Medizin studieren
Tja, irgendwie ist das Ganze ziemlich traurig, irgendwie hab ich das aber auch ein bisschen vorhergesehen.
Aus meiner alten Abiturklasse, zwei davon aus meinem engen Freundeskreis, haben sich damals entschieden, ein Medizin Studium zu beginnen. Mittlerweile ist noch eine Person aus meiner alten Klasse dabei, alle anderen haben aufgehört. Manche haben das Studium komplett geschmissen, andere haben das Studienfach gewechselt.
Meiner Meinung nach –also soweit ich das so mitbekommen habe – ist die Zahl der Studienabbrecher im Fach Medizin generell recht hoch. Was meint ihr, woran kann das liegen, welche Gründe hat das?
Oder andersrum gefragt: welche Eigenschaften sollte man besitzen, um ein Medizinstudium erfolgreich abzuschließen? Ist natürlich die Frage, ob man das pauschalisieren kann.
Es stimmt das im Fach Medizin überdurchschnittlich viele Abbrecher sitzen. Das Feld lichtet sich meistens nach dem 4. semester wenn es in das Vorklinikpraktika geht, und dort zum ersten mal "richtige Patienten" gesehen werden. Der eine oder andere merkt sehr schnell, dass der Job anstrengend ist und man nicht nach 40 Stunden in der Woche heimgehen kann - sondern viele Dienste dazu kommen. Auf die Dauer geht das an die Substanz wie auch die 20 Stunden Dienste.
Ob man geeignet ist oder nicht, lässt sich schwer sagen. Wenn jemand vorher schon aus dem Gesundheitswesen kommt, wie eine Krankenschwester, Pfleger o.ä. weiß man worauf man sich einlässt und die ziehen es meistens auch durch. Aber direkt nach dem Abitur, werden die wenigsten im Vorfeld mal ein Schnupperpraktikum in einer Klinik gemacht haben um sich das anzuschauen.
Grundsätzlich sollte man sich nicht vor Blut, Ausscheidungen und Verletzungen ekeln und Bewusstlos beim Anblick werden. Dazu sollte man sich auch bewusst machen, dass Medizin sehr viel mit Chemie und Biologie zu tun hat - wer also nie an diesen Fächern interesse hatte, dem ist dann eher abzuraten. Die Gerüchte, dass der Präperationskurs so schlimm sein soll bestätigen sich übrigens nicht. Viele der Studenten gewöhnen sich mit der Zeit an den Gedanken, an einem Toten zu hantieren.
Würde vorher wirklich zu einem Schnupperpraktikum oder einem Freiwiligen Sozialen Jahr (FSJ) raten um dir sicher zu gehen. Viele sind Enttäuscht von dem Beruf, wenn sie sehen wie die Realität ist.
Liebe Grüße
Sorae
Huhu,
also das, was mein Vorredner geschrieben hat, kann ich nun gar nicht bestätigen. Bei uns haben auch sehr sehr viele zwischendrin aufgehört mit dem Studium aber die meisten haben nicht freiwillig aufgehört.
Außerdem liegt die höchste Quote der Abbrecher in den ersten 4 Semestern, der sogenannten Vorklinik, einfach weil da die Anforderungen extrem hoch sind, der Lernaufwand fast unmenschlich und die Prüfungen fast schon eine Frechheit. Ich habe viele miterlebt, deren Lebenstraum es gewesen wäre, Arzt zu werden und die dann wegen Fächern wie Biochemie und Physiologie ihren Hut nehmen mussten und gehen mussten. Das ist sehr traurig aber leider wahr.
Desweiteren haben die wenigsten meiner Kommilitonen vor dem Studium noch nie etwas mit dem Gesundheitswesen zu tun gehabt. Wer tut sich denn so ein hammerhartes Studium an, wenn er nicht mal weiß, wofür er das macht?
Es müssen ja auch in den ersten 4 Semestern 3 Monate Pflicht-Pflegepraktikum gemacht werden in Kliniken (und zwar in den Semesterferien, unbezahlt) und da sieht und lernt man so einiges, was Ausscheidungen und Blut angeht. Aber wie gesagt, die Wenigsten haben deshalb aufgehört, sondern eher, weil sie überfordert waren und die Prüfungen nicht geschafft haben.
Wenn man dann erst mal im 5. Semester ist, in der Klinik, dann wird das Studium immer schöner und man lernt endlich wirklich was vom Beruf Arzt und sieht wieder, wo man hinwill. Darum haben nach dem Physikum bei uns nur noch ganz ganz wenige, wenn überhaupt aufgehört, auch, weil die Anforderungen nicht mehr so extrem hart sind.
Und was Sorae vom sogenannten Präparationskurs schreibt, stimmt sogar fast. Abgesehen davon, dass sich dieser Kurs Präparierkurs nennt und bei uns tatsächlich welche aufgehört haben, weil sie mit den Leichen nicht umgehen konnten, gewöhnt man sich da sehr schnell dran. Man hat im Studium noch sehr oft mich Leichen zu tun, auch mit frischen Leichen, die nicht in Formalin eingelegt sind, sowas muss man schon ertragen können.
Ich wollte auch gern Medizin studieren und habe schon von der 10. Klasse an in den Schulferien in Altenheimen gejobbt. Das war zwar nicht immer einfach, aber da gewöhnt man sich schnell dran. Und ich würde so ein Praktikum auch jedem empfehlen, der sich mit dem Gedanken an ein Medizinstudium trägt. Ich habe mich dann aber lange vor dem Studium gegen die Richtung Medizin entschieden. Der Grund hatte nichts mit der Arbeit im Pflegeheim zu tun.
Dass ein Studium bis zum 4. Semester wirklich ziemlich hart ist, das habe ich aber auch in der Informatik bemerkt, bei uns hat Mathe die meisten aus dem Studium katapultiert. Ich denke, da hat jedes Fach so seine Hürden, über die man sich im Klaren sein muss.
Ja meistens ist es ja das sogenannte Grundstudium, was sehr hart ist und vielen zum Verhängnis wird. Das habe ich auch schon von ganz vielen anderen Studiengängen gehört.
Ich habe auch viele Freunde, die Informatik studieren und da war auch Mathe oft das Salz in der Suppe, da schimpfen sogar die drüber, die zum Abi Mathe Leistungskurs hatten...
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