Eltern Hauptschule - Kinder Gymnasium?

vom 17.01.2010, 20:05 Uhr

Habe eben mit meinem Mann diskutiert. Bitte es soll sich keiner angegriffen fühlen. Ich hab nichts gegen einen guten Hauptschulabschluß.

Es ging um das Thema ob Kinder wirklich ins Gymnasium kommen können wenn die Eltern selbst nicht gut waren. Inteligenz vererbt sich ja sicherlich auch weiter und dann dürfte das selten sein. Ich weiss von meiner Kindheit und aus Erfahrung das Kinder von Lehrern oder Leuten die studiert haben alle auf dem Gymnasium waren. Aber echt alle ausnahmslos.

Also die Eltern meines Mannes waren nicht so gut in der Schule und keiner hat mit meinem Mann gelernt. Er kommt aus einer sozial schwachen Familie die wenig Geld hatten bzw. noch haben. Er hat also nur den Hauptschulabschluß geschafft. Kann es aber auch Kinder geben deren Eltern übel waren in der Schule und die Kinder schaffen es trotzdem weit im Leben ohne die Hilfe der Eltern?

Meine Eltern waren immer für mich da. Sie haben selbst nur einen Volkschulabschluß und die Mittelschule bzw. das Gymnasium war damals zu teuer. Meine Eltern sind in den 40'er Jahren geboren. Trotzdem haben sie viel mit mir geübt. Ok, die Schlauste war ich sicherlich nicht, aber es hat mir auf die Realschule gereicht. Mein Sohn Kai ist nun in der 2 Klasse und ein mittelmässiger Schuler. Ich arbeite den halben Tag und lerne aber am Mittag mit ihm.

Die Eltern von meinem Mann haben gearbeitet zum Teil den ganzen Tag beide. Meine Mutter war immer daheim. Was meint ihr dazu? Kann man von einem Kind grosses erwarten wenn die Eltern selbst keine Zeit für die Kinder haben und von der Schule nichts wissen wollen? Gute Frage finde ich.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich war auf der Hauptschule, weil meine Mutter meinte, dass ich das Gymnasium eh nicht schaffen würde, weil ich zu dumm dafür bin. Ich habe danach aber meine mittlere Reife mit der Handelsschule gemacht und Hauwirtschaftsschule und Fachschule für Sozialpädagogik absolviert. Ich war, weil ich als Kind immer klein und dumm gehalten wurde aber nie sehr gut in der Schule.

Als ich dann selber Kinder hatte, hatte ich nicht viel Geld. Mit 2 Kindern alleinerziehend und von Sozialhilfe lebend , habe ich meinem Sohn die Realschule und meiner Tochter aber das Gymnasium ermöglicht. Mein Sohn ist aber von der Realschule abgegangen, weil er mit den Schülern und Lehrern nicht klar kam und hat dann Hauptschule gemacht.

Meine Tochter war sehr gut im Gymnasium und ich habe auch alles gemacht, dass sie gut war und versucht ihr den Weg offen zu halten. Es kommt also nicht unbedingt auf die Bildung der Eltern an, was die Kinder leisten. Das finde ich sogar ein wenig diskriminierend, wenn man das glaubt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde auch, dass der Abschluss der Eltern nichts mit der Intelligenz der Kinder bzw. deren Schulbildung zu tun hat. Zumal ich auch nicht finde, dass der Schulabschluss etwas über die Intelligenz einer Person aussagen muss. Es schaffen manche das Abitur einfach weil sie geldige Eltern haben, die tägliche Nachhilfe finanzieren, so dass man mit Ach und Krach durchs Abi kommt. Und es machen intelligente Kinder einen hervorragenden Hauptschulabschluss, die auch das Gymnasium mit links hätten machen können, nur ihnen von Daheim vorgeschrieben wurde, schnell eine Ausbildung zu machen und Geld nach Hause zu bringen.

Der Abschluss sagt wenig aus. Nur davon ausgehend über die Intelligenz eines Menschen zu urteilen ist auch in meinen Augen voreingenommen und diskriminierend.

Meine Eltern waren beide in der Haupschule und haben Ausbildungen abgeschlossen. Sie wollten in keine weiterführenden Schulen. Ich selbst war auf dem Gymnasium und habe ein seh gutes Abitur und habe an zwei Unis gleichzeitig studiert. Ich wurde beim lernen immer unterstützt so weit es ging, im Gymnasium habe ich dann meist allein gelernt, zumal Sachen wie Latein oder Franzözisch dazukamen. Fächer die meine Eltern nie hatten und wobei sie mir nicht helfen konnten.

