Reiche Mitschüler - muss man mithalten?

vom 30.12.2009, 10:41 Uhr

Na sowas, bei dem was ihr hier erzählt, muss ich ja fast froh sein, auf einer Privatschule gewesen zu sein. :lol:

Quatsch beiseite. Ich war auf einem Privatgymnasium. Meine Eltern setzen sich aus Arbeiter und Hausfrau zusammen, also jetzt nicht unbedingt die finanzielle Elite, sie wollten mir halt die bestmögliche Ausbildung bieten (ob nun immer privat das Beste ist, ist natürlich fraglich). Aber an dieser Schule konnte man das Einkommen der Eltern partout nicht am (Kleidungs-) Stil der Schüler erkennen. Vielleicht habe ich auch nur einen guten Jahrgang erwischt. Selbst die, die sich in Marken hüllten, wirkten nie angeberisch oder von oben herab. Die mochten einfach die Kleidung gerne.

Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass dort irgendwelche versucht haben, nachzueifern - wenn, haben sie das wohl überzeugend getan. Dinge wurden rumgezeigt, weil man sie toll fand, nicht weil sie viel gekostet haben. Und Rivalitäten zum anderen, staatlichen, Gymnasium mag es zwar gegeben haben: die waren aber überwiegend augenzwinkernder Natur und von beiden Seiten gleichermaßen.

Vielleicht, weil es eine Kleinstadt war? Vielleicht, weil es noch kaum Internet gab und wenig Handys? Ich weiß es nicht.

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» Tiffekk » Beiträge: 165 » Talkpoints: 5,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auch bei uns in der Klasse hat es im Prinzip drei Kategorien gegeben. Zunächst gab es jene Leute, die schlicht und einfach keine Markenkleidung getragen haben, dass sie entweder offen zugegeben haben, dass es ihnen auf lange Sicht zu teuer wäre oder auch einfach nicht daran interessiert, wären.

Dann gab es die eher sozial schwächere Schicht, die sich hin und wieder mal ein authentisches Polo eines namhaften Hersteller leisteten und gleich allen erzählten, wie viel es gekostet habe (dabei schlagen sie gut 50% auf den Preis auf). Ansonsten wurde auf Fakes zurückgegriffen, die man zwar immer noch teuer erstanden haben soll, aber im Vergleich zu den echten Markensachen, die sie besaßen, günstig waren.

Und dann gab es noch jene, die prinzipiell nur Markengewand getragen haben und sich nicht über den Preis dieser Kleidung unterhalten haben, sondern was ihnen daran besonders gefalle oder wo sie es gekauft haben. Ein Freund von mir legte besonderen Wert darauf, teure und hochwertige Kleidung von Herstellern zu kaufen, die bis auf wenige Ausnahmen kaum einen bekannt waren. Er legte und legt Wert auf Understatement.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Freundschaften kreuz und quer zwischen der ersten und dritten "Kategorie" geschlossen worden sind. Die zweite war - um es vornehm auszudrücken - eher ein Grüppchen für sich.

» nirandor » Beiträge: 129 » Talkpoints: 1,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


In meiner letzten Klasse gab es auch einige Schüler die wohlhabende Eltern haben. In der Gruppe stach besonders ein Junge hervor, dessen Vater im Vorstand eines sehr bekannten Unternehmens ist. Er erzählte immer von tollen Reisen, machte Wochenendausflüge und hatte scheinbar vor jeden Wochentag ein anderes teures Auto zur Verfügung.

Da er scheinbar alles haben konnte dachte er, dass auch seine Mitschüler ihm jeden Wunsch erfüllen und versuchte immer andere rumzukommandieren. Bei einigen Mitschülern hat das auch funktioniert, da sie in seine Clique wollten. Ich persönlich fand das Verhalten meiner Mitschüler schrecklich. Sie fingen an ihr gesamtes Geld in Designerware zu stecken und stumpften dadurch immer mehr ab, was soziale Kontakte zu "normalen" Mitschülern und die Wertschätzung von immateriellen Dingen betraf.

Mit so einer Einstellung kommt man im Leben aber nicht weit. Ich finde, man muss sich treu bleiben und darf nicht überall hinterher eifern und sich krampfhaft versuchen anzupassen. Ich finde es fürchterlich wenn man seine Kinder so deutlich spüren lässt das man Geld hat und ihnen das Gefühl gibt, damit öffnet sich jede Tür. So ist es nun mal nicht und gewisse soziale Kompetenzen und ein gesundes Selbstbewusstsein sind eben wichtiger als Designeroutfits.

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» Sissley » Beiträge: 1131 » Talkpoints: 5,54 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



An meiner Schule sind die Schüler aus wohlhabenden Elternhäusern eigentlich nicht durch teure Klamotten aufgefallen. Bzw. es gibt ja auch genug hochwertige und teure Kleidung, die dezent und zurückhaltend ist und nicht mit einem Markennamen quer über der Brust ein "ich war teuer" in die Welt hinaus schreit. Als Laie wird man einen Kaschmirpullover zum Beispiel nur dann erkennen, wenn man auf das Etikett schaut.

