Lebenslauf: Übertreiben und beschönigen?
Ich hatte letztes eine Diskussion mit einem Freund und zwar hat er in den nächsten Tagen ein Vorstellungsgespräch, als ich mir seine Bewerbungsunterlagen angeschaut hatte, ist mir aufgefallen, dass er beim Lebenslauf sehr stark "übertrieben" hat.
Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn man sein Lebenslauf etwas aufpäppelt, ich würde annehmen, dass es fast jeder macht, oder? Aber irgendwelche Sachen zu erfinden, finde ich unmöglich. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, meinte er nur, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht raus kommt. Und wenn doch, würde er wahrscheinlich nur entlassen, mehr nicht. Ich finde, dass solche Leute, auch wenn es mein Freund ist, härter bestraft werden müssen oder sieht ihr das auch so locker? Stimmt es denn wirklich, was mein Freund da behauptet hat, normalerweise ist das auch Betrug, oder?
Naja, ich denke, das kommt darauf an, inwiefern er seinen Lebenslauf beschönigt hat. Wenn man schreibt, dass man Dinge kann und weiß, von denen man in Wirklichkeit keine Ahnung hat, wird man im schlimmsten Fall nicht eingestellt oder dann doch wieder entlassen, wenn es auffällt, weil man ja dann für die Arbeit auch nicht geeignet ist. Wenn die Kenntnisse, die man fälschlicherweise in den Lebenslauf geschrieben hat, für die Berufsqualifikation nicht relevant sind - also wenn man zum Beispiel vorgegeben hat, dass man perfekt Französisch kann, es aber bei der Arbeit überhaupt nicht braucht -, wird es vielleicht gar nicht auffliegen, dass man gelogen hat, und dann passiert natürlich auch nichts.
Wenn man nun falsche Dinge in den Lebenslauf aufnimmt, die mit Urkunden rechtlich belegt werden können, was man ja meistens auch muss, ist das natürlich Urkundenfälschung. Wenn man also zum Beispiel einen bestimmten Abschluss angibt, obwohl man die Prüfungen gar nicht bestanden hat, ist das schon strafbar (falls man dazu auch ein in dem Fall gefälschtes Dokument abgibt und das müsste man ja dann tun, um den Abschluss nachweisen zu können). Es stellt sich allerdings die Frage, ob ein potentieller Arbeitgeber wirklich rechtliche Schritte einleiten würde, wenn dieser Betrug auffliegt. Meistens wird man dann wohl einfach entlassen werden, weil der Arbeitgeber ja nicht unbedingt ein Interesse daran hat, über den eigenen Betrieb hinaus für Recht und Ordnung zu sorgen.
Insgesamt ist es aber auf jeden Fall schlicht dumm, im Lebenslauf Dinge zu erwähnen, die wirklich komplett falsch sind. Es mag zwar in Ordnung sein, gewisse Fähigkeiten oder den Erfahrungsschatz, den man in einem Feld hat, etwas zu übertreiben, aber großartig Dinge zu behaupten, die man wirklich nicht kann oder weiß, bringt wirklich nichts. Man wird dann mit der Arbeit auch überfordert sein und der Schwindel wird schnell auffliegen.
Es kommt schon drauf an, was er geschrieben hat. Wenn es etwas ist, was er unbedingt für diesen Job benötigt, es aber nicht kann, ist es für den Hugo gewesen. Ich habe zum Beispiel einen Lohnverrechnungs / Buchhaltungskurs absolviert. Da ich die Prüfungen aber nicht alle abgeschlossen habe, kann ich ja nicht in meinen Lebenslauf reinschreiben, das ich die auch tatsächlich abgeschlossen habe.
Wenn es aber um Sachen geht, wo man keine eigene Ausbildung dazu benötigt, von dem man wenigstens ein bisschen Ahnung hat, ja dann würde ich es schon hineinschreiben. Jeder poliert seinen Lebenslauf etwas auf, das ist gang und gäbe, doch man sollte schon darauf achten, das es halbwegs mit der Wahrheit zusammenhängt.
Soll er es doch probieren, wenn er wirklich genommen wird, und danach rauskommt, das er gelogen hat, und es letztendlich zur Kündigung kommt, tja dann hat er Pech gehabt. Manche Leute müssen erst einmal ins Fettnäpfchen treten, bevor sie auf andere hören, oder wenigstens überlegen, was sie machen. Denn sollte es wirklich so passieren, hat er sicher das erste und auch letzte mal bei seinem Lebenslauf gelogen.