Ich weiß also aus eigener Erfahrung, dass der Schulabschluss der Eltern nichts über den Bildungsstand der Kinder aussagt. Zumal, wie oben schon erwähnt, auch der Schulabschluss nichts mit der Intelligenz zu tun hat. Meine Eltern sind beide sehr schlau und wissen viel, dennoch waren sie "nur" auf der Hauptschule.

» steffi11191 » Beiträge: 1275 » Talkpoints: -2,88 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Was ist denn das für eine haarsträubende Einstellung? Wenn ich die Zeugnisse meiner Eltern anschaue, dann würde man sie an Hand der Noten auch für weniger Intelligent hinstellen. Aber mein Vater ist in der Landwirtschaft grossgeworden. 1945 geboren und jeder kann sich vorstellen, das dann während seiner Schulzeit oftmals die Zeit zum lernen nicht da war, weil man den Eltern helfen musste.

Entsprechend frühzeitig verliess er auch die Schule und absolvierte eine Ausbildung. Insgesamt hat mein Vater in seinem Arbeitsleben mehrere Facharbeiter absolviert und wurde dann sogar Ausbilder. Also ein Mangel an Intelligenz kann das eher nicht sein.

Selbes gilt für meine Mutter. Sie hat sogar mit über 50 noch eine betriebsinterne Prüfung gemacht, damit sie weiterhin bei der Bahn eingesetzt werden konnte. Also ein Mangel an Intelligenz liegt auch hier nicht vor und bei ihr kam das Lernen zu Schulzeiten zu kurz, weil sie auch den ganzen Haushalt machen musste. Denn beide Großeltern haben im Vier-Schicht-System gearbeitet.

Ich selbst habe dann Abitur gemacht, weil eben meine Eltern in dieser Hinsicht darauf geachtet haben, das ich genug Zeit für die Schule hatte. Somit ist diese Aussage schonmal von meiner Seite her widerlegt und gilt auch für einige aus der Verwandtschaft.

Und auch aus meinem Schuljahrgang haben einige Abitur und Studium bis zum Professor an einer Universität, wo die Eltern alle kein Gymnasium besucht haben.

Bei vielen liegt es wirklich am Geld, was man sich eben nicht leisten kann und somit das Kind dann eben den kürzeren ziehen muss. Genauso wie auch heute noch teilweise Ansichten zu finden sind, das Mädchen doch eh schnell heiraten und dann Kinder bekommen und somit kein Abitur benötigen.

Und bei manchen Eltern ist es sogar Desinteresse an den eigenen Kindern, das sie die Aufnahme zum Gymnasium nicht schaffen. Weil man eben meint, das Schule und Hort dafür verantwortlich sind den Kindern etwas beizubringen bzw. mit ihnen zu üben und man sich zu Hause nicht kümmern muss.

Es gibt aber sehr viele Möglichkeiten warum ein Kind nicht auf das Gymnasium ging und Noten spiegeln nicht wirklich die Intelligenz eines Menschen wider. Sie sagen zwar etwas aus, aber sich allein dadurch eine Meinung zu bilden ist sehr einseitig um nicht zu sagen engstirnig.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde die Einstellung auch ein wenig "komisch". Die Einstellung mag zwar für die heutige Generation vielleicht gelten, aber für meine Generation und die Generation meiner Eltern- da sieht die Sachlage schon ein wenig anders aus.

Mein Vater wurde 1944 geboren. Also noch im Krieg. Ausser ihm gab es noch zwei ältere Schwestern und nach ihm wurde noch eine Tochter geboren. Seine Eltern hatten eine Metzgerei. Finanziell würde ich sie für die damalige Zeit eher in der oberen Mittelschicht anordnen. Wobei mein Grossvater "das Glück atte" das seine beiden Brüder nicht aus dem Krieg zurückkamen. Somit war sein Erbe schon ziemlich gross.

Mein Vater war der Stammhalter und Hahn im Korb unter soviel Frauen. Als er auf ein Gymnasium wechseln sollte, starb sein Grossvater, zu dem er wohl eine enge Bindung hatte. Deshalb schaffte er wohl damals den Aufnahmetest nicht.

