Ungleiche Gleichberechtigung
Gestern habe ich wieder ein Beispiel erlebt wie manche Leute bei der Kindererziehung von Gleichberechtigung reden und dann ihre Kinder doch ganz ungleich behandeln. Ich gebe schon seit Jahren Nachhilfe und hatte voriges Jahr ein Mädchen einer bekannten Familie in Mathematik. Nachdem die Eltern sehr zufrieden mit mir waren, lerne ich heuer mit dem großen Bruder Rechnungswesen.
Das erschreckende dabei ist, dass das Mädchen immer viele Beispiele rechnen musste und kaum etwas, was sie gemacht hat, war gut genug. Ständig wurde sie zu mehr gezwungen. Bei dem großen Bruder ist es nun aber so, dass die Mutter ihm sogar hilft einen Schummelzettel zu schreiben. Das verstehe ich echt nicht!
Dass weder die eine noch die andere Methode wirklich zielführend ist, liegt wohl auf der Hand. Aber was soll ich nun machen? Soll ich das Gespräch zur Mutter suchen, oder soll ich einfach weiter Nachhilfe geben und so tun als wäre alles in Ordnung?
Ich würde auf jeden Fall die Mutter drauf ansprechen.
Wobei dabei natürlich die Gefahr besteht, das du deinen Job los bist. Du musst das für dich selbst entscheiden. Aber für mich wäre es sehr wichtig, wenn ich versuche den Kindern etwas zu vermitteln, das dann auch die Eltern mitmachen.
Meine eigene Erfahrung als Nachhilfelehrerin lehrte es mich, das meist erst einmal die Eltern Nachhilfe brauchten. Da wurde quer durchs Haus gebrüllt, die Kinder angeschrien, wenn es nicht so funktionierte und grundsätzlich waren die Kinder immer nur zu faul. Das war aber oft überhaupt nicht der Grund. Viele meiner Nachhilfeschüler hatten ganz große Versagensängste. Das hat mich richtig schockiert.
Persönlich habe ich damals immer alles auf eine Karte gesetzt und die Eltern knallhart darauf angesprochen, was meines Erachtens der Hauptgrund für die Lernschwierigkeit war. Die meisten fanden es sogar hilfreich, das ich sie drauf aufmerksam gemacht habe. Man muss den Erwachsenen ja nicht unbedingt direkt ins Gesicht knallen, das sie versagt haben und es ihre Schuld ist. Ein paar beschwichtigende Worte dort herum, sind da schon oftmals hilfreich. Aber die Sache sollte dennoch auf den Punkt gebracht werden.
Wichtig ist hier auch die Frage, was die Mutter speziell von einer Nachhilfe erwartet. Manche Elternteile sagen zwar sie sind zufrieden, aber dann später kommen dann ganz andere Resonanzen ans Tageslicht. Eine Nachhilfe egal in welchem Fach oder Gebiet kann allerdings keine Wunder bewirken oder sogar welche auslösen.
Vielleicht hat hier die Mutter nur einfach die falschen Vorstellungen und versucht hier etwas mit Gewalt zu erzwingen. Das bringt allerdings für das betreffende Kind keinerlei positive Aspekte mit sich. Im Gegenteil es wird später dazu neigen sich selbst zu überschätzen und muss dann mit zahlreichen anderen zusätzlichen Problemen fertig werden.
Natürlich hast du als Nachhilfelehrer ganz guten Einblick in den Lernstil der Kinder. Daher denke ich erstmal, dass du Allgemein wohl die besten Tipps für die beiden Kinder auf Lager hast. Man sieht das in deiner Lage außerdem immer etwas neutraler und kann genauer sagen, welcher Lerntyp das Kind ist.
Die Eltern sind da wohl manchmal etwas parteiisch, wie mir scheint. Dennoch finde ich, dass ihre beiden Methoden tatsächlich keinen Sinn machen. Das Gespräch würde ich auf jeden Fall mit einem Elternteil suchen. Man muss klären, was die Eltern nun wollen. Sie können dich schließlich nicht ständig zur Nachhilfe holen und dann durch ihre seltsamen Methoden deine ganze Arbeit wieder zu Nichte machen. Vielleicht sind sie sogar froh, wenn ihnen mal jemand sagt, was sie besser machen könnten.
Ich würde die Mutter auch darauf ansprechen und eines vorweg: Wenn du es geschickt angehen wirst, musst du keinesfalls bangen, dass du dadurch deinen Job verlieren wirst. Ich würde es ganz klar so definieren, dass dir das eben aufgefallen ist und dass du das nicht nur seltsam findest, sondern, dass du dir in deiner Arbeit nicht gerade gewürdigt vorkommst, oder dass es scheint, als vertraue man deiner Arbeit nicht, wenn die eigene Mutter dem Sohn noch hilft Schummelzettel für die Klausur vorzubereiten. Ich würde sie ganz klar fragen, ob ihr das nicht auch etwas suspekt vorkommt?
Ich würde außerdem das Gespräch so abschließen, dass ich von mir aus ein Ultimatum an die Frau Mutter stelle, und es gar nicht darauf ankommen lassen würde, dass sie hier die Bedingungen stellt. Du bringst eine Leistung und bringst auch ein Ergebnis. Dies setzt voraus, dass es nicht nötig ist, Schummelzettel für die Klausur zu schreiben. Entweder wird die Mutter das in Zukunft unterlassen oder du verweigerst dein Angebot. Gute Nachhilfelehrer sind nämlich in der heutigen Zeit selten und teuer geworden.
