Wenn Au-Pairs zu Ersatzeltern werden
Eine Bekannte war voriges Jahr als Au-Pair-Mädchen in Großbritannien. Die Familie hat sie sehr nett aufgenommen, allerdings hatten sie in puncto Erziehung teilweise eine völlig andere Auffassung.
Das Kind - es war ein Mädchen, war zweieinhalb Jahre alt, schlief in seinem eigenen Zimmer und durfte erst aufstehen, wenn der Bär auf ihrer Weckuhr aufstand. Meine Bekannte ging dann mit ihr runter und machte ihr Frühstück, auch war sie zuständig fürs Anziehen, Frisieren und Zähneputzen. Die Eltern standen erst später auf und kamen irgendwann mal in die Küche. Wenn die Eltern in die Arbeit fuhren, nahmen sie ihre Tochter mit in den Kindergarten. Dort blieb sie dann den ganzen Tag, bis meine Bekannte sie um 17 Uhr wieder abholen musste. Zuhause gabs dann Abendbrot, dann spielte meine Bekannte noch mit ihr, ging mit ihr Baden und brachte sie gegen 19 Uhr ins Bett. Das einzige, was die Eltern machten, war dem Kind Gute-Nacht zu sagen. Nur am Wochenende nahmen sie sich oder besser gesagt eigentlich fast ausschließlich der Vater mehr Zeit, um mit ihrer Tochter zu spielen.
Meine Bekannte hat dabei richtig gemerkt, wie sehr dem Kind die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern fehlt. Sie waren immer lieb zu ihrem Kind, aber sie haben sich fast ausschließlich um ihre Arbeit und Karriere gekümmert. Die Mutter hat sogar oft noch von zuhause aus weitergearbeitet und wenn sie dann in ihrem Arbeitszimmer saß, durfte die Kleine nicht mal zu ihr rein. Sie hat dann oft eine Stunde geweint und ist vor der Türe gestanden. Es war total schwierig für meine Bekannte, sie da wegzulocken, denn oft halfen nicht mal Süßigkeiten. Es gab mir jedesmal einen Stich ins Herz, wenn sie mir davon erzählte.
Das Mädchen brachte ihre Sehnsucht nach Liebe auch im Kindergarten zum Ausdruck, indem sie teilweise aggressiv auf andere Kinder reagierte, ihnen Spielsachen wegnahm oder sie verletzte.
Wenn sie nachts schrie, schauten ihre Eltern nur in den seltensten Fällen nach ihr. Einmal hatte sie sogar in der Nacht erbrochen und die Mutter hatte es erst am nächsten Morgen entdeckt, obwohl das Mädchen in der Nacht geweint hatte... Die Mutter hatte dann wohl ein schlechtes Gewissen und wünschte sich, in dieser Nacht nach ihrer Tochter geschaut zu haben, aber es änderte nichts. Sie ließ ihre Tochter auch in Zukunft einfach weinen. Dabei hätte diese nicht mal die Möglichkeit gehabt, zu ihren Eltern zu gehen, weil die Tür mit einem Türschutz-Gitter abgesperrt war. Ich fand das schon ziemlich arg!
In der Zeit, in der meine Bekannte als Au-Pair-Mädchen dort war, wurde die Mutter abermals schwanger, wollte aber das Kind von Anfang an nicht wirklich. Ihr Mann hatte sich über die Schwangerschaft gefreut. Er hatte überhaupt den besseren Draht zu Kindern. Meine Bekannte berichtete mir davon, dass die Mutter behauptete, sie könne nun ihre Tochter nicht mehr riechen, da sie schwanger sei! Und in der ersten Schwangerschaft konnte sie ihren Mann nicht riechen! Ich dachte wirklich, ich höre nicht richtig, denn so was Dummes hatte ich noch nie vorher gehört.
Jedenfalls hatte sie dann einige Schwangerschaftstests machen lassen und die Ärzte teilten ihr mit, dass es sein könnte, dass das Kind behindert zur Welt kommt. Das Testergebnis, das darüber genauer Auskunft geben sollte, hat sie nicht mal abgewartet und schon vorher einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen. Man hatte den Eindruck, das kam ihr gerade recht. Ich finde so was ziemlich schlimm und kann nicht verstehen, wie man so ticken kann, aber dem Ungeborenen ist wenigstens einiges erspart geblieben.
Und ihrer Tochter kann man nur wünschen, dass sie bei ihren Kindern nicht mal denselben Fehler macht, falls sie überhaupt mal welche bekommen will. Abgesehen davon finde ich es nicht gut, wenn die Betreuungspersonen eines Kindes nach so kurzer Zeit - wo sich das Kind gerade erst an die Person gewöhnt hat, schon wieder aus dem Leben des Kindes verschwindet. Ich denke, das ist für das Kind sicher mit Verlustängsten verbunden.
Was meint ihr zu diesem Thema?
