Reiche Mitschüler - muss man mithalten?

vom 30.12.2009, 10:41 Uhr

In meiner Klasse gibt es eine Menge Kerle, die offensichtlich wohlhabende Eltern haben und das gerne zeigen. Wenn jemand eine echte Tasche von Armani als Schultasche benutzt, muss man dazu auch nicht mehr viel sagen. Ich persönlich kann da nicht mithalten, allerdings stört mich das auch nicht, weil ich deshalb nicht ausgeschlossen oder schlecht behandelt werde. Jedoch ist mir aufgefallen, dass einige Klassenkameraden verzweifelt versuchen, da mitzuhalten. Beispielsweise gibt es einen Jungen, von dem bekannt ist, dass er in einem heruntergekommenen Stadtteil lebt. Dennoch läuft er nur in Marken rum und reibt jedem unter die Nase, dass seine neue Jacke 300 Euro gekostet hat. Ich finde das schon allein deswegen furchtbar, weil ich an die armen Eltern denke, die das finanzieren müssen, obwohl sie nicht wirklich die Mittel dazu haben. Ich als seine Mutter würde ihm nie im Leben das Geld dazu zur Verfügung stellen!

Was haltet ihr davon? Gibt oder gab es in euer Schule auch solch offensichtliche Klassenunterschiede? Wurden deswegen die weniger vermögenden Schüler ausgeschlossen?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke kaum, dass man mit dem Reichtum seiner Eltern angeben sollte. Schließlich ist das kaum der eigene Verdienst. Man gibt es ja bloß aus. Hat man das hingegen selber erreicht, ist das nochmal was anderes.

Es gibt aber auch reiche Eltern, die ihre Liebe zum Kind eben mit einem saftigen Taschengeld zeigen und nicht emotional. Man kann sich nun darüber streiten, ob das Kind dann wirklich besser dran ist, wenn es 500€ im Monat bekommt oder ein Kind, was dafür Eltern hat. Reichtum fällt auch nicht vom Baum, und vielleicht müssen diese Eltern sehr viel dafür arbeiten. Fraglich ist eben immer, ob es das wert ist.

Ich glaube nicht, dass man da mithalten muss. Meistens kann man das auch nicht. Selbst wenn meine Eltern nun reich wären, würde ich mit keiner Armani - Tasche herumlaufen wollen. Bodenständigkeit ist dann doch eine Erziehungsfrage und das scheint dann auch wieder ein bischen zu kurz gekommen zu sein.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Naja, das kennt man doch, in den meisten Schulen gibt es einfach Schüler, die aus unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen kommen, und es gibt immer auch solche, denen man es ansieht - egal ob sie nun besonders arm oder besonders reich sind. Ich kenne es eigentlich kaum, dass jemand ausgeschlossen wird, weil er nun nicht so viel Geld zur Verfügung hat, es sei denn, der Rest der Klasse hat wirklich signifikant mehr. Ansonsten ist Cliquenbildung doch ganz normal und ich finde es auch nicht verwerflich, dass Leute, denen teure Kleidung oder andere DInge wichtig sind, sich mit Gleichgesinnten anfreunden. Das heißt ja aber noch nicht, dass jemand aus der Klassengemeinschaft ausgeschlossen wird.

Bei uns in der Schule war es sogar so, dass die Leute, die immer mit den neuesten und teuersten Dingen zur Schule kamen, eher von den meisten belächelt wurden, weil das eben nicht so der Standard war. Trotzdem wurden sie aber auch nicht ausgeschlossen.

Übrigens finde ich es nicht fair, dass du deinem Mitschüler vorwirfst, dass er das Geld seiner Eltern verschwendet. Du weißt doch gar nicht, wie er sich seine Markenklamotten finanziert, vielleicht arbeitet er dafür ja hart in seiner Freizeit. Vielleicht geben ihm die Eltern ja das Geld auch gerne, weil sie wollen, dass er glücklich ist. Mir persönlich wäre es zwar auch zu schade ums Geld, teure Markenklamotten zu kaufen, aber es ist doch jedem selbst überlassen, wofür er sein Geld ausgibt. Falsch wäre es doch nur dann, wenn er das Geld von seinen Eltern stehlen würde oder so.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ja, das kenne ich auch, dass einige Schüler den Schulalltag mit einem Laufsteg oder der Zurschaustellung des Reichtums ihrer Eltern verwechselten. Manche Mädchen waren teilweise so aufgestylt, als wollten sie eigentlich zu einer Misswahl und man hätte sie nur zufällig gerade in die Klasse gesteckt. Da wurden dann die teuren, knappen, sexy Teile entsprechend zur Schau gestellt. Einmal hat ein Lehrer ein Mädchen zum Umziehen nach hause geschickt, weil ihm das Kleid, was sie anhatte, für die Schule nicht angemessen war. Das war extrem kurz und knapp und sie hätte anständig nur dann sitzen können, wenn sie die Beine übereinander geschlagen hätte, was aber auf den normalen Holzstühlen an den Schülertischen eben nicht geht.

