Tattoo für Jugendliche
Unsere Tochter ist 16 Jahre alt und quält unsere Ohren seit einem Jahr damit, dass sie gerne ein Tattoo möchte. Ich bin ja nicht damit einverstanden, aber langsam kann ich es nicht mehr hören. Ich brauche entweder handfeste, auch für sie verständliche Gründe, warum sie warten soll, damit sie es selbst einsieht.
Ich bin auf der Suche nach Jugendlichen, die nach dem tätowieren gar nicht mehr so überzeugt sind oder waren von ihrer Idee. Vielleicht würde es so für einen Aufschub verhelfen. Sie soll sich dies noch etwas besser überlegen. Wer kann mir da weiterhelfen?
Ich selber habe zwar kein Tattoo, kann dir dazu aber nur folgendes sagen: Als ich in dem Alter war, indem deine Tochter jetzt ist, wollte ich auch unbedingt ein Tattoo haben. Meine Mutter meinte damals auch immer nein, mit der Begründung, wenn ich es dir erlaube und irgendwann gefällt es mir nicht mehr, dann würde ich sie dafür verantwortlich machen, weil sie es mir erlaubt hätte. Wenn ich 18 bin, könnte ich es selber entscheiden und müsse dann eben auch mit den Konsequenzen meines Handelns leben, könne dafür dann aber niemanden verantworlicht machen.
Hört sich im ersten Moment vielleicht total bescheuert an, aber wenn man mal so drüber nachdenkt, hat sie absolut Recht. Heute bin ich echt froh das ich mir damals nicht ein sogenanntes "Arschgeweih" hab stechen lassen.
Erzähl das deiner Tochter, vielleicht sieht sie es ein. Und übrigens, ich würde an deiner Stelle nicht nachgeben, nur weil du es nicht mehr hören kannst und sie dich damit schon wer weiß wie lange nervt.
16 ist schon verdammt jung für das erste Tattoo. Aber es gibt 16jährige, die sich das besser überlegt haben, als manche 30jährige. Du kannst deine Tochter sicher gut einschätzen, ob es sich um eine Laune handelt oder nicht. Hat sie denn schon ein bestimmtes Motiv im Auge? Und was gibt sie als Grund an, warum sie es will? Habt ihr denn mal ausführlicher darüber gesprochen?
So ein richtiges Gegenargument kann ich dir nicht sagen, ohne deine Tochter und ihre Beweggründe zu kennen. Ich bekam mein erstes Tattoo mit 18, hab inzwischen einige mehr und nichts bereut. Nehm Bruder hat mit 17 eins bekommen, ist bei dem einen geblieben und hat es auch nicht bereut bisher (er ist jetzt 24, ich bin 32). Ich kenne einige Leute, die mit 16 angefangen haben und davon haben inzwischen die meisten deutlich mehr als ein Tattoo. Dagegen kenn ich auch Leute, die sich erst zwischen 25 und 35 das erste Tattoo haben machen lassen. Von denen sind nicht mehr alle glücklich damit. Es hängt also nicht nur am Alter, ob es nun der richtige Schritt ist oder nicht.
Ich habe im Bekanntenkreis 3 Mädchen, die mit Einverständnis der Mutter damals eine Tätowierung haben machen lassen. ein Mädchen dieses sogenannte Arschgeweih, ein Mädchen eine Rose am Allerwertesten und ein Mädchen das Sternzeichen an der Fußfessel. Alle 3 haben diese Tätowierung bereut und es gab zu Hause schon deswegen großen Streit, weil sie das Geld haben wollten um es weglasern zu lassen.
Meine Tochter kam auch mit 16 an und wollte eine kleine Tätowierung haben. Ich habe da konsequent nein gesagt. Ich habe das genau deswegen begründet, dass sie warten soll, bis sie selber für sich verantwortlich ist. Dann kann sie es gerne machen, kann aber niemanden dafür verantwortlich machen. Sie musste also warten und hat gewartet und würde auch heute nie zugeben, wenn es ihr nicht mehr gefallen würde.
Dann kenne ich noch ein Mädchen, das hat gewartet, bis es 18 war und ist dann auch ins Tattoostudio gegangen und hat ein Tattoo machen lassen. Sie war damals sehr dick und hat sich ein Tattoo am Allerwertesten machen lassen. Dann hat sie abgenommen und nun sieht das Tattoo ziemlich zerknirscht aus. Sie versucht jetzt auch die Mutter dafür verantwortlich zu machen, was aber nicht ganz klappt, weil die Mutter es auch nicht bezahlt hat.
