Leichenschmaus nach der Beerdigung - Spaßveranstaltung?

vom 28.01.2010, 19:08 Uhr

Im Internet kursieren ja auch "lustige" Todesnachrichten. Aber als ich das gelesen habe, fielen mir die vielen Beerdigungskaffee`s ein, zu denen ich schon eingeladen war oder dran beteiligt war. Immer kam eine sehr gute Stimmung bei diesem "Leichenschmaus" auf. Hinterher hat kaum einer mehr um den Toten getrauert. Es wurde gelacht und Witze erzählt und vor allem wurden auch Anekdoten aus dem Leben des Toten erzählt, worüber dann furchtbar gelacht wurde.

Als meine Schwiegermutter gestorben ist, habe ich so einen Leichenschmaus nicht gewollt. Ich wollte nicht mit all den fröhlichen Leuten konfrontiert werden, die am Grab noch die Trauermaske aufhatten und dann fröhliche Witze erzählten. Ich muss sagen, dass ich solche Beerdigungsessen hasse und auch immer gehasst habe. Ich konnte damit nie was anfangen und wenn es dann dort fröhlich zuging, bin ich meist gegangen. Ich finde sowas einfach Heuchelei.

Ist es bei euch auch üblich nach einer Beerdigung zu einem Leichenschmaus zu gehen und artet das auch in eine Spaßveranstaltung aus? Warum wird doch gelacht und Spaß gehabt? Warum trauert man dann nicht auch? Wie findet ihr solch ein Leichenschmaus? Wenn ein naher Angehöriger stirbt, würdet ihr auch so einen Leichenschmaus planen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich glaube kaum, dass die Leute sich tatsächlich als Heuchler fühlen. Jeder geht mit Schmerz anders um, mal ganz vorweg. Und was die gute Stimmung bei solchen Essen angeht: Das Leben geht weiter, daran soll wohl bei solchen Veranstaltungen erinnert werden. Während der Trauerzeremonie und am Grab ist man traurig und zeigt dies offen, meistens kommt der Schmerz in solchen Zusammenhängen noch einmal richtig hoch.

Aber hinterher erinnert man sich, dass das Leben für einen selber eben weiter geht und lenkt sich ab. Ich finde es auch nicht tragisch, wenn man dabei dann Anekdoten aus dem Leben des Verstorbenen erzählt und sich seine glücklichen Tage mit dieser Person ins Gedächtnis ruft. Ich kann daran nichts verwerfliches finden. Vielleicht ist das bei euch ja tatsächlich anders, aber bei uns im Familen- und Bekanntenkreis ist der so genannte Leichenschmaus eher ein fröhliches Beisammensein als eine Spaßveranstaltung. Gefeiert wird nicht gerade, aber mit Trauermine herumsitzen muss man ja auch nicht. Davon hat der Tote auch nichts mehr, wenn man sich grämt. Schon gar nicht, weil man womöglich findet, dass sich das so gehören müsste. Man kann auch einfach zusammen sitzen, sich etwas erzählen und schöne oder sogar amüsante Erinnerungen an den Verstorbenen austauschen. Man hatte ja auch Spaß zusammen mit dem Betreffenden.

Du scheinst das als mangelden Respekt gegenüber den Toten zu empfinden, ich würde es eher als eine Art sehen, den lieben Menschen in guter Erinnerung zu halten. Und nachher, wenn man wieder allein ist, kommt vermutlich bei den meisten noch mal Wehmut auf, weil man des Verlusts noch einmal richtig gewahr wird. Deswegen muss ja aber nicht kontinuierlich niedergeschlagen sein, sondern kann in anderen Situationen, etwa unter Leuten trotzdem fröhlich sein, auch wenn man den Verstorbenen sehr vermisst.

Ausgelassene Stimmung fände ich vielleicht auch befremdlich, wobei manche Leute eben auf diese Weise mit ihrer Trauer umgehen. Das ist dann aber weniger ein Zeichen von Heuchelei, denn es gehört auch Kraft dazu sich seine Trauer einzugestehen und damit umzugehen. Und sie auch noch offen zu zeigen, fällt vielen schwer. Die lenken sich dann mit Fröhlichkeit ab.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich hatte das Glück, dass ich bisher nur auf zwei Beerdigungen war. Eimal auf der meines Opas und dann auf der meiner Großtante. Bei letzerem war nur der engste Familienkreis zum Essen eingeladen, sodass mir das zum Glück erspart geblieben ist. Da bin ich auch nur mit wegen meines Vaters.

Die Stimmung auf dem Beerdigungsessen meines Opas fande ich auch sehr seltsam. Überhaupt hat es mich gewundert, dass es sowas gibt und ich war erschüttert, wie froh und heiter alle beieinander saßen. Ich selbst hatte dann auch keinen Hunger mehr.