Handys waren bei mir während der Schulzeit noch kein Thema, ich bekomme es aber im Bekanntenkreis mit. Da muss es dann unbedingt das neueste und tollste Teil sein, auch wenn es nur zum Telefonieren und für SMS gebraucht wird und die anderen zig Funktionen nur ganz am Anfang zum Vorführen genutzt werden.

Allerdings kann man gerade in Sachen Klamotten nicht immer den Kindern / Jugendlichen die Schuld geben. Manche haben einfach Eltern, die wollen, dass ihre Sprößlinge nur das Teuerste im Schrank haben, entsprechend laufen sie auch nur in Markenklamotten herum.

Ausgeschlossen wurden Schüler aus ärmeren Elternhäusern in meiner Klasse nicht, aber es gab eine Cliquenbildung. So waren zum Beispiel die Mädchen aus reicherem Hause, die sich nur für Mode, Make up und Jungs interessierten, zusammen. Und dann gab es halt auch die, die sich nicht viel aus Klamotten machten und sich für andere Dinge interessierten. Die fanden sich schon, das waren so kleine bis mittelgroße Grüppchen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



winny2311 hat geschrieben:Ich denke kaum, dass man mit dem Reichtum seiner Eltern angeben sollte. Schließlich ist das kaum der eigene Verdienst. Man gibt es ja bloß aus.

Naja, ich hab aber auch genug Menschen kennengelernt, denen eben nicht der Unterschied "eigenes Geld / geschenktes Geld" sonderlich bewusst war. Wenn man darauf fixiert ist wie ein Werbemännchen herumzulaufen geht so ein Kriterium meist flöten ;).

winny2311 hat geschrieben:Man kann sich nun darüber streiten, ob das Kind dann wirklich besser dran ist, wenn es 500€ im Monat bekommt oder ein Kind, was dafür Eltern hat.

Naja, in den meisten Familien fällt einfach beides zusammen - das ist ein uraltes Vorurteil, dass reiche Familien automatisch Familien sind, wo es keinen echten Bezug gibt und das ein echtes Familienleben nur Arbeitslose ermöglichen können. Bei reichen Eltern gibt`s sowieso meist nur einen Alleinverdiener, sprich: Da ist Mutti immer zuhause und kann sich um die Kinder kümmern ;).

Cappucino hat geschrieben:Dennoch läuft er nur in Marken rum und reibt jedem unter die Nase, dass seine neue Jacke 300 Euro gekostet hat. Ich finde das schon allein deswegen furchtbar, weil ich an die armen Eltern denke, die das finanzieren müssen, obwohl sie nicht wirklich die Mittel dazu haben. Ich als seine Mutter würde ihm nie im Leben das Geld dazu zur Verfügung stellen!

Hm, das Problem ist aber, dass es bei den Assis eine weit verbreitete Meinung ist, dass man sich nur genauso kleiden muss wie jemand anderes und schon wäre man auf dem gleichen Niveau. Oder man versucht gerade seine niedere Herkunft mit so etwas zu überdecken, wobei das meist immer leicht übertrieben und völlig fehl am Platz wirkt.

Sowas wird meiner Erfahrung nach sowieso kaum von denen gewürdigt mit denen man sich gleichstellen möchte, sondern eher noch abfälliger gehandhabt: bei uns gab`s da regelmäßig Sprüche wie "Na, gab`s wieder Kindergeld?" oder "Oh, mal alle Pfandflaschen weggebracht?". Denn wie gesagt: ob man Geld hat oder nicht merkt man auch an anderen Sachen.