Ich beschönige meinen Lebenslauf auch, weil ich zu Beginn meines Berufslebens sehr viele Lücken hatte. Ich hatte damals nach meinem Schulabschluss keine Ausbildung gefunden und mich mit diversen Arbeiten über Wasser gehalten. In einem Lebenslauf sieht das natürlich nicht so schön aus und so habe ich die Länge der Beschäftigung lückenloser dargestellt. Sicher ist das auch nicht lobenswert und wenn man nicht drauf angewiesen ist, sollte man sowas auch möglichst vermeiden. Dennoch finde ich diese Form der "Ausweitung" nicht so gravierend, da ja die Beschäftigung definitiv erfolgte und im Zweifel auch nachweisbar ist.
Ich würde mich mit deinem Freund noch mal hinsetzen und Fragen welchen Vorteil es ihn den bringen würde, wenn er Dinge in den Lebenslauf schreibt die gar nicht wahr sind und welche Vorteile er sich dadurch erhofft. Die Einstellung, dass er ja "nur" rausgeschmissen werden kann, ist nicht die optimale Einstellung in ein Bewerbungsgespräch zu gehen. Wenn er mit dieser Einstellung ins Leben geht und bewusst einen Rauswurf riskiert, frage ich mich ob er überhaupt ein Interesse daran hat einen dauerhaften Arbeitsvertrag einzugehen.
Ich würde diesem Vorhaben entgegenwirken, wenn du es kannst, denn längerfristig würde es ihm auch schaden. Wenn er jetzt damit durchkommt, sieht er, dass es funktionieren kann und steigert eventuell seine Methoden.Sprich beim nächsten Lebenslauf spielt er mit einem höheren Risiko. Ich an deiner Stelle würde ihm versuchen soweit entgegen zu kommen, dass du ihm hilfst seinen Lebenslauf zu gestalten, eventuell etwas Lückenloser aber nicht an den Haaren herbei gezogen.
Man lernt nie aus. Ich wusste gar nicht, dass man Lebensläufe beschönigen kann. Ich würde es auch nicht "beschönigen" sondern knallhart "lügen" nennen. Wenn ich nämlich eine Beschäftigung nicht von 2002-2006 sondern nur von 2002-2004 hatte, dann ist die erste Angabe eine glatte Lüge. Wenn der Arbeitgeber einen Nachweis verlangt - und ich hoffe jetzt einfach, dass das jeder macht -, fliegt das doch sofort auf und macht den schlechtesten Eindruck. Dann kann man den Job doch gleich vergessen. Wenn man ehrlich ist und auf die Lücken angesprochen wird, kann man das wenigsten erklären, im Nachhinein wird das niemanden mehr interessieren.
Ich habe mal die Erfahrung gemacht, dass ein Bewerber für einen Job als PowerPoint-Zeichner eine Präsentation eingeschickt hat. Als er dann zu einem kleinen Test an den PC gebeten wurde, hat sich gezeigt, dass er absolut keine Erfahrung mit dem Programm hatte. Er dürfte wohl eine Freundin gebeten haben, ihm bei der Bewerbungs-Präsentation zu helfen. Jeder andere Bewerber hätte die Chance bekommen, das Handwerk des Programmes zu lernen, er war durch diese offensichtliche Lüge gleich durchgefallen.
Ich halte mich bei Bewerbungen lieber an die Wahrheit. Nichts ist peinlicher, als bei einer Lüge ertappt zu werden.
@Gift
Was du dort mit den Angaben zwecks der Beschäftigung uns mitteilst hat nichts mit einer Beschönigung zu tun, sondern ist ganz einfach dreister Betrug. Du musst oder besser gesagt solltest dir erst einmal genau die Fragestellung anschauen und dann gezielt darauf antworten.
Mit einer Beschönigung versteht man in der Regel beispielsweise Dinge die man sich aus eigenen Antrieb angeeignet hat. Beispielsweise seien hier Kurse an Volkshochschulen oder ähnliches zu nennen. Man kann aber unmöglich Zeiten bei der Beschäftigung zu seinen Gunsten einfach so abändern. Man kann ein gewisses Interesse für eine Sache die im Zusammenhang mit einer Bewerbung zu sehen ist, für sich etwas besser bzw. attraktiver darstellen. Aber man darf dabei keine Unwahrheiten mit einfließen lassen.
Man kann selbst Lücken, welche durch Arbeitslosigkeit entstanden sind ein wenig beschönigen ohne gleich zu lügen. Denn eine kurze Phase von 3 bis 4 Monaten kann man da durchaus mal als kreative Auszeit verkaufen.