Wie gesagt hatten meine Grosseltern einen Familienbetrieb und noch dazu sehr konservative Einstellungen. Mein Vater und seine älteste Schwester musste einen Ausbildung im Metzgereibereich machen. Die beiden anderen Schwestern haben zumindest zeitweise im elterlichen, später dann im brüderlichen Betrieb, mitgearbeitet. Zumindest für die älteste Schwester und meinen Vater gab es gar keine Chance einen anderen Beruf zu ergreifen.

Meine Mutter kam aus einem eher schwierigen Elternhaus. Ihre Mutter war sehr vermögend, verstarb aber im Zusammenhang mit der Geburt meiner Mutter. Es gab noch eine leibliche, ältere Schwester. Der Vater heiratete noch mal und nach den Schilderungen meiner Mutter, wurden die Steiftöchter halt anders erzogen als die leiblichen Kinder der zweiten Frau.

Meine Mutter hat oft erzählt, das sie das erste Schuljahr nur zur Häflte gemacht hat. Zu Beginn ihrer Schulzeit war der Schuljahresanfang wohl noch zu einem anderen Zeitpunkt als heute und sie fiel in das Jahr in dem es die Umstellung gab.

Welche Schulbildung meine Mutter hatte wurde an sich immer totgeschwiegen. Auch die Berufslaufbahn zwischen Schulende und quasi der Heirat meiner Eltern. Wir wussten nur das sie vor der Heirat Substitutin in einem grossen Kaufhaus war. Heute weiss ich, das meine Mutter keinerlei Ausbildung hatte. Gründe sind mir allerdings unbekannt und sie weigerte sich darüber zu sprechen.

Nach ihrem Tod fand ich Schulzeugnisse von ihr. Die haben mir dann schon einen gewissen Aufschluss darüber gegeben, warum sie uns Kinder in einen Kinderhort gegeben hatte und uns auch nie wirklich bei den Hausaufgaben geholfen hat. Die Zeugnisse waren eher unter alles Kanone. Wobei ich meine Mutter nicht für dumm halte. Und ich immer wieder verwundert war, wie gut sie rechnen konnte. Und auch ihre Rechtschreibung war an sich 1 A.

Meine Mutter hat sich immer darauf verlassen, das wir Kinder ja in einem Kinderhort sind, in dem auch die Hausaufgaben mit uns gemacht wurden. Förderung daheim gab es an sich nicht. Und unser Vater war halt immer am Arbeiten. Wobei er durchaus auch mal unsere Hausaufgaben gemacht hat.

Aus heutiger Sicht ist an sich fast klar, das bei mir wohl eine Hochbegabung vorlag, die keiner erkannte. Und meine schulischen Leistungen sackten irgendwann enorm in den Keller, was aber keinem wirklich auffiel. Aufgrund der schulischen Leistungen wurde dann aber beim Wechsel auf eine weiterführende Schule zu einer Realschule geraten. Ich wollte zwar nach dem Abschluss noch auf ein Gymnasium. Das wurde mir aber durch meine Mutter quasi verboten. Ich bin ja ein Mädchen und heirate eh und bekomme Kinder.

Mein Bruder war nicht wirklich besser als ich in der Grundschule. Er durfte trotzdem auf ein Gymnasium. Nach zwei Jahren durfte/ musste er auf eine Realschule wechseln. Wobei meine Mutter durchaus auch mal mit meinem Bruder gelernt hat und man mich eher als selbstständig eingestuft hat, obwohl ich die Unterstützung sicherlich gebraucht hätte.

Ich denke für Kinder aus der Generation meiner Eltern war es generell schwieriger einen höheren Schulabschluss zu erwerben, als das es heute ist. Gerade halt auch wenn die Eltern noch eine Betrieb hatten. Heute ist es nicht mehr ein "Zwang" das man den elterlichen Betrieb übernehmen muss. Das war aber halt früher oftmals so gegeben. Da hatten die Kinder ( in dem Fall die Generation meiner Eltern- also die Geburtsjahre um den zweiten Weltkrieg) kaum eine andere Chance sich "frei zu entwickeln". Und gerade wenn die Eltern einen Handwerksbetrieb hatten, war eine höhere Bildung, wie die, die auf den Gymnasien vermittelt wurde, halt nicht wirklich nötig.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Zunächst will ich auch mal anmerken, dass man Intelligenz im Allgemeinen mit Sicherheit nicht am Schulabschluss fest machen kann. Es wäre schön, ein so einfaches Messinstrument zu haben. Aber es existiert schlicht nicht.

