Haiti - Übertriebene Spenden?

vom 15.01.2010, 15:52 Uhr

Spendet ihr für beürftige Menschen oder Organisationen?

Umfrage endete am 06.03.2010, 15:52
Ja
2
33%
Nein
4
67%
 
Abstimmungen insgesamt : 6

Sicher habt ihr von dem großen Erdbeben in Haiti gehört. Stundenlang wird von dem schlimmen Vorfall berichtet. Angebelich sollen 50.000 Menschen tot sein. Der Notfalldienst dort war und ist katastrophal. Nun wird fast überall darum gebeten, zu spenden. Aber da stellt sich die Frage, ob das Spenden überhaupt gerechtfertigt ist?

Ich persönlich finde es in diesem Fall völlig überflüssig zu spenden, wenn Haiti Probleme mit dem Notfalldienst hat. Was kann ich denn dafür? Damit "überspammen" N-TV, N24 und Co zurzeit die Nachrichten. Was haltet ihr von solchen Spenden, geht ein Teil des Geldes nicht in die eigene Tasche? Spendet ihr auch? Ist sowas nicht ein wenig übertrieben?

» Ranny97 » Beiträge: 61 » Talkpoints: 24,09 »



Also an sich finde ich es schon in Ordnung, wenn man Geld für solche armen Länder spendet. Ich denke aber auch, dass es nicht sein muss, dass ein Land wie Deutschland mit enormen Schulden ca. 1,5 Millionen Euro spendet. Dieses Geld wäre hier auch nicht schlecht angelegt.

Außerdem finde ich es nicht gerechtfertigt, dass Länder wie die USA den gleichen Betrag wie zum Beispiel Angelina Jolie und Brad Pitt spenden. Auch für die USA sollte es möglich sein mehr zu spenden als 1,5 Milionen Euro! Ich glaube aber auch, dass wenn wir spenden es lange nicht so viel bringt, wie wenn große Länder ihre Hilfe anbieten!

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» elytun » Beiträge: 157 » Talkpoints: 2,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich muss sagen, du hast recht, denn weder du noch wir können was dafür, wenn der Notfalldienst da total katastrophal ist. Die Leute in Haiti allerdings auch nicht. Und die können auch nichts dafür, dass diese Katastrophe passiert ist. Ich denke die Leute dort sind wirklich froh über jede Hilfe. Man muss bedenken, dass überall Leichen liegen und die Menschen nichts zu essen haben. Jede kleine Nahrungsmittellieferung wird sofort geplündert und die Menschen kloppen sich darum etwas ab zu bekommen.

Ich finde diesen Vorfall sehr tragisch und denke dass Spenden durchaus nicht übertrieben, sondern angemessen sind. Wir wären auch froh, wenn uns so etwas passieren würden, wenn man uns helfen würde. Das gibt zwar wieder einen riesigen Schuldenberg für Deutschland, aber für so etwas Schulden zu machen finde ich besser als dafür, den Bankmanagern die Arbeitsplätze zu retten. Natürlich sollte man es nicht übertreiben, aber wann genau übertreibt man denn beim spenden? Ich weiß es nicht genau. Ich hoffe nur, dass die ihre Situation bald verbessern können.

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» jenny7488 » Beiträge: 324 » Talkpoints: 2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



elytun hat geschrieben:Ich denke aber auch, dass es nicht sein muss, dass ein Land wie Deutschland mit enormen Schulden ca. 1,5 Millionen Euro spendet. Dieses Geld wäre hier auch nicht schlecht angelegt.

Auch für die USA sollte es möglich sein mehr zu spenden als 1,5 Milionen Euro! Ich glaube aber auch, dass wenn wir spenden es lange nicht so viel bringt, wie wenn große Länder ihre Hilfe anbieten!

Ja was denn nun? Staatsschulden haben nahezu alle Länder und wir sind da keineswegs der höchstverschuldeste Staat. Zudem sind 1,5 Millionen Euro die Deutschland als Soforthilfe bereitstellen will im Gegensatz zu etwa 500 Milliarden Euro (Pi mal Daumen), die die öffentlichen Haushalte in Deutschland pro Jahr ausgeben, absolut nichts.

Und wo bitteschön ist Geld besser angelegt, als in der Hilfe von notleidenden Menschen? Meinst du wirklich es würde besser sein, wenn wir die 1,5 Millionen Euro unter den ALG-II Empfänger verteilen, damit sich dann jeder im Jahr ein Brötchen mehr kaufen kann?

Abgesehen davon stellen die USA mittlerweile Hilfen in der Größenordnung von 500 Millionen Dollar in Aussicht, schicken 6000 Soldaten dorthin, sowie mehrere Kriegsschiffe und einen Flugzeugträger, der dann auch als Landepiste für weitere Flugzeuge mit Hilfsgütern dienen kann. Das ist schon eine Menge Hilfe, die in Haiti dringend gebraucht wird. Dagegen wirken unsere 1,5 Millionen Euro doch recht lächerlich und das als eines der reichsten Länder, auch wenn wir immer meckern, dass es uns schlecht geht.