Die Schüler mit den offensichtlichen Markenklamotten waren meistens Mittelschichtkinder und von einigen von diesen ehemaligen Mitschülern weiß ich auch, dass sie für ihre vermeintlichen Statussymbole gespart haben und in den Ferien und nach der Schule gearbeitet haben. "Kleider machen Leute" traf in diesen Fällen aber nicht zu, denn ich kann mich nicht erinnern, dass jemand durch seine Markensachen mehr Anerkennung oder mehr Freunde bekommen hätte. Manch einer wurde eher belächelt und gefragt, ob er für die Werbung bezahlt wird.

In der Oberstufe war es bei uns dann so, dass Second Hand Sachen total angesagt waren. Da haben Marken dann auch bei diesen Schülern keine Rolle mehr gespielt, weil es plötzlich viel wichtiger war, dass die Lederjacke richtig alt aussieht oder ein Kleid wirklich aus den 70ern stammt. Aber trotzdem wurden damals die Klassenunterschiede zum ersten mal richtig deutlich. Die einen haben nämlich den Führerschein von den Eltern bezahlt bekommen und sind nach ihrem 18. Geburtstag mit dem eigenen Auto in die Schule gekommen, während die anderen weiter mit dem Bus fahren mussten. Aber ich habe es auch dann nicht erlebt, dass jemand ausgegrenzt wurde, nur weil er kein Auto hatte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Irgendwie ist es doch peinlich, wenn man sich förmlich überwirft nur um Markenklamotten zu tragen. Gucci und Prada da schlottern mir vor Hochachtung ja die Knie. Ich versteh diese Hetzerei um Markensachen nicht, vor allem da ich sie meistens total hässlich finde. Ich habe noch nie Sachen von richtig teuren Marken gesehen die auch hübsch aussahen, aber das ist eh Geschmackssache.

Klar gab es den Kram auch bei uns auf dem Gymnasium und jetzt auf der Uni sieht man auch ein paar Personen, die sich nur mit Marken kleiden, aber hey sollen sie doch machen. Wenn es Jemandem gefällt und dieser Jemand das nötige Kleingeld hat, dann kann er es sich doch gerne holen. Jedem das was ihn glücklich macht. Ich selbst finde es immer total toll, wenn ich mal gespart habe und mir dann mal ein etwas teureres Oberteil von Only oder Vero Moda hole. Da gefallen mir immer mal viele Sachen und ein Stück weit auch die Tatsache das es schon exklusiver als Takko ist, allerdings auch eine bessere Qualität hat. Wenn ich mir so etwas hole ist es jedoch nicht von dem Geld meiner Eltern bezahlt und damit sowieso etwas Anderes.

Es wird immer Menschen geben, die mehr haben und das auch zur Schau stellen mitunter auch an den Kindern. Schließlich sind nicht immer die Kinder die Prolls, sondern werden auch mal benutzt um zu zeigen was die Eltern haben. Wer dem aber nacheifern muss, der muss das hoffentlich aus eigener Tasche tun, oder sich irgendwie verdienen und nicht die Eltern damit schädigen, oder gar kriminell werden nur um mitzuhalten. Solche Mitläufer gibt es wohl in jeder Altersschicht und man begegnet ihnen immer wieder und eigentlich kann man sie eher bedauern, wenn sie ihr Selbstbewusstsein über materielle Dinge definieren müssen.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Zu meiner Schulzeit gab es auch noch nicht so große Klassenunterschiede. Es gab zwar einige Mitschüler, die offenbar reicher waren als die anderen, aber "die anderen" waren wohl alle in etwa gleich wohlhabend bzw. weniger wohlhabend. Geprotzt wurde damals nicht wirklich, es ging eher um Einfluss. Die Reichen hatten mehr davon, die "Armen" eben weniger.

Ich gehörte zu den weniger Reichen und hatte nichts, das vorgezeigt werden konnte. Aber darum ging es wie gesagt auch gar nicht, jedenfalls nicht an den Schulen, die ich besucht habe. Ausgegrenzt wurde ich dementsprechend nicht. Übrigens erinnere ich mich, dass es irgendwann in Mode kam, Markenklamotten (damals Levi´s und Diesel :D) zu tragen, aber auch daraus ergab sich kein Wettkampf oder eine Aufspaltung der Klasse in Gruppen.

Ich bin wirklich froh, dass nicht mit Kleidung und Accessoires geprotzt wurde, und ich glaube, ich hätte heute ein echtes Problem, wenn ich noch zur Schule gehen und damit konfrontiert werden würde, weil ich diesen Trend, der sich da zu entwickeln scheint, ganz, ganz schrecklich finde.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Zum Glück ist das an unserer Schule nicht so extrem wie du beschrieben hast. Sicherlich gibt es einige Mitschüler die gerne ihre Markenklamotten präsentieren aber so richtig schlimm ist das eigentlich nicht. Wer so etwas nicht hat wird auch nicht ausgegrenzt.

