Patientenverfügung - kaum einer hat sie
Die Patientenverfügung, die es seit längerem gibt, und regelt, dass man im Falle des nahenden Todes lebensverlängernde Maßnahmen ablehnt, erfreut sich kaum großer Beliebtheit und das quer durch alle Schichten.
Mehr als 50 % lehnen sie ab und nur 10 % haben überhaupt eine, so Professor Friedrich Lang, der zu diesem Ergebnis anhand der Auswertungen von zwei Umfragen von Infratest kam, die jeweils knapp 1400 Menschen im Alter von 16 bis 92 umfassten.
Vor allem ist deutlich, dass sich jüngere Deutsche ungern mit diesem Thema auseinandersetzen, vor allem die Gruppe derer, die weder auf gesunder Ernährung achte, ein geringes Einkommen habe oder kaum Sport treibe, hier existiert praktisch kein Bewusstsein für die Patientenverfügung. Bei älteren Menschen - sowie Menschen, die den Verlust eines nahen Angehörigen erlebten sieht das ganze wiederum ganz anders aus: Hier ist die Patientenverfügung deutlich „beliebter“ und mehr als zwei Drittel der Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, der ebenfalls eine Patientenverfügung unterzeichnete, wollen dessen Beispiel folgen oder haben es bereits getan.
Also ich selbst habe eine, wäre ich aber nicht in meinem Job in der Branche tätig hätte ich glaube ich auch keine. Problem dabei ist nur, draußen auf der Straße müssen wir davon ausgehen, dass es nicht dem Patienten seine Meinung ist und alles Menschenmögliche tun um das Leben des Patienten zu retten. Denn rechtlich gesehen können wir das nicht auf Echtheit überprüfen, oder ob jemand anderes die Patientenverfügung aufgesetzt hat und alle weiteren Maßnahmen ablehnt. Deswegen ist sie erst für den Arzt in der Klinik relevant, wenn man so weit noch kommt.
Die jüngeren werden es noch nicht haben, da sie noch andere Gedanken im Kopf haben als Sterben. Bei älteren Menschen kann ich das durchaus verstehen, viele haben erlebt wie der Partner gestorben ist und machen sich dadurch schon eher Gedanken als die Generation von 15-25. Denke in ein paar Jahren werden das mehr Menschen sein, die eine Patientenverfügung haben.
War ja anfangs auch mit den Organspende Ausweisen so, und inzwischen geht es durch alle Altersschichten der Bevölkerung.
Also wir haben die Patienten Verfügung, denn wenn meinem Partner mal was passiert oder umgekehrt wäre es das schlimmste wenn man nichts über den Gesundheitlichen Zustand des Partner erfährt. Außerdem wohnen die Eltern meines Partners in Berlin und wie umständlich wäre es wenn ich was über den Gesundheitszustand meines Partners wissen möchte, ich erstmal bei seinen Eltern in Berlin anrufen müsste, obwohl ich ihm doch eigentlich näher bin von der Entfernung her.
Ich finde, eine Patientenverfügung sollte alle etwas angehen.
Auch wenn ich als Krankenschwester den Umgang der Ärzte mit solchen Dokumenten kenne, die Umsetzung leider oft nicht vollzogen wird, so weiss ich doch, das auch einem jungen Menschen bereits ein solches Dokument vor einer jahrelangen Qual helfen kann.
Stellt euch nur mal vor, ihr habt einen Unfall, werdet noch in letzter Sekunde vor dem endgültigen Tod bewahrt und seit fortan euer Leben lang in einer schlaffen Hülle gefangen, ohne das ihr das Leiden selbst beenden könnt.
Tragisch, oder?
Ich spreche davon, das man als lebender, denkender und sprechender Mensch seinen Angehörigen udn Bekannten immer klar mitteilen muss, wie sie in solchen Fällen entscheiden sollen.
Mal ein konkretes Beispiel:
Ihr werdet nach einem Unfall mit dem PKW vor Ort wiederbelebt (wie oben schon erwähnt, wird der Notarzt erst mal handeln, da in so einer Situation keiner daneben steht, der dem Notarzt die Patientenverfügung vor die Nase hält). Der Notarzt (im nachfolgenden nur noch NA genannt) stattet euch mit einem Beatmungsschlauch aus, beatmet euch mit der im Rettungswagen vorhandenen Maschine. Ihr kommt so dann ins Krankenhaus, werdet dort weiter per Maschine beatmet. Man stellt nun fest, das bei euch das Rückenmark mit den dort vorhandenen Nerven "dummerweise" vollständig und irreparabel geschädigt ist. Dies bedeutet im schlechtesten Falle, das ihr nie wieder ohne maschinelle Hilfe atmen könnt, nie wieder alleine essen könnt (dies nur als kleinen Vorgeschmack, denn die Folgen sind noch viel schwerwiegender). Irgendwann werdet ihr zwar wieder wach sein, eventuell auch wieder sprechen können, aber ihr seid nun euer Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen.
