Eltern verzichten wegen Vertrauen zu Gott auf den Kindersitz
Gestern habe ich mir mal wieder die Sendung "Goodbye Deutschland" in VOX angesehen. Dabei habe ich mich über das Verhalten junger Eltern, die nach Südafrika ausgewandert sind, sehr wundern müssen. Es handelte sich um ein streng gläubiges Pärchen. Sie Mitte zwanzig und er Anfang dreißig, die ihr Glück mit einem Shuttleunternehmen versuchen wollten.
So weit so gut. Die Zwei haben ein ungefähr sechs Monate altes Baby, welches sie auf ihren langen Autofahrten mit sich nehmen. Eigentlich hatte das große Auto auch einen Gurt und genug Möglichkeiten um einen ordentlichen Kindersitz mit sich zu führen. Aber anstatt das Kind sicher zu befördern, entschieden sich die Eltern dazu, ihr Kind auf dem Schoß der Mutter sitzen zu lassen. Sie begründeten diesen Entschluß folgendermaßen. Erstens würde das Kind so näher bei seiner Mutter sein und es bekäme mehr von der schönen Autofahrt mit. Aber was ihnen besonders wichtig erschien war, daß sie auf das Vertrauen zu Gott bauen würden, denn dieser, und natürlich auch die Schutzengel, würden dafür sorgen, daß nichts geschehen könnte.
Eigentlich machten die beiden nicht den Eindruck vollkommen daneben zu sein. Jedoch bei dieser Aussage ging mir wirklich die Hutschnur hoch. Am liebsten hätte ich denen das Kind aus ihren grinsenden Armen genommen und ihnen erklärt, daß ein Kindersitz durchaus seinen Nutzen hat. Nach dem sachgemäßen Einbau eines Kinderbeförderungsmittels, hätten sie das Kind selbstverständlich wiederbekommen, um ihre Fahrt fortzusetzen.
Natürlich ist jedem frei gestellt, an was er auch immer glauben möchte oder nicht. Aber in diesem Fall geht die Gottesliebe meiner Meinung nach zu weit. Wenn Erwachsene denken, sie könnten auf die gewisse Sicherheiten verzichten, weil Gott sie schon beschützen wird, sollen sie damit ihr Glück versuchen. Aber ein kleines Kind dieser Willkür auszusetzen, grenzt an Vernachlässigung ihrer Pflichten für die Sicherheit ihres Nachwuchses zu sorgen. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um eine Straße in den Pampas von Afrika handelt, auch da kann ein Unfall passieren, oder um die Verkehrswege in befahreneren Gegenden. Wie beurteilt ihr das Verhalten der Eltern?
Ich habe das gestern auch gesehen und konnte das überhaupt nicht fassen. Die Familie und einfach alles was die ausmacht ist mir total suspekt. Ich fand es schon total merkwürdig, dass deren Säugling ja praktisch überall dabei war und mit denen vor diversen Supermärkten abhängen musste in der brütenden Hitze während die beiden versucht haben Geld zu verdienen. Ich weiss wirklich nicht wie einem das eigene Kind derartig egal sein kann, dass man selbst die finanziellen Mittel einfach mal Gott überlässt. Die haben sich ja auch nie Gedanken darüber gemacht wie sie ihr Kind mal ernähren wollen - Die Begründung war ja hierbei auch, dass Gott das schon lenken würde.
Und wenn beide dann arbeiten war der Plan ja, dass der Kleine einfach auch überall dabei ist. Wenn ich mir vorstelle was das für ein Leben ist für ein Kind: Den ganzen Tag mit den Eltern bei 40 Grad im Schatte durch die Wüste fahren und nie Zeit mit Gleichaltrigen verbringen (da war ja sonst auch wirklich nichts außer Pampa, oder?). Aber du hast Recht: Die Sache mit dem Kindersitz war dann wirklich der Knaller. Für mich ist das nur verantwortungslos. Aber das bezieht sich wirklich auf die komplette Auswanderungsidee der Beiden und den Umgang mit dem Kind. Alleine, dass sie praktisch mittelos einfach mal nach Südafrika in die Wüste auswandern und keine Ahnung haben wovon sie leben sollen, ist schon eine Katastrophe. Da ist die Sache mit dem Kindersitz für mich nur eine Nebensache gewesen.
Ich wollte mich über die Katze informieren und habe deswegen gestern nebenher auch diese Sendung geschaut. Auch über diese Familie konnte ich nur schmunzeln und ich fand die beiden auch recht planlos. Die sogenannte Kundenaquise der Beiden war in meinen Augen schon allein ein Brüller. Die Aktion mit einem Baby auf dem Schoß durch die Wüste zu fahren und zahlende (!) Fahrgäste mit einem Baby zu belästigen hat mich dann nur noch den Kopf schütteln lassen. In meinen Augen sehr unprofessionell. Sicher kann man damit auch überleben, aber wie denn?!