So teure Marken wie Armani oder Gucci hat eigentlich auch keiner, da fehlt sicherlich auch den meisten Eltern das nötige Kleingeld um so etwas mitzutragen. Richtig reiche Eltern gibt es hier einfach nicht.

Ich selber trage auch gerne solche Sachen, es sind aber wirklich bescheidene Marken im unteren Preissegment. Die meisten habe ich mir selbst finanziert oder mir zum Geburtstag oder Weihnachten schenken lassen. Die kann man dann auch mal mit weniger teuren Sachen kombinieren ohne dass man sich was vergibt.

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» stex » Beiträge: 741 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde, man muss nicht mithalten können. Es wird immer andere geben, die mehr Geld oder bessere Klamotten haben. Schlimm finde ich nur diesen Gruppenzwang, der oft in den Schulen herrscht. Schüler, die nur No-Name-Klamotten tragen, werden blöd angemacht und belächelt. Das ist wirklich schlimm, denn was können sie dafür, wenn ihre Eltern nicht so viel verdienen oder womöglich Hartz IV-Empfänger sind?

So bildet sich nach und nach wieder die so genannte 2 Klassen-Gesellschaft heraus. Getreu dem Motto: "Hast du nichts, bist du nichts". Und genau deshalb würde ich es gar nicht schlecht finden, wenn man die Schuluniform wieder einführen würde. Dann gäbe es wenigstens keine Unterschiede mehr unter den Schülern und man würde niemandem ansehen, aus welcher Schicht er kommt!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Typen von reichen Schülern. Bei uns gab es zwei sehr wohlhabende Mädchen, aber beide hatten ihre eigene Art das zu zeigen. Die eine war eigentlich ein sehr nettes Mädchen, ihr war es extrem wichtig gute Noten zuhaben und sie trug natürlich auch immer Markenklamotten. Allerdings redete sie kaum darüber und ihre Eltern die eine Firma hatten, hatten ihr trotz des vielen Geldes gelernt, dass sie manche Dinge selbst erwirtschaften musste. Es war eben ein strenger Haushalt und somit hatte sie auch meistens ein sehr gutes Verhalten und hat nie damit angegeben, obwohl man natürlich wusste dass sie eine Villa hat die Millionen wert ist.

Dann gab es dieses andere Mädchen, sie musste immer im Mittelpunkt stehen und zog auch immer alle auf ihre Seite. Sie fand an jedem etwas auszusetzen, egal ob der viel oder wenig Geld hatte, sogar an ihren eigenen "Freunden". Auch wenn sie viele fertig gemacht hat, trotzdem viele Freunde und jede Menge Geld hatte und darüber auch offen sprach konnte sie einem nur Leid tuen. Im Endeffekt hat sie niemanden wirklich als Freund behalten und auch zusammen sein wollte mit ihr auf Dauer niemand.

Somit finde ich, dass man Leute die damit prahlen nicht beneiden sollte. Man selbst ist glücklich mit dem was man hat und das ist die Hauptsache. Wenn man einen etwas teureren Wunsch hat, kann man diesen durch Fleiß wie zum Beispiel Ferienarbeit auch erfüllen und somit hat man ihn wenigstens selbst erarbeitet. Ich würde mir darüber keine Gedanken machen und einfach wegschauen, wenn solche Leute irgendetwas sagen.

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» Mietzis » Beiträge: 802 » Talkpoints: -0,75 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Cappuccino hat geschrieben:Was haltet ihr davon? Gibt oder gab es in euer Schule auch solch offensichtliche Klassenunterschiede? Wurden deswegen die weniger vermögenden Schüler ausgeschlossen?


Meiner Meinung nach, bringt es nichts, mit dem Vermögen der Eltern zu prahlen, denn es ist ja nichts, was man selber erschaffen hat und sich mit fremden Federn zu schmücken ist natürlich immer sehr einfach. Wenn sich dann auch noch andere durch so etwas beeinflussen oder gar blenden lassen, dann zeugt das meiner Meinung nach auch nicht wirklich von Verstand. Man kann einfach nicht alles mit Geld und Macht schaffen, das werden auch die Leute lernen, die es immer nur auf diesem Wege versuchen. Klar haben solche Leute es bei bestimmten Dingen leichter, aber ob sie wirklich so glücklich damit sind?

Ich denke auch, das sie viele Freunde nur aufgrund ihres Geldes haben, aber wenn sie dann auf einmal pleite wären, wären die Freunde auch schneller weg, als sie gucken könnten. Dann hat man doch lieber ein paar Freunde weniger, aber dafür ehrliche, die auch zu einem stehen oder? Auch mithalten muss man mit solchen "reichen" Mitschülern nicht, denn so etwas ist meiner Meinung nach auch eine Erziehungssache. Also wenn meine Eltern stinkreich wären, würde ich es lieber für mich geniessen, anstatt damit rumzuprahlen.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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