Nun trenne ich diesen Fall in zwei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1:
Euer Partner (eure Eltern, eure Kinder) kommt zum Krankenhaus, nach dem ersten Schock fällt ihm Gott sei Dank euer Wunsch ein, nicht unnötig gequält zu werden, wenn das Leben danach nur unmenschlich weitergeführt werden kann. (Ich weiss das nun Stimmen laut werden, das eine vollständige Lähmung noch lange nicht unmenschlich ist, aber ich kenne keinen Tetraplegiker, denn so nennt man diese Variante der Querschnittslähmung, der sich in seiner Haut wohl fühlt, und sich nicht den endgültigen Tod wünscht. Solche mag es aber auch geben.)
Er teilt den behandelnden Ärzten somit deinen Willen mit, und die Ärzte können danach handeln, und z.B. die Beatmung ausschalten, solange ihr noch tief genug in Narkose liegt. (Keine Sorge, so etwas wird erst gemacht, wenn wirklich feststeht, das die Schäden irreparabel sind)
Möglichkeit 2:
Euer Partner kennt euren Willen dazu nicht, damit wäre dann euer weiteres Schicksal besiegelt. Ihr werdet fortan von einem Pflegedienst 24h lang am Tag betreut, seid abhängig von einem Beatmungsgerät, müsst zusehen, wie man eure Ausscheidungen wegmacht, lasst euch (im Besten Falle) füttern, müsst sogar jemanden rufen, wenn ihr ein anderes Fernsehprogramm sehen wollt.
Naja, ich für meinen Teil, habe entschieden, das ich mein Leben/Sterben selbst in die Hand nehmen möchte, und ein individuelles Patiententestament bei meinen Eltern hinterlegt. Ich weiss, das sie es durchsetzen werden.
Leider kann man ja auch dabei nie sicher sein. Denn bei der heutigen Rechtslage kann der Arzt diese Patientenverfügung leicht übergehen. Dann haben eure Angehörigen leider den schwarzen Peter. Es folgen Rechtsstreitigkeiten, Ende und Folgen ungewiss.
ABER: Dies kann auch OHNE die Verfügung passieren. Daher rate ich allen: Stellt eure Angehörigen nicht vor die schwere Wahl zu entscheiden, was getan wird, sondern nehmt diese Angelegenheit selbst in die Hand.
das ist ein schwieriges Thema, ähnlich wie bei Organspenderausweisen. Man weiß nie, was es am Ende für einen Einfluss hat, wenn man sich da vorbereitet hat. Dennoch, ich bin für ein Patientenverfügung. Muss das selbst auch mal angehen. Man schiebt das immer so vor sich hin, weil es halt grad kein wirkliches Thema ist aber wenn es drauf ankommt, ist man oftmals nicht mehr in der Lage, da irgendwas zu regeln. Also lieber vorher etwas tun!
An einer Patientenverfügung und genauso an einer Berufsunfähigkeitsversicherung hätte ich vor einem Jahr nicht gedacht. Nun durch meine Gesundheitsprobleme weiße ich wie wichtig es sein kann. Es geht alles viel schneller und unerwartet als man sich es vorstellen kann.
Leider ist es dann zu spät,wie bei mir bei der Berufsunfähigkeitsversicherung der Fall war, ich wurde innerhalb kurzer Zeit arbeitsunfähig. Mittlerweile habe ich eine Patientenverfügung, hoffe natürlich es nicht zu gebrauchen.
Meiner Meinung nach, sollte jeder eine Patientenverfügung machen und sobald man Verantwortung für andere hat, auch ein Testament. Man weiß nicht, wann und wie es einen trifft und ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass es sehr plötzlich gehen kann.
Mein Vater ist letztes Jahr an einer Hirnblutung gestorben, zwei Tage vorher hat er noch Bäume gefällt. Nichts deutete auf seinen plötzlichen Tod hin. Er selber hat sich auch nie Gedanken darum gemacht also demzufolge hatte er auch keine Patientenverfügung. Die Folge davon war, dass ich vor Entscheidungen gestellt wurde die ich nicht fällen konnte. Obwohl es mir völlig klar war, dass mein Vater niemals ein Pflegefall werden wollte und es war mir, aufgrund meiner medizinischen Ausbildung, auch klar, dass er - wenn er überlebt hätte - ein Pflegefall gewesen wäre. Trotz des Hintergrundwissens konnte ich dem Abstellen der Maschienen nicht einwilligen, ich habe halt bis zum Schluss gehofft. Auch die anschließende Entscheidung bzgl. Organspende, konnte ich nicht adäquat treffen.
