www.Wikipedia.de besser als ein normales Lexikon?

vom 08.12.2007, 23:29 Uhr

Fast jeder hat schon einmal das online Lexikon Wikipedia genutzt, sei es um sich ernsthaft zu informieren und zu bilden, aus Informationsnot oder um mal etwas Schabernack zu treiben. Und man weiß ja, nicht alles was in der Wiki steht, stimmt unbedingt. Aber stimmt das soweit und sind herkömmliche Lexika besser - oder hat so manch ein Lexikon letztendlich doch noch stärkere Schwächen und größere Wissenslücken als die Wiki zu bieten?

Denn man muss vieles zugeben auch wenn die Wiki Community weitestgehend festgefahren ist, so haben die verstärkten Kontrollmaßnahmen und die gegenseitige Kontrolle in der letzten Zeit deutlich dazu beigetragen, Schwachstellen auszubügeln, auch wenn es hier und da noch ein Skandälchen zu berichten gibt. Letztendlich steht aber die Frage im Raum ob der Glaube der Wiki Community an sich selbst und daran, besser zu sein als herkömmliche Lexika sich auch in der Praxis deckt.

Daher führte das Recherche Institut Wissenschaftlicher Informationsdienst Köln (WIND) im Auftrag des „Sterns“ eine umfangreiche Studie durch um zu beleuchten, wer letztendlich besser ist und wo die größeren Schwächen zu finden sind. Zwar gab es schon verschiedene Vergleiche, aber keinen so umfangreichen wie vom WIND, denn der letzte wurde 2005 für die englischsprachige Wiki im Auftrag der „Nature“ durchgeführt wo sie mit dem lexikalischen Standardwerk Encyclopedia Britannica verglichen wurde und verlor, wenn auch nur knapp, in den Bereichen Korrektheit und Editionsqualität, auch wenn die Tester der Wikipedia bescheinigten, sich mit professionellen Standardwerken messen zu können.

Jedoch bekam diese Auswertung auch denkbar viel Kritik, denn, so wurde festgestellt, die Wikipedia sei zwar nahezu ebenbürtig mit Standardwerken was die Naturwissenschaften angeht, aber im sozial- und geisteswissenschaftlichen Segment deutliche Schwächen. Im historischen und politischen Bereich sei sie vollkommen unzulänglich und indiskutabel. Also unterm Strich kein Erfolg.

Um dies von Anfang an zu vermeiden legte der WIND für seine Untersuchung ein breit gefächertes Feld zugrunde, welches komplett mit dem deutschen Standardwerk in Sachen Lexika, dem Brockhaus, verglichen wurde. Nicht nur der Brockhaus im Buchformat, sondern auch der Brockhaus auf DVD und der laut Brockhaus Verlag laufend aktualisierte und kostenpflichtige Online Brockhaus wurden für den Großtest herangezogen.

Hierbei geht es dem WIND natürlich nicht nur um die Frage, ob professionelle Autoren besser sind als eine offene Community von Amateuren, die ihr Wissen sammeln und hoffen dass es richtig ist, sondern auch darum, ob herkömmliche Lexika weiterhin Bestand haben im Zeitalter des Web 2.0 vor allem, da die Absätze mit dem traditionellen Medium Buch seit den 90ern deutlich eingebrochen sind, auch wenn es mittlerweile Lexika auf CD, DVD und im Internet gibt.

Dazu wurden 50 zufällige Stichproben in den Bereichen Fachgebieten Politik, Wirtschaft, Sport, Wissenschaft, Unterhaltung, Erdkunde, Medizin, Kultur, Geschichte und Religion gemacht und Kriterien wie Vollständigkeit, Aktualität, Verständlichkeit und Korrektheit unterzogen und mit Schulnoten bewertet. Und das Ergebnis überrascht: Denn die Wikipedia erzielte in fast allen Bereichen eine Note im Durschnitt von 1,7, der Brockhaus in all seinen Variationen nur eine 2,7.