Ich würde auch immer wieder so handeln und meinen Kindern sowas nicht erlauben. Vor allem müssen sie auch wenn sie 18 sind so ein Tattoo selber bezahlen, damit sie mich nciht trotzdem noch dafür verantwortlich machen können. Die Geschmäcker bei denn Kindern in dem Alter sind noch sehr wechselhaft und das Tattoo, was meine Tochter mit 16 haben wollte, war es mit 18 nicht. Auch da war sie bestimmt froh, dass ich es nicht erlaubt habe.
Als ich 16 war gab es das mit den Tattoos noch nicht. Dafür waren halt mehrer Löcher im Ohr total in und ich wollte das auch haben. Meine Eltern haben mir das konsequent untersagt mit dem Hinweis, wenn ich 18 bin darf ich dann selbst entscheiden. Und mit 18 war ich froh das ich keine zusätzlichen Löcher zu den normalen Ohrringen habe.
Wobei man schon hinterfragen sollte, warum es die Tochter möchte, wenn sie schon ein Jahr deswegen diskutiert. Welches Motiv möchte sie und aus welchem Grund möchte sie das bekommen? Darüber sollte man sich innerhalb der Familie unterhalten und daran wird man auch erkennen, ob deine Tochter sich das gut überlegt hat oder das ganze nur will, weil eben viele Freunde ein Tattoo haben.
Also ich habe mein erstes Tattoo (und einziges) mit 22 stechen lassen. Mit 16 finde ich auf jeden Fall zu früh. Sicher, auch ich wollte in diesem Alter schon ein Tattoo haben. Aber im Nachhinein bin ich echt froh, dass meine Eltern auch auf langes Drängen hin nicht nachgegeben haben. Ich wollte eine Rose auf der Brust. Hallo? Gehts noch? Wer will denn sowas heute noch haben.
Mit 22 habe ich mich dann für ein "Arschgeweih" entschieden. Auch heute noch darf ich mir anhören, dass das ja total out ist und nur ne Modeerscheinung war. Mag sein, dass es das war. Aber ich habe es sicher nicht deshalb gemacht. Außerdem habe ich ein ganz individuell gestaltetes Motiv an dem ich selber mitgearbeitet habe.
Ich an deiner Stelle würde auf jeden Fall noch mal sachlich mit deiner Tochter darüber reden und ihr klar machen, dass ein Tattoo eine Entscheidung fürs Leben ist. Sicher, es gibt Möglichkeiten, dieses wieder zu entfernen aber das ist meist mit Scherzen und viel Geld verbunden. Und wenn sie schon mit dem Argument aufwartet, dass sie es ja wieder wegmachen kann, dann hat sich die Frage quasi schon von selbst erledigt.
Am besten finde ich als Abschreckung dann doch immernoch die Methode der Geschichte von dem gestochenen Delfin, der zum Pottwal wurde. Hierbei wurde dann halt in jungen Jahren, also in etwas im Alter deiner Tochter ein Delfinbild gestochen und dadurch das der Körper auch mit 16 noch nicht fertig entwickelt wurde, sondern sich verändert und auch noch ausdehnen kann, dehnt sich so ein Tattoo nun einmal wird, in diesem Fall wird es zum Pottwal. Das war immer die nette Geschichte von meinem Papa.
Allerdings kenne ich auch ein persönliches Beispiel. Da hat sich auch eine junge Frau ein Tattoo stechen lassen und ist einiges Jahre später dann in Mutterschaft gegangen. Das Tattoo war auf der Hüfte und hat sich nun mitgedehnt, jedoch konnte sich die Stelle nicht komplett mit zurückdehnen. Schon einmal ein faltiges Tattoo gesehen? Sieht nicht schön aus.
Weiterhin muss man zu diesen Motiven ja auch sagen, investiert man nicht das nötige Geld und lässt ein wirklich perfektes machen, dann ärgert man sich auch schnell weil die Farben verblassen und manche Linien sich vielleicht auch leicht auflösen und es einfach nicht schön aussieht.
Zeige deiner Tochter auf dem Sender DMAX doch einmal die Sendung Miami Ink oder London Ink, die stechen dort Tattoos, die perfekter nicht sein könnten und sind jeweils auf spezielle Motive spezialisiert, denn wenn man etwas auf seinem Körper für die Ewigkeit will, dann sollte es schon außergewöhnlich sein und außergewöhnlich ist teuer. Solch ein Tattoo kann dann schon insgesamt tausend oder mehr kosten, aber was ist das schon bedenkt man es bleibt ewig. Darüber sollte deine Tochter sich schon Gedanken machen, das sie so etwas nicht einfach einen Fuscher machen lässt, denn das Geld für einen richtigen wird sie jetzt wohl noch nicht haben, also heißt es warten, denn entfernen ist zwar möglich klappt aber auch nicht immer komplett. Hab hier mal ein paar Beispiele für teure, aber gute Tattoos gesucht: hier, hier, hier. Wenn man sich aber keine Gedanken macht vorher und sich nicht informiert, beziehungsweise, dann nciht reif genug war, kann es so aussehen: hier und hier. Deine Tochter sollte sich also wirklich Zeit nehmen dafür und wenn es Jahre dauert, aber dann ist es wenigstens richtig gemacht und sie hat es sich lange überlegen können.