Natürlich sollte jeder für sich selbst entscheiden ob er spenden will oder nicht, aber das kann er ja auch. Steht ja niemand hinter dir und zwingt dich dazu dein Geld nach Haiti zu geben. Aber schon unser Grundgesetz schreibt ja Eigentum verpflichtet. Und wenn es schon keinen juristischen Anspruch der Haitianer auf Hilfe gibt, so sehe ich für mich persönlich doch eine moralische Verpflichtung des reichen Teils der Erdbevölkerung gegenüber den Menschen in solchen armen Verhältnissen.

Zumal unser Reichtum und Luxus ja auch zu nicht gerade unwesentlichen Teilen darauf beruht, dass wir früher Staaten wie Haiti gnadenlos ausgebeutet haben. Natürlich waren das weder du noch ich, aber wir sind in der Lage etwas zurückzugeben von dem was unsere Vorfahren geraubt haben. Und wenn man sich überlegt wieviel man damit erreichen könnte, wenn jeder Nordamerikaner (USA+Kanada) und jeder Bürger der EU 1 Euro gibt, würden knapp 850 Millionen Euro zusammenkommen. Und diesen Euro sollte eigentlich jeder über haben, erst recht wenn man ihn als Durchschnitt ansetzen würde.

Und was können wir zum Beispiel mit dem einen Euro anfangen? Nicht viel, aber in Haiti kann man mit 850 Millionen Euro tausende von Leben retten. Es geht ja nicht darum, Haiti zu einem Industriestaat zu machen, der einen Lebensstandard wie Deutschland hat, sondern dort erste Hilfe zu leisten. Und für ein Erdbeben kann nun wahrlich niemand etwas. Um mal in Deutschland zu bleiben. Was wäre denn 1962 in Hamburg gewesen, wenn die NATO-Truppen, die mithalfen Leute aus den überfluteten Teilen auszufliegen, gesagt hätten, was geht es uns an, dass ihr nicht genug Hubschrauber habt?

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Da Haiti eines der ärmsten Länder der Welt ist und es meines Wissens zur Zeit nur noch ein kaum funktionierendes Krankenhaus gibt ist es glaube ich schon wichtig, dass es Spendenaufrufe gibt, um den Leuten dort zu helfen. Auf Haiti herrscht keine Armut, das ist absolutes Elend! Wer nicht spenden möchte, dem bleibt es selbst überlassen, aber ich würde mich persönlich nicht über die vielen Spendenaufrufe ärgern. Sieh es einfach wie eine Werbeeinschaltung. Die muss zwischendurch auch sein und keiner ist wirklich scharf darauf.

Ich glaube auch, dass das meiste der Spendengelder nicht dort ankommt, wo es ankommen soll. Ich habe viele Jahre jedes Jahr zu Weihnachten für die SOS-Kinderdörfer gespendet. Als ich jedoch erfahren habe, dass eine Sekretärin bei den SOS-Kinderdörfern fast € 3.000,-- verdient (und das anscheinend, weil sie mit dem Leiter der Dörfer befreundet war), habe ich mich wirklich gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, für diese oder irgendeine andere Organisation zu spenden, denn ich denke nicht, dass das Geld dort ankommt, wofür es eigentlich bestimmt ist.

Solche Spendenaktionen sind anscheinend auch bloß nur auf Profit ausgerichtet. Das finde ich echt schade und ich habe mich oft schon gewundert, dass jedes Jahr so viele Millarden an Euro in vielen Ländern der Welt gespendet werden und trotzdem leidet jeder sechste Mensch auf der Welt an Hunger.

Falls ich aber jemals eine Spendenorganisation finden sollte, der man wirklich vertrauen kann, dass sie Spendengelder nicht verschwendet, werde ich sehr gerne wieder spenden. Bis dahin spende ich lieber den Bettlern in den Gassen der Städte mein Geld. Da kommt es wirklich an, obwohl man da auch nie weiß, ob das gespendete Geld nicht gleich in Alkohol investiert wird. Aber auch Alkohol kann einem in eisigen Nächten Wärme spenden.

» lisa1902 » Beiträge: 249 » Talkpoints: 0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,
ich denke schon, dass es sinnvoll ist, sowelche Werbekampagnen zu machen, da es den Leuten dort wirklich schlecht geht und wie man hört, waren schon die ersten "Plünderer" da. Andererseits übertreiben die Medien natürlich etwas, um das dramatischer zu machen, das kann man jetzt aus zweideutig sehen, entweder, dass die Sender mehr Einschaltquoten wollen oder dass sie mehr spenden wollen.

In meiner Heimatzeitung wird auch schon zu einer Spende aufgerufen: "Jeder ...er 1 Euro". Da sehe ich es natürlich anders, denn das ist nicht z.B. eine Bild-Zeitung, denn da setzen sich wirklich Leute ein, dass Unterstützung nach Haiti kommt.

Mein Fazit: Jeder sollte selbst entscheiden, ob er spendet oder nicht, aber ich würde lieber an Caritas-Verbände oder so spenden als an diversen TV-Sendern

» Blink » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,02 »


Blink hat geschrieben:Hallo,
ich denke schon, dass es sinnvoll ist, sowelche Werbekampagnen zu machen, da es den Leuten dort wirklich schlecht geht und wie man hört, waren schon die ersten "Plünderer" da.