Zudem konnte der Wikipedis bescheinigt werden, ganz offiziell und allen Skeptikern zum Trotz, dass sie bei 43 Artikeln deutlich besser als der Brockhaus abschnitt, dieser nur bei 6 Artikeln vorn lag und es bei einem Artikel ein unentschieden gab. Natürlich konnte die Wiki vor allem im Segment Aktualität punkten, da beispielsweise der Todestag von Pavarotti fast gleichzeitig mit dessen Ableben in der Wiki stand, aber der Brockhaus diesen bis zum 02.12.2007 noch nicht aufführte. Von Doris Lessings Literaturnobelpreis war bis dato auch nichts im Brockhaus zu lesen.


Aber auch beim oft angezweifelten Punkt Richtigkeit gewann die Wiki mit klarem Vorsprung gegenüber dem Brockhaus was besonders erstaunlich war, da man dies der Wikipedia oft abspricht und sie im Grunde von Amateuren geschrieben wird, der Brockhaus jedoch von Profis. Das heißt natürlich nicht, dass alles was in der Wiki steht richtig ist, aber weitestgehend.

Der einzige Punkt, indem die Wiki übrigens deutlich hinter dem Brockhaus lag und der von einigen ebenso empfunden wird, und von anderen sehr geliebt, ist, dass die Wiki Artikel laut WIND entweder für Laien zu kompliziert oder zu weitschweifig verfasst sind.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also so ganz kann ich der Untersuchung nicht zustimmen. Wenn es um ein spezielles Thema geht, egal was, dann finde ich Wiki ganz praktisch, um sich eine gewisse Orientierung zu verschaffen, aber dass die Artikel besser sein solen als im Brockhaus kann ich nicht bestätigen.

Gerade die kompakte und verständliche Art im Brockhaus und letztlich auch die Sicherheit, dass das Gelesene auch stimmt machen Duden, Brockhaus & Co. für mich zur sichereren Wahl. Jedoch finde ich Wiki praktisch, um sich einen Überblick zu verschaffen, was sicherlich auch mit dem Ergebnis der Studie zusammenhängt: die Artikel sind oft ausschweifend, man könnte auch sagen oftmals ein wenig am Thema vorbei. Aber nach Wiki geh ich dann mit weiteren Schlagwörtern auf google-Suche und dann kommt man eigentlich zu passenderen Ergebnissen.

Ein Beispiel, wo ich finde, dass das Gedruckte Wiki überlegen ist: es gibt doch immer kurz vor Weihnachten diese Bücherreihe "Aktuell" zum jeweiligen Jahr. Gerade die Länderübersicht finde ich im Vergleich zur Darstellung bei Wiki im Gedruckten deutlich besser und vor allem schöner, verständlicher geschrieben und inhaltlich interessanter und relevanter zusammengefasst.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wikipedia ist meiner Meinung nach ein Lexikon für Menschen, die nicht schnell die Definition eines Begriffes haben wollen, sondern sich auch darüber hinaus bilden möchten und gerne lesen.

Ein herkömmliches Lexikon ist für mich nach wie vor mehr ein Glossar, die Wiki mehr wie ein Buch. Dass die Unterschiede schwinden wundert mich auch weniger, da die Kontrollmechanismen gegen Spaßvögel immer besser greifen - und man kennt es ja, irgendeiner weiß es immer besser und kann das auch erklären, weswegen auch die Qualität der Wiki steigen wird.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ehrlich gesagt nutze ich schon seit Jahren kaum noch ein herkömmliches Lexikon. Bei Wikipedia finde ich es eben sehr praktisch, dass man einfach einen Begriff eintippen muss und einem dann eine Definition bzw. ein Artikel angezeigt wird. Bei einem normalen Lexikon finde ich es etwas nervig, dass ich etwas blättern und suchen muss, denn bei Wikipedia oder anderen Onlinequellen finde ich Informationen schneller.