Wie Du das mit der Weitervererbung von Intelligenz meinst, ist mir auch nicht klar. Weil ich aber das nicht bewerten kann und auch nicht unbedingt den Hauptteil Deines Postings ausmacht, lasse ich das auch mal weg.

Aber vielleicht sollte man einen Aspekt nicht außer acht lassen, welcher ganz Entscheidend mitentscheidend ist: die Einschätzung der Lehrer! Es ist schlicht ein Irrglaube, wenn Leute meinen, die Noten seien das einzige und vor allem objektive Kriterium, wenn es darum geht, entscheiden zu können, welche weiterführende Schule ein Kind besuchen sollte.

Der Lehrer beeinflusst bewusst oder unbewusst die Einschätzung bzw. die Notenvergabe. Es mag Ausnahmen geben, bei denen kaum Spielraum nach unten gegeben ist. Aber idR. ist es doch so, dass nicht zwingend gegeben sein muss, dass zwei Schülerinnen mit dem gleichen Leistungsniveau auch wirklich gleich bewertet werden.

Die Lehrer wiederum kennen normalerweise schon auch die Situation und die Berufe der Eltern. Sei es durch Gespräche mit den Eltern oder aber durch Erzählungen der Kinder. Schließlich hat der Lehrer die Kinder mindestens zwei Jahre lang in der Klasse, bevor die Entscheidung gefällt wird. Und hat hier nicht kürzlich eine Studie nachgewiesen, dass "Akademikerkinder" bei gleicher Leistung wesentlich eher eine Empfehlung zum Gymnasium erhalten, als Kinder aus Arbeiterfamilien und Familien mit Migrationshintergrund? Das heißt doch, dass die erste soziale Auswahl (eben unabhängig von Leistung) bereits von den Lehrern in der Schule getroffen wird.

Dann ist es natürlich entscheidend, welche Förderung ein Kind zu Hause genießt. Da spielt dann der Abschluss der Eltern auch keine Rolle. Lernen Eltern mit den Kindern, zeigen sie den Kindern, dass sie sich für die Schule interessieren und engagieren sie sich für ihr Kind an der Schule (das Minimum wäre die regelmäßige Teilnahme an Elternabenden, gerne aber auch das Wahrnehmen der Lehrersprechzeiten!), so sind dies natürlich wesentlich bessere Bedingungen, als bei Eltern, denen die Schulkarriere des Kindes egal ist. Das hat auch nichts mit dem Abschluss der Eltern zu tun.

Aber offenbar ist es eher so, dass Eltern die das Gymnasium besucht hatten, darauf drängen, dass das eigene Kind ebenfalls das Gymnasium besucht. Koste es, was es wolle. Denn das ist schon fast eine Art Prestigeobjekt. Schließlich verkehren diese Eltern vermutlich mehrheitlich bei anderen Leuten, die ebenfalls vom Gymnasium kommen und die ihrerseits die Kinder auf die Gymnasien drängen. Praktisch ein kleiner Wettbewerb - da geht es dann noch nicht einmal um das Wohl des Kindes (vorgeblich natürlich schon was dessen Zukunft angeht).

Eltern ohne Abitur sind vermutlich eher bereit zu akzeptieren, dass das eigene Kind nicht auf das Gymnasium kommt. Was aber schade ist, weil mit etwas nachhaken beim Lehrer vielleicht rauskommt, dass es von der Leistung eben doch reicht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Meine Mutter war auf einer höheren Schule, sie ist sogar Ingeneurin, und sie wollte eigentlich, das ich und meine Schwester auch auf eine höhere Schule gehen. Zwar hatte sie nicht so viel Zeit für uns, da sie alleinerziehend war, und immer arbeiten musste, doch meine Schwester und ich waren eigentlich sehr gut in der Schule.

Trotzdem gingen wir "nur" in eine Hauptschule, und trotzdem haben wir "nur" eine Lehre als Bürokauffrau absolviert. Jetzt bin ich aber in der Situation, wie meine Mutter damals. Meine Kinder (15,10 und 8) sind bzw. waren in der Kooperativen Mittelschule, da es in Wien keine "Hauptschule" mehr in dem Sinne mehr gibt.

