Die Sternsinger kommen!

vom 10.01.2010, 16:29 Uhr

Ich sitze hier grade und warte auf die Sternsinger (wir sind immer ein bißchen später dran als die anderen) und da dachte ich mir, ich frage mal, wie das bei euch so abläuft? Ist mit Sicherheit regional total unterschiedlich.

Bei uns ist es so: Wir wohnen in einem kleinen Dorf, 800 Einwohner und hier werden die Kiddies (alles, was so im Jugendgruppenalter ist, also so von 10-15 etwa) in Gruppen aufgeteilt, werden, je nach Entfernung und Witterung, von Haus zu Haus gefahren oder gehen selber (mit einem Leiter). Dann singen sie, meist mehr schlecht als recht (besonderer Charme) an der Tür ein Liedchen und jeder der Könige und der Sternträger (wir haben so selbstgebastelte Sterne am Stiel, immer schön in Kleinwagen) sagt noch einen Satz auf. Der Spruch wird an die Wand mit Kreide geschrieben und Spenden werden in die Dose gegeben. Die Kinder bekommen je nach Route (es gibt gute und schlechte Routen :lol: ) meist Süßigkeiten zugesteckt, manchmal gar nichts und manchmal werden sie auch zum feudalen Teetrinken eingeladen.

Hier, wo jeder jeden kennt, ist es immer ein munteres Treiben, egal welche Kinder vor der Tür stehen. Ein paar Wochen vorher wird sich regelmäßig getroffen, ausgemacht, wer wen spielt, Lieder werden eingeübt und es werden Verkleidungen und Kronen an die verteilt, die keine zu Hause haben. Alles in Allem ein total netter Brauch, obwohl ich wahrlich kein Kirchenfreund bin; sogar sehr im Gegenteil.

Wie läuft das bei euch ab? Ach ja, ich bin hier in Niedersachsen.

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» Tiffekk » Beiträge: 165 » Talkpoints: 5,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Auch wenn es jetzt schon ein bisschen her ist, werde ich trotzdem mal erzählen, wie das bei uns (NRW) so abgelaufen ist. Es war weniger spektakulär als bei euch.

Ich lebe zwar in einer sehr kleinen Stadt (12000) Einwohner, aber trotzdem kennt hier nicht jeder jeden. Von daher stehen die verkleideten Drei Könige meistens vor den Türen völlig fremder Leute. Eine Spende wird von den Leuten zwar immer gegeben, das ist ja der Sinn der Sache, aber das jemand Süßigkeiten gegeben oder die Kinder gar zum Tee hereingebeten hätte, habe ich noch nicht erlebt. Aber so wie du es erzählst hört sich das wirklich nett an.

Von der Vorbereitung ist es bei uns auch ein bisschen anders. Einige Wochen vorher werden in der einzigen Grundschule der Stadt Zettel verteilt, auf denen steht, dass man sich melden soll, falls man Interesse hat, bei den Sternensingern mitzuwirken. Dann gibt es ein einmaliges Treffen, auf dem die Kinder ihre Texte und Kostüme bekommen. Und dann ist man mit der Vorbereitung eigentlich schon komplett durch.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich fühle mich gerade in meine Kindheit und Jugendzeit zurückversetzt, als ich eure Beiträge hier gelesen habe. In meiner Heimatgemeinde (westlichstes NRW) war es üblich, dass die Sternsinger in den ersten Januartagen durch die Strassen ziehen und Geld für bedürftige Kinder sammelten. Da wo ich jetzt lebe, gibt es leider keine Sternsinger mehr und auch meine Heimatgemeinde ist so weit geschrumpft, dass es glaube ich keine Sternsinger mehr gibt.

Wie es damals ablief möchte ich euch gerne erzählen: Die Küsterin unseres Gemeindezentrums kümmerte sich um die Organisation. Sie kannte die meisten Leute persönlich und machte zudem auch die Erstkommunionsvorbereitungen mit den Kindern, so dass sie die Kinder aus diesen Gruppen rekrutieren konnte. Genau so hat es bei uns auch angefangen: meine Schwester ist drei Jahre älter und als sie 1985 zur Kommunion gegangen ist, fing es bei uns im Januar mit den Sternsingern an.