Genau so sehe ich das übrigens bei Onlineübersetzungsprogrammen. Die finde ich auch viel praktischer als noch die herkömmlichen Wörterbücher.

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich persönlich bin ebenfalls begeisterter Wikipedia User. Nutze es auch viel eher als ein herkömmliches Lexikon. Zum einen sind die Informationen viel detaillierter und zum anderen findet man den gewünschten Begriff viel viel schneller. Dadurch dass überall alles mit PCs ausgestattet ist erscheint es auch weniger als Problem, dass man zur Nutzung einen PC zur Verfügung haben muss; mittlerweile ist es viel realistischer, dass man einen PC mit Internetanbindung zur Hand hat anstelle eines Lexikons.

» mpet85 » Beiträge: 364 » Talkpoints: -0,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


In Sachen Wikipedia bin ich doch sehr gespalten in meiner Meinung, auf der einen Seite ist es sicherlich eine gute Variante, um mal eben kurzfristig Informationen zu finden. Aber ich finde es trotzdem besser, selbiges aus herkömmlichen Lexika zu suchen.

Ich sehe das vor allem aus der Sicht einer Mutter deren Kind in der ersten Klasse bereits bei Wikipedia etwas für eine Hausaufgabe suchen sollte. Ich denke wenn so was schon aus der Schule kommt, dann läuft da was falsch. Die Kinder lernen doch gar nicht mehr Informationen aus Büchern zu suchen. Und das finde ich extrem schade. So wird Wikipedia doch eh nur abgeschrieben, aber selber suchen ist nicht mehr machbar. Die Schule sagt doch gehe zu Wikipedia und schon bekommt man kein Kind mehr zum lesen in einem richtigen Buch.

» angel18153 » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,20 »


Naja, also ich schaue oft mal was bei Wikipedia nach, aber ich bin sehr vorsichtig und kontrolliere immer alles nach. D.h. manchmal sind es nur sehr kleine Fehler (z.B. Dezimalstelle verschoben, etc.) aber bei vor allem bei Vorträgen, kann das ja fatal sein.

» Cedrixxx » Beiträge: 32 » Talkpoints: -1,78 »



Also so aktuelle Dinge findet man einfach besser in Wikipedia als im normalen Lexikon. Weiterhin findet man es bei Wikipedia viel schneller, da man es nur eben eintippen muss und nicht erst 10000 Seiten nachschlagen muss etc.
Außerdem ist es auch öfter besser und verständlicher geschrieben als im Lexikon ,da es auch normale Leute verfassen.

Man findet bei Wikipedia auch viel zu seinen Hobbys, zum Beispiel zu Musikern etc.

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» KingKanye » Beiträge: 463 » Talkpoints: -0,79 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Schneller sicherlich, ja. Aber trotzdem denke ich schon auch, dass Wikipedia nicht das einzige sein darf. Und nach meiner Erfahrung ist es das halt einfach. Ich habe schon von Freunden gehört, dass Wikipedia in einer Hausarbeit einfach nur Wort für Wort abgeschrieben worden ist, und tut mir leid, aber das kann es nicht sein.

» angel18153 » Beiträge: 60 » Talkpoints: 0,20 »


Meine Meinung hierzu mal in aller kürze: Ein Lexikon welches man in der Hand hat ist durch nichts zu ersetzen. Gegen eine Online Variante ist auch nichts zu sagen. Was mich persönlich bei Wikipedia stört ist ganz einfach das jeder alles mögliche dort eintragen kann ob es jetzt wahr ist oder nicht. Wenn jetzt jemand damit recherchiert und dann die Ergebnisse bekommt die evtl. nicht zu hundert Prozent richtig sind dann kann dieser dann unter Umständen ein großes Problem kriegen.

Also Fazit: Um kurz mal was zu suchen, OK. Aber im wirklich korrekte Informationen zu sammeln z.B. für eine Hausarbeit oder so etwas in dieser Art ist es denke ich mal nicht geeignet.

» Manni05 » Beiträge: 77 » Talkpoints: -0,06 »


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