Sicher habe ich auch ein Kind und habe schon wieder gearbeitet als mein Kind gerade 6 Wochen jung war. Allerdings habe ich immer darauf geachtet, diese beiden Lebensbereiche zu trennen, was die Kunden zu schätzen wissen. Schon aus diesem Grund, war ich einfach nur entgeistert. Klar mag ich Kinder und auch alle Kunden erkundigen sich regelmäßig auch nach dem Kind. Aber das gehört dann zum Smalltalk und nicht zum Job.
Mir ist durchaus bewusst, dass man in solchen Doku-Soaps durchaus darauf achtet, dass die Darsteller in ein bestimmtes Licht gerückt werden. Aber mal ehrlich: so einen richtigen Plan haben die beiden wohl nicht - da sollten sie noch mal dran arbeiten.
Ich habe die Sendung zwar nicht gesehen, aber es ist gar nicht selten, dass Menschen auf Gottvertrauen bauen, dass nichts passiert.
Ich selber kenne eine Familie, die 14 Kinder hat. Da fängt das Gottvertrauen bei ihnen schon an. Die Mutter der Kinder meint, dass Gott schon weiß, wieviel Kinder er ihr zumuten kann. Die Kinder haben alle Fahrräder und kein Helm. Sie fahren alle zusammen in einem VW Bus ohne dass sie angegurtet sind. Kindersitze haben sie auch nicht. "Gott macht das schon" . Diese Leute sind aber auch soweit, dass sie sagen, "Wenn etwas passiert, dann wollte es Gott so und damit werden sie einer Prüfung unterzogen".
Die Mutter hat 2 Kinder wegen Krippentod verloren. Sie hat es mit Fassung genommen und meinte "Gott wollte das so und das muss sie hinnehmen". Ich denke dass sowas gar nicht so selten ist und wenn man so glauben kann, dann wird es in vieler Hinsicht auch das Leben erleichtern. Sie nehmen eben alles so, wie es kommt. Diese Leute trauern nicht. Sie nehmen das Leben so hin, wie es ihnen gegeben wird. Selbst das behinderte Kind, was mit in der Familie ist, wird umsorgt ohne dass jemals einer sich beschwert hat, dass er nicht mehr kann.
Gottvertrauen ist auch etwas, was ich selber zwar nciht verstehen kann, aber den Leuten, die daran glauben können sicherlich auch helfen kann ein schweres Leben zu meistern.
Also ich habe die Sendung nicht gesehen, aber bin mir auch sicher, dass der Sender die zwei Menschen eben so dargestellt hat, damit die Sendung "interessant" wird. Ich habe oft den Eindruck, dass teilweise absichtlich Aussagen weggeschnitten werden, um die Leute in das gewünschte Licht zu rücken.
Aber trotzdem finde ich es ein starkes Stück, was die Eltern über ihr Vertrauen zu Gott im Verkehr gesagt haben! In der Wüste mag es ja noch okay sein, wenn das Kind nur auf dem Schoß sitzt, aber im Stadtverkehr von Kapstadt könnte das ganz schön gefährlich werden. Die Aussage, dass Gott sie schon beschützen würde, ist einfach nur leichtsinnig und obendrein auch noch ziemlich arrogant. Denn warum sollte Gott ausgerechnet SIE beschützen und gleichzeitig Tausende anderer Menschen bei Unfällen sterben lassen? Anscheinend halten sich diese beiden für bessere (Christen) als andere.
Ich habe die Sendung ebenfalls nicht gesehen, finde das aber allerhand. Es ist zwar tatsächlich so, dass Kindersitze in fast allen afrikanischen Staaten wie überhaupt den meisten Entwicklungsländern kein Thema sind, da dort ja noch nicht einmal Gurtpflicht besteht. Daher wird die Familie wohl auch nie Probleme bekommen, was zum Glück hierzulande nicht der Fall wäre.
Allerdings kommt diese Familie ja ursprünglich aus Deutschland und sollte ja wissen, dass Sicherheit im Straßenverkehr wichtig ist. Leider ist es wohl oft so, dass Menschen durch extreme Religiosität so verblendet sind, dass sie ihr eigenes Fehlverhalten bzw. Versäumnisse dann immer damit entschuldigen, dass Gott ja nicht zulässt, dass ihnen bzw. ihrem Kind ihrem Kind etwas zustößt bzw. es Schicksal ist, wenn dann doch etwas passiert.
Unfälle passieren aber jedem, auch gläubigen Menschen, und dass Gott nun speziell die Fahrlässigen schützt, das wäre mir neu. Ein gutes Sprichwort lautet "hilf' dir selbst, dann hilft dir Gott", und ich glaube, da ist viel Wahrheit darin, denn auch Glaube entbindet nicht von Verantwortung für das eigene Leben bzw. das Leben der eigenen Kinder.