Diese Mittelschule ist schon eine gute Schiene, den nach dem Abschluss, kann man auch auf eine Weiterführende Schule gehen, vorrausgesetzt ist natürlich das das Abschlusszeugnis in Ordnung ist, bzw. man in den Hauptfächern in der ersten oder zweiten Leistungsgruppe ist.

Mein großer hat 2009 seinen Abschluss dort gemacht. Leider hatte er nicht so gute Noten, auch war er überall in der dritten Lesitungsgruppe. Er hat sich dann aber entschlossen, das er ein Jahr Fachmittelschule macht. Jetzt stehe ich bzw. er vor der Entscheidung, ob er in eine höhere Schule gehen will/kann oder er eben eine Lehre im Sommer/Herbst 2010 anfängt.

Ich war eigentlich immer für meine Kinder da, bzw. bin es ja noch immer, ich lerne sehr viel mit ihnen. Doch trotzdem sind ihre Noten nicht gerade die Besten. Das hängt aber auch davon ab, das sie schon etwas faul sind, und immer alles am letzten Drücker machen.

Meine ERfahrung mit deinen Aussagen: Sicher sind die Kinder der "höher" gebildeten Leute, auf höheren Schulen, denn sie haben schon von Anfang an mehr Möglichkeiten. Sei es nur weil sie "Bekannte" der Direktorin sind, oder sei es, weil sie "berühmt" sind, oder einfach mehr Leute haben, die den Sprössling dabei unterstützen, es in eine höhere Schule zu schaffen.

Das ziehe ich mir nicht aus den Fingern, weil es voriges Jahr genau das Thema bei meinem Neffen war. Er wollte unbedingt ins TGM (höhere Schule für Technik). Er hatte sehr gute Noten, auch hatte er die richtige Leistungsgruppe. Trotzdem wurde er nur durch "Protektion" in dieser Schule aufgenommen. Den er hatte ja "nur" die Mittelschule und danach die Fachmittelschule besucht. Die Direktorin, von der TGM war schon so voreingenommen. Durch Kontakte, seitens seines Vaters, wurde er doch noch genommen, und musste sich erst "beweisen", das er es überhaupt Wert ist, in dieser Schule lernen zu dürfen.

Laut seinen Aussagen sind viele Schüler, die "höher" Gebildete Eltern haben, nur darum dort, weil die Eltern es so wollten, nicht weil es die Kinder wollten. Diese haben natürlich jetzt bald im Halbjahreszeugnis, auch keine sehr guten Noten. Doch trotzdem kommen sie weiter. Mein Neffe aber muss sich im wahrsten Sinne des Wortes, den Arsch aufreißen, damit er gute Noten bekommt.

Kinder die in sozial schwachen Familien aufwachsen, haben leider sehr sehr selten die Möglichkeit, in eine höhere Schule zu gehen. Sowas kann nur wirklcih funktionieren, wenn die Lehrer auch das Kind vollkommen Unterstützen, oder es wenigstens eine Person gibt, die auch mit dem Kind dann lernt. Denn das fängt schon bei den kleinsten Problemen an, den sozial schwache können sich nicht einfach eine Nachhilfe leisten, wobei aber das Kind, was sowieso schon recht ordentlich verdienende Eltern hat eine Nachhilfe bezahlt bekommt.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es ist in der Tat so, dass der Anteil von Kindern aus Familien mit geringem Einkommen an Gymnasien, im Vergleich zu den anderen Schulformen, geringer ist. Auf der anderen Seite ist die Behauptung, Kinder aus besser verdienenden Familien würden auch die besseren Leistungen erbringen, nicht oder nur sehr bedingt haltbar.

Ein etwas anderer Kontext: Ich weiß aus einem Seminar Machtmissbrauch gegen Jugendliche, dass Gewalt kein "Unterschichten-Phänomen" ist. Es gibt europaweit keinen Unterschied bei der Gewaltbereitschaft zwischen Kindern aus gut und schlecht verdienenden Familien.Ähnlich verhält es sich mit Bildung.

Ein möglicher Grund unter Vielen: Vielleicht richten sich Kind und Eltern, bei der Berufsorientierung des Schülers, nach dem, wozu sie einen persönlichen Bezug haben. Dementsprechend wird dann auch die Schullaufbahn geplant.

