Pro IT: Kostenloser PC für Hartz 4 Empfänger
Es gibt jetzt schon seit einiger Zeit ein Projekt, mit dem versucht wird Hartz4 Empfängern einen kostenlosen Computer mit Internetzugang zur Verfügung zu stellen. Ziel soll es sein, dass sich Hartz4 Empfänger selbstständig über das Internet bewerben können und somit aus der Arbeitslosigkeit kommen.
Die Computer werden in einer Art Spende von anderen zur Verfügung gestellt und dann mit einem neuen Betriebssystem (Linux) versehen. Die meisten bisher gespendeten Computer kamen, nebenbei erwähnt, von Hartz4 Empfängern die noch einen PC im Keller oder auf dem Dachboden hatten. Außerdem sollen so Menschen die Möglichkeit bekommen, die Kenntnisse im Bereich Computer zu erweitern und auszubauen.
Gespendete PC´s werden von 1-Eurojobbern auseinander gebaut und auf ihre Funktion überprüft. Sollte alles in Ordnung sein, wird der Computer eingelagert und dem nächsten Antragsteller ausgegeben. Wichtig ist dabei aber, dass man den Computer nur bekommt wenn man selbstständig einen Antrag darauf stellt!
Ich finde das Projekt an sich schon nicht schlecht, allerdings sollte darauf geachtet werde, dass nur solche Menschen einen kostenlosen PC zur Verfügung gestellt bekommen, die ihn auch wirklich benötigen. Notorischen Hartz4 Empfängern sollte kein PC zur Verfügung gestellt werden oder was meint ihr dazu?
Von dem Projekt wusste ich bisher nichts. Schön, dass so weit gedacht und auch was gemacht wird. Aber wenn es sich um Spenden PCs handelt, ist es natürlich wieder so eine Sache. Wie bei fast allen Möglichkeiten rund um Hartz IV: es gibt sie, aber es leitet sich kein Rechtsanspruch darauf ab.
Aber immerhin wird doch wenigstens der Versuch einer Hilfe unternommen. Wobei natürlich der Internetzugang kein Bestandteil des Rechners ist (Netzwerkkarte ist ja fast schon obligatorisch). Und ich bin mir nicht sicher, ob die theoretischen Sätze bei Hartz IV Empfängern bzgl. Kommunikationskosten einen DSL Anschluss tragen würden. Oder meint man damit vielleicht einen PC mit Modem? Wäre natürlich lustig, wenn zwar PCs zur Verfügung gestellt werden, aber die resultierenden Kosten nicht anerkannt werden. Schließlich ist ein analoger Anschluss immer noch günstiger, als ein aktuelles DSL Paket.
Hinzu kommt, dass natürlich Linux so eine Sache ist. Mag vielen lächerlich vorkommen. Aber Leute, die vorher keinen Rechner hatten und u.U. auch wenig Kontakt zu Computern haben, die dürften mit Linux nur dann zufrieden sein, wenn wirklich nichts schief geht. Und ich vermute, in deren Bekanntenkreis dürften dann die Meisten auch nicht helfen können, weil das "andere Betriebssystem" bevorzugt Verwendung findet. Aber abgesehen von diesen möglichen organisatorischen Schwächen eine gute Idee.
Nebenbei entsteht ein echter 1-Euro-Job. Denn hier nimmt keiner der Jobber einen bestehenden Arbeitsplatz in Anspruch und der Auftraggeber (vermutlich die Kommune/Gemeinde) spart kein Geld ein (auf Kosten vorher fest Beschäftigter). Auch das eben ein positiver Seiteneffekt. Zum Schluss natürlich auch der Hinweis, dass funktionsfähige Altrechner so auch noch genutzt werden!
Nur Dein Seitenhieb auf die sog. notorischen Hartz IV Empfänger verstehe ich nicht. So unterstellst Du auf jeden Fall schon mal deren Existenz. Was mich ein wenig ärgert, denn damit unterstellst Du zusätzlich, dass - ganz selbstverständlich - jetzt und aktuell für jeden Hartz IV Empfänger auch adäquate Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden könnten. Und damit verhöhnst Du eigentlich all jene, die ernsthaft/verzweifelt sich um einen solchen bemühen.
Durch ne kleine wirtschaftliche Schieflage kam ich mal in den "Genuss" des tieferen Einblicks in so eine 1-Euromaßnahme, wo eben gerade ein Teil dieses Projekts lief. So unglaublich das vielen scheint, viele der Teilnehmer hatte vorher eher sehr rudimentäre PC Kenntnisse und waren ziemlich froh neben einer Schulung auch einen PC für daheim zu bekommen. Alleine die Möglichkeit so in aller Ruhe an den Bewerbungsunterlagen arbeiten zu können oder PC Kenntnisse zu vertiefen war für die meisten schon eine echte Erleichterung und Fortschritt.
