Projektarbeit alleine abgeben als letzte Konsequenz

vom 02.02.2010, 14:27 Uhr

Im Studium wurden wir zu Beginn des Semesters in Teams aufgeteilt, die aus 3 Personen bestehen um gemeinsam eine Projektarbeit durchzuführen. Man konnte sich die Leute nicht aussuchen, sondern wurde mehr oder weniger zusammen gewürfelt. Ich erwischte dann zwei Mädels und wir kannten uns vorher eher weniger.

Ziel dieser Projektarbeit war es, Protokoll zu führen über eine Veranstaltung, die 3 Monate einmal wöchentlich angeboten wurde. Das setzt aber auch voraus, dass man dort dann anwesend ist. Wir haben das so besprochen, dass wir uns das nicht aufteilen, sondern eher alle immer anwesend sind und mitschreiben, sodass man am Ende eben alles zusammenträgt. Ausgemacht war, dass wir vor den Weihnachtsfeiertagen den anderen beiden jeweils unsere bis dahin vorhandene Fassung per E-Mail schicken. Die Einzige, die das aber gemacht hat, war ich. Die anderen beiden haben sich auch auf diese E-Mail hin nicht gemeldet, nichts ergänzt und nichts geändert. Nach den Ferien habe ich die eine noch einmal in der Vorlesung gesehen und sie darauf angesprochen was mit ihrem Teil sei und wann wir das alles mal zusammentragen. Daraufhin meinte sie, sie habe eigentlich nie etwas mitgeschrieben und könne nichts dazu beitragen, sie plage aber ein unheimlich schlechtes Gewissen.

Ich war echt etwas angefressen, habe mich dann aber damit abgefunden, dass wir eben meine Version nehmen, die ja eh vollständig war. Ich habe ihr dann angeboten, dass sie wenigstens die letzte Vorlesung noch protokolliert und am Tag der Abgabe die Hausarbeit abgibt, sodass ich nicht extra kommen muss. Sie hat das mehr oder weniger so abgenickt, mir aber verbindlich nicht zugesagt, dass sie das macht. Der dritten Person habe ich noch zweimal eine E-Mail geschickt, auf die nie eine Antwort kam. Nun haben wir für die Abgabe zwei Tage Zeit, nämlich heute und morgen jeweils von 10 bis 15 Uhr. Nun habe ich bereits am Sonntagabend dem Mädchen, das eigentlich für die Abgabe verantwortlich war, eine E-Mail geschickt (Telefonnummer habe ich von keiner der beiden) um zu fragen, ob ich sicher sein kann, dass sie die Arbeit auch wirklich abgibt und wann sie das machen würde, weil ich selbst nämlich derzeit Nachtschicht arbeite und erst um 9 Uhr am Morgen von der Arbeit nach Hause komme. Und ich muss eben auch 100 Kilometer bis zur Hochschule fahren - Müsste ICH die Projektarbeit also abgeben, wäre es hilfreich, das bald zu erfahren, weil wie gesagt, morgen ist ja die letzte Möglichkeit.

Nun hat auch die mir nicht geantwortet, sodass ich nicht weiss, ob sie sie abgegeben hat und wenn ja, was überhaupt und wie ihr angeblich angefügter Teil aussieht, falls er existiert. Ich hatte beide auch gebeten, mir ihre Matrikelnummern und vollständigen Namen zu geben, damit das auf dem Deckblatt vermerkt werden kann; Nicht mal das haben sie geschafft. Heute habe ich mir überlegt, morgen einfach die Arbeit abzugeben, allerdings die beiden anderen jeweils nur mit Vorname zu vermerken (tatsächlich habe ich auch gar nicht mehr!) und dem Professor einen Zettel beizulegen, auf dem eben steht, dass meine beiden Teammitglieder außer Stande waren ihren Teil dazu beizutragen. Wäre das gerechtfertigt?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ganz ehrlich? Na klar ist das gerechtfertigt. Die beiden anderen haben rein gar nichts zur Projektarbeit geleistet, dass sie nun eine gute Note für etwas bekommen, wofür sie nichts getan haben, fände ich ziemlich ungerechtfertigt. Ich merke es immer an, wenn bei Projektarbeiten nicht alles so lief, wie es hätte sein sollen. Ich sehe nicht ein, warum andere mit nichts durch das Studium kommen und gute Noten durch meine Arbeit erhalten. Entweder hängt man sich rein, oder man lässt es. Aber ich studiere nicht für andere.