» Sansaru » Beiträge: 8 » Talkpoints: 4,19 »


Zunächst mal ist es natürlich Blödsinn zu sagen, dass niemand, dessen Eltern keinen Gymnasialabschluss haben, selbigen schaffen kann. Genauso sinnlos wäre es zu behaupten, dass alle Kinder von Eltern, die das Gymnasium besucht haben, das auf jeden Fall auch tun. Intelligenz wird nun einmal nicht vererbt, zumindest nicht nur und von Natur aus hat jeder die Möglichkeit zu lernen, zumindest in gewissem Maße.

Trotzdem ist es richtig, dass es für Menschen aus weniger gebildeten Elternhäusern mit mehr Schwierigkeiten verbunden ist, eine höhere Schulbildung zu erlangen. Das liegt zum einen daran, dass die Eltern den Kindern wahrscheinlich in vielen Dingen wirklich nicht mehr helfen können, aber das allein wird nicht der Grund sein. Meine Eltern haben zum Beispiel beide einen Gymnasialabschluss, aber ich habe immer alleine gelernt, weil ich das einfach besser konnte. Außerdem gibt es ja im Leben eines Kindes auch andere Leute, die mit Schulaufgaben helfen können.

Eine viel größere Hürde, glaube ich, ist, dass Menschen mit geringerer Bildung ihren Kindern von vornherein weniger Möglichkeiten bieten können. Es wird weniger Bücher im Haus geben, es wird weniger bis gar nicht ins Museum oder ins Theater gegangen, es wird weniger Reisen geben und bei denen wird auch weniger Kultur wahrgenommen werden, insgesamt wird Bildung nicht so sehr im Zentrum stehen wie in einem Haushalt von Menschen mit höhrerer Schulbildung. Das heißt natürlich nicht, dass ein Kind aus einem solchen Haushalt auf keinen Fall ein Gymnasium besuchen kann, aber es wird ihm einfach schwerer fallen als einem Kind mit höhrem Bildungshintergrund, weil das Interesse am Lernen schon sehr früh verinnerlicht wird.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben: Die Lehrer wiederum kennen normalerweise schon auch die Situation und die Berufe der Eltern. Sei es durch Gespräche mit den Eltern oder aber durch Erzählungen der Kinder. Schließlich hat der Lehrer die Kinder mindestens zwei Jahre lang in der Klasse, bevor die Entscheidung gefällt wird. Und hat hier nicht kürzlich eine Studie nachgewiesen, dass "Akademikerkinder" bei gleicher Leistung wesentlich eher eine Empfehlung zum Gymnasium erhalten, als Kinder aus Arbeiterfamilien und Familien mit Migrationshintergrund? Das heißt doch, dass die erste soziale Auswahl (eben unabhängig von Leistung) bereits von den Lehrern in der Schule getroffen wird.

Das ist leider deckungsgeleich mit dem, was wir in der Lehrerausbildung gelernt haben. Die Psychologen nennen das auch "Self fulfillign prophecy", eine sich selbst erfüllende Prophezeihung. Lehrer sind leider auch nur Menschen. Und ein Schüler, wo beide Eltern anerkannte Akademiker sind, bringt eben schon viele Vorschusslorbeeren mit. Man traut es ihm eher zu, dass er das Gymnasium schafft, weil er in einem Umfeld aufwächst, dass das vermuten lässt.

Ich bin einer der Ausnahmefälle. Meine Eltern sind zwar intelligent, aber haben in den Nachkriegsjahren aus oben bei Anderen schon genannten Gründen leider kein Abitur machen können. Ich habe trotzdem das Abitur geschafft und ein Studium angefangen. Aufgrund meiner Biographie bin ich der Ansicht, dass es viel zu früh ist, dass sich in den meisten Bundesländern die Kinder bereits nach der 4. Klasse für eine weiterführende Schule entscheiden müssen. Für so kleine, etwa 10-Jährige Kinder, die nicht aus einem Akademikerhaushalt stammen, ist es eben schwieriger, sich für ein Gymnasium zu entschließen. Irgendwie orientieren sich sich Kinder eben unbewusst doch an der Biografie ihrer Eltern. Meiner Ansicht nach würden solche sozialen Nachteile wesentlich weniger wiegen, wenn die Kinder mindestens bis zur 6.Klasse, wie z.B. in Brandenburg in die Grundschule gehen. Ein zwölfjähriger kann schon eher abschätzen, was seine Schulwahl-Entscheidung bewirkt.