Jedenfalls sitzen die betreffenden Personen nicht zuhause und warten darauf, dass Gott ihnen Jobangebote in den Briefkasten flattern lässt, sondern bemühen sich, eine Tätigkeit zu finden, auch wenn die Methoden dem Thread nach zu urteilen wohl eher zweifelhaft sind. Warum können sie dann bitteschön nicht was die Sicherheit ihres Babys angeht genauso verfahren?
Ich habe die Sendung nicht komplett gesehen, aber den entsprechenden Ausschnitt: Die Eltern verkündeten, dass sie beide damit einverstanden sind, wenn das Kind hauptsächlich auf einer Autofahrt im Arm gehalten wird. Ich fand das Vorgehen auch unmöglich und vollkommen verantwortungslos.
Auf der anderen Seite kamen mir die Leute aber nicht dumm oder ähnliches vor, wie es ja nicht allzu selten in solchen Sendungen der Fall ist. Im ersten Moment dachte ich aber, dass das Gerede über Gott nur als Ausrede und zur Gewissensbefriedigung herangezogen wird. Ich meinte aber auch zu meinem Freund: "Das ist mal ein klassischer Fall, in dem der Glaube zu Gott einen negativen Effekt hat, nämlich dass man schon beschützt wird, egal was man macht."
Einige Minuten später sprachen die beiden aber wieder über ihren Glauben, sodass dieser auf jeden Fall eine Bedeutung für sie hat. Naja, so oder so fand ich es einfach fürchterlich, dass das Leben des Kindes bewusst auf's Spiel gesetzt wird. Klar, es kann immer etwas passieren, aber so fahrlässig mit einem jungen Leben umgehen - das kann ich nicht verstehen.
Ich habe diese Sendung leider nicht gesehen aber das was ich in der Beschreibung lese läßt mir die Haare zu Berge stehen.
Nur weil ich an Gott glaube kann ich doch so ein kleines Kind nicht ohne Kindersitz im Auto transportieren. Mal grob gesagt, Gott kann auch nicht überall sein. Wenn jetzt etwas passieren sollte, sagen sie dann das Gott es so gewollt hat. Ich finde das unverantwortlich.
Ich bin froh das in in unseren zivilisierten Ländern ein Gesetz dafür gibt. Schade, das es dort so etwas nicht gibt. Aber wenn die Leute eh von Deutschland ausgewandert sind sollten sie sich mit so etwas befassen.
torka hat geschrieben:Ich bin froh das in in unseren zivilisierten Ländern ein Gesetz dafür gibt. Schade, das es dort so etwas nicht gibt.
"Diese Schwarzen da unten, diese Wilden, die hatten ja nicht mal Autos, bevor wir sie ihnen gebracht haben!"
Mal ganz im Ernst: ich finde es respektlos und unverschämt, so über die afrikanischen Länder zu reden. Klar, viele davon sind Entwicklungsländer, aber sie sind nicht unzivilisiert, sondern einfach arm, nicht ausreichend industrialisiert, haben schlechte Infrastruktur etc. Aber von unzivilisiert zu reden, ist chauvinistisch und unangebracht.
Außerdem sollte man sich mal fragen, warum in diesen Ländern Armut herrscht. Das liegt nicht an den "unzivilisierten Einheimischen", wie du wahrscheinlich annimmst. sondern ist das Ergebnis von Kolonialisierung, Sklaverei und Ausbeutung. Und wer ist daran Schuld?
Dieser Familie kann doch eigentlich nicht verborgen geblieben sein, dass immer wieder Kinder schwer verletzt werden oder sterben, weil sie nicht im Kindersitz saßen.
Andererseits sind sie der Meinung, dass Gott verhüten wird, dass ihrem Kind etwas geschieht. Das heißt doch aber, sie gehen offenbar davon aus, dass Gott die anderen Eltern für Ungläubigkeit bestraft - wobei es dann schon fraglich ist, warum dieser Gott unschuldige Kinder für das leiden lässt, was die Eltern versäumen.
Die weitere Möglichkeit wäre, dass sie dann, wenn etwas passiert, wohl davon ausgehen, dass Gott das Kind zu sich nehmen wollte. Warum achten sie dann noch darauf, nach links und rechts zu schauen, wenn sie über die Straße gehen, wenn ihr Gottvertrauen letztlich alles richten kann und nur das geschieht, was Gott will?
Ich habe Schwierigkeiten mir vorzustellen, dass der Gott, den diese Leute sich vorstellen, offensichtlich ständig damit beschäftigt sein soll, Menschen, die für sich und ihre Sicherheit nicht ausreichend sorgen können, vor den Folgen ihrer Handlungen zu schützen.
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