Es war so aufgeteilt, dass die Kinder, die in dem Jahr zur Erstkommunion gingen, die Könige sein durften und jüngere oder ältere Geschwisterkinder waren dann Sternträger oder liefen einfach noch so im neutralen Kostüm mit. In den ersten Jahren ab 1985 hatten wir immer sehr grosse Gruppen, also drei Könige, einen oder zwei Sternträger und dann noch zwei bis drei weitere Kinder dazu. Meist waren dann pro Gruppe noch ein bis zwei Betreuer dabei, die auf die Kinder aufpassten und sie beim Singen unterstützten.

Wir haben uns direkt nach Neujahr zum ersten Mal getroffen mit allen, die mitmachen wollten, und haben die Lieder geübt. Direkt im Anschluss daran, wurden Zettel ausgegeben, die dann in kleinen Gruppen von Kindern und Betreuern in die Briefkästen geschmissen bzw. in die Hochhäuser in den Flur gehängt wurden. Dies war einfach ein Infozettel, dass die Sternsinger an dem und dem Tag zu ungefähr dieser Uhrzeit kommen und man sich freuen würde, wenn man Personen zu Hause antrifft.

Zwei bis drei Tage später war es dann so weit: wir trafen uns alle früh morgens um 9h im Gemeindezentrum und verkleideten uns. Dann ging es in drei oder vier Gruppen los, wobei jeder einen speziellen Weg hatte, damit man nicht aus Versehen doppelt geht und auch wirklich die gesamte Gemeinde abgedeckt war. Meist waren wir um die drei bis vier Stunden unterwegs. Neben Geld, was in die verplombten Dosen gesteckt wurde, bekamen wir, gerade von älteren Leuten, auch noch etwas Süsses, was gesammelt wurde und dann nach der Rückkehr unter allen Kindern verteilt wurde. Wir wurden zwar auch häufiger hereingebeten, aber dies wurde nur in wirklichen Ausnahmefällen gemacht, also wenn man die Person wirklich kannte oder man wusste, dass dort eine bettlägrige Person ist, der man eine Freude machen konnte, wenn man bis zum Bett ging.

Der Segensgruss C+M+B (christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus) wurde entweder mit geweihter Kreide an die Tür geschrieben oder manchmal hatten wir auch kleine bunte Aufkleber.

Nach Rückkehr im Gemeindezentrum haben wir uns dann wieder entkleidet, abgeschminkt und dann gab es traditionell Bockwurst mit Toast und Zitronente, bevor die Süssigkeiten verteilt wurden und man sich schon auf den nächsten Tag freute, wo es wieder losging.

Ich und meine Mutter haben das insgesamt über 15 Jahre jedes Jahr ohne Unterbrechung mitgemacht. Ich glaube das letzte Mal war in meinem Abiturjahr, denn danach konnte ich nicht mehr wegen Wehrdienst und Studium. Angefangen habe ich 1985 als einfach in blau gekleidetes "Mitläuferkind", dann Sternträger, mehrere Jahre König und als ich aus den Kostümen herausgewachsen war, bin ich als Betreuer mitgegangen. Das hat fast noch mehr Spass gemacht, zumal ich mit einer sehr netten älteren Dame immer eine Gruppe zusammenbetreut habe, mit der ich mich sehr gut verstanden habe.

Leider ist diese Tradition dann vor einigen Jahren eingeschlafen, da zum einen die Küsterin schon länger verstorben war und zum anderen auch einfach der Nachwuchs fehlte, sowohl bei den Kindern als auch bei den Betreuern. Mal ganz ehrlich: welches Kind würde sich heute noch verkleiden und bei Wind und Wetter singend von Haus zu Haus ziehen und Geld sammeln?! Ich finde es schade, aber konnte es natürlich auch nicht verhindern. Es war halt ein schleichender Prozess und unser Gemeindezentrum existiert mittlerweile leider auch nicht mehr.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich komme aus Bayern und bei uns ist es so üblich, dass die Aufgabe der Sternsinger die Ministranten übernehmen. Am Morgen des 6. Januar ist immer ein kurzer Gottesdienst, worauf die Ministranten verkleidet und geschminkt (in drei Farben, weiß, braun und schwarz stehend für die drei unterschiedlichen Herkunftsländer der Heiligen drei Könige) losgeschickt werden und jeweils in Gruppen verschiedene Teile des Dorfes durchlaufen. Dazu werden meist alle Ministranten gebraucht und in drei Gruppen á fünf oder sechs Leute unterteilt, jede Gruppe bekommt einen anderen Teil des Dorfes zugeschrieben.