Ja, ich würde die Mutter an deiner Stelle mal auf das Thema ansprechen. Dabei solltest du aber sehr behutsam an das Thema herangehen und sie nicht direkt auf ihre Fehler hinweisen. Denn das könnte schnell nach hinten losgehen und du stehst dann ohne Job da.
Ich würde der Mutter einfach mal den Vorschlag machen, dass du das Tempo und die Art der Herangehensweise an das Thema Mathe und Rechnungswesen vorgibst. Immerhin kennst du die beiden Kinder, deren Schwächen und Lernweise! Auch würde ich sie ganz vorsichtig darauf hinweisen, dass es wohl nicht zielführend ist, wenn sie ihrem Sohn das Schummeln beibringt und ihrer Tochter durch immer mehr Aufgaben die Motivation nimmt!
Ich habe auch eine zeitlang Nachhilfe gegeben und da noch nie erlebt, dass eine Mutter da mit ihren Kindern Spickzettel bastelt. Das zeigt in meinen Augen eigentlich nur, dass sie zum Einen nicht darauf vertraut, dass du dem Kind den Lernstoff ausreichend bei bringst und zum Anderen erweckt es für mich den Eindruck, dass sie auch ihrem Sohn es nicht zutraut, dass er die Klausur aus seinen eigenen Fähgkeiten heraus bestehen kann.
Aber auch, dass das Mädchen so unter Druck gesetzt wird, indem man es anschreit, finde ich schlimm. Daher würde ich schon das Gespräch suchen. Das kannst du ja, im Bezug auf die Spieckzettel-Sache ja auch in einer Frage formulieren, indem du die Mutter ganz ruhig fragst, ob sie mit deiner Arbeit nicht zufrieden ist. Oder, ob sie möchte, dass du etwas veränderst. Das ist, denke ich eine gute Ausgangsposition, bei der die Mutter ja dann reagieren muss, ohne, dass du überhaupt irgendwas Falsches hättest sagen können, da du sie ja nur gefragt hast, ob es an dir und deiner Arbeitsweise liegt, dass sie Schummelzettel für nötig hält.
Im gleichen Gespräch findet sich dann eventuell auch eine Möglichkeit, die Situation des Mädchens anzusprechen, wo du der Mutter dann vielleicht verdeutlichen kannst, dass das Mädchen den Stoff ganz gut lernt (wenn es denn so ist) und daher auch in der Schule Fortschritte machen wird und es nicht nötig sei, sie immer weiter anzutreiben und zu mehr Übungen zu zwingen, da halt irgendwann das Gehirn auch mal abschalten muss. Du findest da sicher schon die richtigen Worte. Aber einfach so weiter machen und die Situation so hinnehmen, würde ich auch nicht.
Ich würde die Mutter auch darauf ansprechen. Allerdings solltest du es natürlich möglichst vorsichtig machen, denn Vorwürfe bringen ja eigentlich nichts, da die Mutter sich unter Umständen dann angegriffen fühlt. Aber du kannst ihr ja deinen Eindruck möglichst sachlich schildern, ohne gleich persönlich zu werden.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Bruder vielleicht schlechter in der Schule ist und die Mutter von vorneherein weniger von ihm erwartet. Das ist natürlich nicht gut, dass der dann letztendlich davon profitiert. Ich habe so etwas schon mitbekommen, dass Eltern die Kinder, die ohnehin ehrgeiziger sind und bessere Noten schreiben, erst Recht unter Druck setzen und die Kinder, die schwächer in der Schule sind dann für jede 4- loben, während das bei dem "begabteren" Kind eine Standpauke hinter sich ziehen würde. Dass das natürilch schlichtweg nicht fair ist bzw. auch dem Geschwisterkind, das schlechtere Leistungen hat, nicht hilft, ist natürlich klar.
Vielleicht stecken auch andere Gründe dahinter, es muss ja aber nicht zwangsläufig am Geschlecht liegen, sondern kann auch andere Gründe haben. Vielleicht hat die Mutter tatsächlich den Bruder als ihr "Lieblingskind" auserkoren, was natürlich auch absolut nicht okay wäre. Aber auch das habe ich schon am Rande mitbekommen, dass manche Töchter "Papakinder" sind und manche Söhne "Mami's Lieblinge". Bei mir zuhause war es schon so, dass meine Mutter meinen Bruder auch etwas mehr gehätschelt hat, auch wohl wegen unseres großen Altersunterschieds, aber so extrem war es zum Glück nicht wie in dem von dir geschilderten Fall.
Yazz hat geschrieben:Aber auch, dass das Mädchen so unter Druck gesetzt wird, indem man es anschreit, finde ich schlimm.
Ich finde es immer wieder lustig, was manche aus den Eröffnungsposts herauslesen. Da steht nirgends explizit, dass das Mädchen angeschrien wird. Da steht, dass nichts der Mutter gut genug war, was aber nicht zwangsläufig impliziert, dass die Mutter das Mädchen anschrie.
Ich denke das wird noch lange so weiter gehen. Das ist auch bei dem täglichen Leben so. Man erwartet mehr von einer Tochter (abtrocknen, Wäsche zusammenlegen etc.) als von einem Jungen. Ein Bub muß höchstens mal staubsaugen oder den Müll raustragen. Im Schulleben ist das auch so. Ein Junge ist halt nur in Mathe gut und in Deutsch ist da nichts zu machen.
Jungs hassen lesen und schreiben. Leider bestätigt sich das bei meinem Sohn und seinen Freunden auf jeden Fall. Mädchen sind in Deutsch besser und müssen auch gewissenhafter arbeiten als die Jungen. Jungen sind schludrig und schlampig und dafür können sie ja nichts, denn sie werden ja mal Männer. Viele tolerieren das dann und gut ist. Schade ist das eigentlich.
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