Erschwerend kommt noch folgendes hinzu: in manchen Bundesländern kann man sich auch einen Platz am Gymnasium für das Kind erklagen, auch wenn das Kind keine Gymnasialempfehlung hat, oder man kann das Kind auf Probe oder mit einer gesonderten Aufnahmeprüfung aufs Gymnasium bekommen. Viele Eltern wissen das eben nicht. Und vermutlich sind dann Eltern, die selbst nicht am Gymnsium waren, eher bereit, die fehlende Gymnasialempfehlung für den eigenen Nachwuchs zu akzeptieren, als Eltern, die selbst Abitur haben. Und wenn die Eltern dann nicht kämpfen, dann können sie logischerweise auch nicht gewinnen. Viele Eltern ohne Abitur trauen ihren Kindern einen erfolgreichen Besuch des Gymnasiums gar nicht zu. Und da fängt der Teufelskreis an. Eltern mit Abitur erwarten von ihren Kindern schon eher, dass sie auch diese Leistung bringen werden.

Leider gibt es auch die einzelnen Eltern, die ihrem Kind keine Verbesserung zutrauen. Aus meinen Praktika an Grundschulen weiß ich aus Gesprächen mit Lehrern, dass es tatsächlich auch Eltern gibt, die keine weitere Förderung ihrer Kinder wünschen und das damit begründen, dass ihr Kind auf die Sonderschule gehen solle, weil sie ja auch keine bessere Ausbildung hatten. Traurig, aber wahr.

Zur Intelligenz: Intelligenz wird nur teilweise vererbt. Es ist auch ein entscheidender Faktor, wie das Kind aufwächst. Ob das Kind immer genug gefördert wird. Ob nun zu Hause oder in einer Kindereinrichtung. Wichtig ist auch das Selbstvertrauen in die eigene Leistung. Ein Kind mit Selbstzweifeln wird einen Test eher verhauen, als ein Kind das sich selbst für sehr klug hält. Es gibt auch immer wieder Fälle, wo hochbegabte Kinder aus Elternhäusern kommen, wo die Eltern nur die Förderschule besucht haben. Auch das gibt es. Man sollte als Elternteil auf keinen Fall die eigenen Beschränkungen am eigenen Kind als Maß anlegen.

Und Intelligenz hängt auch nicht zwangsläufig mit dem Schulerfolg zusammen. Oftmals sind eher weniger intelligente Kinder weit erfolgreicher, wenn sie einen Ehrgeiz oder eine Streberhaltung mitbringen. Mit Fleiß, Stetigkeit und Konzntration und guter Arbeitsorganisation plus guter Förderung kann man sehr viel mehr erreichen, als mancher unmotivierte Intelligenzbolzen.

Das mit der eben erwähnten Nachhilfe ist tatsächlich entscheidend. Wenn sozial schwache Eltern sich nur einmal die Woche Gruppenunterricht bei einem Nachhilfeinstitut fürs Kind leisten können, dann können sie nur ungleich weniger Leistungssteigerung erwarten, als wenn die Eltern des selben Kindes Top-Verdiener sind, und den Sproß jeden Nachmittag mit einem Hauslehrer versorgen können. Da gibt es eben keine Chancengleichheit.

Wenn Du, MonneFö und Dein Mann, wenn ihr euren Sohn immer ermutigt und ihn bestärkt und unterstützt, ist das sehr wichtig für ihn. Bis Ende vierte Klasse ist noch viel Zeit. Wenn ihr es wollt, könnt ihr ihm sehr helfen. Eine Garantie kann ich euch aber trotzdem nicht geben. Macht im immer wieder schmackhaft, dass er mit mehr Fleiß den Sprung aufs Gymnasium schaffen kann. Vielleicht könnt ihr es euch ja auch leisten, dass ihr dem Kind eine gute Nachhilfe finanziert? Für Nachhilfe muss man ja nicht schlechte Noten haben. Im Gegenteil, wenn man mit Nachhilfe anfängt, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist das viel besser, als zu lange zu warten. Wenn die Kinder nämlich erst mal schlechte Noten haben, kratzt das auch arg an ihrem Selbstbewusstsein. Ein Hauptschulabschluss ist nichts schlechtes. Aber bessere Startchancen können in solchen wirtschaftlich mauen Zeiten niemals schaden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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