Ein Tattoo sollte schließlich auch etwas persönliches sein, wenn man es schon so lange behalten wird. Sie sollte also etwas wählen können, von dem sie weiß sie kann es auch die nächsten Jahre verkörpern, doch das kann sie mit 16 noch gar nicht wissen. Auch hat jeder Tättowierer sei ganz eigenes Spezialgebiet, man sollte das vorher auch behachten, das man nicht zu einem geht und ein Auto stechen lässt, dessen Spezialgebiet aber Blümchen sind. Ein Bekannte von mir ist 400km zu einem Tättowierer gefahren udn hat 500 € für ein mittelgroßes Blümchen auf ihrem Fuß bezahlt, allerdings sieht dieses auch so schön aus, als würde es einem entgegenspringen. Diese Frau hat sich allerdings vorher informiert über den Tättowierer und bereut es nun auch nicht.
Setz dich also am besten noch einmal mit deiner Tochter hin und zeige ihr diese Bilder und mach ihr klar, das ein Tattoo nicht nur einfach hübsch ist, sondern auch eine Verpflichtung an den eigenen Körper, noch dazu ist es nich nur einfach da, sondern muss auch geflegt werden, möchte man es vernünftig halten und über Frage des Motives und der Stelle wird sich ihre Meinunge gerade in den nächsten Jahren garantier noch ändern.
Ich würde ihr auch einfach sagen, dass sie damit warten soll, bis sie volljährig ist. All die schönen Argumente mit den Motiven, die einen als erwachsenen Menschen stören und die man dann aber hat, das Gesundheitsrisiko und so weiter, stoßen bei Teenagern gar zu oft auf taube Ohren. Für alles findet man Gegenargumente. Von "Ich bin nicht so blöd, ich hab mir das gut überlegt!" bis hin zu "Natürlich ist das nicht ungefährlich. Aber ich gehe ja auch zu einem qualifizierten Tätowierer, der weiß was er tut!". Irgendetwas wird sie immer finden, um deine Argumente auszuhebeln. Natürlich solltest du sietrotzdem auf all diese Dinge hinweisen. Aber sag ihr eben auch, dass es ihr Körper und damit ihre Entscheidung ist, ob sie sich tätowieren lassen will.
Wenn sie mit 18 Jahren dann immer noch so felsenfest davon überzeugt ist, dass sie diese Tätowierung unbedingt haben muss, steht es ihr frei, diese dann stechen zu lassen. Wenn sie diese zwei Jahre aber noch abwartet, hat sie damit bewiesen, dass es ihr ernst damit ist, dass sie diese Entscheidung gut durchdacht hat und sie das nicht nur aus einer Coolness-Laune heraus machen lassen wollte. Falls das der Fall ist, kann sie es dann stechen lassen, dann hat sie immer noch ihr ganzes Leben etwas von diesem Körperschmuck. Und du als Elternteil wirst dich in diese Entscheidung dann auch nicht mehr einmischen und versuchen sie ihr auszureden. Und das solltest du dann auch. Ich betrachte Tätowierungen nicht generell als Fehler, ich meine nur, sie sollten wohl überlegt sein. Und mit 16 oder gar noch jünger fehlt einem leider der Weitblick.
Übrigens würde ich euch bezüglich des Motivs folgenden Rat geben: Deine Tochter sollte sich jetzt sofort etwas aussuchen, das sie sich stechen lassen möchte. Das Bild oder den Schriftzug sollte sie irgendwo aufbewahren, wo sie es nicht dauernd sieht. Und in einem Jahr oder so, kramt ihr ihn wieder hervor und sie soll schauen, ob ihr das Motiv immer noch so gut gefällt, wie heute, oder ob sie dann vielleicht schon entsetzt ist, dass sie das auf ihrem Hintern oder ihrer Schulter tragen wollte.
Und ein eventuelles neues Motiv, das sie dann wählt, sollte ebenfalls in die Schublade wandern und dort bleiben, bis sie mit 18 berechtigt ist, es stechen zu lassen. Und dann schaut ihr wieder, wie es dann damit steht. Denn die Erkenntnis, dass so ein einmal gewähltes Motiv dann eben immer bleibt, bzw. die Entfernung weder spurlos noch schmerzfrei von statten geht, in direkter Verbindung mit der sichtbaren Veränerung des eigenen Geschmacks, hat bei einigen meiner Freundinnen den Wunsch nach einem Tattoo kuriert, weil bei allen bis auf eine Ausnahme kein Bild gefunde werden konnte, das dauerhaft(übrigens bis heute, 10 Jahre später) Gefallen fand.