Und in solchen Fällen habe ich auch keinerlei schlechtes Gewissen. Projektarbeit im Team heißt, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt. Wenn er das nicht schafft, muss er mir das rechtzeitig sagen, so dass das Projekt angeoasst werden kann. Sich einfach nicht zu melden und davona uszugehen, dass der andere das schon machen wird und ich dann einfach mitgemacht habe, finde ich mehr als unverschämt. Ich würde dem Professor also genau das, was du uns hier schilderst, in einem Zettel beilegen. Deine Partnerinnen würde ich auf dem Deckblatt der Arbeit gar nich erwähnen, nur im Begleitschreiben. Denn Fakt ist, es ist deine Arbeit. Du hast dich darum gekümmert, hast auf versucht, die anderen wieder ins Boot zu holen. Ohne Erfolg. Es liegt nicht an dir, dass die Teamarbeit gescheitert ist.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo!

ich finde es auch gerechtfertigt, wenn du einen Zettel dazu legst und darauf schreibst, dass sich keine deiner Teamkolleginnen gemeldet hat und auch nichts zu der Arbeit beitragen hat.

Ich fände es nicht richtig, wenn die beiden anderen Studentinnen ebenfalls gute Noten bekommen würde, obwohl sie gar nicht an dem Projekt mitgearbeitet haben. Wäre es zwei gute Freundinnen von dir, die sonst zuverlässig sind und sie es eben einfach vergessen haben, wäre es etwas anderes. Außerdem hast du den Beiden genug Gelegenheiten gegeben, dass sie sich melden und ihren Teil noch dazu beitragen konnten. Sie haben diese Chancen nicht ergriffen, also ist es ihr Pech.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Meiner Meinung nach solltest du so einen Zettel sogar dazulegen. Wenn du das nicht tust, wirkt es sich nämlich eventuell sogar negativ auf die Bewertung für euch alle drei aus, dass die Arbeit nicht richtig gekennzeichnet wurde (auch wenn es sich natürlich nur um einen winzigen Punkt handelt, kannst du dafür ja trotzdem nichts). Ich würde deinen beiden Kommilitoninnen das aber auch noch einmal per E-Mail mitteilen, damit sie dir hinterher dann nicht vorwerfen können, sie nicht gewarnt zu haben.

Der Professor kann ja dann selber entscheiden, was er damit anfängt. Wenn er Interesse daran hat, wirklich zu unterrichten, wird er euch wahrscheinlich zu einem Gespräch bitten, um noch einmal nachzuhaken, was da schiefgelaufen ist. Im Zweifelsfall bewertet er euch eben alle drei nach deiner Arbeit - da kannst du dann auch nichts gegen machen. Ich hätte an deiner Stelle kein schlechtes Gewissen, das Studium ist ja keine Wohltätigkeitsveranstaltung und im Endeffekt ist doch jeder selber für seine Endnote verantwortlich.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich an deiner Stelle würde auf jeden Fall zur Universität fahren, auch wenn es ein recht weiter Weg ist. Du kannst dir nicht sicher sein, dass deine Kommilitonin die Arbeit abgibt. Den Zettel würde ich an deiner Stelle wohl auch dazu legen. Oder aber dem Professor eine Email schreiben und ihm beschreiben wie es sich zugetragen hat.

Ich bin zwar kein Fan davon andere in die Pfanne zu hauen. Aber jemanden die komplette Arbeit machen zu lassen ohne irgendeine Art der Gegenleistung ist alles andere als nett. Man bekommt im Studium nichts geschenkt.

Klar kann es bei Teamarbeiten vorkommen, dass einer wesentlich mehr arbeitet als der Rest. Aber ein solches Verhalten wie du es hier beschreibst finde ich schon dreist. Wenn jemand mal ein bisschen weniger Zeit hat und deswegen weniger an der Teamarbeit macht, ist das für mich okay. Sobald es aber tatsächlich so weit geht, dass nichts geleistet wurde, ist es nicht mehr okay. Sollte es wirklich so sein, dass von den beiden kein Beitrag zur Projektarbeit kam, dann schreibe dem Professor eine Email oder einen Zettel.

PS: Ich weiß zwar nicht was das für eine Projektarbeit ist, aber ich finde es dennoch amüsant, dass es keinerlei Möglichkeit der Online-Abgabe gibt. Selbst wenn wir schriftliche Ausarbeitungen in Papierform abgeben müssen, räumen uns die meisten Professoren eine Möglichkeit zur digitalen Abgabe ein für den Fall, dass man an dem Tag nicht an die Uni kommen kann. Die Arbeit in Papierform kann man dann meist nachreichen.

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» Habbelchen » Beiträge: 127 » Talkpoints: 0,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Beim Deckblatt der Arbeit bleibt dir ja gar nichts Anderes übrig, als die Nachnamen und Matrikel-Nummern der anderen Beiden wegzulassen, wenn sie dir gar nicht bekannt sind. Würde das aber direkt so aufs Deckblatt schreiben (z.B. "Matrikel-Nr. nicht bekannt"), damit es nicht so aussieht, als wären die formellen Vorgaben missachtet worden.