Bei einigen kam noch dazu, dass so überhaupt ein PC ins Haus kam und die Kinder dadurch in der Lage waren zuhause mit einem PC zu arbeiten und so in der Schule nicht den Anschluss zu verlieren. Insgesamt ein gutes Projekt, bei dem echt geholfen wird. Dort wo ich war wurde es so geregelt, das es eine Liste von Interessenten gab und das diese entweder vorhandene Kenntnisse haben mussten oder den entsprechende Kurs mitgemacht haben sollten, ehe es den PC gab. Man sah also schon zu, das die Leute mit umgehen konnten.
elytun hat geschrieben:Ich finde das Projekt an sich schon nicht schlecht, allerdings sollte darauf geachtet werde, dass nur solche Menschen einen kostenlosen PC zur Verfügung gestellt bekommen, die ihn auch wirklich benötigen. Notorischen Hartz4 Empfängern sollte kein PC zur Verfügung gestellt werden oder was meint ihr dazu?
Was soll denn wieder diese Stammtischpolemik der Hartz IV Schmarotzer? Hier handelt es sich nicht um Hochleistungs PCs, sondern um meist so alte Kästen, die andere einfach nur auf den Müll werfen würden und die man nicht einmal mehr bei eBay für über 10 Euro verkaufen könnte. Oder wer kauft denn heute noch ernsthaft einen uralt Rechner auf dem keine aktuellen Betriebssysteme oder Software laufen oder dem keine beliegt.
Diese PCs haben im Grunde keinen echten (materiellen) Wert mehr, sind aber noch in der Hinsicht zu gebrauchen, dass sie ausreichen um damit ins Internet zu Stellenbörsen zu kommen und selbst Bewerbungsschreiben zu verfassen. Und was sollten ALG II Empfänger denn sonst noch damit anstellen?
@derpunkt
Ein Internetzugang hat man ja schon, da reicht ein Telefonanschluss für aus - und eben ein uralt Modem, welches ja gleich noch dazu gespendet werden kann oder billig auf eBay gekauft werden kann. (Und in Kombination ist das alles zu langsam für Entertainment und ausreichend für Bewerbungszwecke - so wird praktisch über die veraltete Technik dem Missbrauch vorgebeugt.)
Das mit Linux sehe ich auch nicht als Schwäche, sondern als Stärke. Denn solang man den Rechner bestimmungsgemäß benutzt und einsetzt ist ein fertig konfiguriertes Linux mit Office Paket völlig ausreichend. Auch ist das besser für ältere Rechner geeignet, da dessen Ressourcenhunger geringer als der von Windows ist und man so nur halb so langsam bummeln muss . Dazu kommt, dass die ARGE hier bei Windows Systemen eine Volumenlizenz von Microsoft kaufen müsste, die den Preis pro System locker auf mindestens 60 Euro anheben würden - nur für das OS! Und: Microsoft verkauft offiziell keine alten Windowsversionen mehr und auf diesen Kisten die da unters Volk gehauen werden läuft maximal noch Windows 98 flüssig.
Naja das ist schon eine Idee in die richtige Richtung keine Frage, aber sollten die Hartz 4 Empfänger nicht lieber erst einmal einen Computerkurs angeboten bekommen? Es gibt ja sicherlich auch Leute die sehr wenig Wissen oder schon veraltetes Wissen darüber haben. Diese Leute sehen zwar hier eine Möglichkeit um wieder in Arbeit zu kommen, aber es muss dafür auch ein gewisses Basiswissen vorhanden sein oder sich angeeignet werden.
Die Arbeitslosen dürfen natürlich nicht den Anschluss verlieren, dass ist richtig und hilft keinen weiter. Aber beispielsweise kostenlose Computerkurse speziell auf den vorhandenen Wissensstand ausgerichtet, würden in der Praxis auch einen Nutzen bringen und vor allem auch Sinn machen.
karlchen66 hat geschrieben:Naja das ist schon eine Idee in die richtige Richtung keine Frage, aber sollten die Hartz 4 Empfänger nicht lieber erst einmal einen Computerkurs angeboten bekommen?
Nephele hat geschrieben:Dort wo ich war wurde es so geregelt, das es eine Liste von Interessenten gab und das diese entweder vorhandene Kenntnisse haben mussten oder den entsprechende Kurs mitgemacht haben sollten, ehe es den PC gab. Man sah also schon zu, das die Leute mit umgehen konnten.
derpunkt hat geschrieben:Und ich bin mir nicht sicher, ob die theoretischen Sätze bei Hartz IV Empfängern bzgl. Kommunikationskosten einen DSL Anschluss tragen würden.