Diese Vorführung zielt zwar auch auf ein Argument ab, dass Teenies nicht unbedingt hören wollen, aber so eine praktische Vorführung am eigenen Beispiel wirkt meistens besser als bloßes diskutieren und erklären. Oder aber sie beweist dir, dass sie das Motiv wirklich mit Bedacht ausgewählt hat und ihre Entscheidung zumindest nicht in naher Zukunft bereuen wird. Vielleicht kannst du dann besser damit leben, wenn es wirklich dazu kommt, dass sie sich tätowieren lässt.
Ich würde einem Kind in dem Alter niemals gestatten, dass es sich schon tätowieren lässt. Daher verstehe ich deine Einstellung voll und ganz und mir würde es in deiner Situation nicht anders gehen. Ich persönlich habe zwar bisher kein einziges Tattoo, spiele aber schon seit Jahren mit dem Gedanken, mir endlich mal eins stechen zu lassen. Was mich bisher davon abgehalten hat, ist das Ausbleiben meiner kreativen Phase, da ich niemals auf ein fertiges Motiv zurückgreifen würde, sondern nur ein individuelles Motiv stechen lassen würde, das auf meinen eigenen Zeichnungen basiert und vom Tätowierer in den Feinheiten nachbearbeitet wurde. Als Jugendlicher stand ich total auf diese Tribal-Tattoos, ganz besonders auf das Tattoo, das George Clooney in dem Film "From dusk till dawn" trägt.
Mein Geschmack hat sich im Laufe der Jahre sehr gewandelt und ich wünsche mir heute kein Tribal mehr. Ich wage aber zu bezweifeln, dass du mit diesem Argument bei deiner Tochter auf Gegenliebe stößt. Sie wird sich zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich gar nicht vorstellen können, dass sich ihr Geschmack noch mal ändert und wird sicher glauben, dass ihr das Wunschmotiv für immer gefallen wird. Wenn sie erst seit einem Jahr hinter einem Tattoo her ist, ist das kein langer Zeitraum, um seinen Wunsch wirklich zu festigen. Hat sich ihr Wunschmotiv in den letzten Monaten mal geändert, oder möchte sie immer noch das Motiv haben, das sie bereits vor einem Jahr haben wollte? Im schlimmsten Fall hat sie überhaupt kein konkretes Motiv vor Augen und will nur ein Tattoo haben um des Tattoos willens und nicht, weil ihr das Motiv etwas bedeutet und sie sich damit identifizieren kann.
Ich kenne Leute, die ihre Tattoos aus ihrer Jugendzeit bereuen und ich finde es ehrlich gesagt auch nachvollziehbar. Die meisten dieser Tattoos haben eine ganz bestimmte Art, über die man zehn Jahre später nur noch lachen kann oder sich aufgrund des Körperschmucks in Grund und Boden schämt. Gerade solche 08/15-Tattoos wie Tribals am Kreuzbein oder Oberarm, Blumen, Kindernamen, Tiere, chinesische Schriftzeichen oder ähnliches sind richtig abgelutscht, stellen aber die typischen Einsteiger-Tattoos dar.
Vielleicht kannst du deine Tochter animieren, ihr Wunschmotiv mal zu zeichnen und sich das Bild an den Kleiderschrank, den Kühlschrank und über den Schreibtisch zu hängen. Es wäre interessant zu wissen, wie sie auf das Motiv reagiert, wenn sie es wirklich jeden Tag immer und immer wieder sieht. Wenn sie dann zwischendurch immer mal wieder etwas an dem Motiv verändert, erkennt sie vielleicht selbst, dass ihr Wunsch noch nicht wirklich gefestigt ist.
Vielleicht kannst du dem Mädchen auch einen Kompromiss anbieten und ihr vorschlagen, dass sie sich zunächst ein Piercing stechen lässt. Das ist zwar etwas vollkommen anderes als eine Tätowierung, aber vielleicht kann sie sich ja auch mit dieser Form des Körperschmucks zunächst einmal anfreunden. Der Vorteil ist, dass sie ein Piercing jederzeit entfernen kann und im schlimmsten Fall bleibt eine winzige Narbe zurück. Ein Tattoo sollte man gründlicher abwägen, da man unter Umständen sein ganzes Leben lang auf dieses Bild schauen wird. Die Entfernung eines unerwünschten Tattoos ist teuer, zeitaufwändig und hinterlässt oft Spuren am Körper.
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