Wieviel Freundlichkeit oder Höflichkeit ist angebracht

Ich habe in meiner beruflichen Tätigkeit sehr viel mit sehr unterschiedlichen Menschen zu tun und man pflegt auch einen sehr korrekten Umgang miteinander. Beispielsweise hält man jemanden die Tür auf oder nimmt ihm einen schweren Gegenstand ab. Das ist für mich alles kein Thema und ich mache es auch sehr gern, aber einige müssen sich dann sofort überschwänglich bedanken. Diesen Vorgang finde ich in der Tat etwas übertrieben, denn ein einfaches Dankeschön würde vollkommen reichen.

Es handelt sich doch in solchen Situationen um ganz normale bzw. einfache Vorgänge, die sich je nach der Situation auch wiederholen. Es wäre sicherlich auch etwas übertrieben von ich meinen Chef mehrmals am Tag begrüße. Das wäre dann schon etwas nervig. Solche kleinen Hilfen im Alltag sehe ich als nichts Besonderes an, weil es gehört einfach zum menschlichen Zusammenleben dazu und bedarf nicht vieler Worte. Oder sehe ich es einfach nur etwas zu eng und sollte mich über ein Dankeschön einfach mehr freuen?

Manchmal ist es gar nicht mehr so selbstverständlich, dass die Menschen sich heutzutage noch gegenseitig helfen. Das sollte es zwar sein aber leider drehen sich viele dann doch schnell mal um und tun so als hätten sie jemanden nicht gesehen, anstatt schnell mal zu helfen.

Wenn sich dann jemand so, wie du es nennst „überschwänglich“ bedankt, dann vielleicht weil er überrascht ist und es ihm nicht so häufig passiert. Das würde ich aber nicht so eng sehen. Wenn es natürlich „peinlich“ wird und dermaßen unangemessen ist, dann kann ich deine Gedanken verstehen. Aber den Eindruck hatte ich jetzt beim Lesen nicht.

Wenn es dich aber weiterhin stört, kannst du ja auch mal so Dinge sagen wie :“Kein Problem, das nächste Mal helfen Sie mir doch auch einfach und dann ist es gut.“ oder halt irgendetwas in der Art.
Aber freu dich trotzdem, wenn sich jemand bedankt. Schlimmer wäre es , wenn derjenige deine Hilfe wie selbstverständlich hingenommen hätte ohne Dank.

Ich finde es heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich, dass einem jemand bei ganz normalen, alltäglichen Dingen hilft. Mir haben in meiner Arbeit damals schon viele Leute die Tür vor der Nase zufallen lassen, obwohl sie Schritte hinter sich gehört haben. Für mich wäre es selbstverständlich, die Tür in der Hand zu behalten und den Nächsten reinzulassen (wenn es denn auch wirklich ein Arbeitskollege ist).

Außerdem war in meiner Abteilung ein sehr schmaler Durchgang mit Türe - dort war es für mich selbstverständlich, dass ich Blickkontakt suche und gegebenenfalls auch ausweiche. Andere haben einen fast umgerannt, weil sie nicht daran dachten, einfach mal kurz stehen zu bleiben.

Ich habe auch zB schon mehrere Leute gefragt, ob sie einer Mutter bei alten Straßenbahnen mit dem Kinderwagen helfen würden, weil man da alleine schwer reinkommt mit den 4 Stiegen. Die Einen haben das bestätigt, aber Andere haben gesagt, dass ihnen schon "schlecht wird" ( ), wenn sie den hilfesuchenden Blick einer Mutter sehen. Deren Meinung nach müssten die Mütter sie ganz klar darauf ansprechen, ob sie ihr helfen könnten. Ich habe ohne zu zögern immer geholfen, außer, als ich schwanger war.

Du siehst - es ist einfach nicht für jeden Menschen selbstverständlich, bei Kleinigkeiten zu helfen, die für uns vielleicht ganz klar sind. Deshalb bedanke auch ich mich immer, wenn mir jemand hilft oder mir die Tür aufhält, weil ich das auch sehr zu schätzen weiß.

Ich bedanke mich für eure konstruktive Hilfe, denn einiges werde ich dann auch mit anderen Augen betrachten. Meine Arbeit bezieht sich auf den sozialen Bereich und der zeigt leider immer wieder auch seine negativen Seiten. Menschen wissen selbst für sich keine Hilfe mehr und das macht dann auch traurig. Das geht an mir auch nicht spurlos vorbei.

Kleine Hilfen haben bei uns manchmal schon große Wirkung und wir finden es auch schön, dass wir doch den betreffenden Leuten etwas helfen konnten. Vieles denke ich ist für uns eine Selbstverständlichkeit geworden und man denkt darüber nicht groß nach. Ich muss leider ehrlich zugeben, ich denke darüber auch nicht viel nach, ich helfe einfach und sehe es nicht als etwas Besonderes an. Man sollte sich sicherlich gerade weil es so ist auch über kleine Dinge freuen und einiges einfach etwas positiver sehen.

Wenn mir jemand die Tür aufhält, dann bedanke ich mich meistens auch sehr überschwänglich, da ich einfach nicht von jedem erwarte. Hilfsbereitschaft wird leider heutzutage einfach nicht mehr groß geschrieben. Man erwartet es einfach nicht mehr von anderen ungefragt Hilfe zu bekommen- da freut man sich um so mehr, wenn dann doch jemand hilft.

Habe diese Beobachtung schon des Öfteren gemacht. Manchmal bin ich auch einfach nur überrascht, dass die Leute auch freundlich und hilfsbereit sein können. Was früher mal selbstverständlich war, muss heutzutage noch lange nicht sein- bedauernswerterweise.