An jedem Haus wird dann gesungen und mit einer Kreide der Schriftzug 20+CMB+XX an die Haustüre geschrieben. In diesem Jahr ist es die Zahl 12 am Ende. Am 5. Januar jeden Jahres wird dann die Kreide von der Haustiere abgewaschen und ein kleines Höckerchen bereit gestellt, sodass die Kinder am nächsten Morgen die neuen Zahlen und Buchstaben an die Tür schreiben können. Bei uns ist es immer noch so üblich, dass die Sternsinger an der Türe klingeln. Man würde sie eigentlich schon am Gesang erkennen und die meisten würden ihnen, denke ich, auch die Türe automatisch öffnen, aber trotzdem klingelt immer einer von ihnen. Bei jedem Haus bekommen sie dann entweder Süßigkeiten oder Geld. Wenn sie durch das ganze Dorf gelaufen sind, kehren sie zurück zur Kirche und dort werden dann die Geschenke der Dorfbewohner aufgeteilt.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich komme aus Österreich und bei uns waren gerade heute morgen die Sternsinger. Ich wohne in einer Kleinstadt mit etwa 14000 Einwohnern, doch schon eher im ländlichen Gebiet. Ich selbst nur einmal Sternsingen gegangen, obwohl ich mehrmals gefragt wurde, allerdings regnete es und es war extrem kalt und ich hatte danach eine Woche lang eine Erkältung.

Bei uns läuft das in etwa so ab: Meist machen alle Kinder der "Jungschar", das ist so eine Jugendorganisation von der Kirche mit und dann noch ein paar zusätzliche, die sich freiwillig melden. Im Dezember wird dann begonnen die Kostüme auszuwählen und fehlende Materialien zu kaufen oder zu basteln. Anfang Jänner gingen wir dann in kleinen Gruppen von Haus zu Haus. Diese Gruppen bestanden aus etwa 2 Sternträgern und zwei Betreuern und den übrigen. Danach wird ein Lied gesungen, was meistens nicht besonders toll klingt. Als ich Sternsingen war, hatten wir sogar eine Gitarrenbegleitung, was das ganze ziemlich erleichterte. Jedenfalls sangen wir dieses Lied und bekamen je nach Spendenfreudigkeit unterschiedliche Geldbeträge, meistens zwischen 5 und 10 Euro. Viele schenkten uns auch Süßigkeiten oder luden uns zum Kuchen und zum Tee ein, was ziemlich nett war. Mittags gingen wir dann zu einer Familie Mittagessen und danach ging es weiter, wieder dasselbe, bis ca. 4 Uhr nachmittags. Danach zählten wir noch das Geld und teilten die Süßigkeiten auf.

Das ist mittlerweile schon fast ein Jahrzehnt vorbei, und heute ist es ganz anders. Es ist ganz offensichtlich relativ schwer neue Kinder zu finden, die sich bereit erklären, Geld zu sammeln. Darauf reagierte unsere Pfarrei einfach, indem sie die teilnehmenden Kinder mit einem Geldgeschenk belohnen, was ich persönlich nicht so gut finde, da es sich ja um eine Spendenaktion handelt, bei der nicht das eigene Wohl im Vordergrund stehen sollte. Jedenfalls bekam meine kleine Schwester 25€ nachdem sie den ganzen Tag lang gesammelt hatte.

Obwohl ich eigentlich absoluter Atheist bin und diese Aktion von der Kirche ausgeht, finde ich sie ganz nett und ich würde auch gerne spenden, was zurzeit glücklicherweise noch Aufgabe meiner Eltern ist. Bis auf die Belohnungen, die die Kinder erhalten, kann man sich im Gegensatz zu manch anderen Spendemöglichkeiten absolut sicher sein, dass das Geld auch denen zur Hilfe kommt, die es brauchen.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich komme aus NRW und bei uns ist das so, die Sternsinger kommen nur, wenn man sich vorher in eine Liste einträgt, denn bei uns wurden zwei Pfarreien vor ein paar Jahren zusammengelegt und damit die Sternsinger nur dort klingen wo sie auch erwünscht sind, werden die Gemeindemitglieder aufgefordert sich in Listen einzutragen. Auf der Liste steht auch, wann sie in welcher Gemeinde unterwegs sind und in welcher Zeit. Diese Liste liegt dann ab Heilig Abend in den Kirchen aus und unter der Woche kann man sich dann auch im Pfarrbüro in die Liste eintragen. Bei uns waren die Sternsinger vergangenen Sonntag, also den 8.1. und sie hatten schöne Kostüme an, haben sehr gut gesungen und ich habe auch sehr gerne etwas gespendet.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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