Leben ohne Geld
Ich habe gerade ganz interessiert eine Nachricht gelesen, die mir schier unglaublich erschien. In dieser Nachricht stand drin, dass ein Brite im Selbstversuch von November 2008 bis Dezember 2009 ganz ohne Geld auskam. Er lebte in einem geschenkten Wohnwagen auf einem Bio-Bauernhof und durch Arbeiten verdiente er sich den Stellplatz dort. Er pflanzte seine Nahrung weitesgehend selbst an, stellte sogar eigene Zahnpasta und Seife her oder durchsuchte die Abfälle nach Essbarem.
Ist es nicht unvorstellbar, in unserer heutigen Gesellschaft ohne Geld auszukommen? Als ich diese Nachricht gelesen hatte, konnte ich es mir gar nicht vorstellen, dass dies wirklich möglich ist und der Brite es sogar ein Jahr lang durchgehalten hatte. Früher war das sicher einfacherer. Man hätte dort auch mehr tauschen können oder sich sein Essen auf einem Bauernhof oder ähnlichem verdienen können.
Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr es schaffen würdet, ein Jahr ohne Geld durchs Leben zu kommen?
Nein, auf keinen Fall. Seine Nahrung selber anbauen und Seifen, Kleidung etc herzustellen, ist das eine. Ich will mir aber erst gar nicht vorstellen, wie ich im Abfall anderer rumwühle. Schon gar nicht nach essbaren Sachen. Außerdem würde ich sagen, dass ich recht verwöhnt bin und wenn ich daran denke ein Jahr ohne Geld auskommen zu müssen, hat es für mich etwas schmutziges an sich.
Ohne Hygieneartikel und warmem Wasser, wofür man nun mal eben zahlen muss, wird man sich kaum so pflegen können wie in einer richtigen Wohnung. Ich möchte auch auf keinen Fall auf strombetriebene Sachen, die einem den Alltag erleichtern, verzichten. Waschmaschine, Staubsauger etc. Man wird kaum mit den Stromversorgern handeln/tauschen können. Nein, das wäre nichts für mich. Auch nicht auf Zeit.
Ich stelle es mir in der Tat sehr schwierig vor vollkommen ohne Geld leben zu können, zumindest halbwegs würdevoll. Für mich wäre das defintiv auch nichts, da schließe ich mich an.
Wenn man nun das Glück hat, dass jemand einen privat auf seinem Gelände stehen lässt, und man dafür arbeiten kann, wie der Brite, dann mag das in gewissen Rahmen möglich sein. Obwohl wir in Deutschland nicht im Müll wühlen müssten, da es bei uns ja die Tafeln gibt, wo man hingehen kann, um sich etwas zu essen zu besorgen. Alles in einem lebt man dann aber eher durch die Güte und den Almosen anderer. Dass es aber klappt und man so überleben könnte, zeigen uns ja die unzähligen Beispiele der Obdachlosen in den Städten.Daher ist es schon möglich aber eben sehr schwierig und zum Teil unwürdig.
Höchtens mit wenig Geld würde man halbwegs würdevoll über die Runden kommen. Da kann man sich ja einem sogenannten Tauschring anschließen, wo man seine persönlichen Fähigkeiten gegen die Fähigkeiten anderer tauschen kann. So nach dem Motto "ich repariere dein Fahrrad, dafür schneidest du mir die Haare."
Ich habe kein Problem damit mir die Hände schmutzig zu machen und ich habe letzten Sommer Kräuter in meinem Garten angebaut und würde das wahrscheinlich auch mit anderen essbaren Pflanzen hin bekommen. Das Leben in einem Wohnwagen stelle ich mir auch nicht so schlimm vor, wenn man wie in diesem Fall die freie Natur um sich herum hat. Also ich fühle mich eher dann beengt, wenn ich aus dem Fenster schaue und nur Häuser sehe als wenn ich auf engem Raum lebe.
Aber es gibt trotzdem Dinge die Geld kosten und auf die ich nicht verzichten wollte. Ganz oben auf dieser Liste steht hier wahrscheinlich die Krankenversicherung, denn ich weiß von amerikanischen Freunden, die nicht versichert waren oder sind was für ein großer Unsicherheitsfaktor das im Leben sein kann. An zweiter Stelle stehen Kommunikation und Information. Meine Freunde und Familie leben ziemlich verstreut über die Welt verteilt und um mit ihnen in Kontakt zu bleiben brauche ich eben Dinge die Geld kosten. Und ich möchte gerne darüber informiert sein was in der Welt vor sich geht und da kommt man mit alten Zeitungen, die man aus dem Altpapier fischt wahrscheinlich nicht sehr weit.