Naja, in Haiti herrschte auch schon vor dem Erdbeben im Grunde Anarchie und es wurde durch Banden geplündert - in Haiti kann man (übertrieben gesagt) schon froh sein wenn man nur zweimal vergewaltigt wird wenn man über die Straße gehen will.

lisa1902 hat geschrieben:Auf Haiti herrscht keine Armut, das ist absolutes Elend!

Ja, war aber vorher auch nicht anders. Egal welche Statistik man betrachtet, das Land ist überall eines der letzten oder der ersten (wenn es um etwas schlechtes geht). Das Erdbeben hat jetzt nur mal ein wenig die Slums druchgeschüttelt, mehr nicht. Die Menschen sterben da jahrein / jahraus in Massen weil es da auch vor dem Beben nichts gab.

Ganz ehrlich halt ich von dem Spendenmarathon nichts, das ist wieder das Ablass kaufen der Moderne, wenn man erst spendet wenn da am Marktplatz geklingelt wird (und nicht etwa schon vorher, denn wie gesagt: Haiti ist seit Jahrzehnten im Chaos versunken). Den meisten Menschen vor Ort wird das auch wenig helfen, denn die technische Hilfe seitens der größeren Staaten und der UN bringt hier für den Moment wesentlich mehr als ein SOS Kinderdorf (gibt´s da überhaupt eines?) welches langfristig angelegt ist - gleiches gilt für andere Projekte.

Haiti ist einfach auf einem Niveau mit dem Kongo oder Somalia usw. - da muss man erst ganz unten anfangen etwas aufzubauen damit man das Land überhaupt als Entwicklungsland bezeichnen kann. Und da bringen Spenden recht wenig und Hilfe gibt´s da sowieso keine, da es in Europa keinen interessiert und in Amerika nicht als dazugehöriger Teil betrachtet wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich sehe diese ganzen Kampagnen im TV auch immer zwiespältig, weil ich oft den Eindruck habe, dass Leid anderer wird damit Instrumentalisiert. Dennoch kann ich die Logik des ersten Beitrages nicht ganz nachvollziehen. Selbst Schuld, dass die dort keinen vernünftigen Katastrophenschutz haben und so ein Erdbeben kann ja jeden treffen? Die Frage nach einem Verantwortlichen stellt sich doch gar nicht. Ob Versagen des Notfalldienstes, Superschurke oder Zorn Gottes. Es geht darum das die Menschen dort Hilfe brauchen und diese würde sich jeder hier, wäre er in einer ähnlichen Situation, auch wünschen.

Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das Argument, die Situation dort ist ohnehin schon katastrophal und durch Spendengelder ändere sich langfristig nichts ist meiner Ansicht nach auch nicht haltbar. Die Spenden sollen keine Entwicklungs- oder Wiederaufbauhilfe sein, sondern die Grundversorgung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Hilfe sicherzustellen. Wenn dafür kein Geld da ist, muss man damit rechnen, dass noch mehr Menschen an den Folgen des Erdbebens sterben.

» Sansaru » Beiträge: 8 » Talkpoints: 4,19 »


Sansaru hat geschrieben:Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das Argument, die Situation dort ist ohnehin schon katastrophal und durch Spendengelder ändere sich langfristig nichts ist meiner Ansicht nach auch nicht haltbar.

Was denkst Du, was da seitens der staatlichen und UN Vor-Ort-Hilfe die bereits dorthin geschickt wurde gemacht wird? Urlaub und der Aufbau von Ferienlagern?

Die machen nichts anderes und genau das, die meisten Hilforganisationen sind hierzu viel zu langsam und setzen erst danach an - daher sind die Spenden nur ein großzügiges Geschenk an diese, da der Großteil der notwendigen Arbeiten überhaupt nicht von denen geleistet wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Ganz ehrlich halt ich von dem Spendenmarathon nichts, das ist wieder das Ablass kaufen der Moderne, wenn man erst spendet wenn da am Marktplatz geklingelt wird (und nicht etwa schon vorher, denn wie gesagt: Haiti ist seit Jahrzehnten im Chaos versunken).

Ist doch aber immer noch besser als überhaupt nichts zu tun oder? Und vielleicht ist diese Katastrophe ja doch mal ein Anlass in Haiti auch langfristig zu helfen. Nötig ist es allemal und Geld sollte dafür ja bald genug zur Verfügung stehen.

Und auch wenn aktuell vor allem technische Hilfe, Manpower und Lebensmittel gebraucht werden und kaum Geld, so wird dies aber für den Wiederaufbau benötigt. Auch in Haiti gab es ja nicht nur Wellblechhütten, sondern auch Krankenhäuser um was ganz praktisches zu nennen. Straßen oder einfach eine halbwegs vernünftige Trinkwasserversorgung aufbauen. Und gerade die Hilfsorganisationen brauchen ja auch Geld um ihre Technik und Leute vorhalten zu können und zu qualifizieren. Mit Luft und Liebe geht das ja nun auch nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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