Also wir hatten das Problem auch in der Klasse und erfreulicherweise war es bei uns so, dass Klamotten damals keinen großen Unterschied gemacht hat wenn es um die Wahl der Freunde ging (eher im Gegenteil an meiner Schule, wie gesagt: "Werbepüppchen"), denn auch mit Geld bleibt ein Idiot nun einmal ein Idiot - der Unterschied hat sich eher im Bildungshorizont deutlich gemacht, da der natürlich auch von Geld geprägt wird und man automatisch wenig mit denen zu tun hatte mit denen man dann zwangsweise wenig Gemeinsamkeiten hatte. Dadurch gab es immer eine gewisse Trennung von wohlhabend und arm.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


dass reiche Familien automatisch Familien sind, wo es keinen echten Bezug gibt und das ein echtes Familienleben nur Arbeitslose ermöglichen können.

Das habe ich nicht behauptet. Fakt ist, dass ein Oberarzt nun schlicht und ergreifend kaum daheim ist, dafür aber in der Regel gut verdient. Und ich kenne genug Familien, in der beide Elternteile aus der gleichen Branche kommen und beide keine Zeit haben. Dafür gibts dann natürlich ein Kindermädchen oder die Oma muss herhalten. Natürlich sind die Eltern auch mal da, aber dann sind sie geschafft, oder so.

Ich sage ja nicht, dass man nur wenn man arbeitslos ist, sich gut um das Kind kümmern kann. Das ist Schwachsinn. Schließlich hat man Vorbildfunktionen und dazu gehört auch, dass man Geld verdienen muss und dazu gehört arbeiten gehen.

Wir hatten auch solche Mädchen, die in Gucci herum gerannt sind. Bitteschön, wenn es denen denn gefällt. Besser gestellt waren sie dadurch aber eigentlich auch nicht.

Manche haben einfach Eltern, die wollen, dass ihre Sprößlinge nur das Teuerste im Schrank haben, entsprechend laufen sie auch nur in Markenklamotten herum.

Ab einem gewissen Alter kann man wohl selber entscheiden, was man anziehen will. Die Eltern prägen einen einfach, aber dennoch sollte man nicht vergessen, wer man ist. Und nicht jeder ist dafür geboren aufzufallen und das tut man sicherlich, wenn man sich sehr von anderen aus der Klasse unterscheidet.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


winny2311 hat geschrieben:Und ich kenne genug Familien, in der beide Elternteile aus der gleichen Branche kommen und beide keine Zeit haben.

Und ich kenne genug Besserverdienende, wo die Frau als Beruf "Ehefrau" gewählt hat, gerade im Westen der gängige Standard und die Statistiken geben mir da leider auch Recht, da mit steigendem Einkommen der Anteil der Erwerbstätigen in einem Haushalt sinkt.

winny2311 hat geschrieben:Ich sage ja nicht, dass man nur wenn man arbeitslos ist, sich gut um das Kind kümmern kann. Das ist Schwachsinn. Schließlich hat man Vorbildfunktionen und dazu gehört auch, dass man Geld verdienen muss und dazu gehört arbeiten gehen.

Das nicht, aber das wäre das passende Vorurteil dazu, dass Arbeitslose ja genug Zeit für sowas haben (müssten). Und mal abgesehen von der Vorbildfunktion ist die Zeit die man für die Kinder aufwendet kaum höher oder geringer - höchstens der Anteil schwankt, welcher Elternteil hier am meisten präsent ist.

Und man kauft sich keine Markenklamotten und Markenartikel, weil einem die Eltern fehlen, sondern einfach deswegen weil man meint, dass man es halt braucht bzw. sich leisten kann - oder halt zeigen muss, dass man es sich leisten kann. Gerade letzteres, sieht man ja auch an dem Assi mit dem 300 Euro Pulli, scheint hier ja wichtiger zu sein, denn ironischerweise waren die reichsten in unserer Klasse diejenigen, die am wenigsten durch so Markenkleidung noch und nöcher auffielen (Werbemännchenattitüde) - da hat jeder gewusst, dass sie mehr Geld als sie essen können haben, da hat es das nicht gebraucht, das auch noch ständig zeigen zu müssen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Diese Leute, die es nötig habe sich dauernd mit überteuren Markenklamotten zu bekleiden gibt es und wird es immer geben. Du hast auch das Probelm angesprochen, dass gerade die Schüler die weniger wohlhabend sind, versuchen, dabei mitzuhalten, dies ist auf meiner Schule auch der Fall. Bei diesen Leuten frage ich mich auch immer wieder, wie die Eltern dies überhaupt bezahlen können. Außerdem ist mir unverständlich, warum die Eltern dann nicht einfach ein Machtwort sprechen und einfach sagen, dass man da finanziell nicht mithalten kann und muss. Stattdessen geben die Eltern weiterhin ungeheures Geld für die Kleidung der Kinder aus, damit diese sich dazugehörig fühlen. Ich denke das zeugt von schlechter Erziehung der machtlosen Eltern