Früher war so ein Leben wahrscheinlich auch deshalb einfacher, weil das Leben auf den eigenen Hof und das eigene Dorf beschränkt war. Das machte den Tauschhandel einfacher, weil man sich eben kannte und die Probleme, dass man seine 500 km entfernten Eltern ohne Geld nicht erreichen könnte gab es wahrscheinlich auch nur in den seltensten Fällen, weil sich einfach kaum jemand so weit von seiner Heimat entfernt niedergelassen hat. Und natürlich sind die Ansprüche heute auch ganz andere.
Nein, das könnte ich mir nicht vorstellen. Selbst im Garten Gemüse anzupflanzen, ja, gerne, als wir noch einen großen Garten hatten, habe ich das auch gemacht, aber halt, weil ich Spaß dran hatte und die Tomaten aus eigenem Anbau weitaus leckerer waren als die aus dem Supermarkt. Auch auf einem Bio-Bauernhof wohnen fände ich wohl noch okay, solange die Wohnung einigermnaßen komfortabel ist (was für mich eine funktionierende Heizung, fließendes heißes Wasser und Strom bedeutet).
Aber komplett ohne Geld leben, wäre mir viel zu unsicher. Denn wie sieht es dann mit Versicherungen aus? In einem Jahr kann eine ganze Menge passieren. Und ein Jahr lang ohne Haftpflicht- und Krankenversicherung? Undenkbar.
Dazu kommt, dass ich auf viele liebgewonnene Dinge nicht verzichten könnte. Fängt schon beim Kaffee am frühen Morgen an, und ohne Computer wäre für mich unvorstellbar. Und ohne Auto, nur auf dem Hof, da vereinsamt man ja total, zumal man dann nicht mal mit Handy und Internet Kontakt halten kann. Außerdem, wie sieht es mit der Hygiene aus? Ich meine Sachen wie Duschgel und Badeschaum. Als Frau kommt erschwerend noch hinzu, dass man nunmal monatlich auch Damenhygieneprodukte benötigt. Was man dann als Ersatz nehmen soll, weiß ich nicht und möchte da glaube ich auch nicht drüber nachdenken.
Und dann war der arme Kerl vermutlich ein Jahr ohne Bücher und ohne Schokolade. Das könnte ich denke ich auch nicht aushalten.
Ich kenne jemanden, der auch mit wenig Geld sich eine Reise finanziert hat, allerdings hat die sich dann auch mit Arbeit in dem jeweiligen Land über Wasser gehalten und sogar ein Auto (sehr alt und schlechter Zustand) geschenkt bekommen, um damit etwas weiter fahren zu können.
Allerdings halte ich es für sehr schwierig ganz ohne Geld auszukommen und wenn man überlegt, werden hier in Deutschland ja auch manche Zuwendungen, die nicht in Form von Bargeld erfolgen, zum Arbeitsentgelt gezählt, so dass darauf auch Beiträge zu zahlen sind, was dann auch wiederum eine Art von Geld ist. Also ist für mich die Aussage nicht ganz stimmig, denn er war ja mehr oder minder beschäftigt.
In Deutschland halte ich das für sehr schwierig, da man hier ja auch nicht so oft die Art von Leuten findet, wo man einfach mal so leicht in Kontakt treten kann und dann für etwas arbeiten kann ohne irgendwelche Abgaben zahlen zu müssen. Dazu halte ich Deutschland für zu engstirnig und misstrauisch von den Menschen her, wobei es ja auch Ausnahmen gibt, aber diese an den Orten zu finden, wo man sich gerade aufhält, ist wohl nicht gerade einfach.
Auf 3Sat oder arte kam vor Jahren mal eine Reportage über eine Familie, die auf einem Ökobauernhof lebt, ohne Strom und fließendes Wasser, und die auch wunderbar zurechtkommt und glücklich ist. Diese Familie stellt auch alles selbst her, pflanzt sich Gemüse an, schneidert Kleidung selbst usw. Die mussten auch nicht im Müll wühlen.
Man sieht also, dass so ein Leben auch heute noch möglich ist und das auch länger als ein Jahr. Ich finde es sogar sehr bewundernswert, wie diese Menschen das schaffen. Ein Jahr ohne Internet usw. wäre für mich kein Problem. Meine Freunde können mich auch besuchen kommen. Auch das mit dem Müll finde ich nicht schlimm. Das machen mehr Leute als man denkt. Und zwar wühlen die nicht einfach in den Mülltonnen, die vorm Haus stehen (das wär echt eklig und ungesund), sondern in den Containern der Supermärkte. Dort findet man anscheinend allerlei gute Sachen. Die Discounter werfen einfach viele Lebensmittel frühzeitig weg, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erst ein paar Tage später abgelaufen wäre.