Vorallem, wenn davor und danach mehrere Jahre bei einer Firma gewesen sind. Sowas ist durchaus nicht gelogen und sieht am Ende besser aus, wenn drin steht man war in dieser Zeit auf Jobsuche und damit arbeitslos. Ich habe selbst einen ehemaligen Klassenkameraden, der schon zweimal einfach seinen Job geschmissen hat und dann ein paar Monate von den Rücklagen gelebt hat, um sich genau zu überlegen, was er nun machen will.
Natürlich ist es so, dass man von Seiten des Unternehmens fristlos entlassen werden kann, wenn falsche Angaben im Lebenslauf rauskommen. Ich bin mir nicht sicher, aber dafür gibt es eigentlich keine Verfallsfrist. Aber es ist meiner Meinung nach noch kein Betrug im Sinne des Strafgesetzbuches.
Schwieriger wird es, wenn man Unterlagen bzw. Zeugnisse, die die falschen Angaben stützen sollen, selbst erstellt oder fälscht. Hier würde ich schon auch von Urkundenfälschung sprechen. Doch auch in dem Fall wird die Sache kaum an einen Staatsanwalt gegeben werden. Eine einfache (fristlose) Entlassung wird dem Unternehmen reichen.
Wobei man auch beachten muss, dass in der Praxis schon etwas vorgefallen sein muss, bevor so genau geprüft wird. Oder bevor gar im Nachhinein die Angaben geprüft werden. Denn dann will das Unternehmen offenbar den Angestellten loswerden! Wenn hingegen Falschangaben zufällig ans Licht kommen, wird jedes Unternehmen abwägen, wie wertvoll der Mitarbeiter ist und sich dann entsprechende Schritte vorbehalten.
Wie nun die härtere Bestrafung aussehen könnte, weiß ich übrigens nicht. Ich denke, dass das beschönigen oder auch erfinden von Tätigkeiten im Lebenslauf keine Seltenheit ist. Wenn aber das Unternehmen gerade auf die angegebenen Kenntnisse aus ist, dürfte sich der beste Lügner irgendwann entlarven und sollte keine Belastung mehr darstellen. Handelt es bei den erfunden Dingen um Kenntnisse, an denen das Unternehmen nicht interessiert ist, brachte das Lügen letztlich keine Vorteile.
Aus Erfahrung kann ich sagen ein Lebenslauf sollte Wahrheitsgemäß sein, jedoch schön formuliert. Viele glauben ein bombastischer Lebenslauf ist der Eintritt in den neuen Job, das kann er natürlich sein, jedoch wechseln Firmen oft neue Kollegen nach ein paar Wochen aus und das liegt kaum an der Freude an den Vorstellungsgesprächen.
Richtig wäre als Beispiel bei einer Bewerbung als Vertriebsmitarbeiter, wenn man Kundenkontakt hatte ohne etwas zu verkaufen oder sonstiges, sondern zum Reparaturannahme oder als Empfangsdame ein kurzer Smalltalk, in den Lebenslauf zu schreiben "Freude am Kundenkontakt". Falsch wäre, wenn man schreibt "Erfahrung in der Beschaffung großer Projektgeschäfte". Soetwas kommt auch schnell beim Job raus oder kann sich ins negative Wenden. Der Chef erwartet relativ schnell große Projekte und veranschlagt eine Menge Umsatz. Wenn du ehrlich bist, dann hast du auch Chancen, dass er dich aufbauen möchte. Berücksichtigt aber einen langsameren Einstieg.
Fraglich ist doch, was genau er geschrieben hat und ob das nur gut formuliert war, beschönigt oder knallhart gelogen. Da besteht nämlich ein Unterschied zwischen den drei Möglichkeiten.
Formuliert sollte ein Lebenslauf immer gut sein. Mir persönlich würde nicht einmal einfallen, wie ich meinen beschönigen kann, geschweige denn, das ich lügen würde. Ich habe mal den Fall gehört, dass jemand aus einigen Studiengängen geext wurde und es als "Wechsel mit Neuorientirung" verkauft hat. Für einen Arbeitgeber kann es durchaus eine Rolle spielen, ob jemand geext wurde, weil er zu den Prüfungen nicht einmal erschienen ist, oder ob man tatsächlich wechseln wollte.
Es gibt auch genug Leute, die "Computerkenntnisse oder Kenntnisse am PC" in ihren Lebenslauf schreiben und dann stellt sich heraus, dass sie gerade mal so einen PC anbekommen. Von Word- oder Excelkenntnisse braucht man da nicht reden, weil die teilweise nicht einmal wissen, was das ist. Traurig aber wahr. Dann kan man sowas eben nicht in den Lebenslauf schreiben.
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