» Russ4k » Beiträge: 23 » Talkpoints: 0,10 »


Wir wohnen hier in einer sehr guten Gegend und unser Sohn ist auf das Gymnasium gegangen, aber es war nicht das Gymnasium, auf das nur die Leute hingehen. Als ein Schulwechsel an stand, weil er in der Oberstufe seine Leistungskurs nicht bekommen sollte, riet mir meine Freundin von dem Gymnasium ab, sie meinte, da gäbe es nur eine einzige Materialschlacht und ein Vergleichen.

Okay, unser Sohn hat sich noch nie etwas aus Klamotten gemacht, außer, dass er fast nur Nike Basketball Shirts hat, aber da macht es das Design und nicht die Aktualität. Die konnten also auch von der vorletzten Saison sein und damit billiger. Er wäre also vielleicht mit dem Snobismus der anderen klar gekommen, aber der Kelch ist eh an uns vorbei gegangen, er hat seine Leistungskurse dann doch bekommen.

Es ist also nicht so, dass nur Prolls sich der Materialschlacht hingeben, es gibt auch hochsterilisieren Schulen, an denen die Schüler meinen, sie wären etwas Besseres und sich auch so geben. Aber oft sind da auch die Eltern selber Schuld, weil sie dieses Image schüren und so auf die Kinder übertragen. Nach dem Motto mein Kind geht auf die XY

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei uns war es früher an der Schule so, dass bei uns eigentlich so gut wie keine Mitschüler waren, die aus sehr armen Familien stammten. Die meisten stammten aus der Mittelschicht und ein paar waren natürlich dabei, die aus sehr wohlhabenden Familien kamen. Natürlich gab es Unterschiede bei den Klamotten oder anderen Dingen, aber ich habe nie erlebt, dass jemand aufgrund etwas einfacherer Klamotten anders behandelt worden wäre und ich glaube auch nicht, dass es dieses Bestreben gab, mithalten zu müssen. Allerdings liegt das schon einige Jahre zurück und ich muss dazu sagen, dass ich grundsätzlich eine Schule besucht habe, an der es ein bisschen anders zuging als an vielen normalen, staatlichen Schulen.

Ich kann mir vorstellen, dass es an vielen Schulen vorkommt, dass die Schüler sich gegenseitig durch materielle Dinge übertrumpfen wollen und manche daher das Gefühl haben, mithalten zu müssen. Manchmal wird es sicher auch vorkommen, dass die Schüler, die keine tolle Kleidung oder das neueste Handy dabei haben, von anderen gemobbt werden. In sehr vielen Fällen setzen sich die Leute aber selbst unter diesen Druck, mithalten zu müssen, ohne dass die anderen abfällige Sprüche äußern.

Ich finde es wichtig, dass Eltern ihren Kindern echte Werte vermitteln, so dass diese ihre Persönlichkeit und ihren Wert als Mensch nicht über ihre Kleidung oder ihren Geldbeutel definieren müssen. Dann wird es auch nicht notwendig sein, immer jedem neuen Trend hinterherzuhecheln und sich der Masse anzupassen. Auf der anderen Seite finde ich es aber auch wichtig, dass sich jemand in seiner Kleidung wohlfühlt. Der einzige Maßstab sollte daher der persönliche Anspruch an die Kleidung sein, völlig unabhängig von den Modediktaten der Mitschüler, Kommilitonen oder anderer Personen.

An der Uni habe ich übrigens verstärkt den Eindruck gewonnen, den du aus deinem Schulalltag schilderst. Hier gibt es wesentlich stärkere Klassenunterschiede und ich habe auch beobachtet, dass sich letztendlich immer die gleichen Grüppchen bilden, die sich dann auch von den übrigen Kommilitonen abschotten. Letztendlich steht es aber doch jedem frei, sich einem solchen System unterzuordnen oder seine eigenen Ansichten zu vertreten.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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