Man hat mir erklärt, dass es nicht im Sinne des Verstorbenen ist, wenn man ewig trauert. Stattdessen sollte lieber die Familie beisammen sein und den Familienzusammenhalt stärken und froh darüber sein, dass sie noch beieinander sind. Das mag schon logisch klingen, aber ich fande es trotzdem nicht schön. Ich finde es respektvoll, wenn man angemessen und ehrlich um jemanden trauert.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Also ich kenne es auch so das man nach einer Beerdigung zum Leichenschmaus geht. Ich denke das ist doch fast überall so üblich.

Eine Spaßveranstaltung würde ich es nicht gerade nennen. Sicher wird gelacht und man denkt doch immer an den Verstorbenen. Man erzählt sich Dinge aus dem Leben des Verstorbenen und die sind manchmal einfach zum lachen. Ich denke man kommt damit dann viel besser klar. Irgendwie hat der Verstorbene doch auch etwas hinterlassen.

Mancherorts heißt es auch das man um einen Verstorbenen nicht so lange trauern soll. Es macht sicher einen Unterschied ob jetzt ein junger Mensch mitten aus dem Leben gerissen wurde oder ob es sich um einen alten Menschen handelt. Bei meiner Oma zum Beispiel war irgendwie jeder glücklich das sie es geschafft hat und glücklich und zufrieden eingeschlafen ist. Nicht das man jetzt froh ist aber manchmal kann das Leben auch grausam sein und den Menschen geht es auf der anderen Seite besser.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Na na na, wenn ich schon sowas lese. Ich würde nie auf die Idee kommen eine Trauerfeier Leichenschmaus zu nennen, aber dir springt das Wort offenbar leicht aus der Tastatur.

Was wäre deiner Meinnung nach die angemessenere Art dem Verstorbenen zu gedenken? Sich die Augen ausheulen und gleich mit in den Tod springen?

Es ist unfassbar wie jemand zwischen Menschen sitzen kann, die alle den Verstorbenen ebenfalls gekannt und geschätzt haben, sich über ihn austauschen kann und überhaupt nicht sowas wie Gemeinschaft, Liebe und die Anwesenheit des Toten spüren kann. Stattdessen kommts dir heuchlerisch rüber.

Ich sage dir, es heißt TrauerFEIER nicht weil der Tod des Verstorbenen gefeiert wird, sondern weil man seinem Leben huldigt. Und dann gibt es Menschen, die sich über die Trauer hinaus zusammenreisen und versuchen sich zu Erinnerung, nicht an den Tod, an das Leben. Und ich hoffe das dies doch ein Grund zur Freude ist.

Ich habe jetzt über ein Jahr Trauer hinter mir. Ich glaube es gibt so gut wie keinen Tag an dem ich mich nicht erinnert und geweint hätte. Es tut gelegentlich einfach gut mit anderen sein zu können, die das gleiche fühlen. Wir weinen und wir lachen.

» Len4ik » Beiträge: 97 » Talkpoints: 0,51 »


Die Sache mit dem Leichenschmaus ist ja heute nicht mehr so wie früher. Heute ist es leider oft zu einem "fressen und besaufen" verkommen. Es werden Zoten gerissen und vieles ähnelt an eine Geburtstagsfeier oder an eine Hochzeit.

So ausgartet war es früher nicht, oft wurde bei dem Leichenschmaus der Haushalt aufgeteilt, es wurde überlegt, wie man der Witwe oder den Kindern helfen konnte. Man traf sich mit der gesamten Familie und den Freunden, aß und trank etwas im Gedenken an den Verstorbenen. Natürlich hat man auch aus dem Leben des Verstorbenen erzählt, jeder hatte etwas beizutragen, was aber nicht in Zoten ausartete.

Ich halte auch heute noch einen Leichenschmaus für eine gute Angelegenheit, man sieht auch mal die Verwandtschaft, die man sonst nie zu Gesicht bekommt und erfährt immer mal wieder was Neues über den Verstorbenen, was man noch nicht gewusst hatte. Man sollte nur darauf achten, dass der Leichenschmaus nicht ausartet und man nicht vergisst, dass man auf einer Beerdigung ist.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@Len4ik
Also eine Trauerfeier und ein Leichenschmaus sind erst einmal zwei unterschiedliche Angelegenheiten. Bevor du schreibst solltest du es erst einmal mit Nachdenken versuchen. Die Trauerfeier ist eine einzelne Sache und es muss auch kein Leichenschmaus danach stattfinden.