Auch das Problem mit dem warmen Wasser ist schnell gelöst, indem man es halt mit Feuer erhitzt.
Was für mich aber schon ein Problem wäre: Heutzutage verfügt fast kein Mensch in Deutschland mehr über die Fähigkeiten, die man braucht, um sich selbst zu versorgen. Wer kann denn schon Schafe scheren, spinnen, nähen, schneidern? Ich müsste auch erstmal lernen, wie man das Gemüse anpflanzt und erntet, geschweige denn das Getreide, das man zum Brotbacken braucht. Denn von Gemüse allein kann keiner leben. Da tun sich auch noch ganz andere Lücken auf: In Deutschland ist es verboten, seine Tiere selbst zu schlachten. Und wenn man ohne Geld leben will, kann man das ja auch nicht einem Metzger überlassen. Im Winter, wenn alle Vorräte aufgebraucht sind, ist man also dann auf Geschenke oder auf den Müll angewiesen.
Außerdem könnte ich mir nicht vorstellen, in einem Wohnwagen zu leben. Da wird es doch im Winter ohne Heizung viel zu kalt und außerdem ist kein Platz, um Vorräte zu verstauen. Im Sommer bräuchte man eventuell auch einen Keller, um die Lebensmittel kühl zu lagern, denn der kleine Kühlschrank in einem Wohnwagen reicht bestimmt nicht aus.
Also, anscheinend ist es heutzutage schon möglich, ohne Geld zu leben, wenn man das Glück hat und über gewisse Fähigkeiten verfügt wie Gärtnern etc. Außerdem ist man auf Geschenke und auf Abfall angewiesen, und das hat für mich etwas von Mogeln. Die Familie, von der die Sendung handelte, ist bestimmt nicht ganz ohne Geld ausgekommen (sie mussten den Hof ja auch erstmal kaufen), dafür haben sie alles selbst hergestellt und waren auf niemanden angewiesen.
Ich finde solche Geschichten faszinierend und einer meiner größten Träume war es immer, für eine Weile, vielleicht für ein paar Wochen oder Monate, ohne Geld, ohne Kreditkarte und ohne sonstigen Luxus auf der Straße zu leben um zu schauen, wie weit ich komme. Ich glaube, dass es eine wahnsinnig interessante Selbsterfahrung ist, so ein Projekt durchzuziehen. Ich denke, dass man nach einer solchen Erfahrung eine ganz andere Einstellung zu sich, seinem Leben und vor allem zu materiellen Gütern hat.
Ich denke, dass man auch heutzutage in jedem Land der Erde ohne Geld überleben kann. Es kommt nur auf die jeweiligen Ansprüche an. Auf dem Land kann man vielleicht auf einem Bauernhof mitarbeiten, um an Geld zu kommen und in den Städten muss man sich durch Betteln, Gelegenheitsjobs oder ähnliches durchschlagen. Es gibt immer einen Weg, auch wenn man vielleicht mal zwei Tage nichts zu essen hat oder im tiefsten Winter in Hauseingängen schläft. Ich denke, dass solche Dinge zu einem solchen Projekt dazugehören.
Ich finde es bewundernswert, wenn jemand mit minimalster Ausstattung und unter großen Anstrengungen sein Leben meistert. In solchen Situationen geht es nicht um das, was man allgemein als Leben kennt, sondern einfach nur um das Überleben. Und das ist garantiert möglich, auch wenn es vielleicht mit dem gewohnten Lebensstil nicht viel gemeinsam hat.
Cologneboy2009 hat geschrieben: Ich denke, dass man auch heutzutage in jedem Land der Erde ohne Geld überleben kann.
Cologneboy2009 hat geschrieben:Auf dem Land kann man vielleicht auf einem Bauernhof mitarbeiten, um an Geld zu kommen und in den Städten muss man sich durch Betteln, Gelegenheitsjobs oder ähnliches durchschlagen.
Ja was denn nun? Bei dem Projekt geht es darum kein Geld zu haben sondern selber anzupflanzen, herstellen, tauschen oder als Gegenleistung zu arbeiten. Nicht für Geld. Bettel oder jobbe ich, habe ich welches.
Geld ist letztendlich ein Tauschmittel. Ob ich meine Arbeitskraft einsetze und dafür direkt ein Brot bekomme, oder ob ich meine Arbeitskraft oder meinen Körper verkaufe, dafür Geld bekomme und dieses schließlich gegen ein Brot eintausche, ist letztendlich egal, oder?
Ich denke aber dennoch, dass man ohne Geld überleben kann. Ich denke, dass man in der Stadt andere Strategien finden muss. Funktionieren kann es dennoch.
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