Schwere Kritik an „Neue Schule“ in Hamburg
Eigentlich war es als bahnbrechendes reformpädagogisches Bildungskonzept gedacht, welches Nena, Philipp Palm, Silke Steinfadt und Thomas Simmerl mit der „Neuen Schule“ in Hamburg-Rahlstedt ins Leben rufen wollten. Mit großen Worten wurde die private Gesamtschule mit 85 Schülern ins Leben gerufen, so sagte Nena noch zu Beginn dem Hamburger Abendblatt: „Diese Schule ist für Eltern eine größere Herausforderung als für die Kinder, denn sie müssen lernen, den Kindern zu vertrauen“. Und Vertrauen und Herausforderungen schien es zu geben, bei dem Schulmodell das ein klein wenig an Montessori erinnerte: Das Fehlen eines Lehrplans, Noten werden nur auf Wunsch erteilt, es gibt keine Hierarchien, keine Klassen und kein Sitzen bleiben, eine Gleichberechtigung von Schülern und Lehrern und ein altersübergreifendes Lernen und Arbeiten wann und wo die Schüler es wollen.
Klingt wie ein Paradies für faule Schüler, dass es gewiss nicht sein sollte – das dies aber letztendlich dem einen oder anderen Elternteil auch zuweit ging wurde jetzt klar, als 4 Schüler von ihren Eltern wieder abgezogen wurden, die mit der Arbeit der Schule nicht einverstanden waren - eine Mutter schrieb sogar einen anonymen Brief an die Bildungsbehörden, gespickt mit schweren Vorwürfen gegen die private Gesamtschule und deren Lehrmethoden. Auf diesen reagierten vor kurzem die Verantwortlichen der Schule indem sie gemeinsam in einem Schreiben Stellung bezogen. Nena äußerte sich zu dem ganzen wie folgt gegenüber der Hamburger Morgenpost: „Es gibt Eltern die nervös werden, auf die Uhr kucken und Ergebnisse wollen.“. Dass Konzept funktioniere aber im Grunde, welches die Hauptaugenmerke auf Freiheit und Demokratie legt, auch wenn “Wir [...] hier kein Heile Welt-Laden, sondern eine Schule, die mitten im Leben steht [sind]“ und so arbeiten Schüler und Lehrer momentan gemeinsam daran, Regeln für ein gutes Miteinander aufzustellen. Und die Freiwilligkeit scheint noch zu funktionieren, denn so sollen viele Kinder freiwillig Englisch und Spanisch lernen wollen nachdem sie Gefallen daran gefunden haben und die Älteren an ihrem Realschulabschluss arbeiten.
„Viele wollen nach Schulschluss gar nicht nach Hause gehen, weil sie so gerne hier sind. Eine schönere Bestätigung gibt es für uns nicht“ so Nena weiter. Noch bleibt diese Bestätigung aber in anderer Form aus, denn die „Neue Schule“ in Hamburg ist nach wie vor auf Spenden, das Schulgeld von 150 Euro, welches bei weitem nicht ausreicht um die laufenden Kosten in Höhe von 900.000 Euro zu decken, und Fördergelder angewiesen – Fördermittel gibt es aber erst in frühestens 3,5 Jahren seitens des Staates wenn sich das Konzept bewähren sollte.
Kann ich nachvollziehen. Das Konzept klingt für die Schüler natürlich toll: Kaum Druck, kaum Kontrolle der Leistungen durch die Eltern. Aber wie soll man sowas vereinbaren mit dem, was die Schüler nun einmal nach ihrem Abschluss erwartet? Sie werden es scwer haben, an der Uni oder während einer Ausbildung, weil sie gar nicht gewohnt nicht, nicht zu lernen, Ergebnisse abliefern zu müssen bei Klausuren, anständig und beherrscht zu sein (dazu gehört auch sitzen bleiben!). Meinem Kind würde das nicht zumuten wollen.
Die Hamburger Schulbehörde hat jetzt den Betrieb der "Neuen Schule" für ein weiteres Jahr genehmigt. Allerdings nur unter strengen Auflagen: der Leistungsstand der Schüler wird in Zukunft per externer Lernstandserhebung überprüft. Schüler deren Schulpflicht endet, müssen jetzt zu einer ebenfalls externen Prüfung angemeldet werden. Ebenso sollen für jeden Schüler dessen Kompetenzen festgestellt werden und mit diesen Erkenntnissen ein Konzept erarbeitet werden, wie Lücken in diesen Kompetenzen gefüllt werden können. Dazu müssen (eine weitere Auflage) die diagnostischen Fähigkeiten der Lehrkräfte gestärkt werden. Weiterhin sollen in Zukunft Leistungsstand bzw. -entwicklung für jeden Schüler dokumentiert werden, so dass der Lernweg nachvollziehbar wird. Und zuguter Letzt sollen die Lehrer zielgerichtete Unterrichtsprojekte in größerer Zahl anbieten.
Zusätzlich erteilte die Schulbehörde Empfehlungen. So sollen Vorschläge erarbeitet werden , wie für den Fall eines Schulwechsel verwertbare Leistungsfeststellungen aussehen können und außerdem wie sonderpädagogischer Förderungsbedarf ermittelt werden kann.
Auch wenn sich die "Neue Schule" schon jetzt auf einem guten Weg sieht - für eine Stellungnahme vor der Presse war die Schulleitung nicht bereit.
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