Nicht zuletzt bekommt man ja auch immer von den alten Herrschaften zu hören: "Diese jugend von heute ist auch nicht mehr das was sie mal war!"

Ich denke auch früher waren gewisse Sachen einfach selbstverständlich. Meine Eltern legten damals großen Wert darauf, dass ich Hilfsbereit zu anderen Menschen bin. Mir war es auch damals völlig egal wer es war und in welcher Situation eine gewisse Hilfe gefragt war. Damals galt es eben als einen Status wenn man diese Eigenschaften hatte.

Man galt dann als sehr gut erzogen und man wurde dann von den Mitmenschen dem entsprechend auch geachtet. Für mich war das damals relativ zweitrangig, denn gewisse Kleinigkeiten machten manchmal nicht einmal viel Arbeit, sondern es waren nur Aufmerksamkeiten dem anderen Menschen gegenüber.

Auch ich muss meinen Vorschreibern beipflichten. Heutzutage ist es nicht mehr Gang und Gebe, dass jemand einem anderen hilft, wenn er dafür keine Gegenleistung bekommt. Leider rückt dies immer mehr in unserer Gesellschaft in den Hintergrund und ich schätze, gerade deshalb hört man überschwengliche Danksagungen, wenn man ungefragt hilft und so aufmerksam ist. Für mich ist es auch eine Selbstverständlichkeit, denen die Tür aufzuhalten, die beispielsweise die Hände voll haben oder zu fragen, ob man ihnen etwas abnehmen könnte.

Bei uns im Haus wohnt auch eine etwas ältere Dame mit ihrem Sohn zusammen. Sie trägt immer die ganzen schweren Beutel nach Hause in den 5. Stock und ihr Sohn trägt nichts. Wenn ich ihr in diesen Situationen über den Weg laufe, frage ich auch immer, ob ich ihr nicht etwas abnehmen kann. Bisher verneinte sie auf diese Frage, aber ich werde nicht müde werden, sie ihr zu stellen. Vielleicht beantwortet sie eines Tages die Frage mit ja.

Auch ich bin in manchen Situationen überrascht, wenn jemand ungefragt seine Hilfe anbietet und freue mich dann auch sehr darüber. Du solltest dich also weiterhin nicht wundern, wenn dir überschwenglich gedankt wird.

Wenn ich darf, geh ich mal kurz weg von der "früher war alles besser und alle waren viel netter als heute" Unterhaltung.

Ich bedanke mich auch immer sehr überschwänglich bei allen Leuten, egal ob Fremder oder Vertrauter. Das liegt bei mir nicht daran, dass ich selten gewordenes Verhalten honorieren will oder das nicht gewöhnt bin. Sondern ich bin einfach ein überschwänglich fröhlicher Mensch. Ich freu mich jedes Mal, wenn mir geholfen wird, oder auch nur, wenn mir jemand die Tür aufhält, obwohl ich noch weit weg bin und es nicht mal unhöflich wär, wenn sie zwischen der Person und mir noch mal zufällt.

Einige Menschen sind einfach Sonnenscheine. Dass das nerven kann, weiß auch jeder, Karlchen erfährt es am eigenen Leib. Aber an sich ist das immerhin eine bessere Qualität als nur rumpelig durch die Welt zu grummeln Und es muss auch nicht zwingend unaufrichtig gemeint sein, wenn es einem einfach too much vorkommt.

Ja diese etwas zu überschwängliche Freundlichkeit kann schon nervig sein, wenn man beispielsweise bei der Arbeit ist und wichtige Sachen genau abklären muss. Die Leute konzentrieren sich dann nur auf das Bedanken und vergessen in der Regel mir wichtige Sachen mitzuteilen. Das erschwert mir dann allerdings enorm meine Arbeit, d.h. ich kann dann einen Vorgang nicht korrekt bearbeiten.

Die Zuarbeit für Juristen und andere Berufsgruppen verläuft dann sehr schleppend und man muss sehr viel an Unterlagen dann auch nachreichen. Im Endeffekt kann es auch passieren, dass man dabei selbst etwas vergisst oder sich einfach nur Fehler einschleichen. Das sich Bedanken erzeugt bei der betreffenden Person auch immer eine gewisse Stimmung und diese überträgt sich sehr leicht auf einen selbst. Man ist dann unter Umständen nicht mehr so konzentriert bei der Sache, denn auch wir haben nun einmal Gefühle und verarbeiten diese. Aber wenn man es zu nahe kommen lässt, kann man auch Fehler machen und diese können andere Menschen auch schaden.

Ich helfe auch gerne meinen Mitmenschen, wenn sich die Situation ergibt, oder wenn ich sehe, das jemand meine Hilfe benötigt. Sei es einer alten Dame in den Bus einsteigen zu helfen, oder eben dieser Dame, die schwere Einkaufstasche aus dem Bus zu reichen. Auch helfe ich gerne Müttern mit Kinderwägen.

Bisher habe ich nur von älteren Damen einen überwenglichen Dank erhalten, wo ich mir auch dachte, das ein einfaches Danke auch gereicht hätte. Mütter mit Kindern, oder eben jüngere Leute bedanken sich einfach, und die Sache ist erledigt.

Ich denke mir aber, das es darum ältere Leute so überschwenglich tun, weil sie es vielleicht nicht gewohnt sind, das ihnen jemand hilft, oder sie dadurch auch bisschen zum tratschen kommen. Manche ältere Leute sind sehr viel mit den Öffis unterwegs, weil ihnen zuhause fad ist, da kommt doch eine Danksagung in höchsten Tönen sehr gelegen.