Eigentlich schon. Knapp 20 Euro des Regelsatzes sind für Telefon/Fax und Übermittlung dergleichen vorgesehen. Das allein reicht ja schon für eine Telefon/DSL-Flat. Verzichtet man noch auf das Rauchen und steckt die 6-7 Euro, die für Tabakwaren vorgesehen sind auch noch da mit rein, kriegt man an sich schon eine 16.000 Leitung mit Grundgebühren und Flatrates für Telefon und Internet. Das sollte also kein Problem darstellen.
Aber Bewerbungskurse gibt es ja auch so von den Job-Centern und die Rechner kann man dort auch jeden Tag nutzen. Wenn man diese Angebote annimmt, braucht man auch keinen uralt PC für zu Hause. Ist aber eben auch eine Willensfrage, ob man bereit ist diese Angebote zu nutzen und die Zeit eben nicht nur einfach abzusitzen.
elytun hat geschrieben:Notorischen Hartz4 Empfängern sollte kein PC zur Verfügung gestellt werden oder was meint ihr dazu?
Was ist denn ein notorischer Hartz4 Empfänger? Du wirst es nicht glauben, aber in meinem Landkreis gibt es kaum Arbeitsplätze. Da brauchen die meisten ALGII-Empfänger gar keine Angst zu haben, von der KommBA "belästigt" zu werden, weil die außer Bewerbungskursen etc. eh nichts anzubieten hat. Wenn man das als Pflichtprogramm erledigt hat, war es das für die meisten. Denn selbst die Willigen warten schon eine gefühlte Ewigkeit auf einen Ein-Euro-Job.
Auch Linux sehe ich nicht so kritisch. Neben der Kosten haben die meisten Linux-Systeme heute eine grafische Benutzeroberfläche, die gar nicht mal selten Windows erstaunlich ähnlich sieht. Wenn man da einfach mit arbeitet und nicht noch Entertainment-Center draus basteln will, dann reicht das System völlig aus. Sollte es doch mal Probleme geben, kann man sicher auch zu der Anlaufstelle geben, die die Rechner zusammenstellt und dort um Rat bitten.
Bei uns gibt es ein ähnliches Projekt, dort werden alte Computer von Jugendlichen, die eine Berufsvorbereitung machen, wieder in Schuss gebracht und dann an Schulen, Vereine und andere Bedürftige weitergegeben.
Ich kann an diesem Projekt und auch an dem von dir beschriebenen absolut nichts negatives sehen, denn es haben so viele Leute noch irgendwo einen alten Computer stehen oder zumindest einige Teile, die sie nicht mehr benötigen und wenn sie die fachgerecht entsorgen lassen würden, müssten sie wahrscheinlich noch dafür bezahlen. Deshalb profitiert doch jeder davon.
Und ich weiß ja nicht genau, was du unter "notorische Hartz4 Empfänger" verstehst, aber wenn du damit auf Leute anspielst, du das System ausnutzen, dann werden die wahrscheinlich wenig Freude an so einem Computer haben. Denn erstens ist der Wiederverkaufswert extrem gering, wenn überhaupt vorhanden, und zweitens kann man damit auch kaum etwas anderes machen als ihn als eine bessere Schreibmaschine zu benutzen und einfache Sachen im Internet machen.
Das klingt nach einem supersinnvollen Projekt! Endlich wirklich mal ein echter Zusatznutzen und Mehrwert und ausserdem umweltfreundlich.
Ich vermisse hier lediglich den Link zu dem Projekt - oder wie ich die dazugehörige Initiative bzw. Organisation im Internet finde, konkret in Nordrhein-Westfalen, idealerweise Rheinruhr.
Denn: ich habe einen älteren PC, den würde ich sehr gerne hegeben, wenn den jemand wieder fit machen kann, was wahrscheinlich der Fall sein wird, da er bis vor zwei Jahren noch lief. Ich kann zwar einen PC benutzen und Kleinigkeiten neu starten und testen, aber er fährt nicht mehr hoch, im BIOS habe ich noch nicht herumgewerkelt. Ich benutze den auch nicht mehr.
Ich war auch mal im ALG2 Bezug und sehr glücklich darüber, dass mir jemand damals mit der Reparatur meines Macs kostenlos geholfen hat. Denn - Reparaturstundensätze oder gar Neuanschaffungen von Technik sind mit ALG2 natürlich bekanntermassen nicht drin.
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