Aber natürlich solltest du das Problem mit der misslungenen Gruppenarbeit nicht unter den Tisch kehren. Meiner Meinung nach solltest du aber nicht einfach einen Zettel abgeben, der, wenn du Pech hast, einfach weggeworfen wird. Es wäre besser, wenn du per Telefon oder E-Mail Kontakt zum zuständigen Professor oder zum Prüfungsamt aufnimmst und denen das Problem schilderst.

Es geht ja darum, dass du keine schlechtere Note bekommst, weil auf dem Deckblatt 2 Nachnamen und 2 Zahlen fehlen, sondern auch um die Tatsache, dass die beiden Anderen wirklich kaum etwas gemacht haben, also wäre es ja unfair, dass sie den Schein einfach so bekommen, während du dir die Arbeit gemacht hast. Da muss aber die Uni entscheiden, wie das gehandhabt wird.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich bin auch dafür, das du nur deinen Namen angibst. Vorsorglich würde ich noch die verschickten Mails ausdrucken, falls dann noch Fragen kommen sollten. Damit hast du alles in der Hand um nachweisen zu können, das du die Damen kontaktiert hast und das eben nicht nur einmal.

Ausserdem würde ich da keinen kleinen Zettel beilegen, sondern ein richtiges Anschreiben an Eueren Professor und darin eben die Sache schildern. Du haust damit niemanden in die Pfanne, sondern deckst halt einfach deren Faulheit nicht.

In meiner Ausbildung haben wir das auch mal als Team so beschlossen, das die 4. Person, welche eigentlich dazu gehörte, nicht benannt wird. Wir mussten dies zwar nur mündlich begründen, aber es wurde Problemlos anerkannt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Oje, solche Begebenheiten kenne ich zur Genüge. Ich war dann immer so gutmütig und habe nichts verraten und den anderen eben den Erfolg gegönnt, der eigentlich mir zugestanden wäre. Allerdings muss ich sagen, mittlerweile würde ich mir das auch nicht mehr gefallen lassen.

Bei uns gab es einmal in der BHS so eine Situation, in der wir für Deutsch einen Film zu dritt ansehen mussten und darüber recherchieren. Ich und zwei Freundinnen, die privat eigentlich sehr viel miteinander zu tun hatten, entschlossen uns, als Gruppe zu dritt mitzuwirken. Jedenfalls lud ich dann alle zu mir ein und wir schauten uns diesen Horrorfilm "The Crow" an. Eine der beiden Freundinnen gab sich wirklich Mühe und schrieb fleißig mit. Einer anderen war jedoch die Kommunikation über das Handy mit einem ihrer Kollegen viel wichtiger. Sie versprang mehrmals unter dem Film für längere Zeit, sodass es uns zu doof wurde, immer auf Pause zu schalten.

Wir schauten dann eben den Film an und boten ihr an, dass sie ihn mit nach Hause nehmen kann und alleine ansieht, wenn sie Zeit hat und sich dazu Notizen macht. Das hat sie natürlich nicht getan. Meine Freundin und ich waren eben sehr sauer, weil wir die ganze Arbeit inklusive Plakat und Kärtchen zum Vortragen selber erstellt hatten und natürlich rächte sich das aber. Meine Freundin, die nicht mitgemacht hatte, hatte keine Ahnung, was sie da vortrug.

Außerdem wusste sie ja nicht, was auf den Kärtchen gestanden hat, weil sie sie ja nicht selber erstellt hat. Der Deutschlehrer war ziemlich sauer, weil er gemerkt hat, dass sie nicht vorbereitet war. Dann sagten wir dem Deutschlehrer auch, dass das daher kommt, dass sie sich nicht beteiligt hat. Sie bekam dann tatsächlich eine schlechtere Note als wir.

Irgendwann im Leben rächt sich das schon, wenn man in der Schule nicht mitmacht, allem Voran bei den Projekten. Erstens schließt man sich selber aus und macht sich damit unbeliebt und außerdem kann es auf die Dauer auch nicht für das Selbstbewusstsein von Vorteil sein, sich mit fremden Federn zu schmücken und nie selber etwas geleistet zu haben.

Lange Rede, kurzer Sinn: Du schilderst dem Professor einfach dein Problem, erzählst ihm haarklein was passiert ist und wartest seine Reaktion ab. Dann kannst du immer noch entscheiden, wie die weitere Vorhergehensweise ist, oder was eben die Lehrperson beschlossen hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 03.02.2010, 12:25, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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