Zurück zum eigentlichen Thema. Ich würde es nicht machen mit dem Leichenschmaus, weil es nicht so viele Angehörige und Verwandte gibt. Diese können mich dann ja regulär besuchen und wir können uns dann ganz normal über alles unterhalten. Das würde mir mit der Bewältigung der Trauer mehr helfen als alles andere. Das Leben geht weiter vollkommen korrekt, aber man muss auch dann mit sich selbst im Klaren sein. Man muss wirklich diese Trauer dann auch verarbeitet haben, ansonsten hat man hier immer wieder selbst gemachte Probleme.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Erst mal muss ich sagen, dass ich den Gedanken, dass sich Leute nach meinem Ableben lustige Anekdoten aus meinem Leben erzählen anstatt sich im stillen Kämmerchen die Augen auszuheulen eigentlich ganz schön finde. Ich möchte, dass man sich an mein Leben erinnert und nicht an meinen Tod.

Außerdem kannst du auch nicht beurteilen warum jemand "furchtbar" lacht. Vielleicht ist das für die Person in diesem Moment einfach die beste Möglichkeit um mit dem Verlust klar zu kommen. Vielleicht wird mit der "Spaßveranstaltung" auch einfach überspielt, wie sich die Teilnehmer wirklich fühlen. Denn nicht jeder ist in der Lage seine Gefühle offen zu zeigen oder sich diese überhaupt bewusst zu machen. Schon mal daran gedacht?

Nach der Beerdigung meiner Großeltern gab es jeweils einen Empfang und ein Essen, denn wir haben Verwandte, die teilweise einen weiten Weg hinter sich hatten und da gehört es ja wohl zum guten Ton, dass man dann zumindest etwas zum Essen anbietet und nicht erwartet, dass die Leute ja selber ein Restaurant suchen können. Das war mit Sicherheit keine "Spaßveranstaltung", aber man hat sich eben normal unterhalten und ausgetauscht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich persönlich finde es an sich ganz "nett", wenn man nach der Beerdigung noch ein wenig zusammen sitzen kann und auch über den Verstorbenen sprechen kann. Klar das da auch lustige Anekdoten kommen- immerhin redet man ja über Verstorbene nicht schlecht. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn dann halt auch mal gelacht wird. Schöne und auch lustige Erinnerungen sind oftmals das einzige was verbindet.

Ich war bisher auf ein paar Beerdigungen. Aber nur bei Familienmitgliedern war ich dann auch quasi beim Leichenschmaus. Kommt halt auch immer darauf an, in welchem Rahmen das stattfindet.

Nach der Beerdigung meines Grossvaters waren wir in einem Cafe. Ich muss aber dazu sagen, das wir einmal eine grosse Familie sind und mein Grossvater recht bekannt war. Es gab zwar keine Traueranzeige im Vorfeld, um bestimmte Trauernde schon von vorneherein auszuschliessen. Aber ganz verheimlichen konnte man den Tod meines Grossvaters nicht. Das war dann auch eher eine ernste Sache.

Bei meiner Grossmutter war es ähnlich. Allerdings waren wir da nach dem Gottesdienst noch im engsten Familienkreis ( also Kinder, deren Ehepartner und wir Enkel) Essen. Das war dann schon eher ein wenig makaber.

Als meine Mutter starb, kamen halt auch ihre Geschwister. Die wohnen alle weiter weg. Da konnten wir nicht einfach sagen, nur Beerdingung und dann seht zu was ihr macht. Mein Bruder wollte damals auch unbedingt ein Kaffeetrinken bei sich daheim veranstalten. Da haben wir ihm dann aber von abgeraten, weil das einfach zuviel Chaos gewesen wäre. Wir haben dann einen Tisch in ihrem Lieblingslokal reserviert und sind dann dort hin zum Kaffee trinken.

Ich fand es damals an sich recht schön. Gerade auch weil meine Tante noch Bilder von Mama mitgebracht hatte, die wir noch nicht kannten. Und auch Sachen erzählte, die wir nicht wussten. Und durchaus auch Sachen die mich nachdenklich gestimmt haben. Aber ohne dieses gemeinsame beisammen sein, hätte mir einfach was gefehlt. Auch wenn es natürlich anstrengend war.

Auch wenn die Trauernden lachen, heisst das nicht, das sie keinen Respekt vor dem Verstorbenen haben. Ich finde halt generell, das halt die schönen Erinnerungen die Hinterbliebenen verbinden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


@ kaarlchen66:
Ein Essen nach der Beerdigung gehört schon anstandshalber dazu und für mich besteht eine Trauerfeier aus Beerdigung und "Leichenschmaus". Wann willst du das denn die sonst abhalten, 3 Wochen später?

Das für viele sowas nicht normal ist, liegt daran das sie sich so nahe stehen wie der Mond zur Erde entfernt ist und dann können sich diese Menschen nicht mal auf einer Beerdigung zusammenreißen.

» Len4ik » Beiträge: 97 » Talkpoints: 0,51 »


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