viel davon. Denn ich finde, dass die Kinder dadurch auch ausgegrenzt werden. Klar können Kinder auch außerhalb der Schule soziale Kontakte knüpfen, aber es kann auch Eltern geben, die das praktizieren wollen, um die Kinder bewußt von der Außenwelt abzuschotten und den Kindern so Schaden zufügen.
Ich frage mich auch, wie das überhaupt praktiziert wird. Müssen die Kinder dann bei externen Prüfungen Leistungsnachweise erbringen oder wie bekommen sie dann überhaupt einen Abschluss? Wie können die Eltern die Kinder im Elternhaus ausreichend motivieren? Ich muss zugeben, ich könnte das auf Dauer nicht, und ich glaube ,dass das auch für die Kinder ein ziemlicher Albtraum sein muss, die Eltern ständig um sich herum zu haben als Lehrer und Erziehungsberechtigte in einem.
Und auch wenn manche Schulen sicherlich problematisch sind, so hat man ja immer noch die Möglichkeit, sich für eine geeignete Schule zu entscheiden. Es gibt mittlerweile auch alternative Schulen, Waldorfschulen, auch wenn die umstritten sind oder Jenaplan-Schulen, Montessorischulen, etc. Wenn man also wirklich keine 08/15 Grundschule für sein Kind möchte, wobei ich selbst kein Problem damit habe, wird man doch sicherlich auch anderweitig fündig.
Zudem ist es auch so, dass man sein Kind nicht von allen Problemen abschotten kann. Wenn man also meint, seinem Kind etwas Gutes zu tun, indem man es nur zuhause lässt und so von "den bösen Einflüssen der Umwelt" fernhält, dann wird das Kind ja spätestens im Berufsleben mit Schwierigkeiten kämpfen müssen, denn es hat unter Umständen dann nie gelernt, sich in der Gesellschaft zu behaupten bzw. auch mit Anfeindungen mal zurechtzukommen.
Die Familien, die bevorzugen ihre Kinder zu Hause zu unterrichten, sind oftmals doch eh nicht mehr ganz sauber im Oberstübchen. Tut mir leid, aber wenn ich im Fernsehen da schon von Familien und ihren Rechtsstreiten mitbekommen habe, waren das immer ganz komische Gestalten. Da tun einem die Kinder wirklich sehr leid, wenn man mal noch in Betracht zieht, dass die Schule überhaupt der einzige Ort wäre, an dem sie mal unter normale Leute kommen. Wenn ihnen auch noch diese Möglichkeit genommen wird: Wie sollen sie dann überhaupt einmal eine realistische Chance auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhalten? Wenn sie später mal studieren oder arbeiten möchten, müssen sie sich auch unterordnen und sich frenden Regeln und Menschen anpassen.
Ich glaube einfach, dass diese Familien das nicht in Betracht ziehen. Sie verbauen ihren Kindern nicht nur jede Form des sozialen Kontakt (denn das ist doch Schule besonders im frühen Entwicklungsalter doch vor allem!), sondern sie nehmen ihnen auch noch die Chance auf die Erfahrung mit anderen Meinungen. Das kann ich nicht nachvollziehen und finde es ganz richtig so, dass es hier eine Schulpflicht gibt, die voraussetzt, dass man auch tatsächlich eine Schule besucht.
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