Der Gedanke, dass mein Vater noch "ausgeschlachtet" wird, war für mich völlig absurd, also lehnte ich ab, obwohl ich persönlich seit Jahren einen Organspendeausweis besitze. Seitdem habe ich eine Patientenverfügung ( mit 32 Jahren) und ich habe alles schriftlich fixiert was nach meinem Tod oder während einer unheilbaren Krankheit passieren soll und ich habe es auch von meiner Mutter verlangt. Ich möchte niemals mehr vor solchen Entscheidungen stehen müssen.
Denkt alle mal darüber nach. Eure Angehörigen würden auch vor solchen Entscheidungen stehen, seid Ihr absolut sicher, dass sie in Eurem Sinne handeln würden oder können? Ich bin mir sicher, sie können es nicht!
Mit meinen kaum zwanzig Jahren habe ich mir über das Thema Tod und Sterben nicht all zu viele Gedanken gemacht. Im Religionsunterricht in der Schule haben wir hin und wieder über den Tod gesprochen, da aber meistens mehr über das Leben nach dem Tod.
Habe von einer Patientenverfügung gar nichts mitbekommen, weiß jedoch nach dem Lesen eurer Beiträge, worum es sich im Grundsätzlichen handelt. Ich weiß trotzdem nicht, ob ich mir eine zulegen werde, weil ich im Moment keine Vorteile darin sehe, sein Leben vorzeitig abbrechen zu wollen im Falle eines schwerwiegenden Unfalls. Ok, wenn ich wirklich schwer verletzt wäre und jetzt wüsste, dass mein halber Körper gelähmt worden wäre, dann könnte man wirklich die Pateintenverfügung nutzen. Besonders für Familienangehörige ist soetwas recht schwer zu entscheiden, wenn man im Koma liegt und sie über den eigenen Tod entscheiden sollen. Meist legt man ihnen damit eine Bürde auf, die die Patientenverfügung doch etwas erleichtern würde.
Werde mich auf jeden Fall noch einmal näher mit diesem Thema auseinandersetzen und auch einmal meine Eltern dazu befragen, wie sie das Ganze sehen. Ein Testament haben sie, soweit ich weiß, auch noch nicht ausgestellt, obwohl sie es sich immer schon einmal vorgenommen haben. Unfälle passieren oft plötzlich und da ist es gut, wenigstens durch solche "Formalitäten" ein angenehmeres und besseres Gefühl zu haben.
Danke für die Ansprechung des Themas!
Über eine Patientenverfügung oder Patiententestament für mich selbst habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es ist ja so das nur wenige Menschen eine haben und es meist auch schwer ist sie rechtlich durchzusetzten.
Habe es schon selbst auf dem Rettungswagen erlebt , das uns Patientenverfügungen präsentiert wurden.Da noch kein Arzt da war waren wir aber gezwungen anzufangen, weil niemand beweisen kann das der Patient es sich nicht grade am Tag vorher anders überlegt hat. Dieses Argument hört man auch oft von Angehörigen. Eine Patientenverfügung muss ja auch bestimmte juristische Vorgaben erfüllen, das ist auch vielen nicht bewusst und sie glauben ein Schreiben mit ihren Wünschen und Unterschrift wäre ausreichend.
Da das alles noch sehr schwammig gesetzlich geregelt ist, sehe ich momentan für mich persönlich keinen Sinn darin, eine Patientenverfügung aufzusetzten.Ich möchte aber nicht ausschließen das so was für mich in Zukunft in Frage kommt. Aber bis dahin schiebe ich das erstmal beiseite.
Ich habe erst vor kurzem bei meiner Mutter erlebt, dass eine Patientenverfügung total unsinnig ist. Sie hat seit Jahren eine Patientenverfügung immer bei sich getragen, weil sie nie wollte, dass man sie künstlich am Leben erhält. Diese wurden aber von allen Ärzten ignoriert.
Erst als mindestens 3 Zeugen da waren und bestätigt haben, dass sie diese Patientenverfügung auch wirklich ernst gemeint hat, wurden die Maschinen abgestellt. Vorher wurde sie einmal wiederbelebt und dann an Maschinen angeschlossen. Alles dass, was sie nie wollte. Wären nur 2 Zeugen ausfindig gemacht worden, die die Patientenverfügung bestätigen konnten, wäre sie noch länger von Maschinen abhängig gewesen.
Ich frage mich, warum man eine Patientenverfügung immer mit sich trägt, wenn man den letzten Wunsch einer alten Frau nicht mal ernst nimmt. Meine Cousine, die als erstes im Krankenhaus war, musste sogar ein Schreiben dazu holen, wo man die Unterschrift auf der Patientenverfügung vergleichen konnte. Was soll das bewirken? Manche machen ihre Unterschrift ja auch nicht immer gleich und im Zweifel bleibt man an den Maschinen angeschlossen, obwohl man es nicht wünscht.
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