Also wenn sich die ganze Sache wirklich so zugetragen hat, dann kann ich nur eines dazu sagen. Deine Bekannte macht sich ebenfalls strafbar, wenn sie solchen Taten zusieht und nichts unternimmt. So etwas muss auf jeden Fall dem zuständigen Amt gemeldet werden, sofern es in diesem Land etwas vergleichbares wie das Jugendamt gibt! Denn Kinder einzusperren, allem Voran mit solchen Gefängnismethoden ist strikt untersagt. Das Kind im Erbrochenen liegen zu lassen ist ebenfalls eine starke Vernachlässigung des Kindes, um nicht schon sogar zu sagen eine Misshandlung des Kindes.
Nun müsste eben geklärt werden, inwieweit deine Bekannte/ Freundin zur Verantwortung gezogen werden kann. Also ich nehme einmal an, dass sie ziemlich sicher ja einen Vertrag unterschrieben hat indem die Transparenz der Verantwortung und auch die Zeit aufgelistet ist. Sie soll diesen prüfen lassen und mit ihrem vertrauten Anwalt über ihre Verantwortung sprechen und diesen um Rat bitten. Denn wenn deine Bekannte die ganze Zeit über verantwortlich für das Kind ist, was ich mir kaum vorstellen kann, dass das rechtlich möglich ist, dass man 24 Stunden am Tag rund um die Uhr arbeitet, kann dieser Schuss auch nach hinten los gehen und du kannst ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden. Mach dich da bitte einmal schlau!
Auf jeden Fall muss die Bekannte von dir einen Weg finden, dass sich die Sache auf jeden Fall ändert, denn das Kind leidet da ja Höllenqualen. Also ich bin selber berufstätige Mutter, ich gehe halbtags arbeiten und mein Mann ganztags. Obwohl meine Tochter ihren Vater nur morgens sieht und abends, bleibt immer noch Zeit für liebevolles Kuscheln und Blödsinn über. Auch von meiner Seite gibt es ganz viel Liebe und Streicheleinheiten, das ist wichtig. Auch wenn ich karrieregeil bin, soviel Zeit muss einfach sein.
Du sagst, sie nehmen das Kind morgens mit, aber deine Bekannte muss Zähne putzen und alles machen, weil sie länger schlafen wollen. Da fängt das Ganze schon an. Liebevolle Eltern lassen das keinesfalls das Kindermädchen für sich erledigen. Und wenn das Kind erst um 17.00 Uhr nach Hause kommt, gebadet wird, noch etwas isst, und so oder so gleich nachher ins Bett geht, dann braucht es ja wirklich nicht viel Aufmerksamkeit. Vielleicht eineinhalb Stunden, die werden ja wohl noch aufzutreiben sien. So wie du das schilderst ist das Kind einfach nur ein Klotz am Bein, welches die Karriere verhindert. Vielleicht soll es aber auch nur nach außen hin die heile Welt darstellen. Das Kind ist quasi nur Mittel zum Zweck. Deine Bekannte muss schauen, dass sich da etwas ändert, so schnell wie möglich!
wirreszeug hat geschrieben:Deine Bekannte muss schauen, dass sich da etwas ändert, so schnell wie möglich!
Ich vermute, du hast überlesen, dass die Bekannte voriges Jahr Au-Pair-Mädchen bei dieser Familie war, sprich sie ist vermutlich gar nicht mehr in Großbritannien, zumindest ist sie nicht mehr dort tätig. Da jetzt retrospektiv etwas zu machen, stelle ich mir etwas schwierig vor.
Aber das Ganze hört sich wirklich furchtbar an. Nur glaube ich kaum, dass das dortige Jugendamt etwas tun könnte. Im Zweifelsfall könnten die Eltern immer behaupten, dass sie das Kind nachts nicht weinen gehört haben, als es sich erbrochen hatte. Da wird es kaum möglich sein, etwas nachzuweisen.
Was das nicht Hineinlassen ins Arbeitszimmer angeht, ist das zwar seelische Grausamkeit ohne Ende, aber erfüllt eben nicht den Tatbestand der Kindesmißhandlung - was also kann das Jugendamt da tun?
Meine Ansicht ist, dass die Eltern schon extrem grausam dem Kind gegenüber sind, zumindest wohl die Mutter, nur handelt es sich eben um seelische Grausamkeit, die in der Regel nicht geahndet werden kann. Mit Mutterliebe hat das jedenfalls nichts zu tun, wenn man ein so kleines Kind dermaßen im Stich lässt - ich könnte das nicht, mir würde es das Herz brechen, mein Kind über längere Zeit hinweg weinen zu lassen. Ich bin zwar mal schroff im Umgang mit meinem Sohn, aber wenn er mich braucht, bin ich immer zur Stelle.
Und wie bitte soll sich eine Mutter-Kind-Bindung aufbauen, wenn die Mutter das Kind weder morgens noch abends versorgt, sondern das immer eine andere Person tut?
Ich denke, die Eltern werden aber die Quittung bekommen, wobei einem das Kind natürilch nur leid tun kann. Wenn das Kind später mal in der Pubertät - oder vielleicht bereits früher - über die Stränge schlägt, von zuhause abhaut, sich nichts mehr von den Eltern sagen lässt oder vielleicht sogar Drogen nimmt, dann würde mich das nicht wundern. Denn wenn man in so einem lieblosen Umfeld aufwächst und nie Nähe oder Wärme erlebt hat, außer von anderen Personen, die ständig wechseln, dann bekommt man doch früher oder später einen seelischen Knacks.
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